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Das Wunder Mozart. Harke de RoosЧитать онлайн книгу.

Das Wunder Mozart - Harke de Roos


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doch die Frage, mit welchem Ziel und von wem sie verbreitet wurden. Die Gerüchte besagten, dass der Kaiser von französischen Emigranten, Freimaurern oder Jesuiten umgebracht worden sei. Auch wurde kolportiert, dass Leopold sich selbst durch einen im eigenen Labor hergestellten Liebestrank vergiftet habe.

      Die am stärksten auffallende Übereinstimmung in den Schicksalen von Kaiser und Komponist besteht jedoch darin, dass beide im eigenen Bett gestorben sind, ohne die letzten Sakramente zu empfangen, obwohl sie von prominenten Ärzten betreut wurden, die den Tod rechtzeitig hätten vorhersehen müssen. Nicht genug damit: Die ärztliche Behandlung von Seiten dieser exzellenten Heilkünstler soll nach Meinung kundiger Beobachter von der Art gewesen sein, dass sie den Exitus ihrer Patienten erheblich beschleunigt, ja vielleicht sogar verursacht habe.

      Schon Mozarts Ehefrau Konstanze hat in aller Öffentlichkeit die Qualität der medizinischen Betreuung ihres Mannes angezweifelt. Da sie und ihre Schwester Sophie Haibl am Sterbebett zugegen waren, kann man ihre Bedenken ruhigen Gewissens ernst nehmen. Die Verarztung Mozarts mit ausgiebigen Aderlässen, Brechmitteln und eiskalten Umschlägen muss auf die Umstehenden brutal gewirkt haben. Carl Bär, selber Arzt, sagt dazu:

       Dass die Aderlässe Mozarts Tod unmittelbar verschuldet haben können, ist eine bisher übersehene, aber in erster Linie in Betracht zu ziehende Möglichkeit.

      (Mozart. Krankheit – Tod – Begräbnis. Salzburg 1970)

      Wohl gemerkt: „in erster Linie“! Wolfgang Hildesheimer äußert sich in seinem berühmten Mozartbuch kaum weniger eindeutig:

      Deshalb erscheint uns diese, anscheinend spontane Anweisung ”kalte Umschläge über seinem glühenden Kopfe” auch so unverständlich. Heute würde jedem Laien einleuchten, dass ein solcher Schock nicht nur dem Sterbenden nichts mehr nütze, sondern den Sterbensakt durch eine radikale Erschütterung beschleunigen müsse, was er auch tat, und zwar so, „dass er nicht mehr zu sich kam, bis er verschieden“ (Sophie Haibl).

      Dem Kaiser ist es kaum besser ergangen. Sein Schwager Ferdinand, König von Neapel-Sizilien, sagt es unverblümt:

      …wie ist es denn nur möglich, dass die Ärzte wirklich solche Esel gewesen sind, dass sie die Krankheit nicht erkannt haben, die, wenn man ihren Bericht liest, ein Kind erkannt hätte, und ihn sterben zu lassen wie einen Hund, ohne Sakramente und ohne sein Testament gemacht zu haben?

      (Brief an Graf Gallo, Ferdinands Botschafter in Wien)

      Auch Erzherzog Johann, einer der Söhne Leopolds, lässt in seinen Memoiren durchblicken, dass sein Vater keineswegs ernsthaft erkrankt war und sich bereits auf dem Wege der Besserung befand, als der Tod ihn plötzlich dahinraffte. Obwohl er den Namen des Arztes nicht nennt, wirft sein Zeugnis kein günstiges Licht auf dessen Behandlungsmethode. Für die Ärzte selbst blieb der Tod ihrer Patienten ohne Konsequenzen. Mozarts Arzt brauchte nicht einmal den sonst üblichen Rechenschaftsbericht vorzulegen und Leopolds Arzt wurde vom Thronfolger Franz sofort als Leibarzt übernommen.

      Bis jetzt hat man angenommen, dass die Mediziner nach bestem Wissen und Gewissen handelten und treu den Richtlinien der damaligen Wissenschaft gehorchten. Für diese Annahme gibt es jedoch nicht den geringsten Beweis. Es kann ebenso gut sein, dass die Heilkünstler in voller Absicht handelten, als sie ihre Patienten ins Jenseits beförderten. Zwar lassen sich solche Absichten ebenso wenig beweisen wie ihre angebliche Absichtslosigkeit, aber nichts spricht dagegen, sie als Arbeitshypothese zu unterstellen. Immerhin ist es reichlich naiv, zu glauben, die betreffenden Ärzte hätten mit ihrer fachmännischen Sterbehilfe nur das Beste für ihre Patienten gewollt, es sei denn, man meinte damit, das Beste in einer anderen Welt. Wenn sie es wirklich gut gemeint haben, warum hat man dann kein einziges Wörtchen des Bedauerns von ihnen vernommen?

      Als Ausgangspunkt des nun folgenden Buchs wird also die Schuld der beiden Ärzte vorausgesetzt. Zweifellos wird man sich bei dieser Darstellung manchmal fragen, ob sie auch den tatsächlichen Begebenheiten entspricht oder eher ersonnen ist. Vor allem wird man wissen wollen, wo die Wahrheit aufhört und die Mär anfängt.

      Die Antwort auf diese Frage ist nicht ermittelbar, nicht einmal vom Autor selbst. Denn beim Übergang von der so genannten Realität zur Fiktion handelt es sich um eine Grenze, deren Verlauf niemals ganz erkennbar ist, weder in den echten Märchen, noch in den präzisesten Abhandlungen der Geschichtswissenschaft. Deshalb ist es in unserem Fall am sichersten, den Inhalt dieses Buches von vornherein als Sage aus längst vergangenen Zeiten zu nehmen, sozusagen als Überlieferung. Nur eines wollen wir dabei nicht aus den Augen verlieren: Diese Zeiten sind, auch wenn sie tausendmal besungen wurden, noch immer aktuell. Sie sind, um nur ein dummes Wort zu gebrauchen, noch lange nicht „vorbei“.

      Kapitel 2 • Die Ärzte

      Dr. Thomas Franz Closset, so lesen wir bei Carl Bär, wurde am 16. März 1754 in einer deutschen Enklave in Frankreich geboren. Er war also zwei Jahre älter als sein Patient Mozart. Bereits als Zwanzigjähriger erwarb er an der Kölner Universität die philosophische Doktorwürde. Anschließend widmete er sich zwei Jahre lang der Theologie, was möglicherweise bedeutete, dass er „illegal“ zum Jesuiten ausgebildet wurde, denn zu diesem Zeitpunkt war der Jesuitenorden verboten. Dann wechselte er zur Medizin und siedelte 1777 nach Wien über; dort wurde er Schüler des weltberühmten Maximilian Stoll. Closset trat in enge Beziehung zu seinem Lehrer, der vor seiner medizinischen Laufbahn humanistischer Lehrer an einem Jesuitenkolleg gewesen war. Bald stieg er auf zu seinem Assistenten und vertrat den Lehrer bei dessen Privatpatienten, zu denen die einflussreichsten Persönlichkeiten Wiens gehörten.

      Nach dem Tod Stolls am 23. Mai 1787 eröffnete Closset eine eigene Praxis und übernahm die meisten Privatpatienten seines Lehrmeisters, wie zum Beispiel die Feldmarschälle Hadik und Laudon. Bereits ein Jahr später wurde er zum Leibarzt des Staatskanzlers Fürst Wenzel Anton Kaunitz-Rietberg ernannt mit nicht weniger als 1000 Gulden Gehalt im Jahr. Der Hausarzt des angeblich verarmten Mozart war somit Leibarzt des zweitmächtigsten Mannes des Vielvölkerstaates!

      Nicht genug damit! Wörtlich steht im Nekrolog des Joseph Andreas Stift (1760-1836):

       Ihm (Closset) und seiner Kunst ward auch die hohe Ehre erwiesen, den Consultationen bey der kaiserlichen Familie zugezogen zu werden.

      

      Aus dieser Bemerkung wird klar, dass zwischen Mozarts Hausarzt und den Ärzten, die den Kaiser betreuten, eine enge Verbindung bestanden haben muss. Darin zeigt sich ein möglicher Zusammenhang zwischen den Schicksalen von Kaiser und Komponist.

      Closset war nicht der einzige Arzt am Sterbebett Mozarts. Ihm assistierte ein jüngerer Kollege, dem er einstmals das Leben gerettet hatte. Dieser jüngere Kollege hieß Matthias von Sallaba und war ein anerkannter Giftspezialist.

      Wie bereits erwähnt, hat Dr. Closset keinen Rechenschaftsbericht abliefern müssen. Die einzige von ihm überlieferte Äußerung über den Krankheitsverlauf seines Patienten bestand darin, dass er sich im Nachhinein damit gebrüstet hat, die Todesstunde Mozarts exakt vorhergesagt zu haben, was wir ihm auch ohne Weiteres glauben.

      Der Todesarzt Leopolds hieß ursprünglich Dr. Johann Georg Hasenöhrl. Später ließ er seinen Namen in Lagusius verändern. Lagusius war Schüler des berühmten Erneuerers des österreichischen Gesundheitswesens, Gerhard van Swieten. Dieser Professor, selbst Boerhaave-Schüler aus Leiden, war Leibarzt und persönlicher Berater von Kaiserin Maria Theresia.

      Kurz nachdem Lagusius mit einer Dissertation über Fehlgeburten zum Doktor promoviert worden war, wurde er im Jahre 1765 von Maria Theresia zum Leibarzt Leopolds ernannt. Der frisch vermählte Leopold war in diesem Jahr als Regent der Toskana eingesetzt worden. Aus diesem Anlass wurde Lagusius als einer der besten jungen Ärzte dem 18-jährigen Erzherzog auf Lebenszeit zugesellt.

      Der große Wiener Historiker und Leopold-Biograph Adam Wandruszka weiß aber zu erzählen, dass Leopold und seine Frau, die spanische Prinzessin Maria Luisa von Bourbon, dem jungen Doktor von Anfang an misstrauten. Maria Luisa bekam ihren eigenen Leibarzt. In den 25 Jahren seiner toskanischen Regentschaft


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