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WASTELAND - Schuld und Sühne. Russell BlakeЧитать онлайн книгу.

WASTELAND - Schuld und Sühne - Russell Blake


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zog Clem vom Randstreifen hinunter in die Büsche. Lucas war sich im Klaren, dass es bald dunkel sein würde und er seinen nächsten Schritt bedenken musste. Der Untergrund war weich – es würde ihn nicht viel Zeit kosten, ein einfaches Grab auszuheben und den Toten zu bestatten. Es würde Clem ersparen, von den Geiern ausgeweidet zu werden. Außerdem war Tango erschöpft und musste sich erst erholen. Lucas holte den Klappspaten aus seiner Satteltasche und begann zu graben, während es in seinem Kopf arbeitete.

      Er konnte noch weitere vier bis fünf Stunden nach Norden reiten, das letzte Stück vermutlich bei Nacht. Er könnte dann die Medikamente für die Frau holen und Tango vor Ort zurücklassen, um mit einem frischen Pferd zum Handelsposten zu reiten, wieder in der Dunkelheit. Alternativ konnte er gleich zum Handelsposten zurückreiten, Duke die schlechte Nachricht überbringen und die Medikamente vergessen, was für die Frau womöglich ein Todesurteil war. Keine der beiden Möglichkeiten war wirklich erfreulich.

      Er trat zurück und betrachtete die Grube, die er ausgehoben hatte, während ihm der Schweiß über das Gesicht lief.

      »Das muss genügen«, murmelte er und zog, nachdem er den Spaten beiseitegelegt hatte, Clems Leichnam über den Rand und ließ ihn hineinrollen. Lucas füllte das Grab wieder mit Erde und sah sich um. Er entdeckte einen ordentlichen Felsbrocken und trug ihn zum Kopf des Grabhügels. Mit dem Hut in der Hand sprach er ein kurzes Gebet.

      Wenn er auf so etwas wie eine göttliche Eingebung gewartet hatte, welchen Weg er einschlagen sollte, dann kam sie in Gestalt von Gewehrfeuer aus südlicher Richtung. Die Schüsse kamen etwa aus derselben Entfernung wie jene, die Clem niedergestreckt hatten. Jetzt war alles klar. Sie hatten Clem gefoltert, um etwas über Dukes Verteidigungsmaßnahmen herauszukriegen.

      Die Reiter griffen den Handelsposten an.

      Das tiefe Bellen von Dukes schwerem .50 Maschinengewehr traf für Lucas die Entscheidung. Der Kampf war in vollem Gang.

      Und Lucas war noch nie vor einem Kampf davongelaufen.

      Er sprang auf Tangos Rücken und drehte die Nase des Pferdes nach Süden. Seine Entscheidung stand fest: Er würde seinen Freunden helfen und sich danach um das Problem mit der Frau kümmern. Wenn der Handelsposten fiel, war sie tot sowieso besser dran. Also galt es, das zu verhindern.

      Lucas gab sich keinen Illusionen hin, dass es einfach und ohne Risiko ablaufen würde.

      Aber er sah keine Alternative.

      Er hoffte nur, dass er noch rechtzeitig eintreffen würde.

      Kapitel 7

      Die Abenddämmerung senkte sich herab, als Lucas die letzte Biegung auf dem Weg zum Handelsposten erreichte. Er hatte den Highway gemieden und war seiner eigenen Spur auf der Nebenstraße und entlang des Flusses gefolgt, während weiter das Echo von Schüssen aus der Richtung von Dukes Standort kam. Die Schießerei war noch im Gange, doch es war etwas ruhiger geworden. Vermutlich sparten sich die Angreifer ihre Munition auf, um in der Dunkelheit vorzustoßen. Sie hatten offensichtlich die Verteidigung des Handelspostens unterschätzt und Lucas war sicher, dass Duke und seine Männer sie für diesen Fehler hatten bezahlen lassen.

      Lucas hatte auf dem Rückweg kein Tempo gemacht und stattdessen Tango die Wahl gelassen. Er hatte dem Impuls widerstanden, ihn zum Galopp anzutreiben, da er nicht wusste, wie viel er seinem treuen Pferd noch zumuten musste, bevor die Nacht vorüber war. Tango war normalerweise in der Lage, gute vierzig Meilen oder mehr an einem Tag zu schaffen, wenn er eine Nacht Ruhe gehabt hatte. Doch dieser Luxus war ihnen nicht vergönnt gewesen. Lucas war sich bewusst, dass Tango ihm zuliebe rennen würde, bis er vor Erschöpfung zusammenbrach.

      Jetzt, wo er fast da war, klang der Schusswechsel ohrenbetäubend. Er band Tango an einen Baum abseits der Kampfhandlungen an und schlich geduckt auf den Handelsposten zu. Als er die letzte Viertelmeile zu Fuß zurückgelegt hatte, war er nahe genug dran, um das Mündungsfeuer zu sehen. Mittlerweile war es stockdunkel, was ihm einen Vorteil verschaffte: Er hatte ein Nachtzielgerät.

      Die Angreifer, die sein Erscheinen nicht bemerkt hatten, mussten annehmen, dass sich die Gefahr vor ihnen befand. Bei jedem Schuss von hinten oder aus ihrer Flanke würden sie annehmen, dass es aus ihren eigenen Reihen kam. Wenn Lucas Glück hatte, konnte er so die meisten von ihnen ausschalten, bevor sie überhaupt wussten, was vor sich ging. Alles hing davon ab, wie sie sich im Gelände positioniert hatten.

      Er hatte vier Reservemagazine in seiner Weste und je eines in den Gesäßtaschen seiner Jeans, was ihm, mit dem vollen Magazin in der Waffe, 210 Schuss verschaffte. Wenn er sich mit Feuerstößen zurückhielt, sollte das genügen. Doch man musste immer mit dem Schlimmsten rechnen.

      Lucas suchte das Gelände um den Handelsposten ab und entdeckte drei Schützen zu seiner Rechten, etwa hundert Meter entfernt. Hinter ihnen erkannte er zwei weitere Männer, die abwechselnd feuerten. Er hob das M4, um durch das Infrarotvisier zu sehen, und bemerkte einen Schützen zu seiner Linken – möglicherweise noch zwei weitere – doch wegen des hohen Grases war er sich nicht sicher.

      Im Augenblick tat sich nicht viel – keiner wagte sich aus der Deckung, denn die Angreifer hatten auf die harte Tour gelernt, dass sie in einer Todeszone waren. Lucas hoffte, dass Dukes Männer bereits eine ordentliche Anzahl der Angreifer ausgeschaltet hatten.

      Er kroch auf den Schützen zu seiner Linken zu und feuerte ihm aus knapp sechzig Metern eine Salve in den Brustkorb. Lucas wartete auf Gegenfeuer, aber als niemand reagierte, schien seine Strategie zumindest für den Moment aufzugehen.

      Lucas wollte den Trick wiederholen und bewegte sich weiter nach links. Dabei erkannte er, dass er es mit zwei statt nur einem Schützen zu tun hatte, die direkt nebeneinander lagen. Das machte die Sache schwieriger, aber nicht unmöglich. Er schaltete das M4 auf kurze Feuerstöße und kroch näher heran. Er bewegte sich immer dann, wenn er Salven aus den Waffen der Angreifer hörte, was vom Handelsposten aus in gleicher Münze beantwortet wurde.

      Lucas arbeitete sich die letzten Meter heran und zielte auf das Schützenpaar direkt vor ihm. Er war gerade im Begriff zu feuern, als auf dem Dach des Handelspostens vier starke Suchscheinwerfer zum Leben erwachten und das Feld in blendende Helligkeit tauchten. Er warf sich flach auf den Boden, als um ihn herum die Kugeln einschlugen. Etwas verspätet erkannte er, dass Dukes Leute ihn für einen der Angreifer hielten.

      Die Schützen zu seiner Rechten eröffneten das Feuer auf die Scheinwerfer. Einer nach dem anderen erlosch, doch vorher ertönte ein Schmerzensschrei von links. Einer der beiden Schützen war getroffen worden – wie schwer, blieb abzuwarten. Lucas schloss die Augen, um sich so schnell wie möglich wieder an die Dunkelheit zu gewöhnen, und nahm seine Ziele, sobald er die Umrisse des Handelspostens wieder ausmachen konnte, erneut durch sein Nachtzielgerät ins Visier.

      Einer aus der Gruppe zu seiner Rechten schrie etwas und einer der Männer sprang auf die Beine. Lucas feuerte eine Salve, dann eine zweite, und der Mann fiel schwer zu Boden. Seine Begleiter erwiderten das Feuer und Lucas schoss den Rest seines Magazins in ihre ungefähre Richtung. Den Gefallenen konnte er im hohen Gras nicht mehr ausmachen. Aber es war sicherer, zu prüfen, ob er nicht nur verwundet war, wenn man sich keine Kugel in den Rücken einfangen wollte.

      Lucas ließ die Waffe das leere Magazin auswerfen und lud nach. Um ihn herum spritzte Erde hoch, als die Kugeln in den Boden schlugen. Lucas rollte zur Seite. Der Herzschlag dröhnte in seinen Ohren während er festzustellen versuchte, ob die letzte Salve von den Angreifern oder vom Handelsposten gekommen war. Ein weiterer Kugelhagel grub den Boden zu seiner Rechten um und beantwortete seine Frage – die Angreifer hatten ihn im Visier.

      Ein langer Feuerstoß kam von den Sandsäcken beim Tor. Die drei Männer, die auf Lucas geschossen hatten, verteilten sich, als die Kugeln das Gras um sie herum niedermähten. Einer grunzte, als er von mehreren Kugeln getroffen wurde. Lucas stimmte mit seiner M4 ein und nahm sie in ein tödliches Kreuzfeuer. Sein frisches Magazin war binnen Sekunden leer.

      Er lud gerade wieder nach, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung bemerkte. Das Paar, das 200 Meter zu seiner Rechten gewesen war, lief auf den Handelsposten zu, irritiert durch Lucas Schüsse, die


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