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so.« Er lächelte. »Warum machst du diesen mühsamen Bürotrott überhaupt mit?«, fragte er dann wesentlich ernsthafter.
»Ja, warum?« Kim zündete sich eine ihrer eigenen Zigaretten an.
»Das hat eine Frau wie du doch nicht nötig«, meinte Robert. »Oder lässt du dich noch immer von diesem Nino beeinflussen?«
»Fang nicht wieder damit an!«, bat sie ihn. »Du weißt doch selber, wie schwierig es ist, als Fotomodel Karriere zu machen.«
»Du musst es nur wollen, Kim. Und sei doch mal ganz ehrlich: Davon hält dich dieser Typ ab.«
Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Du schätzt Nino falsch ein.«
»Arbeitet er noch immer in diesem Fitness-Center?«
»Ja, aber nicht mehr lange«, antwortete Kim spontan, obwohl sie nicht recht wusste, warum sie das sagte. Nino hatte ja keineswegs vor, die Arbeit im Fitness-Center aufzugeben. Was hätte er sonst auch tun sollen? Also schämte sie sich für ihn – oder zumindest für seine Beschäftigung als Hilfskraft.
»Es ist echt schade um dich«, sagte Robert.
»Hör doch auf!« Kim klang ein wenig erregt.
»Schon gut.« Robert winkte ab und zerdrückte dann die Zigarette im Aschenbecher. »Ich kenne übrigens Leo«, sagte er und setzte sich auf Kims Sessellehne.
Sie löschte aufgeregt die Zigarette aus.
»Komm schon!« Robert fiel in einen weichen Ton und versuchte, Kims Wange zu berühren. Sie ließ sich von ihm mit unbeteiligtem Gesicht streicheln. »Ich will doch nur das Beste für dich«, flüsterte er.
»Lass mich!«, sagte sie.
»Warum hast du damals überhaupt mit mir geschlafen?«, fragte Robert. Er stand auf und schritt, die Hände in den Hosentaschen, hin und her.
»Es ist eben passiert«, antwortete sie gereizt.
»Und – weiß Nino davon?«
»Nein, verdammt noch mal!«, brauste Kim auf, erhob sich und ging auf die Tür zu.
»Nun sei nicht beleidigt!« Robert versuchte sie zurück zu halten. »Es hat mir eben schon lange unter den Nägeln gebrannt, mit dir über deine Zukunft zu reden. Da musste es raus. Und einen guten Rat wird man wohl noch geben dürfen!«
Kim blieb stehen, drehte sich um und schaute Robert durchdringend an. »Ich komm' auch ohne deine Ratschläge zurecht, ich meine, die von dieser Sorte. Und wegen Nino – da mach dir mal keine Sorgen!«
Robert trat dicht vor sie hin, legte ihr die Hände auf die Schultern. »Bist du jetzt sauer?«, fragte er.
»Bis bald«, erwiderte sie und streckte ihm teilnahmslos die Wange zum Abküssen hin. »Wenn du mich für Fotos brauchst, weißt du ja, wo du mich erreichen kannst.«
»In Ordnung.« Robert lächelte, doch diesmal wirkte er sehr gezwungen. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit begleitete er Kim noch bis vor die Tür hinaus.
Kapitel 2 (Das Manuskript)
»Jetzt liegt dieser Mist noch immer im Wohnzimmer«, sagte Pauly und betrat die Küche.
Kim war gerade dabei, zwei Eier zu kochen. Pauly stellte sich dicht hinter sie, umfasste ihre Hüften.
»Ach ja, das wollte ich dir noch sagen.« Kim drehte sich um, wobei Pauly seine Hände nicht von ihren Hüften nahm. »Dieser Mist, wie du das nennst, ist äußerst interessant.«
»Komm schon!« Er grinste etwas verunsichert.
»Du hast ein Romanmanuskript gefunden«, erklärte sie ihm.
»So.« Mehr hatte er dazu nicht zu sagen.
»Hat das einfach so in einem Abfallkorb gelegen?«, wollte Kim wissen.
»Ja.«
»Nicht schlecht.« Sie unterdrückte ein Schmunzeln.
»Komm, küss mich lieber!«, forderte Pauly sie auf.
Kim ging nicht darauf ein, sondern sagte: »Mal angenommen, derjenige, der dieses von dir gefundenen Manuskript geschrieben – «
»Nicht jetzt«, fiel ihr Pauly ins Wort und küsste sie dann auf den Mund, zog dabei ihren Unterkörper mit beiden Händen kräftig gegen den seinen.
»Lass mich ausreden!« Kim befreite sich von seiner plötzlichen Attacke. »Zudem sind die Eier fertig gekocht.«
»Was essen wir heute eigentlich?«, fragte Pauly. »Es ist schon bald acht Uhr.«
»Wie du siehst: gekochte Eier.«
»Sehr lustig.« Er imitierte ein knappes Lachen. »Wir könnten aber eine Pizza essen gehen.«
»Darauf habe ich jetzt keine Lust«, sagte Kim. »Ich will in diesem Manuskript weiterlesen.«
»Das muss ja eine ungeheure Sache sein, die ich da angeschleppt habe!« Und grinsend fügte er an: »Vielleicht sollte ich öfter meinen Kopf in Abfallkörbe stecken!«
Kim nahm den Topf von der Herdplatte.
»Nun hör mir bitte mal zu«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob die Idee gut ist, aber eine Überlegung ist sie auf jeden Fall wert.«
»Was für eine Idee?«
»Dieses Manuskript – übrigens ein spannender Thriller – ist vielleicht noch unveröffentlicht.«
»Woher willst du das wissen?«
»Weil es viele Korrekturen in dem Text gibt.«
»Das beweist doch gar nichts«, sagte Pauly. »Vermutlich ist es ganz einfach Scheiße – da hat einer etwas zusammen geschrieben, was dann im Abfall landete. Und du lässt dich davon auch noch begeistern. Du liest sonst nie viel, also wie willst du das überhaupt beurteilen?«
»Auf jeden Fall verstehe ich mehr davon als du.« Kim wurde energischer. »Doch wenn es dich nicht interessiert, dann lässt du es eben bleiben.«
»Was soll mich daran schon interessieren?«
»Jetzt überleg doch mal, Nino! Dieses Manuskript ist jetzt in unserem Besitz.«
»Wirf den Mist weg!«
»Romane werden von Schriftstellern geschrieben.« Kim ließ nicht locker und schaute ihrem Freund in die Augen. »Aber das hier wurde von demjenigen, der es geschrieben hat, weggeworfen. Warum versuchen wir nicht, damit etwas anzufangen?«
»Womit?«, fragte Pauly erstaunt. Und dann begriff er: »Du willst es irgendwie verkaufen.«
»Das wäre zumindest eine Idee. Vor zwei Jahren haben wir doch im Urlaub diesen Angeber mit dem ewigen Sonnenbrand auf der Nase kennen gelernt. Und der hat gross erzählt, dass er Journalist ist und dazu auch noch Geschichten für Zeitschriften schreibt.«
»Was willst du von dem?«
»Nichts. Aber er hat mich auf eine Idee gebracht.« Sie pausierte, erzeugte damit aber keinerlei Spannung bei Pauly.
»Die Eier werden kalt«, sagte er.
Kim winkte ab. »Ich kenne mich da ja nicht aus. Aber warum informieren wir uns nicht darüber, was zu machen ist, wenn man ein Buch geschrieben hat?«
»Hör mit diesem Unsinn auf!«
»Niemand braucht zu erfahren, dass wir das Manuskript gefunden haben«, sagte Kim weiter. »Und wer könnte uns das auch beweisen?«
»Derjenige, der es geschrieben hat.«
»Es steht kein Name auf dem Manuskript. Bloß der Titel: Abstieg ins Dunkel.«
»Vergiss es!«, sagte Pauly, näherte sich seiner Freundin und schob ihr das Haar aus dem Gesicht. »Wir verstehen von dieser Sache doch