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Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion. Thomas GASTЧитать онлайн книгу.

Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion - Thomas GAST


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dachte zunächst an einen Scherz.

      »Ich muss meinen Bezirk inspizieren, ein paar Reden halten und den Bauern sagen, dass wir sie nicht vergessen haben. Und da könnte sich ein Begleitschutz als nützlich erweisen.« Der Unterpräfekt meinte es ernst. Die Lage in Mangalmé hatte sich mit dem Eintreffen der Legion in der Stadt und der Region sichtlich beruhigt. Um zu verhindern, dass die Rebellen sich die mentale Unterstützung der Bauern im Distrikt holten, wollte die Regierung jetzt handeln. „Kavallerist“ Piétri, der Verantwortliche für die Garnison Mangalmé, stimmte sofort zu.

      »Wie viele Männer benötigen Sie für Ihre Kampagne?«

      »Das liegt einzig und allein in Ihrem Ermessen, cher lieutenant!«

      »Gut! Ich stelle Ihnen einen Zug ab, dazu drei Fahrzeuge und einen Chef, von dem ich große Stücke halte!«

      Der Unterpräfekt blinzelte.

      »Ich komme persönlich mit«, lachte der Leutnant. »Also, wann geht es los?«

      Am nächsten Morgen pünktlich zum Sonnenaufgang rückte der Zug aus. Die Sitzflächen der Dodges waren aus Holz. Das war gut für ein paar Stunden, danach aber wurde es schnell unbequem. Wie immer, wenn Legionäre vorrückten, ob zu Fuß oder mit dem Fahrzeug, beachteten sie auch dieses Mal strenge Regeln. Das Prinzip „keine Bewegung ohne Feuer, kein Feuer ohne Bewegung“ steckte tief in ihrem Blut. Sobald sie sich einem Dorf näherten, fuhr ein Element in Deckung, saß ab und brachte sich in optimaler Kampfentfernung zum Ziel in Stellung. Eine Gruppe sicherte die Zufahrtswege, während der Rest des Zuges in den Ort eindrang, um zu sehen, ob dort die Luft rein war. Erst dann begab man sich getrost zum Marktplatz, wo der Unterpräfekt seine Reden schwang. Gegen Mittag erreichten sie ein völlig unscheinbares Dorf. Während der Unterpräfekt die Dorfbewohner zusammentrommelte, sah sich Leutnant Piétri etwas in der Gegend um. Und er sprach mit einigen Einwohnern. Was er in Erfahrung brachte, verpasste ihm augenblicklich einen gewaltigen Adrenalinstoß.

      »Die Rebellen waren hier!«

      »Wann?«

      »Eben erst, vor einer Stunde.«

      Piétri sah nach Westen hinüber. Dort begann es bereits zu dämmern.

      »Und wo sind sie hin?«, fragte er innerlich aufgewühlt.

      Der alte Bauer wies in eine Richtung. »Da rüber.«

      »Verdammt, muss man dir jeden Wurm einzeln aus der Nase ziehen? Wie viele waren es?«

      »Dreimal so viele, wie ihr es seid«, sagte der Bauer lachend und zeigte dabei eine Reihe verfaulter Zähne. »Und jede Menge Waffen hatten sie auch dabei. Funkelnagelneue sogar.«

      Nun gab es nichts mehr, was Leutnant Piétri zurückhalten konnte.

      »Gruppenführer, aufsitzen lassen!«, brüllte er, sprang auf sein Fahrzeug und brauste davon. Die Befehle gab er unterwegs per Funk.

      »Direktion immer mir nach, Reihenfolge egal, Feuer frei auf Imitationen oder wenn ihr die Rebellen als solche ausmachen könnt. Eine Rebellengruppe ist auf dem Weg ins nächste Dorf, deshalb!«

      Die Legionäre, von den vorausgegangenen Manövern in der prallen Sonne noch völlig erschöpft, waren plötzlich hellwach. Zwei Fahrzeuge schossen an Piétri vorbei und rasten mit voller Geschwindigkeit auf die Rebellen zu, die sich genau in dem Augenblick zeigten, in dem die Sonne langsam am Horizont erlosch. Das anschließende Gefecht war kurz, aber heftig. Ein Legionär wurde dabei schwer verletzt, elf Rebellen getötet.

      Wahre Anekdoten.

      Leutnant Piétri wurde gegen Ende des Tschad-Aufenthaltes von einer Kugel erwischt. Sie traf ihn in die Brust. Einmal im Krankenhaus in Fort Lamy, hatte der Leutnant jedoch nichts Besseres zu tun, als die „Mauer“ zu machen. Er hatte es vor Langeweile nicht mehr ausgehalten und streifte deshalb nachts durch die Bars.

      Ein Legionär, der bei einem Einsickern hinter die feindlichen Linien den Marsch seines Zuges nach hinten sicherte, wurde auf ein Knistern in seinem Rücken aufmerksam. Da er aber in der stockdunklen Nacht nichts Ungewöhnliches sah, und zwischendrin immer mal alles friedlich war, dachte er sich nichts weiter dabei. Erst als das Geräusch nach einigen Minuten wiederkehrte, ging er in die Hocke und zielte mit dem Gewehr in die Richtung, aus der er gekommen war. Schon bald darauf löste sich ein riesenhafter Schatten aus der Dunkelheit. In seinen Spuren lief tatsächlich ein Löwe.

      Mit dem Beginn des Jahres 1970 änderte sich vieles. Urplötzlich tauchten neuwertiges Gerät und moderne Waffen in den Händen der Rebellen auf. Bewegten sie sich gestern noch zu Fuß oder auf den Rücken ihrer Pferde und Kamele, so sah man sie seit kurzer Zeit aufgesessen auf brandneuen 4x4 Toyota Pick-ups. Und oh Wunder, sie besaßen plötzlich schwere, auch deutsche MGs und Mörser. Ob sie diese handhaben konnten und wie, das stand auf einem anderen Blatt. Was beunruhigender war: Es schien so, als hätte jemand den Rebellen über Nacht etwas ins Ohr geflüstert! Sie besannen sich plötzlich darauf, dass sie schon immer einen Guerillakrieg gegen die reguläre Armee, aber nicht zuletzt auch gegen die unerwünschten Ausländer, die sich das Land untertan machen wollten, geführt hatten. Ein frischer Atem, der des Aufstandes und der Rebellion, füllte plötzlich ihre Lungen. Und der erreichte den gesamten Norden Tschads. Wie der Schirokko, der unaufhaltsame Saharawind, ging ein Aufschrei von Hütte zu Hütte, von Dorf zu Dorf, von Erg zu Erg. Dieser Schrei hatte nur eine Bedeutung. Widerstand, koste es, was es wolle!

      Bei den Legionären gab es nichts Neues. Zumindest mussten sie sich immer noch mit Waffen herumschlagen, die aussahen, als kämen sie direkt vom Schwarzmarkt oder aus dem Museum. Ihren Kampfgeist sollte das aber nicht beeinträchtigen: Im Gegenteil! Nachdem sie Weihnachten in ihren Außenposten gefeiert hatten, kam es am 6. März 1970 zu schweren Kämpfen in der Provinz Ouadaï, genauer gesagt in der Region Safay. In einem Feuergefecht stellte die erste Kompanie eine Rebellengruppe auf dem Markt von Dabandat. Eine zu Hilfe eilende Nomadeneinheit wurde sofort unter Beschuss genommen. Ihr Führer fiel. Der Arzt des 2. REP, Michel de Larre de la Dorie, wurde tödlich getroffen, als er den Mann, der schwer verletzt am Boden lag und sich nicht mehr rührte, bergen wollte. Die Methodik und die Effizienz, mit denen die Legionäre in jedem Kampf zu Werke gingen, erzeugten beim Feind Wut und Verzweiflung. Das jedoch machte ihn umso gefährlicher. Am 17. März 1970 operierte die motorisierte Kompanie unter dem Befehl des Capitaine Aubert im Gebiet zwischen Mangalmé und Oum-Hadjer. Gegen 17 Uhr 30 geriet der stellvertretende Kompaniechef mit dem dritten Zug bei dem Ort Dabazin in ein Feuergefecht mit den Rebellen. Fünfzehn Gegner wurden getötet, ein paar alte Waffen erbeutet, die eigenen Wunden gepflastert. Am 28. November kam es im Canyon Guelta-Maya zu einem Kampf zwischen Rebellen und der CMLE. Die Rebellen ergriffen die Flucht. Ende Dezember fand in der Region um Abou Deia, Am-Timan und Azrak die Operation „Coccinelles“ statt. Zwei Legionäre der CMLE fielen bei Tchalak. Das Ende des Abenteuers Tschad näherte sich. Als ob die Legionäre rochen, dass sie anderswo niemals so brillante Kampferfahrungen sammeln konnten, stürzten sie sich ohne Morgen in jedes einzelne Gefecht. Nur für die CAE des Hauptmanns Wabinski jedoch sollte es noch eine Überraschung in letzter Minute geben. Doch das ahnte zu der Zeit noch niemand.

       Ein Schützengraben in Korsika

      Die erste Begegnung zwischen Oberst Wabinski und mir fand gegen Ende 1987 statt. Das Regiment hielt ein Manöver oben in den Bergen Korsikas ab. Es herrschte ein Sauwetter, regnete, was der schwarzgraue Himmel hergab. Die Wolken klebten wie schwarze Trauben am Cappu Giovu, der über die Balagne zu wachen schien. Die Temperaturen waren auf den Nullpunkt gesunken. Ich lag in einem Schützenloch auf meiner vom Regen nassen Zeltbahn, als sich aus dem Nebel heraus plötzlich eine bullige Gestalt löste. Der Mann, es war Oberst Wabinski, ließ sich neben mir im Trockenen nieder, zog eine Thermosflasche aus einem kleinen Rucksack und schenkte Kaffee in einen Blechnapf, den er mir hinhielt. »Trink, Caporal!« Der Befehl eines Obersten des 2. REP wird nicht diskutiert, weder damals noch heute. Der Colonel persönlich inspizierte seine Manövertruppe. Zu sagen, ich war verblüfft, trifft nicht das Wort, das mir damals im Kopf rumging: Ich war schwer beeindruckt! Ein oder zwei Jahre später begegnete ich dem alten Oberst am Flughafen in Nizza wieder. Fast hätte ich ihn nicht erkannt. In Zivil sah er aus wie ein stattlicher Weinbauer, dem der Anzug nicht so recht


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