Die großen Western Staffel 5. Diverse AutorenЧитать онлайн книгу.
bemerkt. Sie sprachen mit diesem Jesse Szabo und verschwanden dann gleich wieder, als ob wir sie nicht sehen sollten. Wir ließen uns von Szabo eine Quittung geben, und dann brachte Robles uns wieder auf den Weg hierher.«
»Yeah«, bekräftigte Jethro den Bericht seines Sattelgefährten, »Robles wollte offenbar sichergehen, daß wir nicht herumschnüffelten und Campo Penasco auch tatsächlich sofort wieder verließen. Ich hatte den Eindruck, daß es dort überhaupt keine Einwohner mehr gibt. Wahrscheinlich gehörten auch die beiden Amerikaner zu den Leuten dieses Don Ramon.«
»Bestimmt sogar«, erwiderte John Gallagher. Dann schilderte er in knappen Sätzen seine eigenen Eindrücke und die Verhandlung mit Don Ramon die Mendoza.
»Und Mendoza zahlt zweitausend Dollar pro Nase?« fragte Zachary. »In diesem Fall haben Sie den ersten Aspiranten schon gefunden, Boß.«
In seinem entnervenden Grinsen bleckte Jethro die Zähne, die schneeweiß aus seinem schwarzen Gesicht leuchteten, und spottete. »Du mußt dich verhört haben, Mister. Dieser Don sucht Revolvermänner, keine Revolverzwerge.«
Zachary zuckte schmerzlich zusammen und zog die Oberlippe empor.
»Und du bilde dir bloß nicht ein, daß er einen Mohren wie dich nehmen würde, Blacky«, krächzte er giftig. »Allenfalls könnte er dich gebrauchen, um der Leibwache von Villegas Angst einzujagen. Aber wer fürchtet sich heute noch vorm schwarzen Mann?«
Gleichmütig stopfte sich Jethro seine Maiskolbenpfeife und entzündete sie mit einem glimmenden Ast aus dem winzigen Campfeuer, das sie wieder an der alten Stelle angelegt hatten.
»Sie sollten ihm wirklich eine Chance geben, Boß«, bemerkte er trocken. »Auf diese Weise könnte ich dann endlich einmal ruhig schlafen.«
John Gallagher, an die ewigen Reibereien der beiden ungleichen Partner längst gewöhnt, blickte auf.
»Schlafen?« echote er. »Was soll das nun wieder bedeuten?«
»Wenn er in seiner Bunk liegt, dann gibt er die ganze Nacht herzzerreißende Seufzer von sich«, sagte Jethro mit unterdrücktem Grinsen. »Ich weiß auch, woran das liegt. Beim letzten Ball in Nogales hat er eine dicke Witwe kennengelernt. Wie ein Floh ist er beim Tanz um sie herumgehüpft. Wahrscheinlich hatte sie Angst, er könnte ihr in den Ausschnitt hüpfen, wie Flöhe das nun einmal an sich haben.«
»Lüge!« kreischte Zachary mit überschnappender Stimme. »Das hat dieser Nigger sich bloß wieder ausgedacht, Boß!«
»Mit zweitausend Dollar kann man eine gefräßige Witwe und ihre fünf unmündigen Kleinen ernähren«, fuhr Jethro ungerüht fort. »Und wenn er sie erst geheiratet hat, dann haben auch seine sehnsüchtigsten Seufzer bald ein Ende. Das ist doch klar, oder?«
»Mendoza ist nicht der Mann, der sein Geld zum Fenster hinauswirft«, sagte John Gallagher und schnitt Zachary die zornige Erwiderung ab. »Es wird ein höllisches Unternehmen, das steht mal fest. Aber ihr habt ja beide noch Zeit, um es euch gründlich zu überlegen. Wer übernimmt die erste Wache?«
»Ich«, sagte Jethro, rückte seinen Gurt mit dem Halfter zurecht und griff nach seiner verkürzten Schrotflinte. Dann kletterte er gewandt zu dem Felsvorsprung oberhalb des Camps hinauf, während Zachary sich schon grollend auf seiner Decke ausstreckte.
*
Offenbar war es das erste Mal, daß der Mann hinter dem Empfangspult des Hotels einen Neger zu Gesicht bekam, der die Kleidung eines Weidereiters und dazu einen Kavallerie-Revolver im Halfter trug. Demzufolge schien er sich auch nicht recht darüber im klaren zu sein, wie er den Schwarzen ansprechen sollte. Er vermied die Anrede überhaupt.
»Yeah«, antwortete er auf die Frage Jethros, »sie sind vor zwei Tagen angekommen und haben ein Zimmer hier im Hotel. Aber vor Mitternacht kommen sie selten zurück, und wo sie sich in der Zwischenzeit aufhalten, das kann ich auch nicht sagen. Tut mir leid.«
Jethro warf noch einen Blick in das aufgeklappte Gästebuch und nickte dann. »Danke, Mister. Dann werde ich mich einmal im Mietstall erkundigen und in der Stadt Umschau halten, falls ihre Pferde da sind.«
Er verließ die Hoteldiele und zog seinen starkknochigen Fuchs hinter sich her, als er die Richtung zum Mietstall von Bisbee schlug. Der Staub auf seiner Kleidung zeugte davon, daß er einen langen Ritt hinter sich hatte.
Auf dem Hof des Mietstalles zeigte sich kein Mensch. Erst als Jethro das Tor geöffnet hatte und sich anschickte, den Fuchs hineinzuführen, erklang aus einem Verschlag nebenan eine nörgelnde Stimme: »Wem gehört der Gaul, und wo willst du damit hin, Nigger?«
Langsam wandte Jethro sich um.
»Das ist mein Pferd, und ich werde dafür bezahlen«, antwortete er schleppend und im unverkennbaren Tonfall eines Texaners. »Dies ist doch ein Mietstall, oder?«
Der kleine, schiefrückige Stallmann schluckte und öffnete den Mund, ohne zunächst einen Laut hervorzubringen. Erst als er sich über das stoppelige Kinn gerieben hatte, murmelte er verdattert: »Wie, zum Teufel, soll man sich da noch auskennen, Mann? Ich wollte Sie ja nicht beleidigen, aber schließlich...«
»Schon gut, Mister«, fiel ihm Jethro verschlossen ins Wort. »Reden Sie mit mir wie mit jedem anderen Cowpuncher, dann werde ich mich nicht beklagen. Haben Sie eine Box für das Pferd frei?«
»Kommen Sie.« Der Stallmann nickte und lehnte seine Heugabel gegen die Wand.
Die Hufe des Fuchses klapperten auf dem gepflasterten Stallgang. Jethro musterte die anderen Pferde in den Boxen, bis sein Blick an einem lehmgelben Wallach und einer hochbeinigen Rappstute haften blieb.
»Wissen Sie zufällig, wo ich die Besitzer dieser Gäule finden kann?« fragte er knapp.
»Sie wohnen drüben im Yellow Branch«, erwiderte der Stallmann zögernd. »Und nachmittags habe ich sie einmal im Saguaro Inn gesehen. Sah aus, als ob sie dort ihr Hauptquartier aufgeschlagen hätten. Das Lokal liegt am Stadtrand, an der Straße nach Douglas.« Er ließ eine Pause eintreten, als ob er sich etwas zurechtlegen müsse, und setzte endlich hinzu: »Ich weiß nicht, ob Sie diese Männer näher kennen, Freund, aber an Ihrer Stelle wäre ich da vorsichtig. Wir sind nur zehn Meilen von der Grenze entfernt, und es treiben sich alle möglichen Burschen in Bisbee herum. Diese beiden gehören zu der ganz harten Sorte, das sieht man auf den ersten Blick. In Ihrer besonderen Lage...«
»Sie meinen, weil ich ein Neger bin?« unterbrach ihn Jethro mit einem freundlichen Lächeln. »Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
»Nun«, brummte der Mann, »mich geht’s ja nichts an. Vielleicht hätte ich besser überhaupt meinen Mund gehalten.«
»Machen Sie sich nichts draus«, tröstete ihn Jethro. »Es gibt nun einmal Dinge, die sich nicht lange verheimlichen lassen. Dazu gehört auch meine Hautfarbe. Reiben Sie den Fuchs tüchtig ab, und geben Sie ihm eine Extra-Ration. Es kann sein, daß ich ihn noch heute abend wieder brauche.«
Jethro griff in de Tasche, schnippte eine Münze durch die Luft, die der Stallmann geschickt auffing. Dann ging Jethro hinaus, ohne eine Erwiderung abzuwarten.
Das Saguaro Inn trug ihren Namen nach einer einzelnen Saguaro-Kaktee, die neben dem flachen Adobebau ihre Kandelaber zum Himmel reckte. Ein staubiger Corral, in dem mit hängenden Köpfen einige Pferde standen, und ein bröckelndes Gemäuer aus rissigen Lehmziegeln begrenzten den Hof an der Rückseite. Mit einem raschen Blick nahm Jethro die Einzelheiten in sich auf. Das Lokal erweckte den Eindruck, als ob er es ungefährdet betreten könnte. Selbst im Territorium von Arizona, wo es niemals Sklaverei gegeben hatte, war das keineswegs selbstverständlich. Vor dem Saguaro Inn jedoch lungerten zwei Mexikaner und ein Mestize herum – ein sicheres Zeichen, daß hier Dollars mehr zählten als die Hautfarbe.
Jethro teilte die klirrenden Glasperlenschnüre und trat ein. Ein feister, glatzköpfiger Mexikaner hinter der primitiven Theke warf ihm einen taxierenden Blick zu und wandte sich dann wieder um. Er hantierte an einem kleinen Weinfaß, das auf einem hölzernen Gestell aufgebockt war.
An der Seitenwand saßen mehrere Mexikaner