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Reisen Band 1. Gerstäcker FriedrichЧитать онлайн книгу.

Reisen Band 1 - Gerstäcker Friedrich


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alles Feder- und Holzwerk des langen omnibusartigen Kasten war fest und sicher mit Streifen ungegerbten Leders umwickelt, und jedes Plätzchen dabei auf dem ganzen Wagen, es mochte sich nun befinden wo es wollte, zu einem Kistchen, Fäßchen, Kasten oder Pack benutzt. Zu der gelben Landkutsche aber, sollte sie nicht ganz aus der Rolle fallen, gehörten ein paar alte gemüthliche Gesichter, die in lobenswerther Geduld, und sich ruhig in ihr Schicksal fügend, eine solche Reise machten, und wahrlich, als bei unserer Annäherung der Wagen hielt und das Fenster niederfiel, sah ein mit Runzeln bedecktes und von hoher Brille überragtes Schulmeistergesicht aus dem Schlag, und erkundigte sich mit nicht geringer Genauigkeit bei dem jetzt erkannten Correo nach den Gerüchten über die Indianer. Die Gauchos auf den Pferden hatten zu viel eigenes Interesse bei dieser Antwort, als daß sie hätten gleichgültig bleiben sollen. Sie wandten sich alle gespannt dem alten Correo zu und lauschten seinen Worten, die wieder viel des Entsetzlichen kündeten /89/ - der Alte war ordentlich wie eine reitende Hiobspost. Das

      berichtet, was er berichten wollte, wandte er sich ab und sprengte wieder davon, ich aber hatte indessen ausgefunden, daß ein junger Bursche, ein Knabe von etwa vierzehn Jahren, mit im Wagen saß, der Englisch sprach, und es drängte mich natürlich ebenfalls, zu erfahren, was er mir über den Schnee der Kordilleren - ein für mich sehr interessantes Capitel - etwa sagen könnte. Wie ich aus dem vorigen Gespräch gehört, befand sich in dem Omnibus ein Lehrer mit einigen Zöglingen, die er mit zum Besuch nach Buenos-Ayres nehmen wollte.

      Mit Fragen kam ich aber bei dem jungen Bürschchen im Anfang gar nicht an, denn dieser wollte nur von Indianern hören, und frug mich, ob alle die Mordgeschichten wahr wären, die der Correo da eben seinem Professor erzählt hätte. Ich sah mich nach dem Correo um - dieser war kaum noch zu erkennen, ließ ich mich auf langes Erzählen ein, erfuhr ich nie, was ich wissen wollte, Trost konnte den guten Leuten aber auch nicht schaden, und ich versicherte ihm, es sei kein wahres Wort an der ganzen Geschichte - ich glaube nicht, daß ein Indianer auf zweihundert Meilen im Umkreis sei - die Straße wäre so sicher wie Buenos-Ayres selber - aber die Kordilleren -

      „Sind vortrefflich zu passiren" - lautete die Antwort - „aber im Sommer - wenn der Schnee geschmolzen ist -"

      „Im Sommer? - aber ich will, ich muß jetzt hinüber."

      „Jetzt?" der kleine Bursche lachte - „nonsens," sagte er - „jetzt kann nicht einmal mehr ein Brief herüber von Valparaiso - ich habe von meinem Vater, der dort wohnt, seit zwei Monaten keine Nachricht - die Kordilleren sind „geschlossen."

      Die Gauchos, die eine kurze Zeit unserem für sie Kauderwelsch mehr neugierig als geduldig gelauscht hatten - drückten, dessen jetzt müde, ihren Thieren die Sporen wieder in die Seiten - der Wagenschlag fiel zu, und fort brausten die muthigen Thiere und schleppten das unhehülfliche Fuhr-/90/ werk in wilder Eile durch den wirbelnden Sand. - Ich hatte, die „geschlossenen" Cordilleren im Kopf, eine volle Stunde Arbeit, meinen Correo wieder einzuholen.

      Die Hütten, die wir jetzt erreichten, kündeten uns übrigens fast alle die Nähe der Indianer. - In der einen fanden wir einen jungen Burschen, dessen Vater sie vor kurzer Zeit überholt und ermordet hatten, und nur selten traf man noch in einer der Wohnungen eine alte Frau, die kleine Wirthschaft besorgend, d. h. den Mateh kochend. Fast überall waren die Frauen nach den hier und da gelegenen festen Plätzen geflüchtet, erstlich selber in Sicherheit zu sein, und dann auch, im Fall eintretender Gefahr, die Männer nicht mit der Sorge um sie zu behindern.

      Aber nicht die Indianer allein sind dem Wanderer in der weiten Steppe gefährlich, die Gauchos selber sollen ein ziemlich wildes, blutdürstiges Volk sein, und Streitigkeiten unter sich, wie auch wohl Habgier und Rache, sind die Ursachen manches offenen Todtschlags, manchen heimlichen Mords. Einen fatalen Eindruck machen, die Folge dieses Charakters, die vielen Kreuze an der Straße: - einfache, mit Riemen von ungegerbtem Leder gewöhnlich, zu einem Kreuz verbundene Stücke Holz, welche die Stelle bezeichnen, an der ein Reisender oder Einheimischer - ermordet worden. Diese kommen in der That viel zu häufig vor, als daß sich der Fremde je einem Gefühl vollkommener Sicherheit hingeben könnte, selbst wenn er nicht auch noch, gerade wie wir jetzt, der Gefahr eines Ueberfalles wilder Horden ausgesetzt gewesen wäre. Kein Tag verging, an dem ich nicht zwei, drei oder gar mehr dieser fatalen memento mori erblickte.

      Am 25. machten wir zweiundzwanzig Leguas und übernachteten wieder in einem einsamen Haus, das übrigens, wie alle anderen Estancias, ebenfalls seinen besondern Namen trug. Hier war die Unreinlichkeit wieder zu Hause. Als uns Abends das Essen in einer schmutzigen hölzernen Schüssel gebracht wurde, legte die Frau - nicht einmal ausgebreitet, sondern wie ein zusammengedrücktes Taschentuch - einen Lumpen darunter, der die Spuren verschiedener fetten Speisen und Rußflecke seit Gott weiß wie vielen Wochen trug und /91/ mich so anekelte, daß ich kaum ein paar Bissen hinunterwürgen konnte. Dabei saß der „Herr vom Hause" daneben und langte mit Fingern, die keinenfalls in diesem Monat Wasser gesehen, fortwährend in unsere Schüssel hinein, einzelne Stücke Fleisch herauszuholen, und - Doch ich will den Leser nicht mit der Wiederholung all' des Ekelerregenden, was ich dort sehen mußte, ermüden - es erreichte aber, gerade in dieser Provinz, seinen höchsten Grad, denn die Frauen suchten und verzehrten sogar das Ungeziefer, eine vom Kopf der andern, und boten mir dann wieder die Matehröhre, an der sie vorher mit denselben Lippen gesogen. Ich kann gewiß viel vertragen, aber das war mir ein klein wenig zu stark. So viel übrigens zur Rechtfertigung der Pampas, daß diese letzte scheußliche Sitte nur in der Provinz Santa-Fé vorkommen soll, und die Bewohner derselben haben sogar einen Ekelnamen danach bei den übrigen Argentinern.

      Bis hierher war die Ebene, über die wir gekommen, durch keinen Hügel, durch keinen Baum unterbrochen worden. Hier aber, und zwar vom Rio-Tertio aus, an dem wir einen ganzen Tag hinritten, zeigte sich uns Morgens in der Ferne ein ausgebreiteter Wald mit stattlichem Holzwuchs, der mir der Formation der Bäume nach aus Eichen zu bestehen schien. Das ließ sich jedoch - denn er mußte noch viele Meilen entfernt liegen - auf solche Distanz nicht deutlich unterscheiden. Ich machte meinen Begleiter darauf aufmerksam, weil ich etwas Derartiges gar nicht erwartet hatte; er schien mich aber nicht zu verstehen, denn er sagte nur „arboles?" und schüttelte dann lachend mit dem Kopf. Ich schwieg, denn ich war überzeugt, wir würden bis Mittag nahe genug gekommen sein, genau unterscheiden zu können, von welcher Ausdehnung der Wald hier sei, griff aber ordentlich dem Pferd vor Erstaunen in die Zügel, als nach etwa viertelstündigem Ritt ein Hirsch vor uns aufstand, mit flüchtigen Sätzen über die Steppe und zwar gerade dem Wald zu setzte, in dem er gleich darauf verschwand, aber bei jedem hohen und flüchtigen Satz hinter den ersten Bäumen wieder mit dem halben Körper zum Vorschein kam. Nicht fünf Minuten später erreichten wir das, was ich für einen Wald stattlicher /92/ Eichen gehalten hatte, und fand nichts als - ein breites Dickicht niederer Dornbüsche, die aber in ihrer ganzen Form und Gestalt, nur in Miniatur, unseren deutschen Eichen auf ein Haar glichen und jetzt, da man die Umrisse der einzelnen deutlich und genau erkennen konnte, gar so lieb und zierlich aussahen. Die meisten glichen, wie gesagt, unseren Eichen, andere aber wieder Apfel- und Birnbäumen, und die Verhältnisse zwischen Stamm und Laub stimmten auf das Genaueste und Täuschendste.

      Am 26. zeigten sich die ersten Berge: zur Rechten breitete sich noch in blauer Ferne die Cordobahügelkette aus, und unsere Richtung lag jetzt der äußersten Spitze derselben zu. Die Nacht blieben wir in einem kleinen Städtchen am Rio-Quarto, und ich freute mich auf den Ort, weil mir gesagt war, ich würde dort einen Engländer finden. Leider befand sich der aber gerade zufällig in Cordoba; dafür jedoch erhielt ich die, wie sich der Leser gewiß denken kann, freudige Nachricht, daß ein Deutscher, ein Landsmann von mir, im Orte schon seit langen Jahren wohne. - Es sei ein Hutmacher, hieß es, und es gehe ihm ganz wohl. Aus dem Haus schickten sie gleich Jemand ab, der ihn bitten mußte doch einmal auf die Post zu kommen, weil ein Landsmann von ihm gerade von Deutschland eingetroffen sei. Vergebens wartete ich aber den ganzen Abend, und zwar so lange, bis es zu spät geworden war ihn selber aufzusuchen; er kam nicht, und da ich selber, vom langen Ritt ermüdet, keine große Lust mehr verspürte weit herumzulaufen, der Correo mir auch sagte, daß wir am nächsten Morgen nicht so gar früh aufbrechen würden, so verschob ich den Besuch auf den andern Tag.

      Mit uns zugleich war ein anderer, gerade von Mendoza kommender, Correo eingetroffen, der nach Cordoba bestimmt war. Er hatte außer seinem sonstigen Gepäck noch vier kleine Körbe


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