Moonlight Romance Staffel 1 – Romantic Thriller. Scarlet WilsonЧитать онлайн книгу.
war ungenießbar! Ich möchte mit ihr reden, ihr das selbst sagen.«
Das Dienstmädchen hob gleichmütig die Schultern. »Von mir aus. Ich gebe ihr Bescheid.«
Tatsächlich geschah schon wenig später, womit Heather nicht wirklich gerechnet hatte. Die Köchin erschien, sichtlich in ihrem Stolz gekränkt.
Heather ging gleich in die Offensive. »Was immer die Hanleys über mich erzählt haben, es stimmt nicht. Ich bin in diesem Haus meines Lebens nicht sicher. Sie kennen mich, Agatha, und ich glaube, wir sind so etwas wie Freundinnen geworden. Prudence vergiftet mein Essen. Riechen Sie an dem Porridge, dann werden sie mir glauben!«
Bis eben hatte die Köchin das junge Mädchen noch wohlwollend gemustert, nun verschloss sich ihr Gesicht. Hatten die Hanleys doch recht? Litt Heather unter Verfolgungswahn? Sie wollte es nicht glauben, und als ihr das Mandelaroma in die Nase stieg, glaubte sie es auch nicht. Agatha wurde wütend, denn sie hatte etwas dagegen, dass jemand ihr Essen vergiftete. »Was kann ich für Sie tun, Miss?«, fragte sie schlicht.
Heather atmete auf und reichte ihr einen Zettel. »Sorgen Sie dafür, dass Mr. Humbert auf Ivy Grove diese Nachricht erhält. Er ist der Einzige, der mir helfen kann.«
Agatha ließ den Zettel in ihrer Schürze verschwinden und versprach: »Und wenn ich ihn selbst hintragen muss, ich sorge dafür, dass er ihn bekommt!«
*
Timothy kehrte am späten Abend aus London zurück und er brachte eine Menge Neuigkeiten. Sein Onkel lauschte erstaunt, während der junge Anwalt erzählte: »Nachdem ich festgestellt habe, dass es bei den Hanleys sozusagen Gang und Gäbe ist, sich durch eine reiche Heirat zu sanieren, habe ich mich bei einem Studienfreund, der nun für Scotland Yard arbeitet, über Prudence und Reginald Hanley und ihre Vorfahren ein wenig eingehender erkundigt. Reginald ist einschlägig vorbestraft wegen Urkundenfälschung und Betrug. Seine Frau hat bereits mehrfach Hypotheken auf Hanley-Hall aufgenommen, um seine immensen Spielschulden zu begleichen. Außerdem sind mehrere Klagen auf Unerhaltszahlungen an außereheliche Kinder verzeichnet.«
Lord Cyrus schüttelte leicht den Kopf. »Er ist ein noch viel schlechterer Mensch, als ich immer dachte.«
»Vor einigen Jahren nahmen die Hanleys ein Mündel zu sich, das, ganz ähnlich wie Heather, elternlos war und über ein ansehnliches Vermögen verfügte. Das Mädchen verschwand bei einer Segeltörn spurlos. Und die Hanleys haben geerbt.«
»Du meinst … Mein Gott, das ist ja schrecklich!«
Lord Cyrus war ehrlich erschüttert. Er hatte seine Nachbarn nie leiden können. Doch dass es sich bei ihnen um ausgewachsene Raubmörder handelte, war für ihn kaum zu begreifen.
»Sie sind nicht die Ersten, die so handeln. Neben Lady Adelaide gibt es allein in unserer Familie zehn ungeklärte Todesfälle. Man konnte den Hanleys nie etwas nachweisen und ihr Vermögen wuchs …«
»Du musst Heather dort herausholen, so schnell es geht.«
Timothy nickte. »Das habe ich vor. Ich habe nämlich auch ihren Vermögensverwalter etwas genauer unter die Lupe genommen. Dieser Mann ist nicht eben das, was man vertrauenswürdig nennen würde. Meine zukünftigen Kollegen bei Waterford-Langley waren mir in dem Punkt eine große Hilfe. Heather hat von ihren Eltern ein stattliches Vermögen geerbt. Es befindet sich in einem Treuhandfond, zu dem sie Zugang hat, wenn sie großjährig ist.«
»Also in ein paar Wochen.«
»Und bis dahin werden ihre Verwandten erben wollen. Das ist die Gefahr, von der Lady Adelaide sprach. Offenbar ist auch ihr dieses schlimme Schicksal zuteil geworden. Deshalb will sie Heather vor den Hanleys schützen.«
Lord Cyrus machte ein nachdenkliches Gesicht, denn so ganz konnte er sich nach wie vor nicht mit der Vorstellung eines hilfreichen Geistes anfreunden. Doch er sagte nichts, denn offenbar war sein Neffe von dessen Existenz fest überzeugt. Und das war nun ja auch nur Nebensache.
»Was willst unternehmen? Hanley wird seinen »Goldfisch« ganz sicher nicht kampflos ziehen lassen.«
Timothy nickte. »Ich habe mir bereits ein paar Gedanken gemacht und …« Er verstummte, als der Butler erschien und einen Zettel brachte. Mit ratloser Stimme erklärte er: »Die Köchin von Hanley-Hall hat ihn abgegeben und darauf bestanden, auf Antwort zu warten. Verzeihen Sie, Sir, soll ich sie wegschicken?«
Timothy faltete den Zettel auseinander, überflog die Zeilen und erbleichte. »Ist sie noch da?«, fragte er den Butler, der reichlich konsterniert nickte.
Der junge Mann eilte zur Tür und wollte von Agatha wissen: »Ist Heather etwas zugestoßen? Haben die Hanleys sie …«
»Nein, Sir, es geht gut«, versicherte die Köchin sogleich. »Aber sie hat Angst, dass man ihr etwas antun will. Es hat den Anschein, als ob jemand Gift in ihr Essen getan hat.«
»Gift? Wie kommen Sie zu diesem Schluss?«
»Nun, Sir, das Porridge roch nach Bittermandeln. Aber so etwas verwende ich dazu nie. Es ist, wie ich sage.«
Timothy dachte kurz nach, dann fragte er: »Wem können Sie in Hanley-Hall vertrauen? Wer würde Miss Heather auch gegen den Willen ihrer Verwandten helfen?«
»Nun ich … Polly sicher und vielleicht auch Spencer, unser Kutscher. Simon, der Butler, ist den Herrschaften treu ergeben.«
»Dann sorgen Sie dafür, dass Simon heute Nacht tief und fest schläft. Er ist doch sicher kein Abstinenzler, oder?«
Agatha verstand gleich, worauf er hinauswollte, und lächelte vielsagend.
»Die Tür sollte offen sein, damit ich ungehindert ins Haus gelangen und Heather befreien kann. Sagen Sie mir noch, wo ihr Zimmer liegt, Agatha?«
Sie tat es ohne Zögern und verließ Ivy Grove wenig später mit dem guten Gefühl, das Richtige getan zu haben.
*
»Es geht ihr nicht schlechter, da stimmt etwas nicht!«
Reginald warf seiner Frau einen unduldsamen Blick zu. Er hatte sich umgezogen, wollte nach Plymouth in seinen Club fahren. Das sagte er jedenfalls. Prudence meinte aber, es besser zu wissen.
»Du musst schon ein wenig Geduld haben, das Zeug braucht etwas Zeit, um zu wirken«, murmelte er zerstreut und steckte sein silbernes Zigarrenetui ein.
»Kannst nicht daheim bleiben? Musst du unbedingt zu diesen Schlampen und …«
»Ich fahre in meinen Club. Außerdem geht es dich nichts an, wie ich meine kostbare Freizeit verbringe«, wies er sie scharf zurecht. »Und jetzt geh mir aus dem Weg.«
»An deiner Stelle würde ich heute das Roulette meiden«, riet sie ihm beißend. »Falls Heather den Braten gerochen hat und das Gift nicht schluckt, gehen wir diesmal leer aus.«
»Sie wird es nehmen, und wenn ich es ihr selbst verabreichen muss«, fuhr er ärgerlich auf. »Warte nicht auf mich, es wird spät.« Er verließ mit raschem Schritt den Wohnraum. Gleich darauf hörte Prudence die Kutsche abfahren.
Eine Weile marschierte sie vor den großen Fenstern hin und her und grübelte nach. Draußen lag die Dunkelheit wie schwerer Samt über dem Land. Prudence war unschlüssig. Was sollte sie tun? Auf ihren Mann konnte sie sich nicht verlassen, der hatte nur seine billigen Vergnügungen im Kopf. Sie musste selbst aktiv werden.
Heather war nicht dumm. Vermutlich wusste sie bereits, was los war. Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als das Mädchen noch in dieser Nacht zu beseitigen. Prudence lächelte kalt. Wenn Reginald sich wieder einmal elegant aus der Affäre zog, sollte er diesmal auch nicht die Früchte ihrer Anstrengungen ernten. Sie beschloss, Heathers Geld auf ein Konto zu transferieren, auf das ihr Mann nicht zugreifen konnte. Und dann würde sie sich einen langen, erholsamen Urlaub an der Côte d’Azur gönnen, der umso angenehmer wurde, weil sie wusste, dass Reginald hier auf glühend heißen Kohlen sitzen würde …
Mit einem kalten Lächeln verließ Prudence schließlich das Wohnzimmer. Die durchscheinende Gestalt, die nun