Das Narrenschiff. Sebastian BrantЧитать онлайн книгу.
in den Himmel setzt73,
der wird mit Schaden oft geletzt.
Ein Narr den Geist auf einmal zeigt,
der Weise Besseres hofft und – schweigt.
Unnütz Wort keinen Nutzen bringt,
und aus Geschwätz nur Schad’ entspringt.
Darum ist besser Stillesein
als Schwatzen, Reden oder Schrein.
Sotades ward um wenig Wort’
einst eingekerkert wie um Mord.
Es sprach nur dies Theokritus:
einäugig sei Antigonus,
da war’s mit ihm im eignen Haus
wie mit Tullius und Demosthenes aus.
Schweigen ist löblich, recht und gut,
wer weise spricht, stets besser tut.
Wer etwas findet und trägt das hin
und wähnt, Gott schenks ihm, in seinem Sinn,
so hat der Teufel betrogen ihn.
20. Vom Schätze finden – Ehrlich sein
und im Verstand ist so erblindet,
daß er spricht: »Gott hat mir das beschert;
ich frag’ nicht, wem es zugehört!«
Was einer nicht hat ausgesät,
ist ihm versagt auch, daß er’s mäht,
und jeder weiß, bei seiner Ehre,
daß dies einem andern zugehöre.
Was, wie er weiß, sein Gut nicht ist,
das hilft ihm nicht, ob’s ihm gebrist74
und er es finde ohn’ Gefährde;
er schau’, daß es dem wieder werde,
wenn er ihn weiß, der es erworben,
oder geb’ es den Erben, falls jener gestorben,
und wenn man die nicht wissen kann,
geb’ man es einem armen Mann
oder sonst um Gottes willen aus;
es soll nicht bleiben in dem Haus,
denn es ist fortgetragen Gut,
dadurch verdammt in Höllenglut
gar mancher um solch Finden sitzt,
den man oft reibt, wenn er nicht schwitzt.
Achor behielt, was nicht war sein,
und bracht’ dadurch das Volk in Pein,
zuletzt ward ihm, was er nicht meinte,
als ohn’ Erbarmung man ihn steinte.
Wer auf sich nimmt ’ne kleine Bürde,
trüg’ größre auch, wenn sie ihm würde.
Rauben und Finden Gott gleich achtet,
weil er dein Herz und dich betrachtet.
Nichts finden macht kein Herz betrübt,
doch Fund, den man nicht wiedergibt.
Denn was man findet und trägt ins Haus,
das kommt gar ungern wieder heraus.
Wer guten Weg zeigt andern zwar,
doch bleibt, wo Schlamm und Pfütze war,
der ist der Sinn’ und Weisheit bar.
21. Vom Tadeln und Selbertun – Zuerst sich selbst bessern
was ihm zu tun ist nicht zuviel;
der ist ein Narr und ungeehrt,
der jedes Ding zum Schlechten kehrt,
der einen Lappen an alles hängt
und nicht der eignen Gebrechen denkt.
Eine Hand, die an der Wegscheid steht,
zeigt nur den Weg, den sie nicht geht,
und wer im Aug’ den Balken hat,
tu ihn heraus, eh’ er gibt Rat:
»Bruder, hab acht, ich seh’ an dir
ein Fäserlein, das mißfällt mir!«
Dem, der da lehrt, steht’s übel an,
wenn er sonst tadelt jedermann
und selbst dem Laster nach doch geht,
das andern Leuten übel steht,
und wenn er hören muß den Spruch:
»Herr Arzt, für dich erst Heilung such!«
Mancher den andern Rat zuspricht,
der sich doch selbst kann raten nicht;
wie Gentilis und Mesue75,
deren jeder starb am selben Weh,
das er von andern gern vertrieben,
worüber fleißig er geschrieben.
Ein jedes Übel, das geschieht,
um so viel deutlicher man sieht,
als man denselben hat in Acht,
der solchen Fehler hat gemacht.
Tu erst das Werk und darnach lehre,
willst du verdienen Lob und Ehre.
Einst hatte Israel im Sinn
zu strafen den Stamm Benjamin,
obschon es lag darnieder doch
und selbst noch trug der Sünde Joch.
Wer gern die Weisheit hört und lehrt
und ganz zu ihr sich allzeit kehrt,
der wird in Ewigkeit geehrt.
22. Die Lehre der Weisheit – Sucht nicht das Geld!
»Menschlich Geschlecht, mein Wort vernimm!
Erfahrung achte stets, mein Kind!
Aufmerket all, die töricht sind!
Sucht die Belehrung, nicht das Geld!
Weisheit ist besser als die Welt
und alles, was man wünschen mag!
Nach Weisheit trachte Nacht und Tag!
Nichts