Kleine Novellen. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.
entwischte ihnen natürlich« sagte Cosway. »Wie ?«
»Mit Hilfe ihres Anwalts, der es nicht verschmähte, eine hübsche Extravergütung zu nehmen. Er schrieb dem neuen Wirte und zeigte ihm fälschlicherweise das Ableben seiner Klientin in einem Briefe an, den ich dir auf unserer Reise nach London im Eisenbahnwagen mitteilte. Noch andere Vorsichtsmaßregeln wurden getroffen, um die Täuschung aufrecht zu erhalten; doch erscheint es unnötig, sich bei ihnen aufzuhalten. Deine natürliche Folgerung, dass du frei seist, um Fräulein Restall den Hof zu machen, und des armen Mädchens unschuldiges Vertrauen in ,Fräulein Benshaws‘ Teilnahme gaben diesem gewissenlosen Weibe die Mittel, dir den herzlosen Streich zu spielen, der uns nun klar vor Augen liegt. Bosheit und Eifersucht — ich weiß es, wohlgemerkt, von ihr selbst! — waren nicht ihre einzigen Beweggründe. ,Wäre nicht dieser Cosway,‘ sagte sie — ich verschone dich mit dem Zusatz zu deinem Namen — ,mit meinem Gelde und in meiner Stellung hätte ich einen armen Lord heiraten und mich in meinen alten Tagen im vollen Glanze der Pairswürde sonnen können.’ Verstehst du nun, wie sehr sie dich hasst? Doch genug von der Sache! Die Moral davon, mein lieber Cosway, ist, diesen Ort zu verlassen und zu versuchen, was ein Ortswechsel für dich tun kann. Ich habe vollauf Zeit und will mit dir ins Ausland gehen. Wann soll es sein?«
»Lass mich noch einen oder zwei Tage warten« erklärte Cosway.
Stein schüttelte den Kopf. »Hoffst du noch, mein armer Freund, auf eine Zeile von Fräulein Restall? Du ängstigst mich.«
»Das tut mir leid, Stein. Wenn ich ein teilnehmendes Wort von ihr erhalten kann, so will ich mich dem elenden Leben unterwerfen, das vor mir liegt.«
»Erwartest du nicht zu viel?«
»Du würdest nicht so sagen, wenn du sie so liebtest, wie ich.«
Beide schwiegen. Allmählich wurde es dunkel, und die Hausfrau kam wie gewöhnlich mit der Lampe herein. Sie brachte einen Brief für Cosway mit.
Er riss ihn auf, las ihn in einem Augenblick und bedeckte ihn mit Küssen. Seine aufs höchste erregten Gefühle machten sich in einer kleinen entschuldbaren Übertreibung Luft.
»Sie hat mir das Leben gerettet!« sagte er, als er Stein den Brief überreichte.
Dieser enthielt nur folgende Zeilen:
»Meine Liebe gehört Dir, mein Versprechen Dir. Trotz aller Not, trotz aller Ruchlosigkeit, die uns bedroht, trotz der hoffnungslosen Trennung, die uns in dieser Welt bevorstehen mag, bete und sterbe ich als die Deinige. Mein Edwin, Gott segne und tröste Dich.«
Vierter Zeitabschnitt in Cosways Leben
Die Trennung hatte beinahe zwei Jahre gedauert, als Cosway und Stein im Landhause den Besuch abstatteten, der im Anfange der gegenwärtigen Erzählung erwähnt wurde. In der Zwischenzeit hatte man nur von Herrn Atherton etwas über Fräulein Restall gehört. Dieser teilte mit, dass Adele ein sehr stilles Leben führe. Das einzige bemerkenswerte Ereignis war eine Zusammenkunft zwischen »Fräulein Benshaw« und ihr gewesen. Niemand anders war anwesend, aber das wenige, was über die Zusammenkunft verlautbarte, war geeignet, Fräulein Restalls Charakter über alles Lob zu erheben. Sie hatte dem Weibe vergeben, das sie so grausam verletzt hatte.
Es mag hier erwähnt werden, dass die beiden Freunde, nachdem sie die vollständigste Erklärung über Cosways befremdliches Benehmen am Frühstückstische gegeben hatten, sogleich nach London reisten. Stein war durchaus nicht sanguinischer Natur. »Ich glaube nicht an unser Glück« sagte er. »Lass uns ganz sicher sein, dass wir nicht die Opfer eines neuen Betruges sind.«
Der gemeldete Unfall auf der Themse hatte sich wirklich zugetragen, und die Meldung in der Zeitung erwies sich in jeder Hinsicht als richtig. Stein stellte persönlich seine Nachforschungen an. Aus natürlichem Zartgefühl gegen Adele zögerte Cosway, über die Sache an sie zu schreiben. Der immer hilfsbereite Stein schrieb an seiner Stelle. Kurze Zeit darauf traf eine Antwort ein. Sie enthielt eine kurze, amtliche Darlegung der zuständigen Behörde vom letzten Akte der Bosheit, die von der verstorbenen Teilhaberin des Hauses Benshaw und Comp. verübt worden war. Sie war nicht, wie ihr Bruder, ohne Testament gestorben. Der erste Punkt ihres Testamentes enthielt der Erblasserin dankbare Anerkennung, dass Adele Restall ihr in echt christlicher Barmherzigkeit vergeben hatte. Nach der Feststellung, dass weder Verwandte noch Kinder vorhanden seien, die im Testamente hätten bedacht werden müssen — vermachte der zweite Paragraph Frau Cosway-Benshaws Vermögen der Adele Restall unter der einen unbarmherzigen Bedingung, dass sie Edwin Cosway nicht heirate. Der dritte Absatz überwies — wenn Adele Restall diese Bedingung verletzte — alles Geld dem Geschäftshause in der City »zur Ausdehnung des Geschäftes und zum Vorteile der überlebenden Teilhaber.«
»Einige Monate später wurde Adele großjährig. Zum Ärger ihres Vaters und zum Erstaunen der »Handelsgesellschaft« gelangte das Geld wirklich an das Londoner Geschäftshaus. Der vierte Abschnitt in Cosways Leben war Zeuge seiner Vermählung mit einer Frau, die mit Freuden eine halbe Million Pfund für das Glück hingab, das Leben bei achthundert Pfund jährlich mit einem geliebten Manne zu teilen.
Aber Cosway fühlte sich aus Dankbarkeit verpflichtet, sein Weib zu einer reichen Frau zu machen, wenn Arbeit und Entschlossenheit dies ausrichten konnten. Als Stein zuletzt von ihm hörte, machte er seine Studien für die Advokatur, und Herr Atherton war bereit, ihm den ersten Unterricht im Rechtsverfahren zu geben.
Anmerkung.
Jener »unwahrscheinlichste« Teil der gegenwärtigen Erzählung, der im »ersten Abschnitte« von Cosways Leben enthalten ist, gründet sich auf ein Abenteuer, das keinem Geringeren als einem Vetter von Walter Scott wirklich begegnete. In Lockharts köstlichem »Leben« ist die Anekdote zu finden, wie sie von Walter Scott dem Kapitän Basil Hall erzählt wird. Das übrige der gegenwärtigen Erzählung ist vollständig erdacht. Der Verfasser wollte gerne wissen, was solch eine Frau, wie die Wirtin, unter gewissen gegebenen Umständen tun würde, nachdem sie einen jungen Seeoffizier geheiratet hatte — und hier ist die Antwort.
Die letzte Liebe des Kapitäns.
bearbeitete
automatische Übersetzung.
Aus Belgravia Januar 1877 XXXI, Nr.123 S.257-274
Erstmals veröffentlicht Spirit of the Times, New York 23. Dezember 1876.
Dieser markante ganzseitige Stich für "The Captain's Last Love" stammt von Walter Jenks Morgan (1847-1924) und trägt den Titel "The Nymph of the Island".
I.
»Der Kapitän ist noch in der Blüte seines Lebens«, bemerkte die Witwe zu mir. »Er hat sein Schiff aufgegeben, er hat ein ausreichendes Einkommen, und er hat niemanden, der mit ihm lebt. Ich würde gerne wissen, warum er nicht heiratet.«
»Der Kapitän war übermäßig unhöflich zu mir«, fügte die jüngere Schwester der Witwe ihrerseits hinzu. ›Als wir uns in London von ihm verabschiedeten, fragte ich, ob es wahrscheinlich sei, dass er in dieser Saison zu uns nach Brighton kommen würde. Er drehte mir den Rücken zu, als hätte ich ihn tödlich beleidigt; und er gab mir diese außergewöhnliche Antwort: »Fräulein! Ich hasse den Anblick des Meeres.‹ Der Mann ist sein ganzes Leben lang Seemann gewesen. Was will er damit sagen, dass er den Anblick des Meeres hasst?«
Ich war der Witwe und der Schwester der Witwe völlig ausgeliefert. Die anderen Mitglieder unserer kleinen Gesellschaft in der Pension waren alle zu einem Konzert gegangen. Man wusste, dass ich der älteste Freund des Kapitäns war und mit allen Ereignissen im Leben des Kapitäns gut vertraut war. Es blieb mir keine höfliche Alternative, als die Fragen zu beantworten, die mir gestellt wurden.
»Ich