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Leos Hände. Andrea LepriЧитать онлайн книгу.

Leos Hände - Andrea Lepri


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dass es mir wie eine Ewigkeit vorkam. Ich dachte schon, sie hätten ihn gefangen, oder noch schlimmer, er hätte mich hier verrotten lassen.

      Die Befreiung

      Als ich schon bald verzweifelt war, öffnete sich die Tür und Giotto trat triumphierend ein.

       „Wau“ sagt ich mit einem Blick auf die Wanduhr. „Ronf…fiii…ronf…fiii (Das hat aber gedauert, ich bin fast eingeschlafen!)“ fügte ich mit geschlossenen Augen bei.

       „Die Finger um den Daumen gepresst, mit einer Handbewegung vor- und rückwärts gegen sich, dann mit verschränkten Armen auf und ab (Was sagst du da? Eigentlich bin ich gerast!)“

      Ich streckte die Schnauze in Richtung Türe „(Lass uns gehen, es ist schon spät!)“

      Er hielt inne und starrte auf seine Füße, er schien genervt.

       „Die Hand zeigt auf die Füße (Ich bin es nicht mehr gewohnt barfuß zu gehen!)“

      Er nahm die Schuhe, band die Schnürsenkel zusammen, und legte sie sich um den Hals, sodass sie seitlich herunter baumelten. Endlich verließen wir den Raum, krochen auf allen Vieren unter dem Wachposten des Wächters durch, der noch immer laut schnarchend schlief. Es war tatsächlich sehr einfach gewesen und die anderen Tier hatten gut und leise mitgespielt, in der Hoffnung, dass wir unser Versprechen, sie zu befreien, einhalten würden. Es begann zu dämmern die Straßenlampen gingen nach und nach aus. Der Vorplatz und die Wiese des Laboratoriums waren mit einem hohen Metallzaun umsäumt, auf der anderen Seite war jedoch nichts als freie Landschaft, durchzogen von einer alten asphaltierten Straße. Am Himmel waren vereinzelt noch wenige Sterne zu erkennen, aber die Sonne ging hinter einem Hügel bereits auf und färbte die Morgenstimmung orange. Wir schauten uns um und fragten uns, welche Richtung für die Flucht wohl am besten zu nehmen sei. Einerseits wussten wir, dass wir getrennt weniger auffallen würden, andererseits wussten wir aber auch, dass wir gemeinsam stärker wären. Mit einem Blick beschlossen wir, vereint zu bleiben. Bis jetzt verlief alles wie geschmiert, doch leider, trotz aller Bemühungen und des guten Willens, wird ein Hahn stets ein Hahn bleiben. So kam es, dass Bocelli nach längerem innerlichem Kampf seinen Instinkt nicht mehr zügeln konnte. Abgesehen davon muss auch erwähnt werden, dass er nach der Operation an den Stimmbändern größenwahnsinnig geworden ist, weil er es kaum erwarten kann, seine Tenorstimme zum Besten zu geben. Aus voller Kehle begann er den „Figaro“ aus dem „Barbier von Sevilla“ zu singen. Plötzlich gingen alle Lichter des Laboratoriums an und die anderen Gefangenen begannen zu schnattern, jeder in seiner eigenen Sprache, ein höllischer Lärm! Wir waren sicher, dass der Wächter unsere Abwesenheit in Kürze bemerkt haben würde und uns überall gesucht hätte. Also suchten wir den Zaun nach einer Lücke, einem Durchgang oder irgendetwas ab, wo ich hätte durchschlüpfen können, denn im Gegensatz zu meinem Komplizen wäre ich niemals in der Lage gewesen, den hohen Zaun zu überklettern. Traurig senkte ich den Kopf, denn offensichtlich gab es keinen Ausweg. Ich gab Giotto zu verstehen, dass er rasch abhauen soll, zumindest würde er sich retten…vielleicht hätte er Verstärkung holen können. Aber er machte mir klar, dass es absolut nicht seine Absicht war, mich alleine zurückzulassen, dann setzte er sich auf den Boden und zog sich schnell die Schuhe an.

       „Wau? (Und nun, was machen wir?)“

      Mein Kumpel kratzte sich am Kopf, stellte die Unterlippe vor und zuckte die Achseln (Ich habe nicht die leiseste Ahnung!).

      Der Lieferwagen

      Das Auto des Wächters war einige Meter entfernt, im Hinterhof des Gebäudes parkiert. Daneben stand ein alter, verrosteter und anonymer Lieferwagen, der dazu diente, die Opfer zu kidnappen. Schnell suchte ich im Garten einen großen Stein, ließ ihn neben der Wagentür fallen und schaute erst auf Giotto, dann auf den Stein und schließlich auf die Scheibe des Lieferwagens.

       „Wau! (Schnell, wirf den Stein gegen die Scheibe!)“

      „Der Zeigefinger tippt gegen die Schläfe, die Augenbrauen gebogen (Bist du verrückt geworden? Wer soll dieses Ding denn fahren?)“ gab Giotto zurück.

       „Wau wau wau wau (Keine Sorge, vertraue mir und tue was ich dir sage!)“

       „Der senkrechte Zeigefinger wippt von links nach rechts, die Faust geschlossen (Vergiss es!)“

      In diesem Augenblick öffnete sich schlagartig die Türe des Laboratoriums und der Wächter stürzte heraus, in der Hand eines dieser mit Betäubungskugeln geladenen Gewehre.

      «Halt, stehen bleiben, habt ihr verstanden? Bleibt stehen ihr blöden Biester oder ich schieße!» schrie er wie ein Verrückter, noch zusehends schlaftrunken.

       „Wau? Wau? Grrr! (Was sollen wir tun? Lassen wir uns so einfach schnappen? Ich dachte, du wärst mutiger!)“

      Giotto schaute den Wächter, der bereits höchst konzentriert auf ihn zielte, resigniert den Kopf schüttelnd an. Dann nahm er den Stein auf und zertrümmerte die Scheibe. Schließlich benutzte er meinen Rücken als Treppe, kletterte in den Lieferwagen und öffnete die Wagentüre. Ich stieg ein, und als Giotto sie wieder schließen wollte, zersprang ein Dartpfeil voller Betäubungsmittel an der Wagentür.

       „Die rechte Hand offen, in diagonaler Bewegung gegen die Stirne, den Mund so geformt, als ob er pfeifen wollte (Wow, um ein Haar!)“

      Eine weitere Spritze flog durch die zerbrochene Scheibe und blieb im Armaturenbrett stecken, nur wenig von Giottos Kopf entfernt. Dieser schrie und sprang im Cockpit wie wild vor- und rückwärts.

      „Iiiiii iiii (Schnell, mach schon, unternimm etwas!)“ schrie er und rüttelte mich an den Schultern.

      Der Wächter versuchte eben, das Gewehr mit vor Wut zitternden Händen wieder aufzuladen. Da ich mir nicht mehr zu helfen wusste, steckte ich meine Schnauze unter das Lenkrad, schnappte die Elektrokabel und zerriss sie, danach stupste ich meinen Kumpel an, um ihn darauf aufmerksam zu machen. Es war ein Glück, dass auch er früher alle möglichen Polizeifilme, von „Starsky & Hutch“ bis „Auf den Straßen von San Francisco“ angeschaut hatte. Im Nu kapierte er mein Vorhaben und verknüpfte die Kabel miteinander, bis die Funken sprühten. Nach wenigen Seufzern und einem kurzen Hustenanfall sprang der Motor an. Giotto schaute mich verblüfft an. Inzwischen war es dem Wächter gelungen, das Gewehr wieder zu laden, und während er uns im Visier hielt, kam er schnell näher.

       „Zeigefinger zuerst auf mich gerichtet, dann auf ihn und auf seine Beine und schließlich ein Fragezeichen (Und nun, wer soll also dieses Ding hier fahren? Wenn ich am Steuer sitzen soll, dann kann ich aber die Pedale nicht greifen!)“

      Ich stieß ihn vom Sessel herunter, kletterte hoch und nahm das Steuer zwischen meine Vorderpfoten. Ein weiterer Pfeil knallte gegen die Windschutzscheibe und hinterließ eine grünliche Flüssigkeit.

       „Uab! Uab! (Leg den Rückwärtsgang ein und fahr los!)“ befahl ich Giotto. Als Antwort darauf zeigte er mir seine klappernden Zähne (Ich habe eine Riesenangst!)“

       „Uab! Uab! Grrr! (Leg schon diesen verdammten Rückwärtsgang ein und fahr los, verdammt!)“

      Giotto gehorchte sofort, setzte den Gang ein und ließ die Kupplung los. Der Lieferwagen hüpfte mehrmals und der Motor hätte beinahe abgestellt. Doch mein Kumpel drückte die Kupplung und versuchte nun langsamer loszulassen, sodass der Wagen langsam ins Rollen kam, während ich ihn leicht nach rechts aus dem Parkplatz heraus lenkte. Der Wächter gab schließlich auf, ließ das Gewehr fallen und rieb sich ungläubig die Augen, schließlich begann er zu schreien.

      «Das ist nicht möglich! Bleibt stehen und steigt aus, verdammt! Steigt aus, habe ich gesagt…»

      Endlich frei

      Im Rückspiegel


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