Die großen Western Staffel 5. Diverse AutorenЧитать онлайн книгу.
nur los, Gallagher!« klang aus dem Gebüsch am Fuße der Terrasse die Stimme Duff Yarnells, der schon seit geraumer Zeit unsichtbar geblieben war. »Wir werden es den Greasern schon geben.«
Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als auch schon sein Gewehr krachte. Clayton Gunn und Sid Hagney begannen ebenfalls zu feuern, und einen Moment später mischten sich in das hämmernde Stakkato ebenfalls Kirks Revolver. Der Erfolg dieses Bleihagels war insofern zweifelhaft, als man in dem dunklen Schuppen kein Ziel ausmachen konnte, doch zumindest wurden die Gegner dadurch für kurze Zeit in Deckung gezwungen. Genau darauf hatte John Gallagher gewartet. Er schnellte hoch, sprang über die Bank hinweg und hetzte geduckt zu Jethro hinüber. Tatsächlich wurde nur ein einziger Schuß aus der Remise auf ihn abgegeben, der zu seinen Füßen den Kies aufspritzen ließ. Dann warf er sich bereits in einem Hechtsprung zu Boden und zerrte die Satteltaschen von der Schulter.
»Zachary?« keuchte er abgerissen.
Jethro wirkte selbst in dieser kritischen Lage noch ruhig und beherrscht.
»Tot«, sagte er leise und schob zwei neue Patronen in die qualmenden Kammern seiner Doppelflinte. »Ich wollte ihn noch verbinden, aber es hat nichts mehr genützt.«
Nur einen kurzen Blick warf John Gallagher auf das wächserne, stille Gesicht des kleinen Zureiters, aber seine Lippen waren aufeinandergepreßt, als er Streichhölzer und eine zerknitterte Zigarre aus der Tasche zerrte.
»Sind Sie verrückt, Gallagher?« rief Duff Yarnell herüber. »Wollen Sie etwa jetzt rauchen?«
Unbeirrt fuhr John Gallagher in seinen Hantierungen fort und zündete die Zigarre an.
Schweigend hatte Jethro die Vorbereitungen verfolgt. Erst als Gallagher einen der Kartuschbeutel wurfbereit in der Hand hielt und noch einmal stark an der Zigarre zog, fragte er: »Fertig?«
John Gallagher nickte. Er drückte nun die Glut der Zigarre ungefähr auf die Mitte der schwarzen Lunte, die sofort zu sprühen begann. In zwei Richtungen pflanzten sich die Funken fort. Wenn die Brenndauer der gesamten Lunte auf zehn Sekunden berechnet war, dann mußte die Hälfte in genau fünf Sekunden abbrennen. Gallagher bog den Arm zum Wurf und stemmte sich mit der Linken etwas in die Höhe, um über den Brunnenrand hinwegzuspähen. Im selben Momeht erhob sich auch Jethro ein wenig aus seiner kauernden Haltung und feuerte rasch nacheinander die beiden Läufe seiner Schrotflinte ab. Noch während er sich wieder zurücksinken ließ, flog die Ladung bereits durch die Luft.
Die sprühende Zundschnur wirkte wie ein Komet, so daß man ihre Bahn deutlich verfolgen konnte. Sie beschrieb einen flachen Bogen bis hinüber in die dunkle Höhlung und schien erst dort plötzlich von der Finsternis verschluckt zu werden. Aber kaum eine Sekunde später erfolgte die schmetternde Detonation. Der grelle Lichtschein flackerte schlagartig auf und erhellte ein verwirrendes Bild, während gleichzeitig bis zur Terrasse hin die Druckwelle spürbar wurde. Im Hintergrund der Remise glaubte man eine lackierte Kalesche und die Umrisse einer großen Kutsche zu erkennen. Davor wirbelten irgendwelche dunklen Gegenstände duch die Luft, die vorher die Brustwehr gebildet hatten. Die Ladung schien unmittelbar dahinter explodiert zu sein, so daß diese Deckung förmlich zerfetzt wurde. Zugleich aber schien sich auch das Dach der Remise zu heben und aufzulösen. Weißer Pulverqualm wogte auf, und noch ehe er sich verziehen konnte, klatschten dutzendfach der tönernen Ziegel herab. Dazwischen hörte man nun die Schmerzensschreie. Eine Gestalt, offenbar von Grauen geschüttelt, suchte davonzurennen und wurde von Sid Hagney niedergestreckt.
Es bedurfte keiner besonderen Aufforderung, damit die hartgesottene Mannschaft gleich nach dem krachenden Donnerschlag wieder zu schießen begann.
Als wenige Augenblicke später die Schüsse verstummten, regte sich in der halbzerstörten Remise nichts mehr. Um so deutlicher hörte man das Gebrüll Obadja Sterlings, der anscheinend mit dem Rest der Crew in das Quartier am Rand des Hotels eingedrungen war und dort den letzten Widerstand niederkämpfte. Ein paarmal krachten noch dumpf die Colts, dann wurde es auch dort still. Nur an der Rückfront des Palacio wurde noch immer gekämpft.
Die letzten Pulverschwaden zogen träge über den Hof, und an dem langgestreckten Quartier der Palastwache tauchten drei Schatten auf. Es waren nur noch Obadja Sterling, One-Eyed-Cole und Ale Canary mit seiner schiefsitzenden Armeekappe. Einen Augenblick später klang dann schon die brüllende Stimme Obadja Sterlings herüber.
»Wir haben’s geschafft! Wir haben diese hinterhältige Bande wahrhaftig erledigt! Und jetzt kommen wir den anderen Greasern in diesem verdammten Palacio auf den Hals!«
Die brennende Zigarre fest zwischen die Zähne geklemmt, rannte John Gallagher unterhalb der Terrasse zur Rückfront des Gebäudes hinüber, wo Ramon de Mendoza und seine Mexikaner offenbar festlagen und gegen das Feuer der Verteidiger nicht mehr von der Stelle kamen. Das Gewehr hatte Gallagher seinem Bruder überlassen, so daß er die Satteltaschen mit den Pulverladungen besser festhalten konnte. Noch während er geduckt zu dem Hidalgo hinüberhetzte, spürte er plötzlich ein Zerren an seinem Ärmel und einen brennenden Schmerz an seinem Oberarm. Eine Kugel hatte ihn gestreift, konnte ihn aber nicht nennenswert verletzt haben, da sein Arm voll beweglich blieb und der Schmerz schon nach Sekunden wieder verebbte.
Er legte das letzte Stück bis zu den beiden Männern kriechend zurück.
Es handelte sich um den Hidalgo und Majadero. Ein starres, kalkiges Lächeln der Verzweiflung spielte um Mendozas Lippen. Er hatte seinen prächtigen Sombrero verloren, und an seiner Wange zeigte sich eine blutige Schramme.
»Verloren!« stieß er abgerissen hervor. »Ich glaube, wir haben dieses Spiel verloren, noch ehe wir richtig beginnen konnten, Señor. Gegen dieses Feuer kommen wir nicht an. Sie haben den Palacio in eine Festung verwandelt. Es war Jesse Szabo, nicht wahr?« setzte er zusammenhanglos hinzu.
John Gallagher nickte grimmig und riß die Zigarre aus dem Mund.
»Und das ist Ihre Schuld, Mendoza«, knurrte er finster. »Sie haben sich aufs hohe Roß gesetzt und jede Möglichkeit des Verrats weit von sich gewiesen. Szabo hingegen scheint sehr wohl überlegt zu haben, daß er mit einem Verrat an Villegas mehr verdienen konnte, als Sie ihm jemals gezahlt hätten. Szabo ist bereits tot.«
Von der Rückseite des Palacio wurde wieder geschossen. Zwei Kugeln schlugen über ihnen gegen die Mauerkrone und ließen große Stücke von Verputz herabklatschen. Zugleich aber krachte es auch von rechts herüber. Es gab dort ein kleineres Gebäude, eine Art Kavaliershaus, das offenbar die Toreinfahrt des Palacio beherrschte und nicht genau zu erkennen war, weil sich an seinen Mauern irgendwelche dunklen Gewächse emporrankten. Dort mußte sich ein weiterer Teil der Palastwache verschanzt haben.
Die Zusammenhänge ließen sich daraus ziemlich klar rekonstruieren. Offenbar war seine Exellencia von Jesse Szabo unterrichtet worden, daß mit einem nächtlichen Überfall zu rechnen war. Doch die Informationen gingen nicht so weit, daß sich daraus auch die Richtung des Angriffs ergeben hätte. Antonio Villegas mußte demnach alle Möglichkeiten in Betracht ziehen und seine Wachen so verteilen, daß sie jeder Lage gewachsen waren. Dabei schien er sehr wohl überlegt zu haben, daß die Wahrscheinlichkeit für einen Angriff vom Aroyo her sprach. Der Schwerpunkt der Verteidigung lag natürlich im Palacio selbst. Daneben jedoch war die Remise jenseits des Hofes in eine Bastion verwandelt worden, und dasselbe galt vermutlich für das Kavaliershaus neben dem Tor. Zwar ergab sich dadurch eine Verzettelung der Kräfte, doch andererseits konnte Don Antonio Villegas sicher sein, daß die Angreifer in ein vernichtendes Kreuzfeuer gerieten, von welcher Seite auch immer sie kamen. Eine der äußeren Bastionen war nun vernichtet. Und die andere würde keine entscheidende Rolle mehr spielen, wenn man den Palacio vom anderen Flügel her zu stürmen versuchte. Nach der Lage des befestigten Torhauses war es sogar fraglich, ob die Männer dort überhaupt die Vorderseite des Palacio bestreichen konnten. In jedem Falle jedoch waren die Verteidiger des großen Prunkbaues nicht zahlreich genug, um sich auf allen Seiten gleichzeitig wirksam zur Wehr zu setzen, wenn sie nicht durch die Außenposten unterstützt wurden.
Innerhalb weniger Augenblicke hatte John Gallagher diese Zusammenhänge erkannt, daraus die einzig mögliche Folgerung gezogen. Im Grunde sprach nichts dagegen, auch jetzt noch nach ihrem ursprünglichen Plan vorzugehen. Auf dieser Seite war ein direkter