Эротические рассказы

. Читать онлайн книгу.

 -


Скачать книгу
der Rechten gegen den linken Daumen. »Die alte Frau Kommerzienrätin hat's durchaus nicht leiden wollen, daß unser Herr die ›Madame‹ genommen hat – das kann ihr die Madame zum ersten nicht vergessen. Zum zweiten war sie eine fidele Frau, die gern was mitmachte und am liebsten da war, wo lustig aufgespielt wurde, und zum dritten – hat sie unsere Madame einmal eine herzlose Betschwester geschimpft ... Merkst du was?«

      Während Heinrichs Beweisführung war Felicitas aus ihrem Verstecke hervorgekommen. Das Kind fühlte instinktmäßig, daß es an dem rauhen, aber grundgutmütigen alten Burschen von nun an die einzige Stütze im Hause haben werde. Er hatte sie sehr lieb, und seinen stets wachsamen Augen dankte es die Kleine hauptsächlich, daß sie bis dahin in glücklicher Unwissenheit über ihre Vergangenheit geblieben war.

      »Na, Feechen, da bist du ja!« sagte er freundlich und nahm ihre kleine Hand fest in seine schwielige Rechte. »Ich hab' dich schon in allen Ecken gesucht ... Komm mit 'nüber in die Gesindestube; denn hier wirst du ja doch nicht mehr gelitten, armes Ding! ... wenn gar die alten Bilder fort müssen, nachher –«

      Er seufzte und drückte die Thür zu; Friederike war bereits eilig in die Küche zurückgekehrt, denn man hörte die Schritte der herabsteigenden Frau Hellwig.

      Felicitas sah sich scheu um in der Hausflur – sie war leer; da, wo der Sarg gestanden hatte, lagen zertretene Blumen und Blätter am Boden.

      »Wo ist der Onkel?« fragte sie flüsternd, indem sie sich widerstandslos von Heinrich nach der Gesindestube führen ließ.

      »Nu, sie haben ihn fortgetragen; aber du weißt ja doch, Kindchen, er ist nun im Himmel – da hat er's gut, besser als auf der Erde,« antwortete Heinrich wehmütig.

      Er nahm seine Mütze vom Nagel und ging fort, um einen Auftrag in der Stadt zu besorgen.

      In der Gesindestube herrschte bereits starke Dämmerung. Seit Heinrichs Weggange kniete Felicitas auf der Holzbank, die unter den eng vergitterten Fenstern weglief, und blickte unablässig in das Stückchen dunkelnden Himmels droben über den Giebelhäusern der schmalen, steilen Gasse, wo ja der Onkel nun sein sollte ... Sie fuhr erschrocken zusammen, als Friederike mit der Küchenlampe eintrat. Die alte Köchin stellte einen Teller mit Butterbrot auf den Tisch.

      »Komm her, Kind, und iß – da ist dein Abendbrot!« sagte sie.

      Die Kleine kam näher, aber sie rührte das Essen nicht an; sie griff nach ihrer Schiefertafel, die Heinrich aus des Onkels Zimmer herübergebracht, und fing an zu schreiben. Da kamen hastige Schritte durch die anstoßende Küche, und gleich darauf steckte Nathanael seinen blonden Kopf durch die offenen Thür. Felicitas zitterte, denn er war stets sehr ungezogen, wenn er sich mit ihr allein sah.

      »Ah, da sitzt ja Jungfer Fee!« rief er in einem Tone, den Felicitas so sehr an ihm fürchtete. »Hör mal, du ungezogenes Ding, wo hast du denn die ganze Zeit über gesteckt?«

      »In der grünen Stube,« antwortete sie, ohne aufzublicken.

      »Du, das probiere nicht noch einmal!« sagte er drohend. »Da hinein gehörst du jetzt nicht mehr, hat die Mama gesagt ... Was schreibst du denn da?«

      »Meine Arbeit für Herrn Richter.«

      »So – für Herrn Richter,« wiederholte er und wischte dabei mit einer raschen Bewegung das Geschriebene von der Tafel. »Also du bildest dir ein, Mama wäre so dumm, die teuren Privatstunden noch für dich zu bezahlen? ... Sie wird sich hüten. Das ist alles vorbei, hat sie gesagt ... Du kannst nun wieder dahin gehen, wo du hergekommen bist – nachher wirst du das, was deine Mutter war, und dann machen sie es mit dir auch so« – er legte die Hände gegen die Wange, machte die Pantomime des Schießens und schrie: »Puff!«

      Die Kleine sah ihn mit weitgeöffneten Augen an. Er sprach von ihrem Mütterchen – das war ja noch nicht geschehen, aber was er sagte, klang so unverständlich.

      »Du kennst doch meine Mama gar nicht!« sagte sie halb fragend und ungewiß; es schien, als ob sie den Atem anhielt.

      »O, ich weiß viel mehr von ihr, als du!« erwiderte er und setzte nach einer Pause hinzu, während sein Blick heimtückisch unter der gesenkten Stirn hervorschielte: »Gelt, du weißt noch nicht einmal, was deine Eltern waren?«

      Die Kleine schüttelte das Köpfchen mit einer lieblich unschuldigen Bewegung, aber zugleich hefteten sich ihre Augen wie ängstlich flehend an seine Lippen – sie kannte die Art und Weise des Knaben viel zu gut, um nicht zu wissen, daß jetzt etwas kommen müsse, was ihr wehe thun sollte.

      »Spielersleute waren sie!« schrie er mit hämischer Betonung. »Weißt du, solche Leute, wie wir sie auf dem Vogelschießen gesehen haben – sie machen Kunststücke, Purzelbäume und solches Zeug und gehen nachher mit dem Teller herum und betteln.«

      Die Schiefertafel fiel auf den Boden und zerbrach in kleine Stücke. Felicitas war aufgesprungen und stürzte wie toll an dem verblüfften Knaben vorüber hinaus in die Küche.

      »Er lügt, gelt, er lügt, Friederike?« rief sie in schneidenden Tönen und faßte den Arm der Köchin.

      »Das kann ich gerade nicht sagen, aber übertrieben hat er,« entgegnete Friederike, deren hartes Herz beim Anblick des furchtbar aufgeregten Kindes ein menschliches Rühren empfand. »Gebettelt haben sie nicht; freilich – das ist wahr – Spielersleute sind sie gewesen –«

      »Und sehr schlechte Kunststücke haben sie gemacht!« ergänzte Nathanael, indem er an den Herd trat und forschend in Felicitas' Gesicht sah – sie weinte ja noch nicht; ja, sie sah ihn so »unverschämt wild« an mit ihren heißen, funkelnden Augen, daß er in eine förmliche Wut geriet.

      »Greuliche Kunststücke haben sie gemacht!« wiederholte er. »Deine Mutter hat Gott, den Herrn, versucht, und deshalb kommt sie auch nie in den Himmel, sagte die Mama.«

      »Sie ist ja gar nicht gestorben!« stieß Felicitas hervor. Ihr kleiner, blasser Mund zuckte fieberisch, und ihre Hand umschloß krampfhaft die Rockfalten der Köchin.

      »O, freilich, du dummes Ding, längst, längst – der sel'ge Papa hat dir's nur nicht gesagt ... Drüben im Rathaussaale ist sie bei einem Kunststücke von den Soldaten erschossen worden.«

      Das gequälte Kind stieß ein herzzerreißendes Jammergeschrei aus; Friederike hatte bei Nathanaels letzten Worten bestätigend mit dem Kopfe genickt – er hatte also nicht gelogen.

      In diesem Augenblicke kehrte Heinrich von seinem Ausgange zurück. Nathanael machte sich aus dem Staube, als die breitschultrige Gestalt des Hausknechts auf der Schwelle erschien ... Heimtückische Naturen haben stets eine unüberwindliche Scheu vor einem geraden, ehrlichen Gesichte. Auch der Köchin schlug das Gewissen – sie hantierte emsig bei ihrem Herde.

      Felicitas schrie nicht mehr. Sie hatte die hochgehobenen, verschränkten Arme gegen die Wand geworfen und ihre Stirn darauf gepreßt, aber man hörte, wie sie gegen ein heftiges Schluchzen ankämpfte.

      Der durchdringende Schrei des Kindes war bis in die Hausflur gedrungen, Heinrich hatte ihn gehört; er sah noch, wie Nathanael hinter der Zimmerthür verschwand, und wußte sogleich, daß hier irgend eine Bosheit verübt worden war. Ohne ein Wort zu sagen, drehte er die Kleine von der Wand weg und hob das Gesichtchen empor – es war furchtbar entstellt. Bei seinem Anblicke brach das Kind abermals in ein lautes Weinen aus und stieß schluchzend die Worte hervor: »Sie haben mein armes Mütterchen totgeschossen – meine liebe, gute Mama!«

      Heinrichs breites, gutmütiges Gesicht wurde ganz blaß vor innerem Grimme – er schien einen Fluch zu unterdrücken.

      »Wer hat dir denn das gesagt?« fragte er und sah drohend nach Friederike hinüber.

      Das Kind schwieg; aber die Köchin begann den Hergang zu erzählen, wobei sie das Feuer schürte den eben begossenen Braten noch einmal begoß und allerlei unnötige Dinge verrichtete, um nicht in Heinrichs Gesicht blicken zu müssen.

      »Na, ich meine auch, Nathanael hätte es ihr just heute noch nicht zu sagen gebraucht,« schloß sie endlich, »aber morgen oder übermorgen nimmt sie die Madame doch ins Gebet,


Скачать книгу
Яндекс.Метрика