Schwur des Ruhms . Морган РайсЧитать онлайн книгу.
in den Jahren seiner Ausbildung gelernt hatte, dann war es sich niemals zu Fürchten, wenn man auf der Seite der Gerechtigkeit stand. Gerechtigkeit, das hatte man ihn gelehrt, mag sich vielleicht nicht immer durchsetzen – aber sie gab ihrem Verteidiger die Stärke von zehn Männern.
Es war nicht Angst, die Erec spürte als er zusah wie sich ihm hunderte von Männern näherten, wissend, dass er an diesem Tag mit großer Wahrscheinlichkeit sterben würde. Es war Erwartung. Ihm war die Gelegenheit gegeben worden, sich seinem Tod in der wohl ehrenhaftesten Weise zu stellen, und das war ein Geschenk. Er hatte einen Schwur der Ehre abgelegt, und heute verlangte der Schwur seinen Beitrag.
Erec zog sein Schwert und stürmte zu Fuß den Hügel hinab, auf die Armee zu, während sie auf ihn zuritten. In diesem Augenblick wünschte er sich mehr denn je sein treues Pferd, Warkfin, bei sich zu haben, um auf ihm in den Kampf zu reiten – doch er spürte ein Gefühl des Friedens da er wusste, dass Warkfin Alistair zurück nach Savaria in die Sicherheit des Hofes des Barons brachte.
Als er den Kriegern näher kam und nur noch knapp fünfzig Meter weit weg war, beschleunigte er seinen Schritt und stürmte auf den Anführer in ihrer Mitte zu. Sie verlangsamten ihren Schritt genauso wenig wie er, und er bereitete sich auf den Zusammenstoß vor.
Erec wusste, dass er einen Vorteil hatte: Drei hundert Männer konnten ihn physisch nicht auf gleichzeitig angreifen; er wusste aus seinem Training, dass höchstens sechs Mann zu Pferde gleichzeitig einen Mann angreifen konnten. So wie Erec das sah bedeutete das für ihn, dass die Quote nicht dreihundert zu eins, sondern nur sechs zu eins stand. So lange er immer wieder die sechs Männer vor sich töten konnte, hatte er eine Chance zu siegen. Es blieb nur die Frage, ob er genug Ausdauer würde aufbringen können, um das durchzuhalten.
Erec lief den Hügel hinunter und zog die Waffe von der er wusste, dass sie ihm den besten Dienst erweisen würde vom Gürtel. Es war ein Kriegsflegel mit einer zehn Meter langen Kette an dessen Ende sich eine gespickte Eisenkugel befand. Es war eine Waffe, die dazu bestimmt war, auf der Straße einen Falle zu stellen – oder für Situationen wie diese.
Erec wartete bis zum letzten Moment, bis der Armee keine Möglichkeit zu reagieren blieb, schwang den Kriegsflegel hoch über seinem Kopf und schleuderte ihn über das Schlachtfeld. Er zielte auf einen kleinen Baum und die Kette spannte sich als sich die Eisenkugel darum wickelte. Erec duckte sich und rollte sich auf dem Boden ab, um den Speeren auszuweichen, die sie nach ihm geworfen hatten und hielt den Schaft des Flegels mit aller Kraft fest.
Sein Timing war perfekt: der Armee blieb keine Zeit zu reagieren. Sie sahen die Kette in letzter Sekunde und versuchten, ihre Pferde herumzureißen. Doch sie waren zu schnell und schon zu nah.
Die gesamte vordere Reihe rannte hinein, die ebenfalls gespickte Kette schnitt tief in die Beine der Pferde und schickte ihre Reiter kopfüber zu Boden und die Pferde stürzten auf sie. Duzende von ihnen wurden im Chaos zerquetscht.
Doch Erec hatte keine Zeit stolz zu sein auf das Chaos und den Schaden, den er angerichtet hatte: eine andere Welle näherte sich schnell und stürzte sich mit lautem Kriegsgeschrei auf ihn. Erec stand auf, um sich ihnen zu stellen.
Als ihr Anführer einen Wurfspeer hob, machte Erec seine Not zur Tugend: Er hatte kein Pferd und er konnte den Männern nicht auf gleicher Höhe begegnen, doch da er so dicht am Boden war, konnte er diesen nutzen. Erec tauchte plötzlich zu Boden, rollte sich ab und durchtrennte die Sehnen des Pferdes des Anführers. Das Pferd bäumte sich auf und sein Reiter viel mit dem Gesicht voran in den Dreck, bevor er die Gelegenheit hatte, seine Waffe auf den Weg zu schicken.
Erec rollte weiter und es gelang ihm, den trampelnden Hufen der Pferde um ihn herum auszuweichen, die dem gestürzten Pferd ausweichen mussten. Vielen gelang es nicht, und sie stolperten über das tote Tier, und ein Dutzend weiterer Pferde stürzten und wirbelten eine riesige Staubwolke auf während sie eine Blockade verursachten. Das war genau das, worauf Erec gehofft hatte: Staub und Durcheinander, und dutzende weitere stürzten zu Boden.
Erec sprang wieder auf die Füße, hob sein Schwert und wehrte damit das Schwert eines Angreifers ab, das auf seinen Kopf zu sauste. Er fuhr herum und blockte einen Speer, dann eine Lanze, dann eine Axt. Er wehrte einen Schlag nach dem anderen ab, die von allen Seiten auf ihn auf ihn eindroschen. Doch er wusste, dass er das nicht ewig schaffen konnte. Er musste zum Angriff übergehen, wenn er auch nur die Spur einer Chance haben wollte.
Erec rollte sich ab, kniete sich hin und schleuderte sein Schwert als ob es ein Speer gewesen wäre. Es flog durch die Luft und in die Brust des Angreifers, der ihm am nächsten war; mit weit aufgerissen Augen rutschte er seitlich vom Pferd und war tot. Erec ergriff die Gelegenheit, sprang auf das Pferd des Mannes und griff dessen Morgenstern. Es war ein feiner Morgenstern, und Erec hatte ihn aus diesem Grund ausgesucht; er hatte einen langen silberbesetzten Schaft und eine fast zwei Meter lange Kette mit drei Eisenkugeln am Ende.
Erec holte aus und schwang ihn über seinen Kopf, wobei er mehreren seiner Feinde gleichzeitig die Waffen aus den Händen schlug und sie dabei von ihren Pferden warf.
Erec betrachtete das Schlachtfeld und sah, dass er bereits beachtlichen Schaden angerichtet hatte. Beinahe einhundert Ritter waren am Boden. Doch die anderen, gut zweihundert Mann, formierten sich neu – und sie schienen zu allem entschlossen zu sein.
Erec ritt ihnen entgegen, ein Mann gegen zweihundert, und brach selbst in wildes Kriegsgeschrei aus, schleuderte seinen Morgenstern immer weiter und betet zu Gott, dass seine Kräfte weiterdurchhalten mochten.
*
Alistair weinte, als sie sich mit aller Kraft an Warkfin festhielt. Das Pferd ritt im Galopp und brachte sie auf der wohlbekannten Straße nach Savaria. Sie hatte geschrien und das Tier die gesamte Zeit über getreten und nichts unversucht gelassen, um ihn zum Umkehren zu bewegen und zu Erec zurückzureiten. Aber er wollte nicht hören. Sie war noch nie einem Pferd wie ihm begegnet – er hörte unbeirrbar auf das Wort seines Herrn und ließ sich durch nichts erschüttern.
Ganz klar würde er sie nach Savaria bringe, dorthin wo Erec es ihm befohlen hatte – und schließlich sah sie ein, dass nichts dagegen tun konnte.
Alistair hatte gemischte Gefühle, als sie zurück durch die Stadttore ritt, in eine Stadt in der sie lange Zeit als Schuldmagd gelebt hatte. Einerseits fühlte es sich vertraut an – doch auf der anderen Seite brachte es Erinnerungen an den Gastwirt, der sie geschunden hatte wieder hoch, an alles, was falsch war an diesem Ort. Sie hatte sich so sehr darauf gefreut, hier ihr Leben mit Erec neu zu beginnen.
Während sie sich einerseits innerhalb der Stadtmauern sicher fühlte, quälte sie gleichzeitig eine böse Vorahnung in Bezug auf Erec, der sich da draußen alleine einer ganzen Armee gegenüberstellte. Der Gedanke daran bereitete ihr Übelkeit.
Als sie bemerkte, dass Warkfin nicht umkehren würde, erkannte sie, dass das nächstbeste, was sie tun konnte war, Hilfe für Erec zu holen.
Erec hatte sie gebeten, hier zu bleiben, in der Sicherheit der Stadtmauern – aber das wäre das letzte, was sie tun würde. Sie war schließlich die Tochter eines Königs, und sie war niemand der vor Angst oder einer Konfrontation davonlief. Erec hatte in ihr einen ebenbürtigen Partner gefunden: sie war edel und genauso entschlossen wie er. Sie würde sich selbst nicht mehr in die Augen schauen können falls ihm da draußen irgendetwas zustoßen sollte.
Sie kannte die Stadt gut und lenkte Warkfin geradewegs auf das Schloss des Barons zu – und nun, da sie innerhalb der Stadtmauern waren, gehorchte das Tier. Sie ritt zum Eingang des Schlosses, stieg ab und rannte an den Wachen vorbei, die versuchten, sie aufzuhalten.
Sie riss sich von ihnen los und rannte die marmornen Flure hinunter, die sie als Dienerin so gut kennengelernt hatte.
Alistair steckte ihren Kopf zwischen die Türen des riesigen Wohngebäudes, öffnete sie mit lautem Krachen und stürzte in die privaten Gemächer des Barons. Mehrere Angehörige des Rates wandten sich um und sahen sie an. Sie alle trugen die königlichen Roben und der Baron saß mitten unter ihnen umringt von einigen seiner Ritter. Alle hatten einen erstaunten Ausdruck auf dem Gesicht; sie musste sie bei etwas Wichtigem gestört haben.
„Wer