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Memoiren einer Favorite. Александр ДюмаЧитать онлайн книгу.

Memoiren einer Favorite - Александр Дюма


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die Wanduhr jenes Ausheben hören ließ, welches dem Schlage der Stunde vorangeht, erhob sich alles, so daß nur selten jemand noch nicht aufgestanden war, wenn die halbe Stunde schlug.

      Schlag zwölf Uhr setzte man sich zur Mittagstafel nieder, mit Ausnahme Sonnabends, wo das Mittagsmahl sich um eine Minute infolge des Umstandes verzögerte, daß Mr. Thomas Hawarden erst seine Uhr aufziehen mußte.

      Das Mittagsmahl war, ohne luxuriös zu sein, doch gut und wohlschmeckend. Das gewöhnliche Getränk war Bier, jeder aber erhielt außerdem aus einer Flasche, welche für Mittags- und Abendessen ausreichte, ein kleines Glas Bordeauxwein, die Kinder bloß ein halbes Glas.

      Um fünf Uhr gab es Butterbrötchen oder Kuchen. Die Teekanne kam wieder zum Vorschein und lieferte ebenso wie beim Frühstück das einzige Getränk. Dieses Vesperbrot dauerte ebenso wie das Frühstück eine halbe Stunde.

      Um acht Uhr ward zu Abend gegessen. Diese Mahlzeit war so ziemlich eine Wiederholung des Mittagsmahles, ausgenommen, daß die Kinder ihr nicht beiwohnten. Diese bekamen um halb acht Uhr eine Butter- oder Honigsemmel, je nach ihrer Wahl, und um acht Uhr wurden sie zu Bett gebracht.

      Ich hörte sie nicht ein einziges Mal weinen, ausgenommen, wenn sie beim Fallen sich sehr wehe getan hatten.

      Donnerstags nach dem Frühstücke wurde der Jagdwagen angespannt. Die Kinder, die Amme und ich stiegen hinein, und der Kutscher fuhr uns nach irgendeiner der Wiesen, welche sich in der Nähe der Stadt Hawarden befinden.

      Nun hatten wir unser Fest. Die Last, welche in der eisigen Atmosphäre des Hauses unsere Brust bedrückte, hob sich wie durch die Sonnenstrahlen verflüchtigt. Sogar der Säugling in den Armen der Amme schien im Freien fröhlicher zu sein, als in der Stadt. Die Amme ging mit ihrem Pflegling spazieren. Die beiden anderen Kinder und ich sprangen im Grase herum, pflückten Blumen und verfolgten die Schmetterlinge.

      Die Kinder beteten mich an, weil ich ebenso Kind war als sie selbst.

      Sonnabend nach dem Vesperbrot wartete der angespannte Wagen an der Tür. Alle Welt stieg hinein mit Ausnahme des Gärtners, welcher in seinem Gartenhäuschen blieb und das Haus bewachte, und man begab sich aufs Land.

      Mit diesem Ausdruck bezeichnete man ein ziemlich großes Haus, welches dritthalb Stunden von Hawarden, zwischen Chester und Flint an dem Ufer des Dee ungefähr eine Viertelmeile von der Stelle stand, wo dieser Fluß sich in das irische Meer oder vielmehr in den Golf ergießt, der damit in Verbindung steht.

      Man brauchte, um diesen Weg zurückzulegen, zwei Stunden zehn Minuten niemals weniger und niemals mehr. Der Kutscher peitschte sein Pferd dreimal. Das erstemal beim Abfahren, das zweitemal auf der Hälfte des Weges, das drittemal bei der Ankunft in der Allee.

      Der erste Anblick des Meeres war für mich ein tiefergreifender. Obschon der Golf des Dee ziemlich schmal ist, so konnte man doch von der Höhe eines kleinen Berges am Horizont das hohe Meer entdecken. Ich streckte nach diesem unendlichen Raume meine Arme mit ebenso leidenschaftlicher Gebärde aus, wie ich es nach der Ewigkeit getan haben würde.

      Der Sonntag, welchen wir während der sieben schönen Monate des Frühlings, des Sommers und des Herbstes unabänderlich auf dem Lande zubrachten, war dem Gebet und dem Spazierengehen gewidmet. An diesem Tage hatte ich die Aufsicht über die Kinder, nicht bloß nach dem Frühstück, wie Donnerstags, sondern auch nach dem Mittagsmahle.

      Hier bedurften wir keines Jagdwagens. Das am rechten Ufer des Dee zwischen dem Fluß und dem Golf stehende Landhaus ließ uns die Wahl zwischen dem Meeresstrande, um daselbst Muscheln zu suchen und dem Abhang des Flußufers, um daselbst Blumen zu pflücken. Das ganze zwischen dem Fluß und dem Meere liegende Terrain bot uns eine Promenade von ungefähr drei Viertelmeilen.

      Hier war die Freiheit für uns noch größer als Donnerstags auf den Wiesen von Hawarden. Es waren im Grunde zwei Sonntage auf fünf Schattentage. Mein Leben ist nicht immer so gut geteilt gewesen.

      Eines Tages es war an einem Sonntage in der ersten Woche des Monats Mai 1777 gegen zwei Uhr nachmittags sahen wir, als wir an diesem Tage zum zweitenmal ausgingen, am Meerestrande ein hübsches Boot, welches von vier oder fünf Ruderern bewacht ward. Die Bänke im Hinterteil des Bootes waren mit Teppichen und Sammetkissen belegt.

      Einige Schritte von dieser Stelle saß ein Mann auf einem hölzernen Schemel und zeichnete eine Walliserin, die ihr Kind in den Armen hielt. Eine junge Dame stand neben dem Zeichner und sah, ihm über die Schulter schauend, seiner Arbeit zu.

      Der Mann und die junge Dame waren, obschon ländlich, doch mit der größten Eleganz gekleidet. Man erriet sofort, daß es Bewohner von London waren, welche sich hierher nach Flintshire verirrt.

      Die Kinder liefen, von Neugier getrieben, auf die Gruppe zu. Ich rief sie zurück; so gehorsam sie aber im Hause waren, ebenso eigenwillig und widerspenstig waren sie, wenn sie sich in Freiheit fühlten.

      Sie antworteten nicht, sondern setzten ihren Weg fort, bis sie eines an der Seite der Dame, das andere an der Seite des Zeichners standen.

      Beide drehten sich um.

      »O, das ist ein schönes Kind,« sagte der Zeichner, indem er seine Hand auf den Kopf des kleinen Knaben legte, wie um ihn besser zu sehen.

      »Wie heißest du, mein kleiner Freund?«

      »Edward,« antwortete der Knabe.

      »Und du, kleine Miß?« fragte er das Mädchen.

      »Sarah,« antwortete diese.

      »Ist das nicht seltsam, Arabella?« sagte der Zeichner zu der Dame, »das sind die Namen meiner beiden Kinder.«

      Dann setzte er mit einem Seufzer hinzu:

      »Sie standen, als ich sie das letzte mal sah, ungefähr in demselben Alter.«

      Und er versank in Nachdenken und schien seine Zeichnung ganz zu vergessen.

      Mittlerweile hatten sich die Augen der Dame auf mich gerichtet und schienen fest an meinem Gesicht zu haften.

      »In der Tat,« murmelte sie »das ist ein herrliches Wesen. Sieh' doch, Romney!«

      Und sie berührte ihn an der Schulter, um ihn aus einem Hinbrüten aufzurütteln. Er schüttelte den Kopf wie ein Mensch, der eine traurige Erinnerung aus seinem Gemüt hinweg zu bannen wünscht.

      »Was sagst du, Arabella?« fragte er.

      »Ich sage, du sollst dich umdrehen und hinter dich schauen.«

      Der Maler richtete nun seinen Blick auf mich und schien im höchsten Grade erstaunt und betroffen zu sein.

      »Treten Sie näher, Miß,« sagte die Dame zu mir, »gestatten Sie uns, Sie mit Muße zu betrachten. Sie sind so hübsch, daß Ihr Anblick Vergnügen bereitet.«

      Mein Gesicht errötete vor Scham, mein Herz aber hüpfte vor Freuden. Es war jetzt nicht mehr ein kleiner Hirt, welcher mir sagte, daß ich schön sei, es waren nicht mehr neidische Pensionärinnen, welche mich hübsch fanden, während sie mir zugleich Ungeschick und Unbeholfenheit zum Vorwurf machten; es waren vielmehr ein Herr und eine Dame aus der Stadt, welche mich freimütig und ohne Einschränkung bewunderten.

      Mechanisch näherte ich mich.

      Der Maler bot mir die Hand, ich gab ihm die meinige.

      »Und welch' eine Hand, ich will nicht sagen, hat sie, sondern wird sie haben,« fuhr der Maler fort. »Sieh nur, Arabella.«

      »O, glaube mir, Romney, daß ich das Mädchen mit ebensoviel Vergnügen betrachte, als du. Eifersüchtig bin ich, Gott sei Dank, nicht. Darf man Sie fragen, wie Sie heißen, Miß?«

      »Ich heiße Emma, Madame,« antwortete ich.

      »Und wie alt sind Sie?« fragte der Maler.

      »Ich soll ziemlich vierzehn Jahre alt sein.«

      »Wie, Sie sollen?«

      »Ja, genau hat meine Mutter mir mein Alter nie gesagt.«

      »Sie ist die Tochter irgendeiner Herzogin,« sagte Romney.

      »Nein, Sir!« antwortete ich; »ich bin die


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