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Der Kolonialismus. Ludolf PelizaeusЧитать онлайн книгу.

Der Kolonialismus - Ludolf Pelizaeus


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formulierte, denn man musste sich auf die zugewiesenen Orte zu den diktierten Bedingungen beschränken. Aufgrund der profunden Kenntnisse in der Schifffahrt, der Kontrolle der Handelswege und Anbaustätten konnten die überlegenen asiatischen Mächte Indien, China und Japan, die Europäer auf Distanz halten. Sie waren aber dennoch an Kontakten mit ihnen interessiert, schließlich stellte der Handel mit dem Westen eine lukrative Einnahmequelle dar. Das Kräfteverhältnis wurde zwar durch das Eindringen europäischer Schiffe im ausgehenden 15. Jahrhundert gestört, nicht aber aus den Angeln gehoben, so dass die Europäer nun sogar zunehmend in den innerasiatischen Handel einsteigen konnten, ohne dass es zu einer chinesischen Gegenoffensive im Mittelmeer gekommen wäre. Diese Situation blieb bis in das frühe 19. Jahrhundert bestehen. Erst jetzt, da sich das Verhältnis aufgrund der rasanten technischen Entwicklungen zuungunsten Chinas und anderer asiatischer Mächte umkehrte, wurden die europäischen Mächte in Asien dominant. Eine andere Ausgangssituation ergab sich in den Gebieten Asiens, in denen keine organisierte Staatlichkeit existierte, die den Europäern entgegen treten konnte. Dies ist bei Ceylon und Indonesien der Fall, wo aber dennoch China als führende überregionale Macht einen gewissen Einfluss ausübte.

      Was allerdings um 1500 zudem die Globalgeschichte bestimmen sollte, war der Zusammenprall der Weltreligionen Christentum und Islam, die sich beide gerade an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert ausbreiteten. Um 1500 kam es nicht nur zur portugiesischen und spanischen Expansion, sondern auch das Osmanische Reich verbuchte enorme Landgewinne (besonders ab 1517). In Persien vollzogen sich gewaltige Umwälzungen mit dem Regierungsantritt der Safawiden (1501) und in Indien begann die Herrschaft der Mogule (1526). Ein entscheidender Unterschied zwischen der christlichen und islamischen Expansion lag jedoch darin, dass in dieser ersten Phase keine dieser islamischen Dynastien einen ähnlich aggressiv missionarischen Ansatz wie die Portugiesen oder Spanier verfolgten. Die von der Iberischen Halbinsel ausgehende Expansion war von Anfang an mit dem Missionsgedanken verbunden. Die Ausweitung der europäischen Herrschaft führte nun vielfach zu einer Gegenbewegung. Als die Portugiesen in Aden einen Stützpunkt gründeten, wurde den osmanischen Herrschern schnell bewusst, dass man das weitere Ausbreiten des Christentums in dieser Region nicht dulden konnte, ohne die heiligen Stätten des Islams zu gefährden.

      Und noch ein Punkt muss kurz erwähnt werden: Logistisch und technisch hatten die islamischen Reiche eine bedeutende Infrastruktur errichtet, die von den Europäern genutzt werden konnte. Dies begann bei den über Jahrhunderte hinweg entwickelten großen Handelsnetzen und setzte sich in sprachlichen und wirtschaftlichen Kontakten fort. In diese Netze drangen die Europäer nun ein und begannen schnell, sie in ihrem Sinne nutzten. Es kam zu Rissen in den zusammenhängenden Handelswegen über Land durch die Expansion und das Eindringen der Europäer an verschiedenen Stellen. Beide Systeme darf man sich, auch nach 1500, nicht völlig getrennt vorstellen. Vielmehr arbeiteten beide Seiten eng zusammen. So kooperierten arabische Händler und die westlichen Mächte beim Sklavenhandel oder beim Schmuggel, etwa durch das Rote Meer bis nach Aleppo oder Alexandria, wo sich besonders die Portugiesen als recht kooperativ erwiesen.

      Hinzu kamen schließlich bedeutende Fortentwicklungen in der Schiffstechnik in der westlichen Welt, besonders der Bau großer Schiffe. Die moslemischen Kaufleute besaßen hingegen weder so große Schiffe wie die Portugiesen, noch ähnlich stabile, da die Schiffe im arabischen Raum ohne die Verwendung von Metall gebaut wurden. Hinzu kam im Westen ein für das offene Meer überlegenes System von Segeln, also das Rah- und Lateinsegel mit Heckruder als Steueroption, so dass die westlichen Mächte mehr Güter transportieren und wendiger navigieren konnten.

      Bereits im Jahre 1249 fand Portugal seine staatliche Einheit durch die Eroberung des von den Arabern besetzten Südens. Über 250 Jahre vor dem Abschluss dieser Rückeroberung (Reconquista) in Kastilien hatte Portugal damit die Möglichkeit, das eigene Königreich zu stärken. Es dauerte jedoch noch bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, bis sich in einem Erbfolgekrieg 1385 als Ergebnis eines Krieges mit Kastilien das Haus Avis als Königshaus durchgesetzt hatte. Da Kastilien der Zugang zum Mittelmeer fehlte, andererseits aber eine Stärkung des Landes wünschenswert war, um sich gegen den übermächtigen spanischen Nachbarn halten zu können, schien eine Expansion nach Süden, also nach Nordafrika die beste Lösung zu sein. Portugal hoffte dagegen unter der Führung einer neuen Dynastie darauf, die spanische Expansion in Nordafrika zu verhindern.

      Es gelang zwar 1415 Ceuta als portugiesischen Stützpunkt im Mittelmeer zu erobern. Allerdings stellten sich die hier regierenden muslimischen Mereniden einem weiteren Vormarsch der Portugiesen entgegen (Schlacht von Tanger 1437). Schon bei dieser ersten Expansion mischten sich Kreuzzugsidee mit ökonomischen Interessen und der Rivalität auf der Iberischen Halbinsel. Schließlich hatten sich Aragon und Kastilien bereits 1291 Nordafrika aufgeteilt. Zudem war Nordafrika als Endpunkt vieler Handelstraßen wichtig, besonders aufgrund des umfangreichen Netzes von Wegen, die um oder durch die Sahara führten. Hier kamen das Gold Guineas, schwarze Sklaven sowie z. B. wie Gewürze und Elfenbein an.

      So hatten die Portugiesen mit Ceuta lediglich einen kleinen Stützpunkt gewonnen. Es war ihnen jedoch nicht gelungen, die arabischen Zwischenhändler auszuschalten. In dem schon auf Fernhandel ausgerichteten Lissabon erwachte daher erneut das Interesse, einen direkten Kontakt mit den Ländern herzustellen, aus denen die Güter kamen, um damit eben jene Zwischenhändler auszuschließen. Zudem hoffte das neue Königshaus, durch Erfolge und die Einbindung des Adels in die Eroberungszüge die eigene Herrschaft zu stützen. Prinz »Heinrich der Seefahrer«, der zwar die Seefahrt förderte, sich jedoch selbst nie auf eine große Seereise begab, förderte nun vom portugiesischen Lagos aus die Expansion Portugals. Dies führte zur Entdeckung von Madeira zwischen 1419 und 1425, wenngleich man hier anlangte, weil man von einem Sturm weiter westlich abgetrieben worden war. Da nun die Kanarischen Inseln als Stützpunkt für den weiteren Vormarsch wichtiger wurden, versuchten die Portugiesen 1425, sich die Inseln vollständig einzugliedern, freilich ohne vollständigen Erfolg, aber sich schafften es immerhin, sich dort zumindest dauerhaft festzusetzen.

      Zu ganz neuen Ufern brach man auf, als die Schiffe Heinrichs des Seefahrers 1433 das Kap Bojador umrundeten. Hatte man gefürchtet, dass sich hinter dieser Linie nicht nur gefährliche Küsten- und Gegenströmungen, sondern auch Meeresungeheuer aufhalten würden, so zeigte die zweite Fahrt von Gil Eanes, mit der 1434 die Überwindung des Kap Bojador gelang, die Möglichkeit, weiter nach Süden vorzustoßen. So war das Tor zu einem neuen Weg, nicht mehr im Mittelmeer, sondern langsam an der westafrikanischen Küste in bisher völlig unbekannte Regionen aufgestoßen. Die Daten der vierziger Jahre legen davon ein beredtes Zeugnis ab. 1441 war man bis zum Cabo Branco (Weißes Kap), 1444 bereits bis zum Cabo Verde (Grünes Kap) und 1446 schließlich sogar bis Gambia gelangt. Damit erkannte man die weitere Küstenlinie, was zur Entdeckung der Kapverdischen Inseln (1456) einerseits und von Sierra Leone (1460) andererseits führte.

      Die Portugiesen konnten beginnen, Sklaven und Gold nach Europa zu importieren, weswegen die Entdeckungsfahrten nun wirtschaftlich höchst attraktiv wurden. Bis heute zeugen die Bezeichnungen »Elfenbeinküste«, »Goldküste« oder »Sklavenküste« von den erwarteten oder angetroffenen Zielen der Expeditionen. Da die Krone durch eine Gewinnbeteiligung von einem Fünftel mit an der Erfolgen verdiente, blieb das Herrscherhaus an der weiteren Expansion interessiert.

      Außer in Portugal hatte man aber auch in Italien und Spanien den Wunsch, sich einen Anteil an diesen neuen Handelsrouten sichern zu können. Portugal ließ sich daher seine Position und das Monopol im Afrikageschäft unter Rückgriff auf die Autorität des Papstes 1452 mit der Bulle Dum diversis durch Papst Nikolaus V. absichern. Die Expansion war damit notwendigerweise mit der Mission verbunden, weil die Bulle erlaubte, Muslimen Güter und Länder abzunehmen, um sie zu christianisieren. Unter dem Vorwand der Mission ließ sich nun weitere Expansion betreiben.

      Portugal hatte den größeren spanischen Nachbarn in Bezug auf die Expansion bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts übertrumpft. Spanien, welches sich in die zwei großen Königreiche Kastilien und Aragon aufteilte, war mit inneren Auseinandersetzungen beschäftigt. Sowohl Kriege zwischen


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