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Leos Hände. Andrea LepriЧитать онлайн книгу.

Leos Hände - Andrea Lepri


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Gebäude herumgegangen und hätte mir die Türe von außen geöffnet, sodass wir nun endlich schnell hätten entkommen konnten.

      Vorbereitung auf die Flucht

      Aus verständlichen Gründen der Geheimhaltung und der Sicherheit war das Personal unserer „Beauty Farm“, -entschuldigt meine poetische Freiheit-, auf ein Minimum reduziert. Besonders am Sonntag war nur eine Person als Wächter anwesend. Mit einer Karte in der Hand, auf die er die Testergebnisse notierte, schlich er um die Käfige herum, reichte uns das Fressen und sorgte schließlich dafür, dass wir unsere physiologische Bedürfnisse verrichten konnten. Die Zeit drängte, wir wussten, dass sie bald alle Experimente abgeschlossen haben würden, und so beschlossen wir, dass der Zeitpunkt für einen Fluchtversuch günstig wäre, logischerweise gerade an einem Sonntag. Erst vor wenigen Tagen ist einer neuer Wächter als Urlaubsvertretung für den anderen aufgetaucht. Es war schon bald Morgen und er musste bestimmt sehr müde sein, denn in jener Nacht hatten wir alle möglichen Tricks angestellt, damit er durch das ständige Hin - und Herlaufen zwischen seinem Standpunkt und den Käfigen bald erschöpft sein würde. Nachdem ich ziemlich lange verzweifelt gebellt und gejault hatte, kam er endlich zu mir, um nachzuschauen, was los war. Giotto und ich bemerkten sofort, dass er seinen Schlüsselbund wie gewohnt mit sich trug, und dass der Schlüsselanhänger wie immer aus der Hosentasche baumelte, damit er in sofort griffbereit hätte.

      «Also, was zum Teufel hast du denn heute Abend? Kannst du nicht einmal zehn Minuten lang still sein?» fragte er genervt, während er sich gähnend das Gesicht rieb. Wimmernd erhob ich meine rechte Hinterpfote, um die Geste meines Bedürfnisses nachzuahmen.

      «Schon wieder? Ok, ok, ist schon gut, ich habe verstanden! Hab bloß ein wenig Geduld» meinte er und ging weg.

      Nach wenigen Minuten kam er mit dem Halsband in der Hand zurück und reckte es mir mit ausgestrecktem Arm in den Käfig. Gehorsam wie selten in meinem Leben, streckte ich meinen Hals und ließ es mir umhängen. Er schob den Riegel. Giotto blinzelte mir zu, zum Zeichen des richtigen Augenblicks, und sobald ich aus dem Käfig war drehte ich mich um und sprang in einer Art falschen Festrausches und schwanzwedelnd wie ein Verrückter auf den Wächter los. Meine Pfoten schlugen auf seine Brust und drängten seinen Rücken gegen das Gitter von Giotto’s Käfig. Ich leckte ihm übers Gesicht, obwohl es mich natürlich sehr anekelte, denn er war voller Pickel.

      «Hei, was hast du denn? Ah ah ah … es reicht, du kitzelst mich, es reicht jetzt!» schrie er und versuchte mich wegzuschubsen, während Giotto die Hand ausstreckte, um ihm die Schlüssel aus der Tasche zu ziehen. Sein Käfig war der einzige mit einem Schloss, weil er natürlich in der Lage gewesen wäre einen einfachen Riegel aufzuschieben. Er erkannte sofort den richtigen Schlüssel mit dem orangen Gummiteil, steckte ihn in das Schloss und öffnete es, um den Schlüsselbund danach dem Wächter vor die Füße zu schmeißen. Dieser schob mich brüsk zur Seite, nahm die Schlüssel auf und musterte misstrauisch Giotto, der nun vorgab zu malen.

      Um glaubwürdiger zu erscheinen, stieß mein Komplize mit seiner schrillen Stimme ein paar Schreie aus, was soviel bedeutete, wie „Was habt ihr denn alle zu gaffen? Kann man denn an diesem Ort nicht in Ruhe arbeiten?“, und fletschte mit den Zähnen, wie es nur Affen im Stande sind zu tun. Als krönender Abschluss seines Szenariums schleuderte er den Pinsel gegen mich, was meine nagelneuen Strähnen befleckte. Ich meinerseits legte ein wütendes Gebell gegen ihn los, aber der Wächter brachte mich mit einem Schrei und einer Tracht Prügel zum Schweigen.

      Verblüfft näherte er sich an Giotto’s Käfig, unser Verhalten hat ihn sichtlich verwirrt. Hätte er sich vorgenommen genauer hinzuschauen, dann hätte er das offene Schloss bemerkt. Also rannte ich verzweifelt jaulend zum Tisch und schnupperte an dessen Bein, so als ob ich mein Bedürfnis verrichten wollte.

      «Also gut, ist schon gut! Lass uns gehen, bevor du es hier machst, das fehlte gerade noch.»

      Er nahm die Leine und führte mich hinaus. Draußen spielten wir pausenlos und ich zerrte wie wild an der Leine, sodass er bald erschöpft war. Zurück im Laboratorium musste er fortan gähnen, ein Auge war schon geschlossen, das andere vor Müdigkeit gerötet. Ich zog ihn kräftig zu meinem Käfig, sodass er möglichst schnell abschließen und schlafen gehen würde, Giotto tat nun so, als ob er schon längst schlafen würde.

      Giotto bricht aus

      Sobald die Tür zum Laboratorium geschlossen war, sprang Giotto auf. Anstatt sofort rauszuspringen, um meinen Käfig zu öffnen, zog er ohne Eile die gestreifte Pyjamajacke, ähnlich wie diejenige von Gefangenen, an und wusch sich die Zähne. Er stand mit nacktem Oberkörper vor dem Spiegel und machte sich in unendlicher Ruhe zurecht, und als er damit fertig war, schmierte er sich, noch immer nicht zufrieden, eine Handvoll Feuchtigkeitscreme ins Gesicht.

      „Rrrrr (Findest du das der richtige Zeitpunkt, um dich aufzutakeln?)“ knurrte ich ihn an.

      Er schaute mich an und zeigte mit seinen Händen auf sich selbst, zwei-dreimal auf und ab „(Seit Monaten gehe ich nicht aus, du kannst nicht verlangen, dass ich so komme!)“.

      „Wau (Schon bald ist es Tag, siehst du das nicht? Wir dürfen keine Zeit verlieren)“ antwortete ich ihm, während ich zum Dachfenster aufschaute.

      „Mit beiden Händen gegen mich gerichtet, die Faust geballt und die Zeigefinger nach oben gestreckt“, gab er mir zu verstehen „(Lass mich in Ruhe, ich brauche eine Minute. Verdammt noch mal..)“

       „Mhhh (Mist!)“

       „Wau wau (ich sehe keinen großen Unterschied zu vorher)“ bellte ich leise und schüttelte langsam den Kopf, als er endlich fertig war.

      Giotto antwortete mir, indem er mir die geschlossene Handfläche seiner rechten Hand zeigte „(Geh und lauf eine Runde!)“

       „Wahau ahahahu (Es war ja nur ein Scherz…)“

       „Zweimal mit der rechten Hand von unten nach oben, die Handfläche gegen die Decke gerichtet (Ich bin bereit, Schwanz hoch, wir gehen!)“

      Endlich verließ mein Komplize seinen Käfig und kam zu meinem, um den Riegel zu schieben. Mühselig und möglichst ohne Lärm zu machen zogen wir den Tisch unter das Dachfenster. Die anderen Tiere, die wegen des Durcheinanders geweckt wurden, schauten uns verdutzt zu. Giotto machte zwischen den Käfigen die Runde und bat die Tiere um Ruhe, während er ihnen als Gegenleistung versprach, sie möglichst rasch zu befreien, sobald wir draußen waren. Er kehrte zu mir zurück und stellte eine große Schachtel auf den Tisch, die er vom Regal heruntergenommen hatte. Es war eine der Schachteln, die unsere Futterrationen enthalten. Ich kletterte hoch, denn nun war ich noch einige zehn Zentimeter höher als vorher. Dabei durchzuckte mich ein Erinnerungsblitz, wie ich damals in der Lagerhalle entlang der Wand hochgeklettert bin. Zweifel, Gewissensbisse und eine tödliche Angst zu fallen, befielen mich gleichzeitig. Giotto bemerkte es und gab mir einen Klaps auf den Rücken, um mir Mut zu machen. Nun kletterte er auf den Tisch und an mir hoch, aber leider konnte er den Griff um ein Haar nicht fassen und schnaubte ärgerlich. Er gab mit zu verstehen, dass ich meine Schnauze strecken sollte, so weit ich nur konnte, dann kletterte er auf meinen Kopf und krallte sich mit seinen Hinterpfoten an meiner Nase fest, um nicht zu fallen.

       „Au…mhhh (Du hast einen Finger in mein Auge gesteckt!)“

       „Gestreckter Zeigefinger mit geschlossener Faust vor der Nase, dann geballte Faust und schließlich die offene Hand horizontal leicht nach rechts und leicht nach links gedreht (Mach jetzt bloß keinen Lärm! Halte durch, ich habe es fast geschafft!)“

       „…wau? (Was willst du tun?)“ fragte ich mit großen Augen.

       „Seine Hand zählt eins, zwei, drei, dann rechter Daumen nach oben (Mach dich bereit, auf drei springen wir.)“

      Mit einem gleichzeitigen und kräftigen Stoß, nahm Giotto einen Satz und konnte nun mit einer Hand den Griff endlich fassen, während er sich mit den anderen


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