Drachenreiter und Magier: 4 Fantasy Abenteuer. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.
Seine Augen begannen zu glühen. Seine Hände ebenfalls. Fledermausähnliche Geschöpfe - keines von ihnen größer als ein Finger - drangen in großer Zahl aus Augen und Händen des Gottes und bildeten einen Schwarm gleißender Fledertiere. Diese teilten sich mehrfach, um schon im nächsten Moment zu gleicher Größe wieder heranzuwachsen.
Innerhalb von Augenblicken wuchs dieser gleißende Schwarm daher unübersehbar an. Dann stürzte sich der Schwarm auf die Drachen. Dabei teilten sich die gleißenden Fledertiere immer wieder aufs Neue.
Die Drachen hatten diesem Schwarm nichts entgegenzusetzen.
Sie verbrannten unmittelbar nach einer Berührung mit diesen Wesenheiten.
Die Lichtfledertiere flogen oft einfach durch die massigen Drachenkörper hindurch und hinterließen eine Spur aus Brand und Drachenblut.
Der Schwarm teilte sich und bildete einen weiteren Schwarm. Und diese beiden Schwärme teilten sich schon nach kurzer Zeit ebenfalls, so wie auch jedes einzelne dieser schwirrenden Wesen, deren Flügelschläge so schnell waren, dass ein sterblicher ihre Gestalten nicht hätte erkennen können.
Die Anzahl der Drachen, die zur gleichen Zeit aus dem Erdreich emporwuchen, konnte mit dem Wachstum von Blaakons magischen Schwärmen nicht mithalten.
Die Drachenmacht wurde zusehends in ihre Schranken gewiesen.
“Mein Respekt vor dem Gott der Ordnung”, stieß Arodnap, der Gott des Chaos, bewundernd hervor, als er sah, wie sehr die Drachen innerhalb einer (zumindest gemessen an den Maßstäben der Götter) recht kurzen Zeitspanne dezimiert worden waren.
Arodnap stützte sich auf die Obsidiankeule.
Warum sich weiter verausgaben, wenn es nicht nötig war?, dachte er und sah zu, wie Blaakon von seiner schwebenden Lichtbarke aus der Drachenmacht Einhalt gebot.
5
Es dauerte noch eine geraume Weile, bis kein Drache mehr lebendig war. Bis zum Horizont häufte sich die Asche, zu der sie durch die Magie der Götter verbrannt worden waren. Hin und wieder war ein halber Kadaver übrig geblieben.
Ein gespenstischer Anblick.
“Die Aufgabe ist erfüllt”, sagte Taykor und steckte den Dreizack in das Futteral auf seinem Rücken. Der Gott der Finsternis öffnete sogar das Helmvisier.
Sein Gesicht lag allerdings trotzdem im Schatten.
Nur seine Augen glühten auf eine Weise, die Taykor eigen war.
“Ich glaube nicht, dass wir sie schon besiegt haben”, meinte Arodnap. Er kniete nieder und beugte sich dann zum Boden. Er legte ein Ohr an die Erde. Dann schlug er mit der Obsidiankeule auf den Boden. Diesmal bildeten sich keine Blitze, sondern sprühende Funken. Der Laut der dabei entstand war dumpf. “Da ist noch was”, glaubte er. “Es ist so, wie ich schon einmal zu euch gesagt habe: Wir können diese Drachen nicht alle besiegen. Das ist unmöglich. Es werden immer wieder aufs Neue einige von ihnen heranwachsen - und zwar schnell, dass wir mit dem Töten nicht hinterherkommen.”
Blaakon ließ seine Lichtbarke herabgleiten. Dann verließ der Gott der Ordnung dieses magische Gefährt sogar und stieg mit seinen Götterfüßen über den an vielen Stellen aufgebrochenen und rissigen vulkanischen Untergrund,.
Sein Blick blieb an einer Stelle haften.
Lichtstrahlen drangen aus Blaakons Augen und trafen auf das Gestein. Sie schmolzen es allerdings nicht auf, wie man es angesichts der außerordentlichen magischen Energien hätte erwarten können, die Blaakon zu eigen waren. Stattdessen drangen sie in die Tiefe vor.
Nach einigen Momenten verebbten die Strahlen aus Blaakons Augen.
Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich,
“Ja, unser ungehobelter Freund Arodnap hat leider vollkommen Recht.” Blaakon deutete auf den Boden zu seinen Füßen. “Dort unter uns, in den tiefsten Tiefen, die man sich nur vorstellen kann, regt sich etwas.”
“Was genau hörst du?”, wollte Taykor wissen.
“Den Herzschlag von Wesen, die - selbst gemessen an uns Göttern - gewaltig sind”, gab Arodnap Auskunft. “Sie sind zu Abertausenden da unten unter der Erde. Und ihr Zorn auf uns kennt keine Grenzen.”
“Kein Wunder - wo wir so viele von ihnen getötet haben!”, meinte Blaakon.
“Hörst du diesen ominösen Herzschlag auch?”, wollte Taykor wissen.
“Ich habe in die Tiefe GESCHAUT”, sagte dieser. “Und ich habe ihn GESEHEN.”
“Und du, Ahyr? Oder bist du zu sehr damit beschäftigt deine Löwen ruhig zu halten, die dich wahrscheinlich insgeheim am liebsten verspeisen würden, weil du sie so selten fütterst!”
“Meine Löwen sind unruhig, weil sie spüren, dass die Gefahr noch nicht vorüber ist”, sagte Ahyr. “Sie riechen die Drachen. Sie riechen den Schwefelatem, der aus den Spalten der Erde steigt. Und sie hören den Herzschlag der Bestien. Setz deinen albernen Helm ab, Taykor! Dann bist du nicht länger der einzige Taube unter den Göttern!”
Arodnap lachte.
Blaakon verzog nur ein wenig das Gesicht und hob eine Augenbraue. Sein Bart begann für einen Moment auf göttliche Weise zu leuchten.
Dann vollführte er eine ruckartige Bewegung.
“Da nähert sich jemand”, stellte er fest.
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