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Schön und ermordet: Zwei Kriminalromane. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

Schön und ermordet: Zwei Kriminalromane - Alfred Bekker


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acht Stück. Die müssen sich noch in ihrem Besitz befunden haben. Das Konto weist einen Sollstand auf.« Der Angestellte sah Roth vorwurfsvoll an.

      »Wann wurden die Schecks vorgelegt?«, fragte Roth.

      Der Angestellte rief die entsprechenden Angaben auf dem Bildschirm ab.

      »Zwischen dem 28. August und dem 4. September, also erst vor wenigen Tagen. Stimmt etwas nicht?«

      »Das weiß ich noch nicht«, antwortete Roth.

      »Wir werden wegen der Überziehung nichts unternehmen. Ich sehe, dass sie hier noch über ein Sparguthaben verfügt, das die Summe nahezu deckt.«

      »Können Sie auch feststellen, wo sie die Schecks vorgelegt hat?«

      Der Angestellte zögerte, dann stand er auf. »Einen Augenblick.«

      Als er zurückkam, gab er Roth einen Zettel. Darauf standen die Namen der drei Banken, in denen sie die Schecks eingetauscht hatte.

      Alle drei befanden sich in Cannes in Südfrankreich, knapp zwei Autostunden von dem Dorf am Hang entfernt.

      Tondorf war sehr aufgeregt, als er in Roths Zimmer stürmte.

      »Was fällt Ihnen ein, ein Dienstfahrzeug für private Zwecke zu benutzen?«, fragte er laut.

      Roth sah ihn mit gespieltem Erstaunen an. »Der Wagen steht mir im Rahmen meiner Tätigkeit innerhalb der Sonderkommission zur Verfügung ...«

      »Spielen Sie nicht den Einfaltspinsel, Herr Roth! Sie sind für den Innendienst eingeteilt! Sie hätten den Wagen sofort an die Fahrbereitschaft übergeben müssen!«

      »Regen Sie sich nicht auf, Herr Tondorf, das kann ich ja jetzt erledigen. Ich habe nicht daran gedacht.«

      Tondorf wollte sich nicht beruhigen. »Sie sind zu spät zum Dienst erschienen. Wenn Sie sich nicht wohl fühlen, Herr Roth ...«

      »Ich bin in Ordnung«, sagte Roth ärgerlich. »Machen Sie doch kein Theater wegen des Wagens!«

      »Sie und Gräfe, Sie haben sich immer Sonderrechte herausgenommen. Damit ist es nun vorbei, Herr Roth! Wenn ich Sie hier bei einem Fehler erwische, dann schlage ich zu, daran sollten Sie immer denken!«

      »Herr Peikert hat mir nahegelegt, Urlaub zu nehmen«, sagte Roth.

      »Ach ...«

      »Und den werde ich nehmen, sofern keine sachlichen Gründe dagegenstehen. Sachliche Gründe lassen sich bei mir lediglich aus dem schwebenden Disziplinarverfahren ableiten, und darauf haben Sie keinen Einfluss, Herr Tondorf.«

      »Ich würde Sie auch nicht zurückhalten wollen, Herr Roth.«

      »Was willst du denn tun?«, fragte Gräfe, als sie sich in der Mittagspause in der Kantine trafen. Roth nahm nur einen Salat, Gräfe begnügte sich mit einem Teller roter Grütze.

      »Ich weiß es noch nicht«, antwortete Roth ausweichend. Er sah den Freund nicht an.

      »Du schmeißt doch nicht das Handtuch?«

      »Ich nehme nur meinen Jahresurlaub.«

      »Mann, du kannst mir doch nichts vormachen! Ich nehme dir einfach nicht ab, dass du dich allein in deinen fabelhaften Wagen setzt und ins Blaue fährst!«

      Roth stocherte in seinem Salat herum. Er hatte sich entschlossen, nicht einmal Gräfe in sein Vorhaben einzuweihen. Er wollte ihn weder in Gewissensnöte stürzen noch in Gefahr bringen. Er kannte Gräfe gut, zu gut. Gräfe würde kompromisslos einsteigen, wenn er von dem seltsamen Fahndungsersuchen erführe. Gräfe hätte den Vorgang als willkommenen Anlass genommen, um damit bis zum Polizeipräsidenten, notfalls auch bis zum Innensenator, vorzustoßen.

      Und dann stünde Gräfe auf der Abschussliste, vorausgesetzt, es gäbe die von ihm behauptete Verbindung zwischen dem Präsidium und Heinen, dem Hai.

      »Ich schreibe dir eine Karte«, sagte er leichthin. »Grüß Monika und die Kinder.«

      *

      Er fing sie vor dem Laden ab, als sie aus der Mittagspause zurückkehrte. Hinter der Scheibe lauerte eine elegante Frau mittleren Alters, die er für die Inhaberin hielt. Um ihren grimmigen Blicken auszuweichen, zog er Tina ein Stück zur Seite.

      »Ist was passiert?«, fragte sie beunruhigt.

      »Ich will versuchen, sie zu finden«, sagte er.

      Bevor die französische Polizei ihren Aufenthaltsort feststellte und eine ahnungslose deutsche Behörde die Information an den Mann weiterleitete, der Sigrids Tod beschlossen hatte, fügte er in Gedanken hinzu.

      »Sind Sie hergekommen, nur um mir das zu sagen?«, fragte sie verwundert.

      Roth nickte. »Vielleicht ist Ihnen ja noch etwas eingefallen?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Wissen Sie denn, wo sie sein könnte? He, Sie haben mir ja die Karte gar nicht wiedergegeben! Glauben Sie denn, dass sie da ist? Wissen Sie überhaupt, wie das Kaff heißt? Ich weiß nicht einmal, in welcher Gegend das liegt!«

      Roth lächelte unwillkürlich, weil ihre Fragen wieder einmal schneller kamen, als er sie beantworten konnte.

      »In Südfrankreich«, sagte er.

      »Aha«, machte sie verstehend. »Tun Sie das privat? Oder sagt man da auf eigene Faust?«

      »Ich habe Urlaub«, sagte er.

      »Tja, dann viel Glück.« Unschlüssig sah sie ihn an.

      »Vielleicht sagen Sie mir ja irgendwann mal Bescheid. Wann fahren Sie los?«

      »Morgen früh. Machen Sie's gut.«

      *

      Heinen presste den Telefonhörer an sein Ohr.

      »Er wird sie schon finden«, sagte der Mann am anderen Ende. »Alles andere ist jetzt Ihre Sache!«

      »Ich weiß, was meine Sache ist«, gab Heinen barsch zurück. »Ich hatte etwas mehr erwartet als die Hoffnung auf einen Erfolg.«

      »Er ist Polizist«, sagte der Anrufer beschwörend. »Er ist ein Spürhund! Machen Sie sich keine Sorgen, wenn er sich erst einmal an eine Spur gehängt hat, lässt er nicht mehr locker!«

      »Wenn sich in diesem Fall jemand Sorgen machen muss, wenn etwas nicht klappt, dann sind Sie es«, sagte Heinen, bevor er auflegte.

      Er erhob sich und öffnete die Tür zur großen Diele.

      »Bernd!«, rief er laut.

      Makowski kam aus seinem Zimmer. Er folgte dem Hai in dessen Arbeitszimmer und wartete, bis der andere das Schweigen brach.

      »Er hat angebissen«, sagte Heinen, nachdem er wieder hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte. »Wenn sie ausgeschaltet ist, kann uns niemand mehr etwas anhaben! Niemand, Bernd, niemand!« Heinens breiter Mund verzerrte sich, die glitzernden Augen verschwanden hinter fleischigen Lidern. »Sie ist irgendwo in Frankreich ...«

      »In Südfrankreich, so weit war ich auch schon«, sagte Makowski. »Wieso muss es ausgerechnet der ehemalige Liebhaber sein? Der weiß doch nicht mehr als die Schwester!«

      »Er ist Polizist, und er versieht seinen Job. Er sucht sie auf eigene Faust, Bernd. Weißt du, was das bedeutet? Er ist ganz anders motiviert.« Heinen machte eine Pause. Dann fuhr er fort: »Wir müssen Nelles jetzt nach Frankreich schaffen.«

      »Für Olsens Spedition fährt jeden Tag ein Lastzug von Hamburg nach Marseille. Kein Problem, Nelles da draufzukriegen. Notfalls lasse ich einen Container präparieren.«

      »Darum soll Olsen sich selbst kümmern. Du sorgst dafür, dass Nelles einen Wagen bekommt, wenn es so weit ist. Und die Waffen, die er braucht.«

      »Kein Problem, Chef. Nur - wie setzen wir ihn auf die Fährte dieses Polizisten? Wir können ihn doch nicht hinter ihm herfahren lassen! Der Bulle kennt ihn, und der Haftbefehl gilt auch in Frankreich.«


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