Эротические рассказы

Gesammelte Werke: Romane + Erzählungen + Essays + Memoiren + Tagebücher. СтендальЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke: Romane + Erzählungen + Essays + Memoiren + Tagebücher - Стендаль


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mich macht, mit seinen Gedanken einigermaßen wirklich dabeizusein geruht. Übrigens ist das alles nur die Vorrede.

      Ihnen gehört meine Hochachtung, ja, ich wage zu sagen, obgleich ich Sie heute zum ersten Male sehe: meine Verehrung! Wollen Sie mein Sekretär werden? Mit achttausend Franken im Jahre, oder was Sie verlangen? Selbst wenn ich das Doppelte zahle, mache ich immer noch ein Geschäft. Das versichere ich Ihnen. Dabei werde ich es mir angelegen sein lassen, Ihnen Ihre schöne Pfarre offenzuhalten, falls wir eines Tages nicht mehr zusammenpassen sollten.«

      Der Abbé lehnte ab. Doch brachte ihn die offensichtliche Verstimmung des Marquis am Ende auf einen Gedanken.

      »Ich habe im Seminar einen armen jungen Menschen zurückgelassen, der, wenn ich mich nicht täusche, das Opfer aller möglichen Feindseligkeiten wird. Wäre er nicht ein simpler Seminarist, so ruhte er bereits in pace. Vorläufig versteht der junge Mann nur Latein und die Heilige Schrift. Aber vermutlich wird er eines Tages große Fähigkeiten entfalten, sei es als Prediger, sei es als Seelsorger. Es ist mir unbekannt, was er werden will. Aber es glüht in ihm das heilige Feuer. Er kann es weit bringen. Ich hatte die Absicht, ihn unserm Bischof zu empfehlen, das heißt, wenn wir einmal einen bekommen, der die Menschen und die Dinge einigermaßen so sieht wie Eure Exzellenz.«

      »Wo stammt der junge Mann her?« fragte der Marquis.

      »Er soll der Sohn eines Holzmüllers aus unsern Bergen sein, aber ich möchte ihn eher für den illegitimen Sprößling irgendeines reichen Mannes halten. Ich habe ihm einmal im Seminar einen Brief eingehändigt mit einem Scheck auf fünfhundert Franken von einem ungenannten oder pseudonymen Absender …«

      »Aha!« unterbrach ihn der Marquis. »Heißt er Julian Sorel?«

      »Woher wissen Eure Exzellenz seinen Namen?« fragte der Abbé betroffen, schämte sich aber alsbald seiner Frage.

      »Das möchte ich Ihnen nicht verraten, Herr Abbé!«

      »Wie dem auch sei«, fuhr Pirard fort, »das wäre vielleicht ein Sekretär für Eure Exzellenz. Der junge Mann hat Energie und Verstand. Kurzum, es käme auf einen Versuch an.«

      »Warum nicht?« meinte der Marquis. »Hoffentlich ist er keiner von der Sorte, die sich von der Polizei oder von sonst wem bestechen läßt und einem das ganze Haus durchschnüffelt. Das wäre mein einziges Bedenken.«

      Der Abbé Pirard versicherte, dies werde nicht der Fall sein. Der Marquis nahm einen Tausendfrankenschein zur Hand und sagte: »Bitte, senden Sie dies als Reisegeld an Julian Sorel und lassen Sie ihn mir kommen!«

      »Eure Exzellenz sind Pariser«, sagte Pirard, »und kennen die Tyrannei nicht, die auf uns armen Kleinstädtern lastet, insbesondre auf uns Geistlichen, die wir nicht Jesuiten sind. Man wird Julian Sorel nicht fortlassen. Man wird mir allerlei Ausflüchte schreiben. Man wird mir vorlügen, er sei krank. Oder mein Brief sei gar nicht angekommen…«

      »Ich werde dem Bischof von Besançon schreiben«, erklärte der Marquis.

      »Und dann möchte ich noch eine Vorsichtsmaßregel anraten«, begann der Abbé von neuem. »Der junge Mann ist zwar von einfacher Herkunft, aber er hat ein überempfindliches Gemüt. Wenn man sein Ehrgefühl verletzt, ist mit ihm nichts mehr zu machen. Dann wird er halsstarrig.«

      »Das gefällt mir«, meinte der Marquis. »Ich werde ihn meinem Sohn als Kameraden beigeben. Wird das genügen?«

      Einige Zeit darauf erhielt Julian einen Brief von unbekannter Hand mit dem Poststempel Châlons. Er enthielt einen Scheck auf einen Kaufmann in Besançon und die Aufforderung, sich unverzüglich nach Paris zu begeben. Der Brief war offenbar mit einem fingierten Namen unterzeichnet. Beim öffnen erbebte Julian. Ein Baumblatt fiel heraus. Das war ein mit dem Abbé Pirard verabredetes Zeichen.

      Kaum eine Stunde später wurde er zum Bischof befohlen und von ihm mit geradezu väterlichem Wohlwollen empfangen. Unter Zitaten aus Horaz machte ihm der Prälat geistreiche Komplimente über die glänzende Zukunft, die seiner in Paris harre. Als Dank erwartete er eine Aufklärung. Julian machte keine, vornehmlich weil er gar nichts wußte, aber dem Monsignore imponierte die Verschwiegenheit. Einer der niedrigen Geistlichen der bischöflichen Kanzlei schrieb an den Bürgermeister. Dieser beeilte sich, einen ausgefertigten Reisepaß, auf dem der Name des Reisenden noch einzutragen war, eigenhändig zu überreichen.

      Noch vor Mitternacht war Julian bei Fouqué, der in seiner nüchternen Art über die Wendung im Leben seines Freundes erstaunt, aber nicht entzückt war.

      »Das Ende vom Lied wird sein«, meinte er vom Standpunkt seiner politischen Liberalität, »daß du in den Dienst der Regierung trittst.

      Man wird dich eines schönen Tages zu Dingen mißbrauchen, die in der Presse gebrandmarkt werden. Wenn du am Pranger stehst, werde ich wieder von dir hören. Meiner Ansicht nach ist es selbst in materieller Hinsicht besser, in einem anständigen Holzgeschäft zweitausend Franken im Jahre zu verdienen, dabei aber sein eigner Herr zu bleiben, als viertausend Franken von einer Regierung zu beziehen, und wäre es die des Königs Salomo.«

      In diesen Einreden sah Julian nur die Beschränktheit des kleinen Mannes. Ihm aber schien sich endlich der Weg in die große Welt aufzutun. Nach Paris zu kommen, das er sich von Intriganten und Heuchlern höherer Art bevölkert vorstellte, von Leuten, die ebenso höflich waren wie der Bischof von Besançon und jener Kardinal, der ihm in Hohen-Bray begegnet war: dies Glück verscheuchte ihm alle Bedenken. Er log seinem Freunde vor, er habe sich bereits verpflichtet.

      Am folgenden Tage, gegen Mittag, kam er in der glücklichsten Stimmung in Verrières an. Er hoffte bestimmt, Frau von Rênal wiederzusehen. Zunächst ging er zu seinem ersten Gönner, dem alten Pfarrer Chélan. Der empfing ihn sehr ernst.

      »Glauben Sie mir irgendwelchen Dank schuldig zu sein?« fragte er, ohne Julians Gruß zu erwidern. »Sie werden mit mir frühstücken. Inzwischen wird man Ihnen ein frisches Pferd besorgen, auf dem Sie Verrières verlassen werden, ohne hier irgendeinen Besuch gemacht zu haben.«

      »Befehl und Gehorsam ist eins!« antwortete Julian im Seminaristentone. Des weitern war nur von theologischen Dingen und der alten lateinischen Literatur die Rede.

      Nach dem Frühstück saß Julian auf, trabte eine Stunde weit, bis er an einen Wald kam. Sich vergewissernd, daß ihn niemand beobachtete, ritt er hinein. Als die Sonne unterging, ließ er das Pferd nach der Stadt zu laufen. Etwas später trat er bei einem Bauern ein, erhandelte von ihm eine Leiter und bewog ihn, sie ihm bis an das kleine Gehölz oberhalb der Stadtpromenade von Verrières zu tragen.

      »Wahrscheinlich helfe ich einem fahnenflüchtigen armen Rekruten oder einem Schmuggler«, dachte der Bauer bei sich, als er sich von Julian verabschiedete. »Aber was geht mich das an! Meine Leiter ist gut bezahlt, und ich habe selber in meinem Leben so manchen Sturm erlebt!«

      Die Nacht war stockdunkel. Gegen ein Uhr morgens kam Julian mit seiner Leiter in die Nähe des Rênalschen Hauses. Dort stieg er hinab in die Schlucht des Gebirgsbaches, der in einem zu beiden Seiten ausgemauerten, etwa drei Meter tiefen Bett das Grundstück des Bürgermeister durchfloß. Mit Hilfe seiner Leiter gelangte er in den schönen Garten. Während er Terrasse auf Terrasse, deren Gittertüren alle geschlossen waren, erkletterte, dachte er bei sich: »Wie werden sich die Hunde verhalten? Davon hängt alles ab.«

      Die Hunde, die am Hause lagen, schlugen von weitem an und kamen ihm in großen Sprüngen entgegen. Julian rief sie leise. Wedelnd näherten sie sich ihm. Schließlich stand er unter Frau von Rênals Schlafzimmer, das nach der Gartenseite zu nur zwei bis drei Meter über dem Erdboden gelegen war.

      Die Läden des Fensters hatten einen herzförmigen Ausschnitt. Julian wußte das. Zu seiner großen Betrübung schimmerte durch dieses Loch kein Nachtlampenschein.

      »Allmächtiger!« sagte er sich. »Sollte sie heute nacht woanders schlafen? Wo aber? Die Familie ist offenbar da. Wäre sie in Vergy, so wären die Hunde mit. In ein dunkles Zimmer kann ich unmöglich eindringen. Herr von Rênal oder ein Gast könnte drin schlafen. Das gäbe einen Mordsskandal!«

      Das klügste wäre der Rückzug gewesen, aber den hielt Julian für schimpflich. »Wenn ein Gast drin liegt«, überlegte er, »dann lasse ich meine Leiter stehen und drücke mich schleunigst


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