Maria Stuart / Мария Стюарт. Фридрих ШиллерЧитать онлайн книгу.
Lord, daß nicht der Nutzen
Des Staats Euch als Gerechtigkeit erscheine.
Nicht zweifl’ ich dran, es sitzen neben Euch
Noch edle Männer unter meinen Richtern.
Doch sie sind Protestanten, Eiferer
Für Englands Wohl und sprechen über mich,
Die Königin von Schottland, die Papistin!
Es kann der Brite gegen den Schotten nicht
Gerecht sein, ist ein uralt Wort – Drum ist
Herkömmlich seit der Väter grauen Zeit,
Daß vor Gericht kein Brite gegen den Schotten,
Kein Schotte gegen jenen zeugen darf.
Die Not gab diesen seltsame Gesetz;
Ein tiefer Sinn wohnt in den alten Bräuchen,
Man muß sie ehren, Mylord – die Natur
Warf diese beiden feur’gen Völkerschaften
Auf dieses Brett im Ozean, ungleich
Verteilte sie’s und hieß sie darum kämpfen.
Der Tweede schmales Bette trennt allein
Die heft’gen Geister, oft vermischte sich
Das Blut der Kämpfenden in ihren Wellen.
Die Hand am Schwerte, schauen sie sich drohend
Von beiden Ufern an, sei tausend Jahren.
Kein Feind bedränget Engelland, dem nicht
Der Schotte sich zum Helfer zugesellte;
Kein Bürgerkrieg entzündet Schottlands Städte,
Zu dem der Brite nicht den Zunder trug.
Und nicht erlöschen wird der Haß, bis endlich
Ein Zepter waltet durch die ganze Insel.
Burleigh.
Und eine Stuart sollte dieses Glück
Dem Reich gewähren?
Maria.
Warum soll ich’s leugnen?
Ja, ich gesteh’s, daß ich die Hoffnung nährte,
Zwei edle Nationen unterm Schatten
Des Ölbaums frei und fröhlich zu vereinen.
Nicht ihres Völkerhasses Opfer glaubt’ ich
Zu werden; ihre lange Eifersucht,
Der alten Zwietracht unglücksel’ge Glut
Hofft’ ich auf ew’ge Tage zu ersticken
Und, wie mein Ahnherr Richmond die zwei Rosen
Zusammenband nach blut’gem Streit, die Kronen
Schottland und England friedlich zu vermählen.
Burleigh.
Auf schlimmem Weg verfolgtet Ihr dies Ziel,
Da Ihr das Reich entzünden, durch die Flammen
Des Bürgerkriegs zum Throne steigen wolltet.
Maria.
Das wollt’ ich nicht – beim großen Gott des Himmels!
Wann hätt’ ich das gewollt? Wo sind die Proben?
Burleigh.
Nicht Streitens wegen kam ich her. Die Sache
Ist keinem Wortgefecht mehr unterworfen.
Es ist erkannt durch vierzig Stimmen gegen zwei,
Daß Ihr die Akte vom vergangnen Jahr:
«Wenn sich Tumult im Königreich erhübe
Im Namen und zum Nutzen irgendeiner
Person, die Rechte vorgibt an die Krone,
Daß man gerichtlich gegen sie verfahre,
Bis in den Tod die schuldige verfolge«—
Und da bewiesen ist —
Maria.
Mylord von Burleigh!
Ich zweifle nicht, daß ein Gesetz, ausdrücklich
Auf mich gemacht, verfaßt, mich zu verderben,
Sich gegen mich wird brauchen lassen – Wehe
Dem armen Opfer, wenn derselbe Mund,
Der das Gesetz gab, auch das Urteil spricht!
Könnt Ihr es leugnen, Lord, daß jene Akte
Zu meinem Untergang ersonnen ist?
Burleigh.
Zu Eurer Warnung sollte sie gereichen,
Zum Fallstrick habt Ihr selber sie gemacht.
Den Abgrund saht Ihr, der vor Euch sich auftat,
Und treu gewarnet stürztet Ihr hinein.
Ihr wart mit Babington, dem Hochverräter,
Und seinen Mordgesellen einverstanden,
Ihr hattet Wissenschaft von allem, lenktet
Aus Eurem Kerker planvoll die Verschwörung.
Maria.
Wann hätt’ ich das getan? Man zeige mir
Die Dokumente auf.
Burleigh.
Die hat man Euch
Schon neulich vor Gerichte vorgewiesen.
Maria.
Die Kopien, von fremder Hand geschrieben!
Man bringe die Beweise mir herbei,
Daß ich sie selbst diktiert, daß ich sie so
Diktiert, geradeso, wie man gelesen.
Burleigh.
Daß es dieselben sind, die er empfangen,
Hat Babington vor seinem Tod bekannt.
Maria.
Und warum stellte man ihn mir nicht lebend
Vor Augen? Warum eilte man so sehr,
Ihn aus der Welt zu fördern, eh’ man ihn
Mir, Stirne gegen Stirne, vorgeführt?
Burleigh.
Auch Eure Schreiber, Kurl und Nau, erhärten
Mit einem Eid, daß es die Briefe seien,
Die sei aus Eurem Munde niederschrieben.
Maria.
Und auf das Zeugnis meiner Hausbedienten
Verdammt man mich? Auf Treu und Glauben derer,
Die mich verraten, ihre Königin,
Die in demselben Augenblick die Treu’
Mir brachen, da sie gegen mich gezeugt?
Burleigh.
Ihr selbst erklärtet sonst den Schotten Kurl
Für einen Mann von Tugend und Gewissen.
Maria.
So kannt’ ich ihn – doch eines Mannes Tugend
Erprobt allein die Stunde der Gefahr.
Die Folter konnt’ ihn ängstigen,