Die großen Western Staffel 5. Diverse AutorenЧитать онлайн книгу.
da noch ein Einäugiger mit gelben, lückenhaften Zähnen und ein weißblonder, magerer Bursche mit wäßrig-blauen, vorquellenden Augen. Sie waren Wölfe von der zähesten und erbarmungslosesten Sorte. Einige von ihnen setzten beim Anblick der Frau ein anzügliches oder auch verschämtes Grinsen auf.
»Ich werde John rufen«, sagte Fay Gallagher verschlossen und hielt den Blicken der Meute unbewegt stand. »Er hat sich nach dem Essen hingelegt und...«
»Ich bin schon da«, wurde sie unterbrochen. John Gallagher stand am geöffneten Fenster des flachen Anbaues und streifte sich gerade noch die Hosenträger über die Schultern. »Vielleicht bringt ihr schon die Gäule in den Corral. Fay wird indessen zusehen, ob sie etwas zu essen machen kann.«
Die Erstarrung der Frau dauerte nur zwei oder drei Sekunden, dann warf sie den Kopf zurück und sagte laut: »Den Teufel werde ich, John Gallagher. Wenn du eine solche Bande auf deine Ranch einlädst, dann sieh gefälligst selbst zu, wie du sie verpflegst.«
John Gallager preßte die Lippen zusammen, und die Männer auf den Pferden waren viel zu verdutzt, um etwas zu erwidern. Nur Kirk Gallagher zeigte sich völlig unbeeindruckt.
»Wenn ihr eine rührende Begrüßungsszene erwartet habt, dann muß ich euch enttäuschen, Freunde«, verkündete er zynisch und breitete die Arme aus. »In unserer Familie ist das anders. Wir zeigen unsere Freude nicht so offen vor den Leuten. Bringen wir also erst einmal die Gäule weg.«
Fay Gallagher sah ihn an. In ihrer Miene schien sich eine Wandlung zu vollziehen, und sie öffnete die Lippen zu einem Lächeln. Doch dieses Lächeln erreichte ihre Augen nicht, es war maskenhaft und starr. Dann sagte die Frau in haßtriefendem Tonfall: »Geh zum Teufel, Kirk. Ich hoffe nur, daß
du mitsamt deinem Bruder zur Hölle fährst.«
»Sicher«, erwiderte ihr Schwager mit noch schärferem Grinsen. »Aber erst, nachdem wir dir zuvor das Geld geschickt haben. Hattest du es so gemeint?«
Da biß sich Fay Gallagher auf die Lippe, wandte sich schroff um und ging mit zurückgeworfenem Kopf wieder ins Haus, ohne sich weiter um die Männer zu kümmern.
Die Pferde waren abgesattelt und drängten sich an der Tränkrinne, in die einer der Männer frisches Wasser pumpten, als John Gallagher hinzukam. Kirk lehnte an einem Corralpfosten und machte keine Anstalten, seinem Bruder die Hand zu reichen.
»Da wären wir also«, stellte er lakonisch fest und umfaßte gleichsam die ganze Mannschaft mit einer lässigen Handbewegung. »Es war nicht ganz einfach, all diese glorreichen Halunken in so kurzer Zeit aufzutreiben, aber Yarnell und ich haben sie doch auf die Beine gebracht. Sie kennen mich und werden keine überflüssigen Fragen stellen. Wenn ich dich also mit unserer harten Crew bekannt machen darf...« Er zeigte jetzt auf den pausbäckigen, sommersprossigen Burschen, der noch immer den Pumpenschwengel betätigte, und fuhr fort: »Das ist Kid. Sieht noch ein bißchen grün aus, aber das täuscht. Vor einigen Monaten hat er immerhin eine harte Nummer wie King Walcot umgelegt. Der Knabe mit der Gesichstmatratze heißt Sterling.«
»Obadja Sterling?« fragte John Gallagher, als er den Mann mit dem fleckigen Vollbart nicken sah.
»Ich wußte, daß du seinen Namen nicht zum erstenmal hörst«, sagte Kirk. »Er ist erst vorige Woche aus dem Lincoln Conty herübergekommen, zusammen mit Al und Jeff Canary. Al ist der Pilger mit der Armee-Kappe, der mit dem dämlichen Maultiergesicht ist Jeff. Den Reverend und One-Eyed-Cole erkennst du wohl selbst. Und dann bleibt nur noch Calem Fisher. Ich nehme an, auch dieser Name ist dir nicht unbekannt.«
Der Reihe nach sah John Gallagher die Genannten an.
Der ›Reverend‹ war zweifellos die Vogelscheuche im Gehrock.
One-Eyed-Cole ließ sich unschwer an seiner schwarzen Augenklappe erkennen.
Und Calem Fisher war demnach der magere, weißblonde Epileptiker mit den vorquellenden Augen. Der Hinweis Kirks auf dessen berühmten Namen war wirklich überflüssig. Man kannte Calem Fisher als käuflichen Revolvermann im ganzen Südwesten, und es hieß, daß er schon acht oder neun Gegner im mehr oder weniger fairen Kampf getötet hatte. Jetzt zeigte er ein törichtes Lächeln und wischte in scheinbarer Verlegenheit seine feuchten Handflächen an der Weste ab, als er mit einer hohen, quengelnden Stimme sagte: »Hallo, Gallagher! Wir kennen uns zwar bisher nicht, aber wir alle kennen Ihren Bruder. Deshalb konnten wir uns ausrechnen, daß es bei dieser Sache wirklich etwas zu verdienen gibt. Für eine Schaumschlägerei wären wir nicht zu haben gewesen. Kirk hat zwar schon einige Andeutungen gemacht, aber vielleicht sollten Sie uns doch ein bißchen weiter aufklären. Man reitet nicht gern auf Verdacht in der Gegend herum.«
John Gallagher nickte.
»Natürlich, Fisher. Das hatte ich auch nicht von euch erwartet. Trotzdem muß ich aus Gründen, die ihr sicher verstehen werdet, konkrete Einzelheiten für mich behalten, bis wir an Ort und Stelle sind. Es gibt da in Sonora einen Don, dem es pro Nase zweitausend Dollar wert ist, wenn wir einen mächtigen Burschen erledigen, der sich mit einer Greaser-Leibwache umgeben hat. Möglicherweise wird es dabei ziemlich rauh zugehen, doch andererseits sind auch alle Vorkehrungen getroffen, damit wir wieder heil über die Grenze in die Staaten gelangen, wenn das Unternehmen vorbei ist.«
Es war Obadja Sterling, der skeptisch sagte: »Zweitausend Dollar bei mehr als einem Dutzend Männern? Das ergibt ja ein Vermögen.«
»Stimmt, Sterling. Und ein paar Leute, die ebenfalls mitmachen werden, sind sogar schon drüben.«
»Dann frage ich mich erst recht, wo der Haken liegt«, schnaufte der Bärtige. »Schon für den zehnten Teil dieser Summe findet man in Mexiko genug Pistoleros, die jeden beliebigen Burschen umlegen und auf die Leibwache pfeifen würden. Woher wissen Sie denn, daß dieser Don kein Bluffer ist und tatsächlich über eine solchen Haufen Geld verfügt?«
John Gallagher legte den Ellbogen auf einen der Sättel, die die Männer auf der obersten Stange der Corraleinfassung aufgebockt hatten, und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
»Ich habe ihm über achtzig Gäule verkauft«, gab er lakonsich zurück. »Und er hat sie bar – in Goldpesos – bezahlt. Einen Teil dieser Tiere wird er für unseren Pferdewechsel reservieren, falls wir es nach Abschluß des Unternehmens sehr eilig haben sollten, wieder in die Staaten zu kommen.«
»Das ist wirklich sehr fürsorglich von diesem Dago«, murmelte Calem Fisher zynisch. »Aber ich finde trotzdem, daß er ein bißchen viel Wirbel macht, nur um einen einzigen Pilger umlegen zu lassen.«
»Immerhin war dieser Pilger mal ein bedeutender Mann, und er weiß, daß gewisse Leute ihn liebend gern zur Hölle schicken würden«, sagte John Gallagher. »Anderenfalls würde er sich wohl kaum mit einer kostspieligen Leibwache umgeben. Und außerdem habe ich auch gar nicht behauptet, daß es nur darum geht, diesen Mann zur Strecke zu bringen. Unser Freund, der Don, hat da noch eine kleine Nebenabsicht, und er scheint überzeugt zu sein, daß er dadurch all seine Unkosten wieder hereinholen wird.«
»Das hört sich schon eher so an, als ob es stimmen könnte«, antwortete Jeff Canary, der Bursche mit dem langen Pferdegesicht, und spuckte durch eine der Zahnlücken zielsicher auf die Roßäpfel im Corral. »Und auf welche Weise hofft der Don zu Geld zu kommen?«
»Es geht um einen Schatz«, sagte John Gallagher möglichst nüchtern. »Um irgendwelche Kostbarkeiten, die dort drüben während der Revolution zusammengestohlen und geraubt worden sind. Zu einem Teil soll es sich dabei auch um das beschlagnahmte Vermögen unseres Freundes handeln, das er zurückholen und damit aus Mexiko fliehen will. Er redete von phantastischen Summen, aber in diesem Punkt traue ich ihm nicht ganz. Greaser neigen nun einmal zu Übertreibungen. Im übrigen kann uns das auch ziemlich egal sein. Ich habe mit ihm vereinbart, daß wir in jedem Falle unser Geld von ihm bekommen, gleichgültig, ob das Unternehmen klappt oder schiefgeht.«
Calem Fisher verzog den Mund schon wieder zu dem törichten, für ihn offenbar charakteristischen Grinsen.
»Schiefgehen, wie? Das bedeutet doch wohl, daß die meisten von uns dabei krepieren, wie?«
Gleich neben ihm stand