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Tausend und Ein Gespenst. Александр ДюмаЧитать онлайн книгу.

Tausend und Ein Gespenst - Александр Дюма


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das Gefühl seines Daseins.

      – Beweise!

      – Hier sind sie. – Haller sagt in seinen Elementis Physicis, Tom. 4., pag. 35:

      »Ein abgeschlagener Kopf schlug die Augen wieder auf, und blickte mich von der Seite an, weil ich mit der Spitze des Fingers sein Rückenmark berührt hatte.«

      – Haller, es sei; – aber Haller hat sich irren können.

      – Er hat sich geirrt, ich will es zugeben. Gehen wir zu einem Andern über. – Weycard, Arts philosophiques p. 22l, sagt:

      »Ich habe die Lippen eines Mannes sich bewegen sehen, dem der Kopf abgeschlagen war.«

      – Gut; aber von sich Bewegen bis zum Sprechen. . .

      – Warten Sie, wir kommen darauf. – Hier ist Sömmering; seine Werke sind da, und Sie können suchen. Sömmering sagt: »Mehrere Aerzte, meine Collegen, haben mir versichert, einen von dem Rumpfe getrennten Kopf vor Schmerz mit den Zähnen knirschen gesehen zu haben, und ich bin überzeugt, daß wenn die Luft noch durch die Organe der Stimme kreiste, die Köpfe sprechen würden.« – Nun denn! Doctor, fuhr Herr Ledru erbleichend fort, – ich bin weiter als Sömmering. – Zu mir hat ein Kopf gesprochen.

      Wir erbebten Alle. – Die bleiche Dame erhob sich auf ihrem langen Stuhl.

      – Zu Ihnen?

      – Ja, zu mir; werden Sie etwa auch sagen, daß ich ein Narr bin?

      – Dam! äußerte der Doctor, wenn Sie mir sagen, daß Ihnen selbst. . .

      – Ja, ich sage Ihnen, daß mir die Sache selbst begegnet ist. Sie sind zu höflich, nicht wahr, Doctor, um mir laut zu sagen, daß ich verrückt bin; aber Sie werden es in Ihrem Inneren sagen, und das würde durchaus auf dasselbe herauskommen.

      – Wohlan! lassen Sie hören, erzählen Sie uns das, sagte der Doctor.

      – Sie haben gut sprechen. Wissen Sie, daß ich das, was Sie von mir Ihnen erzählt wünschen, seit den sieben und dreißig Jahren, wo mir die Sache begegnet ist, noch Niemand erzählt habe; wissen Sie, daß ich Ihnen nicht dafür stehe, ohnmächtig zu werden, indem ich es Ihnen erzähle, wie ich ohnmächtig geworden bin, als jener Kopf gesprochen hat, als die sterbenden Augen sich auf die meinigen geheftet haben?

      Das Gespräch wurde immer interessanter, die Lage immer dramatischer.

      – Nun denn, Ledru, Muth, sagte Alliette, erzählen Sie uns das.

      – Erzählen Sie uns das, mein Freund, sagte der Abbé Moulle.

      – Erzählen Sie, sagte der Chevalier Lenoir.

      – Mein Herr. . . flüsterte die bleiche Frau.

      Ich sagte Nichts, aber mein Verlangen lag in meinen Augen.

      – Es ist sonderbar, sagte Herr Ledru, ohne uns zu antworten und wie, als ob er mit sich selbst spräche, es ist sonderbar, welchen Einfluß die Ereignisse auf einander haben! Sie wissen, wer ich bin, sagte Herr Ledru, indem er sich nach meiner Seite wandte.

      – Ich weiß, mein Herr, antwortete ich, daß Sie ein sehr unterrichteter, sehr geistreicher Mann sind, der vortreffliche Mittagessen gibt, und daß Sie Maire von Fontenay-aux-Roses sind.

      Herr Ledru lächelte, indem er mir mit einem Zeichen des Kopfes dankte.

      – Ich spreche von meiner Herkunft, von meiner Familie, sagte er.

      – Ich kenne Ihre Herkunft nicht, mein Herr, und kenne Ihre Familie nicht.

      – Wohlan! Hören Sie, ich will Ihnen Alles sagen, und vielleicht wird dann die Geschichte, die Sie zu wissen wünschen und die ich Ihnen nicht zu erzählen wage, nachher kommen. Wenn sie kömmt, wohlan! so werden Sie sie nehmen; wenn sie nicht kömmt, so verlangen Sie sie nicht mehr von mir; es ist ein Beweis, daß die Kraft mir gefehlt hat, sie Ihnen zu erzählen.

      Jedermann setzte sich und traf seine Anstalten, um nach seiner Bequemlichkeit zuzuhören.

      Uebrigens war der Salon ein wahrer Salon für Erzählungen oder Legenden, groß, dunkel durch die dicken Vorhänge und das abnehmende Tageslicht, dessen Ecken bereits in voller Finsterniß waren, während die Linien, welche mit den Thüren und den Fenstern in Verbindung standen, allein einen Rest von Licht behielten.

      In einer dieser Ecken befand sich die bleiche Dame. Ihr schwarzes Kleid war gänzlich in der Dunkelheit verloren. Ihr weißer, regungslos auf das Kissen des Sophas zurückgeworfener Kopf war allein sichtbar.

      Herr Ledru begann:

      – Ich bin, sagte er, der Sohn des berühmten Comus, Physiker des Königs und der Königin; mein Vater, den sein spaßhafter Beiname unter die Taschenspieler und Charlatane hatte stellen lassen, war ein ausgezeichneter Gelehrter der Schule Voltas, Galvanis und Mesmers. Er war der Erste in Frankreich, welcher sich mit Phantasmagorie und Electricität beschäftigte, indem er dem Hofe mathematische und physikalische Sitzungen gab.

      Die arme Maria Antoinette, die ich zwanzig Male gesehen habe, und die mich bei ihrer Ankunft in Frankreich, das heißt, als ich ein Kind war, bei den Händen ergriffen und geküßt hat, Maria Antoinette war in, ihn vernarrt. Bei seiner Anwesenheit im Jahre 1777 erklärte Joseph II., daß er nichts Merkwürdigeres gesehen hätte, als Comus.

      Bei alle dem beschäftigte sich mein Vater mit der meines Bruders und meiner Erziehung, indem er uns in das einweihte, was. er von geheimen Wissenschaften wußte, und in eine Menge von galvanischen, physikalischen und magnetischen Kenntnissen, die heut zu Tage allgemein bekannt sind, die aber zu jener Zeit Geheimnisse, nur Vorrechte für Einige waren; der Titel als Physiker des Königs brachte meinen Vater im Jahre 93 in das Gefängniß; aber vermittelst einiger freundschaftlichen Verbindungen, die ich mit der Berg-Partei hatte, gelang es mir, ihn wieder freigeben zu lassen.

      Mein Vater zog sich nun in dasselbe Haus zurück, in welchem ich mich befinde, und starb darin im Jahre 1807 im Alter von sechs und siebenzig Jahren.

      Kommen wir auf mich zurück.

      Ich habe von meinen freundschaftlichen Verbindungen mit der Berg-Partei gesprochen. Ich war in der That mit Danton und Camille Desmoulins befreundet. Ich hatte Marat, eher als Arzt, wie als Freund, gekannt, kurz ich hatte ihn gekannt. Aus dieser Bekanntschaft, so kurz sie auch gewesen ist, die ich mit ihm hatte, ging hervor, daß ich mich an dem Tage, an welchem man Fräulein von Corday auf das Schaffot führte, entschloß, ihrer Hinrichtung beizuwohnen.

      – Ich wollte Ihnen gerade, unterbrach ich ihn, in Ihrem Streite mit dem Herrn Doctor Robert über die Fortdauer des Lebens dadurch zu Hilfe kommen, daß ich die Thatsache erzählte, welche die Geschichte in Bezug auf Charlotte von Corday aufbewahrt hat.

      – Wir kommen darauf, unterbrach mich Herr Ledru, lassen Sie mich erzählen. Ich war Zeuge, dem zu Folge können Sie das glauben, was ich sagen werde.

      Von zwei Uhr Nachmittags an hatte ich meinen Posten neben der Statue der Freiheit eingenommen. Es war ein heißer Julitag, das Wetter war drückend, der Himmel war bedeckt und verhieß ein Gewitter.

      Um vier Uhr brach das Gewitter aus; wie man sagt, bestieg Charlotte gerade in diesem Augenblicke den Karren. Man hatte sie in dem Augenblicke in ihrem Gefängnisse abgeholt, wo ein junger Maler damit beschäftigt war, ihr Porträt zu malen. Der eifersüchtige Tod schien zu wollen, daß Nichts das junge Mädchen überleben sollte, nicht einmal ihr Bild.

      Der Kopf war flüchtig auf der Leinwand entworfen, – und, wie sonderbar! in dem Augenblicke, wo der. Scharfrichter eintrat, war der Maler an der Stelle des, Halses, welche das Eisen der Guillotine durchschneiden sollte.

      Die Blitze leuchteten, der Regen fiel, der Donner grollte, aber nichts hatte das neugierige Volk zerstreuen können; die Kais, die Brücken, die Plätze waren überfüllt; – das Getöse der Erde überschallte fast das Getöse des Himmels. – Jene Weiber, welche man mit jenem energischen Namen Leckerinnen der Guillotine benannte, verfolgten sie mit Verwünschungen. – Ich hörte dieses Brüllen zu mir kommen, wie man das eines Wasserfalles hört. Lange bevor man etwas erblicken konnte, wogte die Menge; endlich erschien der Karren wie ein unglückseliges Schiff, indem er den Strom


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