Morde am Fließband: Kriminalgeschichten. Alexis WillibaldЧитать онлайн книгу.
der Verhandlung in das Gefängnis zurückgeführt wurden, ereignete sich ein Zwischenfall, der für amerikanischen Verbrecherhumor charakteristisch ist. Im Gange, den sie passieren mußten, kamen sie an einem schlanken jungen Mann vorbei, der in eifriger Unterhaltung mit zwei jungen Damen begriffen war. Haight stieß Witrock an und flüsterte ihm zu: »Hier steht Fotheringham.« Witrock fixierte den Genannten einige Augenblicke, schritt dann auf ihn zu, reichte ihm die Hand und sagte: »Fotheringham, alter Junge, ich freue mich, Sie zu treffen. Ich habe Ihnen vor über zwei Monaten einen bösen Streich gespielt, aber ich will hoffen, daß Sie es mir nicht nachtragen werden.« »Gewiß nicht,« lautete die Erwiderung Fotheringhams, »wenn Sie mich auch gehörig überrumpelt haben, als wir uns das erstemal trafen.« Die beiden Leute hielten ein eingehendes Gespräch über die Untersuchung, während die Gefängniswärter ruhig dabeistanden und nur gespannten Ohres lauschten, ob sie etwas erfahren würden, was zu einer weiteren Verhandlung führen könnte. »Sie schieden als gute Freunde«, schließt der amerikanische Berichterstatter, dem wir diese Mitteilung verdanken, seine Darstellung.
Die Detektivs, die unter der persönlichen Leitung des Herrn Robert A. Pinkerton gearbeitet hatten, hatten ein Meisterstück geliefert. Es war ihnen gelungen, die einzelnen zerstreuten Fäden zu verbinden und einen Strick aus ihnen zu drehen, mit dem sie schließlich die ganze Bande gefangen hatten. Von den geraubten siebenundfünfzigtausend Dollar waren einundfünfzigtausend und die Diamanten wieder in den Besitz der Adams-Expreß- Company gekommen. Es ist nur fraglich, was größere Anerkennung verdient: ihr Scharfsinn oder ihre Geduld. Die Kosten der Untersuchung durch die Detektivs hatten gegen sechseinhalbtausend Dollar betragen.
Der gerichtliche Prozeß verlief sehr einfach, denn Witrock namentlich hatte ein sehr umfassendes Geständnis abgelegt. Am 4. Januar 1887 wurden die Angeklagten vor das Gericht in Saint Louis gestellt. Der Staatsanwalt Glover begründete die Anklage, Friedrich Witrock, William Haight und Thomas Weaver erklärten sich für schuldig, die beiden ersten wurden zu sieben Jahren Zuchthaus, das höchste gesetzliche Strafmaß, Weaver aber zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Cook, Kinney, Frau Witrock und Frau Haight leugneten, von dem Raubanfall überhaupt etwas gewußt zu haben. Sie behaupteten zugleich, keine Ahnung davon gehabt zu haben, daß Geld und Diamanten gestohlenes Gut gewesen seien. Eine Anklage ist weder gegen sie noch den Postbeamten Fotheringham erhoben worden.
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