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Das Narrenschiff. Sebastian BrantЧитать онлайн книгу.

Das Narrenschiff - Sebastian Brant


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      Wer jagen will zu einer Stund

      und fangen zween Hasen mit einem Hund,

      dem wird kaum einer wohl zuteil

      und oft gar nichts – trotz aller Eil’.

      Wer mit viel Bogen schießen will,

      der trifft wohl kaum einmal das Ziel;

      und wer viel Ämter auf sich nimmt,

      der kann nicht tun, was jedem66 ziemt;

      wer hier muß sein und doch auch dort,

      ist weder hier noch dort am Ort;

      wer tun will, was einem jeden gefällt,

      des Odem sei warm und kalt bestellt,

      der schlucke viel, was ihm nicht schmecke,

      und strecke sich nach jeder Decke,

      der möge Pfühle unterschieben

      dem Arme jedes nach Belieben,

      und salben jedem wohl die Stirne

      und sehen, daß ihm keiner zürne.

      Aber viel Ämter schmecken gut,

      man wärmt sich bald bei großer Glut,

      und wer der Weine viel erprobt,

      darum noch nicht jedweden lobt.

      Ein schlicht Geschmeid ist bald bereit,

      der Weise lobt Einfältigkeit67;

      wer einem dient und tut dem recht,

      den hält man für den treusten Knecht.

      Der Esel stirbt und wird nie satt,

      der täglich neue Herren hat.

      Wer Zung’ und Mund nimmt in die Hut,

      der schirmt vor Angst sich Seel’ und Mut68:

      ein Specht verrät sei eigen Blut.

image

      imageer ist ein Narr, wer tadeln will,

      wozu sonst jedermann schweigt still,

      und will unnötig haben Haß,

      wo er doch könnte schweigen baß.

      Wer reden will, wo er nicht soll,

      der taugt zum Narrenorden wohl;

      wer ohne Frage gibt Bescheid,

      der zeiget selbst sein Narrenkleid.

      Von solcher Red’ wird mancher ergötzt,

      die in Schaden ihn und Leid versetzt,

      und mancher verläßt sich auf sein Schwätzen,

      daß er eine Nuß red’ von einer Hätzen69,

      des Worte sind so stark und tief,

      er schwatzt ein Loch in einen Brief70

      und richtet an ein Geschwätz gar leicht.

      Doch wenn er kommt dann zu der Beicht’,

      wo man doch ewigen Lohn verheißt,

      geht ihm die Zunge nicht so dreist.

      Noch sind viel Nabal70a auf der Erde,

      die schwätzen mehr, als gut ihnen werde,

      und mancher würde für klug geschätzt,

      wenn er nicht selbst sich hätte verschwätzt:

      Ein Specht verrät mit seiner Zungen

      das eigne Nest mitsamt den Jungen.

      Im Schweigen liegt oft Antwort viel,

      und Schaden hat, wer schwatzen will.

      Oft trägt die Zunge, ein Glied so klein,

      Unruhe und Unfrieden ein,

      befleckt gar oft den ganzen Mann

      und stiftet Streit, Krieg, Zanken an;

      ein großes Wundern ist in mir,

      daß man bezähmt ein jedes Tier,

      wie hart, wie wild, wie grimm es ist:

      Doch keiner seiner Zunge Meister ist!

      Sie ist ein unruhiges Gut,

      das Schaden oft dem Menschen tut;

      durch sie wird oft gescholten Gott,

      den Nächsten schmähen wir mit Spott,

      mit Fluchen, Nachred’ und Veracht,

      den Gott nach seinem Bild gemacht;

      gar mancher wird durch sie verraten,

      sie offenbart geheimste Taten.

      Durch Schwatzen mancher sich so nährt,

      daß Wein und Brot er nicht mehr begehrt;

      die Zunge braucht man in dem Recht,

      daß krumm wird, was zuvor war schlecht71,

      manch armer Narr verliert die Habe

      durch sie und greift zum Bettelstabe.

      Den Schwätzer kostet das Reden nicht viel,

      er kitzelt sich, lacht, wann er will,

      und redet Gutes in der Welt

      von keinem, wie der auch gestellt.

      Wer viel Lärm und Geräusch jetzt macht,

      den lobt man und hat seiner acht,

      zumal wer köstlich geht einher

      mit dicken Röcken und Ringen schwer;

      die taugen jetzt wohl für die Leute,

      man achtet dünnen Rocks nicht heute.

      Wenn noch auf Erden Demosthenes

      oder Tullius wäre und Aeschines,

      man schätzte nicht ihre Weisheit heute,

      wenn sie nicht könnten bescheißen die Leute,

      und reden viele Worte geschmückt,

      welche zu hören Narren entzückt.

      Wer vieles spricht, sagt oft zuviel

      und muß auch schießen nach dem Ziel,

      werfen den Schlägel fern und weit

      und Ränke schmieden im Widerstreit72.

      Viel Schwätzen sündigt und betrügt,

      und keines Freund ist, wer viel lügt,

      und wer vom Herren Übles spricht,

      das bleibt verschwiegen lange nicht,

      wenn es auch fern geschäh’ von ihm:

      Die Vögel tragen aus die Stimm’,

      es nimmt zuletzt kein gutes Ende,

      denn Herren haben lange Hände.

      Wer über sich viel hauen will,

      dem


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