Der absolute Wahnsinn. Armin PangerlЧитать онлайн книгу.
– Wenn ich will
Ich kann, wenn ich will.
Ich kann, wenn ich will, alles tun
Ich kann, wenn ich will, alles tun was ich will
(Aber) ich will nicht
20. Mai 1993
Ri hat heute Bauchschmerzen.
Überhaupt. Unser Zusammensein nimmt Formen an. Sehr zärtliche aber auch strickte, das ist noch okay. Jeder für sich lautet die Formel. Und Freunde sind wir. Ich glaube nicht das wir jemals miteinander schlafen werden. Zu vieles trennt uns. Ich sollte ihr das gleich sagen, denn sonst ist es zu spät. Die Arbeit die damit verbunden ist, sollte geteilt werden.
Über die Gedanken die ich mir heute gemacht habe, mag ich nicht schreiben. Sie sind zu negativ. Es war ein trüber Tag.
21. Mai 1993
Es gibt so schöne Momente mit ihr, die ich nicht missen möchte. Ich fühle mich aufgehoben und geschmeichelt. Aber ich kämpfe mit mir das Lachen nicht zu verlieren. Unser Zusammensein wächst und verwächst. Ich begreife nicht ganz was passiert. Manches an ihr stimmt mich melancholisch. Vor allem das ich ihr Zeit geben muss. Und das Muss ist nicht gut. Es ist das erste und schwerste Muss das ich ihr zu schenken habe. Sie sagt auch, daß sie es nicht länger als 3 Wochen mit Männern aushält. Das ist sehr wenig. Grund dafür ist, daß die Typen sie langweilen. Sie lacht sehr viel und mir tut es weh, wenn sie mit anderen lacht. Das ist etwas, was ich heute einsehe und vom Kopf verstehe aber vom Herz her noch nicht. Wenn ich so darüber nachdenke wie es ist mit ihr, so unabhängig, tut es gut mit ihr klare Worte zu reden.
Nicht wie früher mein Tagebuch als Waffe präsent zu bekommen. Sie hilft mir sehr viel, die letzte heftige Beziehung zu bewältigen. Zwischen den letzten Sätzen waren noch viele Gedanken, die noch nicht aufgearbeitet sind. So viele über die ich reden möchte. Wenn sie mir doch nur Zeit geben würde und ich mir selbst Zeit nehmen könnte, Herr über mich selbst zu sein.
Ich habe das Gefühl, daß das mit Ri etwas sehr Großes ist. Dabei ist sie so klein. 1,60 Meter. Es ist praktisch, daß sie so groß ist. Und sie mag meinen Hintern. Sie liebt die Veränderung – vor der ich ein wenig Angst habe. Sie findet es okay wie mein Bart aussieht. Es ist ihr egal wie ich ihn trage. Einfach alles wie ich es tue ist in Ordnung. Ich bin, so wie ich bin, okay. Alles ist recht. Die Freiheit die ich mir wünsche. Wir werden ein Video schauen, spazieren gehen. Apropos es war heute das erste Mal das sie in die Zukunft gedacht hat. Irgendein Film. Er heißt glaub ich „Schöne Bescherung“. Ob sie mir damit etwas sagen will. Nur Geduld. Es kommt die Zeit wo ich verstehen werde. Ich weiß nur, daß wenn ich etwas festhalte dann verliere ich es umso schneller. Und das ist nicht gut. Die Zärtlichkeiten die wir austauschen sind so angenehm leicht.
Ein bisschen heftiger dürfte es ruhig noch werden. Und vor allem öfter.
Ich begreife nur nicht recht warum das so ist. Vielleicht ist eine Spekulation richtig d.h. hier an dieser Stelle angebracht.
Sie will nicht, daß sich alles gleich verbraucht, weil sie Angst hat mich zu verlieren. Ich erinnere mich daran, daß ich sie zum Max-Plank-Gymnasium fuhr; sie meine Aufforderung viel Spaß zu haben, missverstand. Aus Angst? Möglich ist vieles.
Mir hat ein Satz wehgetan und ein anderer Freude bereitet. Der Erste sprach von der Möglichkeit, daß sie vielleicht mal etwas mit einem anderen Mann hätte.
Der zweite erzählte wie niedergeschlagen sie war als sie an meinem Geburtstag ging. Es hat ihr zu diesem Zeitpunkt schon wehgetan.
Was meint sie damit: „ich soll ihr helfen keine Angst mehr vor ihr zu haben“? Die Angst nicht mehr respektiert zu werden? Sie möchte auch nicht, daß ich in ihren Freundeskreis eindringe. Es sind ihre Freunde.
Irgend etwas stimmt da nicht, obwohl daß in der Phase vielleicht eine natürliche Reaktion ist. Zwischen uns ist noch nichts so fest. Es beginnt gerade erst. Wir werden grade Freunde. Ich sollte warten mit dem Sex. Geduld. Ruhe bewahren.
Es ist so schön, wenn sie mich berührt und streichelt.
Wir waren beim Schult. In der Marktstraße. Pappschilder, Kartonagen kaufen, als sie mir unvermittelt an den Hintern mit beiden Händen griff. „Süß!!“ sagte sie. „Alles meins“
Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, habe ich E. noch nicht ganz vergessen. Man kann 14 Monate der Qual nicht einfach streichen. Und ich weiß nicht, ob ich für eine neue Beziehung schon reif und frei genug bin.
Scheiße. Aber jetzt ist es wenigstens Mal gesagt. Es macht z. Bspl. tierisch nervös, wenn sie in der Küche sitzt und mir zuschaut wie ich koche. Ri meine ich.
Ich werde ihr das mal sagen, genauso wie ich es sagen werde, daß ich es angenehm finde, daß sie in der Küche sitzen kann, ich in meinem Zimmer und überhaupt nicht an sie denke. Weil es schon gut ist, daß sie einfach in meiner Nähe ist. Das war total herrlich mit ihr am Rhein zu sitzen und die Stille zu genießen. Die Frösche quakten. Wir hörten die Enten und Gänse schnarren und plappern. Über uns Blitze und Donner. Ganz leicht. Ein Zug flog vorbei. Die Sterne.
Oder das andere Mal, wie wir am See waren und baden gingen. Ich war erregt, das habe ich ihr gestern erzählt und sie musste lachen. Es gibt so Vieles was ich mit ihr teilen möchte.
Nur Sex möchte sie scheinbar grad keinen. Vielleicht zu stark, zu kräftig, zu viel auf einmal. Ich vibriere bei dem Gedanken. Aber es gibt nur eine Direktive. Ich muss Ich bleiben.
Nacht 21.-22. Mai 1993
04.00 Uhr
Alex und ich waren grade noch im Barfly. Gary musste den blöden Künstler rausschmeißen der Stefan angegriffen hatte. Er lag auf dem Boden und war scheinbar bewusstlos. Wir sind dran vorbeigelaufen. Er ist ein Arschloch, es geschieht im Recht. (es war Zinger)
Den Tag genossen Ri und ich in Kippenheimweiler. Wir lagen rum und ließen uns die Sonne auf den Pelz brennen. Sie ist ja so lieb und so verspielt.
Und das ist wohl das Wichtigste: Wir sind Freunde geworden. Ich kann reden.
24. Mai 1993
Gestern war das beste und größte Fest das ich je erlebt habe 60 Leute waren da und haben gefeiert, was das Zeug hielt. Eine gelungene Feie. Eigenwillig, bedrohlich.
Ri hat dann die Nacht bei mir geschlafen. Stefan hat sie gefragt, ob wir zusammen wären. Sie hat lieb und süß genickt. Den Abend hat sie mit irgendwelchen Leuten verbracht. Ich war manchmal gar nicht für sie da. Aber ich glaube sie braucht diese Form der Freiheit und des Freiseins. Wir haben darüber geredet. Sie hat geäußert es gebe da so eine Sache die sie nicht mag und dabei gehe es um Abhängigkeiten die sie nicht akzeptieren kann.
Viele Dinge sind stark. Der Tod z. Bspl. von Gerd. Er hat mich mit E. verschweißt und trotzdem ist von meiner Seite die Beziehung nicht mehr tragbar gewesen. Verrückt, nicht?
Gerade erinnere ich mich an gestern Abend. Als Andrea grad kam. Ich habe sie unbewusst vereinnahmt. Sie sofort an meinen Tisch gezerrt. Mir wird das erst jetzt bewusst. Es war wirklich eine komische Reaktion von mir. Was Ri wohl gedacht hat? Den Abend ließ ich A. dann sitzen, dann redete ich mal wieder mit ihr.
Es war ein bisschen ein Abend der Selbstdarstellung von einigen Leuten. Einige protzten geradezu mit ihrer außergewöhnlichen Begabung sich selbst darzustellen. Laut und grell.
Im Moment: RH1/Arbeit
Viel Stress. Alex will einen weiteren Mann für drei Monate in die WG aufnehmen. Das ist mir gar nicht recht.
An Ri habe ich einen Brief geschrieben. Es ist der wichtigste Brief. Sie muss sehr bald merken, daß ich sie will, daß ich auch meine Befriedigung brauche. Ich will nicht zu viele Kompromisse eingehen, für die ich dann wieder 1¼ Jahre brauche, um sie zu revidieren.