Die Todesreiter vom Rio Pecos. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.
Major ein ganzes Fort kommandiert.
Meistens ist man dann schon Colonel."
Der Major zeigte die Zähne. "Man muß mich wohl vergessen haben, als es um die Beförderungen ging..."
"Wissen Sie, was ich glaube?"
Der Major zog seinen Revolver aus dem Army-Holster, richtete die Waffe in Gordons Richtung und brannte dem Rancher dann eine Kugel kurz vor die Stiefelspitze.
"Ihre Fragerei geht mir auf die Nerven, Mister!"
"Kommt vielleicht daher, daß Sie nicht der Kommandant von Fort Hobbs sind!" versetzte Gordon. "Ich habe keine Ahnung, wie er heißt, aber Collins wohl kaum. Den Namen habe ich mir gerade ausgedacht!"
Der Major schluckte. Sein Brustkorb hob und senkte sich.
"Halt's Maul, Kuhtreiber!" zischte er.
"Ich schätze, Sie sind überhaupt kein Soldat. Weder Major, noch irgend etwas sonst - obwohl ich den Yankees ansonsten alles zu traue. Aber Sie wirken auf mich eher wie ein gewöhnlicher Bandit! Mag der Teufel wissen, wie Sie dazu kommen, diese Uniform zu tragen!"
Einen kurzen Augenblick lang geschah gar nichts.
Eine gespannte Stille hing über allem. Im Hintergrund waren die Rufe der Blauröcke zu hören, die die störrischen Longhorns anzutreiben versuchten.
Dann hob der Major blitzartig den Revolver und feuerte zweimal kurz hintereinander.
Es ging blitzschnell und keiner von Gordons Leuten war schnell genug, um etwas unternehmen zu können.
Der erste Schuß traf Gordon O'Malley im Oberkörper und ließ ihn zurücktaumeln. Die Hand des Ranchers zog den eigenen Colt noch zur Hälfte aus dem Holster heraus, aber er kam nicht mehr dazu, einen Schuß abzugeben.
Eine zweite Kugel traf Gorden mitten zischen den Augen.
Sein Körper zuckte, wurde nach hinten gerissen und schlug dann schwer auf dem Boden auf.
Gordon O'Malley war tot.
Und einen Sekundenbruchteil später brach die Hölle los!
*
Jed riß den Revolver heraus und feuerte in Richtung der Blauen. Einer der angeblichen Soldaten hatte gerade seine Winchester auf Jed angelegt.
Aber der Rancherssohn konnte den Kerl mit einem schnellen, sicheren Schuß aus dem Sattel holen. Mit einem Schrei sackte der Kerl in sich zusammen und rutschte aus dem Sattel, während sein Gaul davonstob.
Ein wahres Bleigewitter prasselte auf Jed O'Malley nieder.
Er warf sich zur Seite, spürte wie die Kugeln haarscharf an ihm vorbeizischten. Noch im Fallen schoß er einmal, kam dann hart auf dem Boden auf, rollte sich herum und sah wie rechts und links von ihm der Staub zu kleinen Fontänen hochgeschossen wurde.
Jed ließ seinen 45er loskrachen. Er suchte den Major jenen Mann, der seinen Vater niedergeschossen hatte. Aber der Major hatte sein Pferd längst herumgerissen und es davonpreschen lassen. Er feuerte ein paar Schüsse in Jeds Richtung, die allerdings allesamt daneben gingen. Jed rollte sich erneut herum, kam wieder auf die Beine und hechtete dann hinter einen Busch, während die Schüsse über ihn hinwegpeitschten.
Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie die Cowboys der O'Malley-Ranch beschossen wurden.
Palmer sank schreiend zu Boden und Stuart hatte sich hinter den Pferdewagen gerettet, auf dem die O'Malley-Mannschaft Verpflegung, Brandeisen und andere Utensilien zum Round up mitgeführt hatten.
Stuarts Revolver war leergeschossen. Er griff sich eines der Winchester-Gewehre, die im Wagen lagen und holte einem der Blauröcke damit den Gaul unter dem Hintern weg.
Von Ross, dem dritten Cowboy der O'Malley-Ranch, konnte Jed im Augenblick nichts sehen.
Mit fieberhafter Eile lud er seinen Revolver nach, während Stuart vom Wagen aus Schuß um Schuß in Richtung der Blauröcke abgab.
Dann tauchte Jed aus seiner Deckung hervor und schoß ebenfalls zweimal kurz hintereinander. Einen der Kerle erwischte er, dann mußte er sich wieder platt an den Boden pressen, denn mit unglaublicher Wut hagelte eine Salve aus einem Dutzend Winchester-Gewehren in seine Richtung. Die Äste des Strauch, hinter dem er sich befand, splitterten auseinander. Die Geschosse pfiffen dicht über ihn hinweg oder schlugen rechts und links von ihm in den Boden ein.
Es war die Hölle.
Ein Schrei gellte dann durch die Luft.
Jed rollte sich am Boden herum und drehte sich zur Seite, so daß er sehen konnte, was geschehen war.
"Ross!" kam es über Jeds Lippen, aber der Lärm der Schießerei verschluckte seinen Ruf.
Es hatte Ross erwischt.
Er hatte offenbar versucht, sich hinter einem kleinen Erdhügel in Sicherheit zu bringen, aber bevor er Deckung gefunden hatte, war er getroffen worden.
Sein Bein war rot von Blut.
Einer der Blauröcke legte auf ihn an und jagte ihm auch noch eine Kugel in die Schulter. Verzweifelt versuchte Ross, sich zu wehren, aber sein Revolver war leergeschossen. Bevor der Blaurock jedoch ein weiteres Mal feuern konnte, war Jed aufgesprungen, hatte blitzschnell gezielt und seinen Colt loskrachen lassen.
Er traf den Blaurock am Waffenarm.
Mit einem Fluch auf den Lippen ließ dieser sein Eisen sinken und preschte davon.
"Ziehen wir ab, Männer, wir haben was wir wollen!" hörte Jed die heisere Stimme des Majors rufen.
Ein Donnern ließ jetzt die Erde erzittern.
Die Rinder hatten sich in Bewegung gesetzt. Die Schießerei hatte sie halb wahnsinnig gemacht und die Blauröcke waren nicht unbedingt erfahrene Treiber. Und so lief die Herde auch nicht in die Richtung, in die die Blauen es gerne gehabt hätten.
Wie bei einer Stampede trampelte die Herde los und die blau Uniformierten jagten hinter und zwischen ihnen her.
Jed blickte zu Ross hinüber, der noch immer verletzt am Boden lag. Ross kroch ein paar Schritte vorwärts und Jed zögerte nicht eine Sekunde. Er rannte ein Stück in Richtung des Cowboy, um ihn zu retten, denn die Rinder würden ihn buchstäblich in den Boden stampfen. Aber die ersten Longhorns stürmten schon dicht an Jed vorbei und man mußte höllisch aufpassen, nicht von einem der Tiere auf die langen Hörner genommen und herumgeschleudert zu werden.
Dann war es aus.
Geschossen wurde jetzt nicht mehr.
Auch die Blauröcke hatten alle Hände voll zu tun, den Rindern nicht in die Quere zu kommen. Die Herde war wie ein reißender, unaufhaltsamer Strom. Sich ihm entgegenzustellen bedeutete einen grausamen Tod.
Staub wurde aufgewirbelt und hüllte alles wie ein Nebel ein. Jed hustete und zog sich das Halstuch vor den Mund.
Eines der gesattelten Pferde, die herrenlos in diesem Chaos herumirrten preschte in Jeds Richtung und er wußte, daß dies seine Chance war.
Er stellte sich dem Gaul in den Weg.
Als das Tier heran war, klammerte er sich an dessen Hals, schwang sich halb hinauf auf den Rücken und packte es bei den Nüstern. Es beruhigte sich immerhin so weit, daß es sich wieder reiten ließ. Jed riß die Zügel herum und lenkte den Gaul dorthin, wo Ross lag.
Ein Pulk von gut einem Dutzend Longhorns donnerte direkt auf den am Boden liegenden zu. Jed wußte, daß es lebenbsge-fährlich war, was er tat. Aber wenn er nichts unternahm, dann war Ross dem Tod geweiht.
Auch wenn die Chance nur minimal war - Jed versuchte es. Er trieb das Pferd mit den Sporen brutal voran. Das Tier scheute. Es spürte die Gefahr. Aber Jed konnte ihm dennoch seinen Willen aufzwingen.
In vollem Galopp kam er auf Ross zugeritten, der bleich vor Schmerz und Schrecken im Staub lag.
"Nein! Tu es nicht!" krächzte dieser.
Aber