Die großen Western Staffel 5. Diverse AutorenЧитать онлайн книгу.
Pulverladungen zu arbeiten. Immerhin, sie hatten den ersten Verteidigungsring aufgebrochen, verfügten nun über Bewegungsfreiheit auf dem Hof und am westlichen Flügel des Palacio. In kurzen Worten unterrichtete Gallagher den Kreolen von seiner Absicht. Mendoza schien wieder Hoffnung zu schöpfen. Die Verluste seiner Gruppe schienen sich in engen Grenzen gehalten zu haben. Im Vergleich zu der hartgesottenen Mannschaft waren die Mexikaner bisher glimpflich davongekommen.
Auf demselben Weg, den er gekommen war, kehrte Gallagher auch wieder zurück. Er fand seine Crew im Schutze der Arkaden und hastete gleich weiter den dunklen Bogengang entlang bis zur nächsten Ecke. Von hier aus konnte man die Vorderfront des Palacio überblicken.
»Ein hübsches Häuschen hat dieser Don Antonio Villegas sich eingerichtet«, fauchte Clayton Gunn ironisch, als er neben Gallagher auftauchte. »Für manche Burschen scheint sich die Revolution doch gelohnt zu haben.«
»Yeah«, zischte Obadja Sterling. »So ein bescheidener Garten war auch immer mein Traum.«
Was er hier als bescheidenen Garten bezeichnete, war in Wirklichkeit eine prächtige Parkfläche, die sich vom Palacio über das leicht abfallende Gelände bis zu einer dunklen Baumreihe erstreckte.
Eine breite Auffahrt, von kunstvollen Balustraden eingefaßt, führte zu dem prächtigen Portal, das seinerseits von wappengeschmückten Säulen flankiert wurde. Selbst die unterste Reihe der Fenster lag so hoch, daß schon aus diesem Grunde ein Eindringen schwierig gewesen wäre. Zudem aber waren sie mit stilvoll gearbeiteten Gittern aus schwerem Schmiedeeisen versehen. Sobald John Gallagher das erkannt hatte, sah er auch ein, daß Ramon de Mendoza recht gehabt hätte, es blieb wirklich nur der Weg durch das schwere Portal
»Diesmal könne Sie’s mir überlasen, Gallagher«, knurrte Clayton Gunn, als er sah, wie John Gallagher eine der Satteltaschen entleerte. »Geben Sie die Dinger nur her!«
Er hatte seinen Hut abgenommen, ausgebeult und verstaute darin insgesamt sieben der prallgefüllten Kartuschbeutel.
»Jetzt noch die Zigarre«, sagte er mit einem wilden Grinsen. »Halten Sie mir nur die Greaser vom Hals, dann haben wir gleich freie Bahn.«
Nach diesen Worten zog er demonstrativ die Oberlippe in die Höhe, so daß ihm John Gallagher die Zigarre zwischen die Zähne schieben konnte. Im nächsten Moment hetzte er dann schon in langen Sprüngen los.
Die halbe Strecke bis zur Auffahrt legte er unangefochten zurück. Dann aber mußte er weiter nach links abbiegen und sich dabei von der Wand des Palacio entfernen. Da peitschten auch schon zwei Schüsse.
»Los!« keuchte Sid Hagney. »Jetzt geben wir’s ihnen!«
Er und Obadja Sterling stürmten bereits vorwärts, und unmittelbar hinter ihnen folgte die hünenhafte Gestalt Jethros.
Die Schüsse waren aus den Fenstern des Palacios gekommen. Deshalb mußten die Männer erst von der Wand Abstand gewinnen, um das Feuer zu erwidern, und gerieten dabei zwangsläufig selbst aus dem toten Winkel in das Schußfeld der Mexikaner. Das Risiko war unvermeidlich. Sie mußten Clayton Gunn freie Bahn schaffen, wenn das Portal gesprengt werden sollte. Duff Yarnell stürmte ebenfalls los, dann schlossen sich auch die anderen an, Kirk Gallagher, One-Eyed-Cole, Al Canary. Nur John Gallagher blieb
noch an der Wand zurück, weil er die Satteltaschen wieder schultern mußte.
Er schaute in die grellen Mündungsfeuer der Männer, die nun zu den Fenstern hinaufschossen und sich bereits über die halbe Vorderfront des Palacios verteilten. Sid Hagney war am eifrigsten bei der Sache und feuerte in vollem Lauf, während er ebenfalls zu der Ausfahrt hinüberhetzte. Doch plötzlich stockte er mitten in der Bewegung, als ob er gegen eine Wand geprallt wäre, und drehte sich halb um. Dann brach Sid Hagney bereits auf den Steinplatten bei der Auffahrt zusammen. Noch im Niedersinken wurde er zum zweitenmal getroffen.
Mit verkrampfter Miene starrte John Gallagher auf Clayton Gunn, der inzwischen beim Portal angelangt war und sich dort beschäftigte. Mit einemmal sprang der untersetzte Bandit dann auf, rannte davon und brüllte etwas Unverständliches, als er sich hinter die Balustrade der Auffahrt warf. Auch die anderen Burschen, die sich schon in der Nähe befanden, suchten hastig Deckung.
Ein paar endlose Sekunden verstrichen, dann ließ ein Donnerschlag den Boden erzittern. Die Detonation war um ein Vielfaches stärker als jene in der Remise. Grellweißer Lichtschein zuckte auf wie ein Blitz, und die Druckwelle ließ die Scheiben an der Vorderfront bersten. Das Portal samt den Säulen verschwand in einer weißen Qualmwolke.
John Gallagher hielt die Satteltaschen fest und stolperte vorwärts. Dann sah er die Wirkung der Explosion. Ein Flügel des Portals hing nur noch schief in den Angeln, der andere war zerschmettert und nach innen hinweg und durch den beißenden Pulverqualm stürmten Clayton Gunn und Obadja Sterling in den Palacio hinein.
Die nächsten Minuten waren wie ein einziger Alptraum. Nur vom Aufblitzen der Mündungsfeuer wurde die prunkvolle Halle des Palacio erhellt. Selbst hier hatte die Druckwelle noch verheerend gewirkt. Mitten im Raum lagen die Trümmer des großen Kronleuchters.
Vom Taumel dieses Angriffs wurde John Gallagher mitgerissen. Am Fuße einer breiten, geschwungenen Treppe glaubte er seinen Bruder und Duff Yarnell zu entdecken. Sein Gesamteindruck setzte sich nur aus einer rasenden Folge einzelner Bilder zusammen, die sich ihm nur für Sekundenbruchteile enthüllten, wenn neue Mündungsflammen den großen Raum mit seinen Türen, Ecken und Winkeln aus der Dunkelheit rissen. Eben noch feuerten zwei Uniformierte oben von der Treppe, dann lagen sie plötzlich verkrümmt auf den Stufen. Neue Männer tauchten in einem breiten Durchgang unterhalb der Treppe auf. Gallagher sah verzerrte Gesichter und glitzernde Epauletten, als sie das Feuer eröffneten. Er selbst schoß nur instinktiv auf die Mexikaner unter der Treppe. Den Uniformen nach mußten sich einige Offiziere oder Personen von Rang darunter befinden. Zweifellos handelte es sich um dieselben Männer, die noch bis vor wenigen Augenblicken die Rückfront des Palacio gegen Mendoza und seine Burschen verteidigt hatten.
In seiner charakteristischen, zusammengeduckten Haltung stand Clayton Gunn hinter einem schlanken Pfeiler und feuerte aus beiden Colts. In gleicher Weise schoß Kirk Gallagher vom Fuße der Treppe her. Obadja Sterling lag hinter den Trümmern des Kronleuchters, und Duff Yarnell kauerte ein Stück entfernt hinter einem Möbelstück. Und sie alle richteten ihr Feuer nun auf die Gruppe der Verteidiger in dem breiten Durchgang unter der Treppe.
Die Entscheidung brachte das Eingreifen Ramon de Mendoza mit seinen Mexikanern. Zweifellos hatten sie nur auf den Donner der Explosion gewartet, um auch ihrerseits zum Sturm auf die Rückseite des Palacio anzusetzen, da nun plötzlich keine Verteidiger mehr zu sehen waren. Auf welche Weise sie es geschafft hatten, in das Gebäude einzudringen, war in diesem Zusammenhang ohne Bedeutung. Jedenfalls krachten plötzlich auch hinter dem Rücken der Uniformierten Revolverschüsse.
Ein Mann schrie gellend auf, und ein anderer suchte vor der so unvermutet hinter ihm auftauchenden Bedrohung in verzweifelten Sätzen eine Tür zu erreichen. Im Aufblitzen der Schüsse erkannte John Gallagher ein bleiches Gesicht, das von einem schwarzen, sorgfältig gestutzten Kinnbart eingerahmt wurde. Der Mann turg eine Art Diplomatenfrack mit hohem Kragen und üppiger Goldstickerei, deren Glitzern ihm jetzt zum Verhängnis wurde. Denn eine andere Gestalt jagte ihm in wahren Panthersätzen nach und hatte ihn schon fast erreicht, als er mit der Schulter gegen die Tür rannte und sich herumwarf.
Der Verfolger war Ramon de Mendoza. John Gallagher hegte keinen Zweifel, daß es sich bei dem anderen Mann um Don Antonio Villegas handelte. Innerhalb von Sekunden fand das blutige Drama dann seinen Abschluß. Villegas war mit zwei funkelnden Pistolen bewaffnet und suchte sich seines Verfolgers zu entledigen. Doch er hatte sich zu spät herumgeworfen. Mendoza feuerte auf weniger als vier Schritte Entfernung. Villegas sackte zusammen und fiel in die Türnische. Er brachte nicht einmal mehr die Kraft auf, selbst abzudrücken. Mendoza schoß weiter, bis endlich der Hahn seiner Waffe nur noch auf taube Kartuschen schlug.
In der nachfolgenden Stille hörte man nur das Stöhnen eines Verwundeten unterhalb der Treppe.
Endlich ließ die nervenzerfetzte Anspannung der Männer nach.
»Licht!« klang