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Dracula. Брэм СтокерЧитать онлайн книгу.

Dracula - Брэм Стокер


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      Danke, Danke und nochmals Danke für deinen lieben Brief! Es war doch gut, dass ich dir alles erzählt habe und nun auch deine Anteilnahme habe.

         Meine Liebste, es regnet nicht, es gießt in Strömen. Wie zutreffend die alten Redensarten sind. Hier bin ich nun. Ich, die im September zwanzig werden soll, hatte bis heute noch keinen Heiratsantrag; zumindest noch keinen ernsthaften. Und heute kamen ihrer gleich drei. Stell Dir nur vor, drei Anträge an einem Tag! Ist das nicht gewaltig? Es tut mir leid, wirklich und aufrichtig leid um zwei der armen Heiratswerber. Oh Mina, ich bin ja so glücklich, dass ich mich kaum noch beruhigen kann. Drei Anträge! Aber erzähle ja nichts einem der jungen Mädchen, denn sonst bekommen sie noch Hirngespinste und fühlen sich verletzt und beleidigt, wenn nicht am ersten Tag, wo sie zu Hause sind, mindestens sechs Anträge herein kommen. Manche Mädchen sind so eingebildet. Du und ich, meine liebe Mina, wir sind gebunden und bald sesshaft wie alte verheiratete Damen, wir können solche Eitelkeiten nur verachten. Nun muss ich dir über die Drei erzählen, mein Schatz, aber du musst es vor allen geheim halten, außer natürlich vor Jonathan. Du wirst es ihm sicher erzählen. Ich würde es, wäre ich an deiner Stelle, gewiss auch Arthur erzählen. Eine Frau muss ihrem Partner alles erzählen – denkst du nicht ebenso, meine Liebe? -, und ich möchte offen sein. Männer mögen Frauen – gewiss die eigenen –, wenn sie genau so offen sind wie sie selbst; aber Frauen, fürchte ich, sind nicht immer so redlich, wie sie es eigentlich sein müssten. Also, meine Liebe, Nummer Eins kam vor dem Mittagessen. Ich erzählte dir schon von ihm, Dr. John Seward, der Arzt aus der Nervenheilanstalt; der mit dem strengen Kiefer und der liebenswerten Stirn. Äußerlich war er sehr kühl, aber er war doch die gesamte Zeit über nervös. Er hatte offensichtlich alles bis ins kleinste Detail einstudiert und hat nichts davon vergessen; und dennoch brachte er es beinahe zustande, sich beim Platz nehmen auf seinen Zylinder zu setzen. Das machen Männer im großen Ganzen doch nicht, wenn sie wirklich abgebrüht sind. Als er dann versuchte, ruhig zu erscheinen, spielte er mit einer Lanzette – ein kleines Operationsmesser – auf eine Art und Weise, die mich fast zum Schreien brachte. Er sprach, liebe Mina, sehr aufrichtig mit mir. Er sagte mir, wie lieb ich ihm sei, auch wenn er mich erst so kurz kenne, und wie schön sein Leben wäre, wenn ich ihm helfen und ihn aufmuntern wollte. Dann sagte er, er würde sehr unglücklich sein, wenn ich mir aus ihm nichts mache. Als er mich dann weinen sah, nannte er sich einen Wilden und versprach mir, meinem Schmerz nicht noch einen hinzuzufügen. Dann brach er ab und fragte mich, ob ich ihn vielleicht mit der Zeit lieb gewinnen könnte; und als ich meinen Kopf schüttelte, zitterten seine Hände, und er fragte zögerlich, ob ich schon an einem Anderen Interesse hätte. Er betonte es derart schön, indem er sagte, er wolle mein Vertrauen nicht erzwingen, sondern nur Klarheit haben – denn solange das Herz einer Frau noch frei ist, könne sich ein Mann Hoffnungen machen. Und da, Mina, fühlte ich mich gezwungen, ihm offen zu sagen, dass es jemand Anderen gebe. Ich erzählte ihm nur das. Dann stand er auf und blickte mich sehr streng und ernst an, als er meine Hände mit seinen umfasste und sagte, er hoffe, dass ich glücklich werde, und wenn ich einen Freund benötige, so solle ich ihn als meinen besten betrachten. Ach, liebe Mina, ich kann nicht anders als weinen; u musst entschuldigen, dass ich den Brief mit meinen Tränen beflecke. Verlobt zu sein, und alles damit Verbundene ist sehr nett. Aber es ist gar nicht fein, einen traurigen Mann mitzuerleben, der dich ernsthaft liebt, und dich schließlich mit gebrochenem Herzen verlässt, und man weiß genau, was auch immer er in diesem Moment sagen wird, du bist für immer aus seinem Leben gestrichen. Meine Liebste, ich muss hier Schluss machen. Ich fühle mich miserabel und bin doch auch glücklich.

      Abends.

      Eben ist Arthur fort gegangen, und ich bin in besserer Stimmung als zuvor, deshalb kann ich fortfahren, dir von den Ereignissen des Tages zu erzählen. Nun, meine Liebe, Nummer Zwei kam nach dem Lunch. Er ist ein reizender Mensch, ein Amerikaner aus Texas, und er sieht so jung und frisch aus, dass es unmöglich erscheint, dass er derart viel von der Erde gesehen und so viele Abenteuer erlebt hat. Mir erging es wie der armen Desdemona, als sie ihr die gefährlichen Wörter ans Ohr gelangten – wenn auch von einem farbigen Mann. Ich glaube, dass wir Frauen feige sind. Wir glauben, ein Mann könne uns vor Gefahren beschützen und deshalb heiraten wir ihn. Nun weiß ich, was zu tun wäre, wenn ich ein Mann sein würde und ein Mädchen in mich verliebt machen möchte. Andererseits weiß ich es doch wieder nicht. Denn Herr Morris erzählte uns seine Geschichten – Arthur erzählt mir hingegen nie welche; aber, meine Liebe, jetzt habe ich schon ein wenig vorgegriffen. Also Herr Quincey P. Morris traf mich, als ich allein war. Es scheint mir, als fände ein Mann ein Mädchen immer allein vor. Nicht immer. Arthur versuchte zweimal bei mir zu landen, und ich half ihm so gut ich nur konnte dabei; ich schäme mich dessen nicht. Ich muss dir im Voraus sagen, dass Herr Morris nicht immer im Slang spricht – das heißt, er tut es nie gegenüber Fremden oder in deren Gegenwart, denn er ist wirklich gut erzogen und hat hervorragende Manieren. Aber er fand heraus, dass es mir gefällt, ihn im amerikanischen Slang sprechen zu hören. Und wann immer ich in seiner Nähe war und keiner da war, den der Slang gestört hätte, sagte er immer die witzigsten Dinge. Ich befürchte, mein Schatz, er hat all die Wörter erfunden, denn alles, was er sagt, passt perfekt zueinander. Aber das ist die Eigenart des Slangs. Ich weiß nicht, ob ich jemals Slang sprechen werde; ich weiß nicht, ob Arthur es überhaupt mag, denn ich habe ihn bis jetzt noch nicht Slang sprechen gehört. Gut, Herr Morris setzte sich neben mich und sah so glücklich und vergnügt aus wie er nur konnte; aber ich bemerkte trotzdem, dass er sehr aufgeregt war. Er legte meine Hand in seine und sagte auf bezaubernde Art:

         „Fräulein Lucy, ich weiß, ich bin nicht einmal gut genug, die Bänder von Ihren kleinen Schuhen zu binden; aber wenn Sie auf einen Mann warten wollen, der Ihnen ebenbürtig ist, dann werden Sie sich den sieben Jungfrauen mit den Lampen anschließen können. Wollen Sie sich nicht bei mir einhängen und den langen Weg gemeinsam mit mir durchfahren – im Zweiergespann?“

         Er sah dabei so witzig und fröhlich aus, dass es mir nicht halb so leid tat, ihn zurückzuweisen wie beim armen Dr. Seward. Deshalb sagte ich, so klar ich nur konnte, ich wüsste nicht, wie ich dazu käme, mich bei ihm einzuhängen, und wäre auch gar nicht darauf aus, im Zweiergespann mit ihm zu fahren. Da erwiderte er mir, dass er doch nur sinnbildlich gesprochen hätte und hoffe, ich werde es ihm nicht verübeln, dass er in einem für ihn so ernsten und wichtigen Moment solche Dinge geredet habe. Er sah dabei wirklich ernst aus, als er das sagte, und ich konnte nicht anders als auch ernst zu werden. Ich weiß, Mina, Du wirst mich einen schrecklichen Narren nennen, da ich eine gewisse Freude, dass er heute schon die Nummer Zwei war, fast nicht unterdrücken konnte. Und dann, ehe ich ein Wort zu sagen vermochte, schüttete er einen ganzen Schwall von Liebesbeteuerungen über mich aus, indem er mir Herz und Seele zu Füßen legte. Er machte dabei ein so ernstes Gesicht, dass ich mir vornahm, nie mehr zu glauben, ein Mann, der ab und zu Späße macht, sei immer scherzhaft und könne nie ernst sein… Ich denke, er sah etwas in meinem Gesicht, das ihn verrückt machte, denn er hielt plötzlich inne und sagte mit männlicher Entschlossenheit, wegen der ich ihn allein schon lieben könnte, wenn ich frei wäre:

         „Lucy, Sie sind ein ehrliches Mädchen – ich weiß es. Ich würde nicht so zu Ihnen sprechen, wenn ich nicht wüsste, dass Sie rein sind bis in die verborgensten Tiefen Ihrer Seele. Sagen sie mir, wie es Freunde machen, haben Sie schon einen lieb? Und wenn es so ist, will ich Sie nicht weiter belästigen; aber ich werde Ihnen, wenn Sie nichts dagegen haben, ein treuer Freund sein.“

         Meine liebe Mina, warum sind die Männer bloß so edel, wo wir ihrer doch gar nicht wert sind? Ich habe mich über diesen großherzigen, braven Mann lustig gemacht. Ich brach wieder in Tränen aus – ich fürchte, Liebste, du wirst sagen, das sei ein sehr wässriger Brief – und ich fühlte mich wirklich elend. Warum kann ein Mädchen nicht drei Männer heiraten oder eben so viele, wie sich um sie bewerben? Dadurch könnte so viel Verwirrung und Herzensschmerz verhindert werden. Aber das ist ja Ketzerei, und ich sollte so etwas gar nicht sagen; ich gestehe offen, dass ich durch meine Tränen in die guten Augen von Herrn Morris blickte; dann sagte ich ihm frei heraus:

      „Ja, ich liebe einen, obgleich er mir bis heute noch nicht gesagt hat, dass er auch mich liebt.“ Ich hatte recht daran getan, so offen mit ihm zu sprechen, denn es zog wie ein Leuchten über sein Antlitz und er ergriff meine beiden Hände – ich glaube, ich habe sie ihm sogar selbst gegeben – und sagte auf so herzliche


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