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WASTELAND - Schuld und Sühne. Russell BlakeЧитать онлайн книгу.

WASTELAND - Schuld und Sühne - Russell Blake


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zu atmen, und zielte auf den nur für ihn sichtbaren Angreifer. Lucas musste ihn erwischen – vom Inneren des Postens aus war er nicht auszumachen, da er sich zu dicht an der Mauer befand. Wenn der Mann noch weitere Granaten bei sich hatte, dann konnte er sie vom Fuß der Mauer aus einsetzen und maximalen Schaden anrichten, ohne einen einzigen Schuss abzufeuern.

      Lucas atmete langsam aus und betätigte den Abzug. Seine erste Salve lag zu niedrig, deshalb hob er den Lauf ein wenig und nagelte den Mann mit der zweiten und der dritten Salve an die Wand.

      Ein Schütze war noch übrig.

      Doch der hatte sich verkrochen und war nicht auszumachen.

      Lucas wartete darauf, dass der Mann sich zeigte. Eine Minute verging, ohne dass ein einziger Schuss fiel. Eine weitere Minute verging und Lucas fluchte lautlos. Er konnte ja schlecht bis zum Morgengrauen im Gras herumliegen. Wenn er sich beim Handelsposten bemerkbar machte, würde das seine Position verraten.

      Überleben erfordert Geduld. Also wartete er. Und wartete.

      Nach zehn Minuten wagte er einen Blick auf die Leuchtziffern seiner Uhr. Er rollte sich auf den Rücken, formte die Hände vor dem Mund zu einem Trichter und brüllte, so laut er konnte.

      »Duke! Ich bin's, Lucas! Nicht schießen!«

      Eine Stimme antwortete – es war die von Duke.

      »Siehst du den Feind?«

      »Negativ. Kannst aber davon ausgehen, dass sie noch da sind.«

      Dem folgte eine lange Pause. »Und was erwartest du von mir?«

      »Lass den großen Leiterwagen vor das Tor schieben, als Deckung. Ich wäre dir sehr dankbar.«

      »Ist das dein Ernst?«

      »Hab vier von denen für dich ausgeschaltet. Es wäre doch das Mindeste …«

      Einige Minuten später öffnete sich das Tor und ein Wagen, beladen mit Kisten und Säcken rollte quietschend vom Gelände, gezogen von einem wenig begeisterten Muli. Hinter dem Wagen folgte Aaron mit einer AK. Er hatte ein Reservemagazin an das in der Waffe steckende geklebt, um schnell nachladen zu können. Lucas kroch auf den Wagen zu, als der weiter vorwärts rollte. Als das Muli knapp dreißig Meter vor ihm war, sprang er auf und rannte auf den Wagen zu, während Aaron ihm Deckung gab. Lucas erreichte ihn, presste sich gegen die Ladefläche und schaute sich um.

      »Einer war noch übrig, soweit ich das sehen konnte. Sieht aus, als hätte er sich zurückgezogen«, sagte Lucas halblaut. Er wurde sich bewusst, dass er von der ganzen Ballerei beinahe taub war.

      »Wir könnten Scheinwerfer aufstellen, um das zu bestätigen«, schlug Aaron vor.

      Lucas musterte ihn. »Gab es Opfer?«

      »Travis hat's erwischt. Doug ist verwundet, wird es aber überstehen.«

      Lucas nickte. »Dann lass uns reingehen und ein paar Lichter anmachen.«

      »Klingt gut.«

      Das Muli brauchte ein wenig Überredung, bis es zum Außenposten zurückkehrte. Sie hielten den Wagen zwischen sich und dem Feld, bis sie durch das Tor waren. Nur für den Fall, dass der einsame Schütze noch irgendwo da draußen war. Duke selbst schloss das schwere Eisentor, verriegelte es und kehrte zu seinem Posten hinter den Sandsäcken zurück.

      »Clem?«, fragte er.

      Lucas schüttelte nur den Kopf.

      Duke verzog das Gesicht. »Verdammt. War ein guter Mann.«

      »Aaron hat erzählt, dass Doug verwundet ist?«

      »Ja, am Bein. Hab es geschient. Wird halten, bis wir hier aufgeräumt haben.«

      Aaron ging zu dem rauchenden Krater hinüber, den die Granate verursacht hatte. »Ich besorge dann mal neue Lampen für die Suchscheinwerfer.«

      Duke nickte zustimmend. »Wir halten solange die Stellung.«

      Als Aaron gegangen war, leistete Lucas Duke hinter den Sandsäcken Gesellschaft und sah auf das dunkle Feld hinaus. »Hast du eine Idee, wer das war?«

      »Nein. Griffen uns ohne Vorwarnung an. Wir mähten ein halbes Dutzend von ihnen nieder, bevor sie sich zurückzogen und verschanzten. Warteten dann auf die Dunkelheit. Hätten sie eigentlich von Anfang an tun sollen. Irgendwie seltsam, oder nicht?«

      »Mir sind schon seltsamere Dinge untergekommen.«

      Fünf Minuten später gingen die Scheinwerfer wieder an und beleuchteten das Feld bis zur 300-Meter-Markierung. Nichts bewegte sich. Aaron kam zu ihnen und wischte sich mit zittriger Hand den Schweiß aus dem Gesicht. Duke grunzte und erhob sich. »Ihr Jungs haltet die Augen auf. Ich muss Doug zusammenflicken.«

      Er ging zum Hauptgebäude und verschwand durch die Tür. Aaron und Lucas blieben allein zurück. Lucas blickte nach rechts, hinüber zu der Leiche des Mannes, der die Granate geworfen hatte, und seine Züge verhärteten sich. Sie mussten verzweifelt gewesen sein, wenn sie es mit Duke und seinen Leuten aufgenommen hatten – oder auf Drogen.

      »Wie geht's der Frau?«, fragte er.

      »Ohne Bewusstsein. Glüht wie ein Backofen, so ein Fieber hat sie.«

      Lucas nickte. Wenigstens war sie noch am Leben.

      Aaron sah Lucas an. »Was ist mit Clem?«

      »Hat es nicht geschafft.«

      Aaron nickte kurz. »Hatte mir schon so was gedacht. Wenn deine Zeit gekommen ist …«

      »So sieht's aus. Ruhe in Frieden.«

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