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Verdammte Konkurrenz. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Verdammte Konkurrenz - Edgar Wallace


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aufzurücken.

      »Am Dienstag. Montag wird die Firma verkauft.«

      Mr. Lark hatte sich unter der Hand schon mit Julius verständigt, daß er Chef der Kassenverwaltung bleiben und ein höheres Gehalt bekommen sollte.

      »Wenn sie dann am Dienstag noch den Mut besitzt, wieder ins Geschäft zu kommen, werde ich sie unten an der Haustüre erwarten. ›Entschuldigen Sie, Miß Storr‹, sage ich sehr höflich, ›wohin wollen Sie denn gehen?‹ Und wenn sie antwortet ›In mein Büro‹, dann soll sie aber etwas zu hören bekommen. ›O nein‹, werde ich sagen, ›das gibt es nicht mehr, und wenn Sie nicht sofort verschwinden, schicke ich zur Polizei!‹«

      »Glänzend!« erwiderte Miß Leverby, denn der Feldzugsplan ihres Chefs hatte großen Eindruck auf sie gemacht.

      Schon an gewöhnlichen Sonnabenden kam Mr. Maber nur sehr selten ins Büro, und an dem Tag aller Tage, an dem das klassische Rennen zwischen Oxford und Cambridge ausgetragen wurde, war natürlich an ein Erscheinen im Geschäft überhaupt nicht zu denken. Er saß vielmehr neben seinem Freund Markus am Steuer eines eleganten Motorbootes. Beide trugen die charakteristische Rudertracht. Während der fünfzehn fieberhaft aufregenden Minuten des Rennens gab er das Steuer ab, stand aufrecht mit hochrotem Gesicht im Boot und feuerte die Cambridge-Mannschaft durch Zurufe an. Fünfzig- bis sechzigtausend Menschen, die dichtgedrängt an den Flussufern standen, gaben den Ruderern mehr oder weniger ähnliche Ratschläge, schrien und brüllten. Viele Boote begleiteten die beiden Achter, und beim Finish erzitterte die Luft von den donnernden Zurufen der Menge.

      Cambridge gewann das Rennen mit einer halben Bootslänge.

      Am Abend dieses denkwürdigen Tages lehnte sich Mr. Maber über den festlich geschmückten Tisch. »Markus, besinnst du dich noch darauf, wie wir damals zusammen aus dem Empire hinausbefördert wurden?«

      »Glaubst du, das könnte ich jemals vergessen?« entgegnete Markus mit leuchtenden Augen und tat seinem Freunde kräftig Bescheid.

      »Erinnerst du dich auch noch an den Geschäftsführer, der mich die Treppe vom ersten Stock hinunterwarf?«

      »Meinst du den Mann, mit dem du damals durchaus boxen wolltest? Ich habe nur noch eine ganz unklare Vorstellung von der Sache, aber ich glaube, er hat dich vom zweiten Stock heruntergeworfen.«

      »Nein, vom ersten«, erklärte Mr. Maber entschieden. »Ich kann mich noch genau darauf besinnen, daß eine Matte vor der untersten Stufe lag.«

      Mr. Maber lehnte sich in seinen Stuhl zurück, hielt das Sektglas in die Höhe und trank es dann langsam und bedächtig aus.

      »Ob der Mann wohl noch lebt?« meinte er dann nachdenklich. »Damals war er verhältnismäßig jung. Ich weiß noch, daß er eine Narbe auf der rechten Oberlippe hatte.«

      »Gehen wir doch einmal hin und sehen nach, ob er noch da ist!« schlug Markus vor und erhob sich etwas mühsam vom Tisch.

      Das Essen war vorüber, und die Leute waren schon fast alle gegangen.

      »Ja, du hast recht, wir müssen unbedingt wieder ins Empire.« Mr. Maber stand ebenfalls auf. »Ich möchte den Mann zu gern noch einmal sprechen – den mit der Narbe auf der Oberlippe. Ich werde ihm sagen, daß das damals – recht unverschämt von ihm war, uns so – hinauszuwerfen. Es ist doch merkwürdig«, sagte er kopfschüttelnd, »daß ich all die langen Jahre nicht einmal daran gedacht habe, ihn aufzusuchen und ihm beizubringen, was ich von ihm halte.«

      »Hör mal, was ist denn eigentlich aus der Dame geworden?« erkundigte sich Markus plötzlich. Als er aber sah, wie sehr er seinen Freund durch diese Frage in Verlegenheit brachte, entschuldigte er sich sofort. »Nichts für ungut. Na, dann los, auf ins Empire!«

      Man hatte die Konferenz auf Montag zwölf Uhr mittags angesetzt. Barbara erfuhr jedoch erst davon, als sie ins Büro kam und auf Mr. Mabers Schreibtisch einen Zettel mit einer entsprechenden Notiz fand, das erste Zeichen, daß in Zukunft andere Leute hier bestimmen würden.

      Um zehn Uhr war Mr. Maber noch nicht im Geschäft, und es wurde auch elf, ohne daß er sich zeigte. Das war aber keineswegs etwas Ungewöhnliches.

      Um elf Uhr fünfzehn stürzte ein Page aufgeregt in Barbaras Büro und meldete, daß ein Polizist sie zu sprechen wünsche.

      »Was – ein Polizist? Bring ihn herein!«

      Der Beamte, ein großer Mann mit ernstem Gesicht, trat ein. Vorsichtig machte er die Tür wieder zu.

      »Sie sind Miß Storr?«

      Sie nickte, aber sie fühlte sich sehr unbehaglich.

      »Miß Barbara Storr?«

      »Ja, das bin ich.«

      »Bitte kommen Sie mit mir zur Polizeistation in der Marlborough Street«, sagte er leise. »Niemand außer mir und dem Inspektor weiß etwas davon.«

      Sie sah ihn bestürzt an.

      »Zur Polizeistation?«

      »Zum Polizeigericht!« verbesserte er sich. »Sie müssen deshalb nichts Schlechtes von ihm denken. Er ist ein so netter Herr, und die Reporter haben auch versprochen, seinen Namen nicht in die Zeitungen zu bringen. Sie wissen allerdings gar nicht, wer er ist. Der Inspektor hat alles getan, was in seiner Macht stand. Aber wenn jemand einen Polizisten ins Ohr beißt, kann man das natürlich nicht so ohne weiteres hingehen lassen, auch nicht, wenn es der Abend nach dem Bootsrennen war. Na, ich denke, mit einem Monat Gefängnis wird er wohl davonkommen.«

      »Einem Monat?« fragte sie atemlos. »Wer soll denn einen Monat Gefängnis bekommen?«

      Er schaute sich vorsichtig um.

      »Mr. Maber«, flüsterte er dann.

      Barbara mußte sich an der Tischkante festhalten, um nicht umzusinken.

      »Aber – aber –« sagte sie endlich mit stockender Stimme, »läßt sich das denn nicht – in eine Geldstrafe umwandeln?«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Da täuschen Sie sich. Aber kommen Sie nur mit. Er möchte Sie sprechen, bevor er ins Pentonville-Gefängnis gebracht wird. Ich gehe am besten voraus, damit niemand etwas merkt, und nach einer Weile kommen Sie nach.«

      Eine Viertelstunde später betrat Barbara verwirrt und in heller Aufregung das Büro des Polizeiinspektors, der sie freundlich und zuvorkommend empfing.

      »Ein Rechtsanwalt ist gerade bei ihm in der Zelle, aber ich glaube, Sie können gleich hineingehen.«

      Der Beamte führte sie durch die weite Halle. Viele Leute warteten hier, deren Bekannte sich vor dem Polizeigericht zu verantworten hatten. Als die beiden dann auf den Gang hinaustraten, bat er sie, zu warten und ging allein weiter. Nach einigen Minuten kam er aber wieder zurück und winkte ihr.

      An der einen Seite des Korridors lagen die kleinen Türen der Zellen, und bald darauf stand Barbara Mr. Maber gegenüber.

      Er trug einen ziemlich beschmutzten Abendanzug ohne Kragen und Krawatte. Außerdem war er unrasiert. Sie starrte entgeistert auf den großen, blauen Fleck an seinem rechten Auge und auf seine dick geschwollene Oberlippe.

      »Barbara, ich möchte dich bitten, mir einen Gefallen zu tun.« Seine Stimme klang heiser. »Zunächst stelle ich dir hier Rechtsanwalt Mr. Hammett vor.«

      Dieser Mann war nicht Mr. Mabers Rechtsanwalt, soviel wußte sie. Wahrscheinlich war er aus der Nachbarschaft zu Hilfe gerufen worden.

      »Es ist eine schauderhafte Geschichte! Und alles nur, weil der Kerl nicht herauskommen und mit mir boxen wollte! Es stimmt nicht, daß ich ihn gebissen habe ... das muß ein Hund gewesen sein ... ich habe einen gesehen, nein, sogar mehrere.«

      Er sprach hastig und ein wenig zusammenhanglos.

      Barbara verstand seine Aufregung nur allzu gut und bedauerte ihn aufrichtig.

      »Ich werde einen Monat fort sein. Glücklicherweise waren bei der Verhandlung keine Zeitungsmenschen


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