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Die Schildbürger & Doktor Faustus. Gustav SchwabЧитать онлайн книгу.

Die Schildbürger & Doktor Faustus - Gustav  Schwab


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sie jetzt gewiß dreifache Arbeit, bis sie dasselbe wieder hinaufbrachten. Nur das eine Holz, das von selbst die Hälfte des Berges hinabgerollt war, zogen sie nicht wieder hinauf, um seiner Klugheit willen. Nachdem sie sich so überschafft hatten, und alle Hölzer wieder oben waren, ließen sie dieselben allmählich, eins nach dem andern, den Berg hinabtaumeln, standen droben und ließen sich den Anblick wohl gefallen. Ja, sie waren ganz stolz auf die erste Probe ihrer Narrheit, zogen fröhlich heim und saßen ins Wirtshaus, wo sie kein kleines Loch in den Beutel der Stadt hinein zehrten.

      Das Bauholz war gefügt und gezimmert, Stein, Sand, Kalk herbeigeschafft, und so fingen die Schildbürger einmütig ihren Bau mit solchem Eifer an, daß, wer nur immer zusah, gestehen mußte, es sei ihr bitterer Ernst gewesen. In wenig Tagen hatten sie die drei Hauptmauern von Grund aus aufgeführt; denn weil sie etwas Besonderes haben wollten, so sollte das Haus dreieckig werden. Auch aller Einbau ward wohl vollendet, doch ließen sie nebenzu an einer Seite ein großes Tor in der Mauer offen, um, wie sie dachten, das Heu, das der Gemeinde zuständig wäre, und dessen Erlös sie miteinander vertrinken durften, hineinzubringen. Dies Tor kam denn auch – woran sie nicht gedacht – ihrem Herrn Schultheißen wohl zustatten, sonst hätte dieser, samt Gerichts- und Ratsherrn, wenn sie in den Rat gehen wollten, über das Dach hineinsteigen müssen, was zwar wohl ihrer Narrheit ganz angemessen, aber doch allzu unbequem und dazu halsbrechend gewesen wäre.

      Hierauf machten sie sich an das Dach. Dieses wurde nach den drei Ecken des Baues dreifach abgeteilt, der Dachstuhl auf die Mauern gesetzt und so das ganze Werk, nach ihrer Meinung, bis auf den Giebel untadelig hinausgeführt. Das Dach zu decken verschoben sie auf den folgenden Tag und eilten dem Hause zu, wo der Wirt den Reif aufgesteckt. Am andern Morgen wurde mit der Glocke das Zeichen gegeben, vor welchem bei Strafe niemand arbeiten durfte. Da strömten alle Schildbürger zusammen, stiegen auf den Dachstuhl und fingen an, ihr Rathaus zu decken. So standen sie alle hintereinander, die einen zu oberst auf dem Dache, die andern unten, wo sie an den Latten besserten; etliche noch auf der Leiter, wieder andere auf der Erde, zunächst der Leiter, und so fort bis zu dem Ziegelhaufen, der einen guten Steinwurf vom Rathause entfernt war. Auf diese Weise ging jeder Ziegel durch aller Schildbürger Hände, vom ersten, der ihn aufhob, bis auf den letzten, der ihn auf seine Statt legte, daß ein Dach daraus würde. Wie man aber willige Rosse nicht übertreiben soll, so hatten sie die Anordnung gemacht, daß zu einer gewissen Stunde die Glocke geläutet würde, zum Zeichen des Ausruhens. Sowie nun derjenige, der zunächst am Ziegelhaufen war, den ersten Streich der Glocke hörte, ließ er den Ziegel, den er eben aufgehoben hatte, fallen und lief dem Wirtshause zu. So geschah es, daß diejenigen, die zuletzt ans Werk gekommen waren, die ersten im Wirtshause und die obersten hinter dem Tische wurden. Dasselbe taten auch die Zimmerleute. Sowie ihrer einer den ersten Glockenstreich gehört, ließ er die Axt, die er schon zum Streich aufgehoben, fallen und lief dem Trunke zu, welches alles zur Narrheit der Schildbürger vortrefflich paßte.

      Endlich, nach vollendetem Werke, wollten sie in ihr Rathaus gehen, um dasselbe zu aller Narren Ehre einzuweihen und in aller Narren Namen zu versuchen, wie es sich darin raten lasse. Kaum aber waren sie in Ehrbarkeit hineingetreten – siehe, da war es ganz finster, so finster, daß einer den andern kaum hören, geschweige denn sehen konnte. Darüber erschraken sie nicht wenig und konnten sich nicht genugsam verwundern, was doch die Ursache sein möchte; ob vielleicht irgendwo ein Fehler beim Bauen gemacht worden, wodurch das Licht aufgehalten würde. So gingen sie denn zu ihrem Heutor wieder hinaus, um zu sehen, wo sich der Mangel befinde. Da standen alle drei Mauern gar vollkommen da; das Dach saß ordentlich darauf; auch an Licht mangelte es draußen nicht. Sobald sie aber wieder hereinkamen, zu forschen, ob der Fehler drinnen liege, da war es wieder finster wie zuvor. Die wahre Ursache aber war, daß sie die Fenster an ihrem Rathause vergessen hatten; die konnten sie nicht finden noch erraten, so sehr sie sich auch ihre närrischen Köpfe darob zerbrachen.

      Als der festgesetzte Ratstag gekommen, stellten sich die Schildbürger zahlreich ein, denn es hatte allen gegolten, und nahmen ihre Plätze ein. Einer von ihnen hatte einen brennenden Lichtspan mitgebracht und ihn, nachdem sie sich niedergesetzt, auf seinen Hut gesteckt, damit sie in dem finstern Rathaus einander sehen könnten, auch der Schultheiß bei der Umfrage einem jeden seinen Titel und Namen zu geben imstande wäre. Hier ließen sich nun über den vorgefallenen Handel gar widersprechende Meinungen vernehmen. Die Mehrheit schien sich dahin zu neigen, daß man den ganzen Bau wieder bis auf den Boden abbrechen und aufs neue aufführen sollte: da trat einer hervor, der, wie er früher unter allen der allerweiseste gewesen, so jetzt sich als den allertörichtesten zeigen wollte, und sprach: er habe, solange seine Weisheit gewährt, manchmal vernommen, daß man durch Beispiel vieles klarer machen könne; solchem nach wolle auch er den Schildbürgern eine schöne Geschichte erzählen: »Meiner Großmutter Großvaters Bruders Sohn«, hub er darauf an, »hörte eines Tages einen sagen: Ei, wie sind die Rebhühner so gut! – Hast du denn schon welche gegessen, fragte meiner Großmutter Großvaters Bruders Sohn, daß du es so gut weißest? Nein, sagte der andere, aber es hat mir's einer vor fünfzig Jahren gesagt, dessen Großmutter Großvater sie in seiner Jugend von einem Edelmann hatte essen sehen. Über diese Rede bekam meiner Großmutter Großvaters Bruders Sohn ein Kindbetterin-Gelüste, daß er gern etwas Gutes essen möchte, und sagte deswegen zu seinem Weib, sie solle ihm Küchlein backen, denn Rebhühner könne er doch nicht haben. Sie aber, die besser wußte als er, was der Butterhafen vermöge, entschuldigte sich, sie könne ihm diesmal keine Küchlein backen, weil ihr die Butter oder das Schmalz ausgegangen. Sie bat ihn deshalb, er möchte mit den Küchlein bis auf eine andere Zeit sich gedulden. Damit hatte aber meiner Großmutter Großvaters Bruders Sohn keine Küchlein gegessen und sein Gelüste nicht gebüßt. Er wollte sich mit einem so trockenen Bescheide ohne Salz und Schmalz nicht abweisen lassen und bestand darauf, die Frau sollte ihm Küchlein backen, und hätte sie nicht Butter oder Schmalz, so sollte sie es mit Wasser versuchen. Es tut's nicht, sagte die Frau, sonst wär' ich selbst nicht so lang ohne Küchlein geblieben, weil ich mich das Wasser nicht hätte dauern lassen. Er aber sprach: du weißt es nicht, weil du es noch nie probiert hast. Versuch es einmal, und erst, wenn es nicht geraten will, kannst du sagen, es tu' es nicht. Wollte die Frau Ruhe haben und zufrieden sein, so mußte sie dem Mann willfahren; sie rührte also einen Kuchenteig an, ganz dünn, als wollte sie Sträublein backen, setzte eine Pfanne Wasser über das Feuer, und nun mit dem Teig darein. Der Teig zerfloß im Wasser, und es wurde ein Brei daraus, darüber die Frau zornig, der Mann leidig ward. Denn jene sah Arbeit, Holz und Mehl verloren; meiner Großmutter Großvaters (seligen) Bruders Sohn aber stand dabei, hielt den Teller hin und wollte die erstgebackenen Küchlein, so warm sie aus der Pfanne kamen, essen, ward aber betrogen. Seine Frau verwünschte das Kuchenbacken mit Wasser; er jedoch sagte langmütig: ›Laß dich's nicht gereuen, man versucht ein Ding auf so viel Weise, bis es zuletzt gelingen muß. Ist es diesmal nicht geraten, so gerät's ein andermal. Es wäre ja doch eine feine, nützliche Kunst gewesen, wenn es von ungefähr geglückt wäre!‹ – ›Ich meine ja wohl, sagte meiner Großmutter Großvaters Bruders Sohns Frau; dann wollt' ich selbst alle Tage Küchlein essen!‹

      »Und nun« – so schloß der Schildbürger – »diese Geschichte auf unser Vorhaben zu beziehen: wer weiß, ob das Licht oder der Tag sich nicht in einem Sack tragen läßt, gleichwie das Wasser in einem Eimer getragen wird. Unser keiner hat es jemals versucht; darum, wenn es euch gefällt, so wollen wir drangehen; gerät's, so haben wir's um so besser und werden, als Erfinder dieser Kunst, großes Lob damit erjagen! Geht es aber nicht, so ist es doch zu unserem Vorhaben, der Narrheit halber, ganz willkommen und bequem!«

      Dieser Rat gefiel allen Schildbürgern dermaßen, daß sie beschlossen, demselben in aller Eile nachzuleben. Deswegen kamen sie nach Mittag, wo die Sonne am besten scheint, bei ihrem Eide gemahnt, alle vor das neue Rathaus, ein jeder mit einem Geschirr, in das er den Tag zu fassen gedachte, um Ihn hineinzutragen. Einige brachten auch Schaufeln, Kärste, Gabeln mit, aus Fürsorge, daß ja nichts verabsäumt werde.

      Sobald nun die Glocke eins geschlagen, da konnte man Wunder sehen, wie sie zu arbeiten anfingen. Viele hatten lange Säcke, derein ließen sie die Sonne scheinen bis auf den Boden; dann knüpften sie den Sack eilends zu und rannten damit in das Rathaus, den Tag auszuschütten. Andere taten dasselbe mit verdeckten Gefäßen, als Hafen, Kesseln, Zubern und was dergleichen ist. Einer lud den Tag mit einer Strohgabel in einen Korb, der andere mit einer Schaufel; etliche gruben


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