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Du hast mich nie gewollt - Liebesroman. Thomas TippnerЧитать онлайн книгу.

Du hast mich nie gewollt - Liebesroman - Thomas Tippner


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sie sich wieder gefasst hatte, hatte sie ihm zugenickt und gesagt: „Sie werden sich bei mir melden?“

      „Ganz gewiss.“

      „Ich kann mich wirklich nur bei Ihnen für das Verhalten von Nancy entschuldigen“, setzte Frau Hartmann noch einmal an, um sich bei ihm zu rechtfertigen. Sebastian aber, der keine Lust hatte, noch einmal an Nancy erinnert zu werden, hob nur die Hand, schüttelte den Kopf und zeigte dann auf die noch immer offenstehende Tür.

      „Ich habe noch zu tun.“

      „Natürlich haben Sie das!“, brachte Frau Hartmann schnell hervor.

      Als sie sich daran gemacht hatte, das Haus zu verlassen, hatte sie noch gesagt: „Nancy ist keine wirkliche Assistentin von mir. Ich habe sie aus Pflichtbewusstsein eingestellt, um Freunden einen Gefallen zu tun.“

      „Schon gut!“

      „Sie müssen wissen …“

      „Schon gut!“

      Mit den Worten hatte er die Tür zugeworfen und dann, als er hörte, wie Frau Hartmann die Wagentür zuschlug und das blaue Cabrio startete, auf die Ledercouch fallen lassen und angefangen, unbewusst den Kopf zu schütteln.

      Was hatte Nancy nur dazu getrieben, so blöd und bescheuert nach dem Brief zu fragen?

      Hätte sie denn nicht wissen müssen, was das für Konsequenzen nach sich ziehen würde?

      Nein, dachte er, das hat sie nicht. Wie auch? Sie ist dumm. Gefühle sind ihr wichtig. Emotionen. Eine logische Lösung für ein Problem finden – nicht ihr Ding. Situationen beobachten – sie zu analysieren, Entscheidung treffen - niemals.

      Sie ist kein Investmentbanker.

      Sie ist ein kleines, verwöhntes Töchterlein, das in ihrem ganzen Leben noch nie eine richtungsweisende Entscheidung treffen musste.

      Himmel, sie ist eine verzogene, dumme Göre, die gut im Bett ist. Mehr nicht.

      Mehr ist sie nicht …

      Während ihm die Gedanken durch den Kopf zogen und er versuchte, das verlorengegangene Selbstvertrauen zurückzugewinnen, schlich ihm noch ein weiterer beunruhigender Gedanke durch den Kopf, den er so niemals in sich vermutet hätte. Aber während er versuchte, ihn zu unterdrücken und ihn nicht in seinem Bewusstsein emporsteigen zu lassen, merkte er, dass er ihn nicht zurückhalten konnte.

      Der Gedanke, der in ihm schlummerte, immer in ihm, ergriff nun, da die Gelegenheit günstig war, seine Chance.

      Sebastian musste spüren, wie er sich in ihm ausbreitete und ihm zurief: Sie ist mehr. So viel mehr als alles andere, was du bisher in deinem Leben erreicht hast. Begreifst du denn nicht, dass sie dir das gezeigt hat, was du seit dem Erhalt des Briefes zu verstecken versuchst? Sie hat dir gesagt, was du doch schon immer gewusst hast.

      Ihre Mutter und ihr Vater lieben sie!

      Sie wird geliebt.

      Sie ist das Ergebnis der Liebe!

      Sebastian, der in sich zusammengesunken war, wollte anfangen, dem alles aus dem Weg räumenden Gedanken zu glauben, als sich sein Egoismus bei ihm meldete und ihn wie beiläufig fragte: Hast du Denise denn geliebt?

      Nein!

      Das hatte er nicht!

      Warum auch?

      Sie war genau das Beuteschema gewesen, auf das sein nach Bestätigung und Bewunderung ausgelegtes Ego ansprang. Sie hatte alles gehabt, um eine schnelle und berauschende Nacht mit ihr genießen zu können.

      Sie war so liebreizend und unsicher gewesen, dass sie für schnell hervorgebrachte Komplimente äußerst empfänglich gewesen war.

      Sie hatte keinerlei Rückgrat besessen und war für den auf Bezirzen und Verführung ausgelegten Sebastian eine leichte Beute gewesen.

      Die beiden Abende, die sie zusammen verbracht hatten, hatten eine verwirrende Facette bei Denise zutage gefördert, mit der Sebastian anfangs überfordert gewesen war. Mit Verwunderung hatte er festgestellt, dass Denise sich gar nicht aufgeben wollte, nicht darauf aus war, einen Mann zu finden, der ihr alles bezahlte.

      Sie hatte beim Abendessen in einem Steak-House gesagt, dass sie sich vorstellen könnte, sich später selbstständig zu machen, um mit unterschiedlichen Investmentgruppen zusammen zu arbeiten und sich so mit der Zeit einen eigenen, loyalen Kundenstamm aufzubauen.

      Verrückt …

      Das hatte so ernst geklungen, dass Sebastian zu zweifeln begann, ob er wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte, mit Denise essen zu gehen. Er hatte mit seinem Reichtum, seiner Impulsivität und seinem guten Aussehen eine junge und unbeholfene Frau verführen wollen.

      Dass er es schaffte, ihren Redefluss zu stoppen, hatte nur daran gelegen, dass er den Ober angewiesen hatte, den etwas stärkeren und schneller in den Kopf steigenden Rotwein auszuschenken. Der hatte dazu beigetragen, dass Denise angefangen hatte, glasig zu schauen und über ihre eigene Ungeschicktheit zu lachen. Sie hatte aus Versehen Pommes über den Tisch geschossen, als sie mit der Gabel zustach. Fleischsaft, Kräuterbutter, Ketchup und Pommes waren über den Tisch geflogen.

      Sie hatte an dem Abend bezaubernd ausgesehen.

      Ihr blondes Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten. Zwei Spangen hatten ihren wild wirkenden Pony zurückgehalten, ihr immer wieder ins Gesicht zu fallen. Die Ohrringe in ihren kleinen zarten Ohren hatten die Unschuld ihres Äußeren zusätzlich unterstrichen.

      Das, was Sebastian heute noch wusste, war, dass er es genossen hatte, ihr Lachen zu hören. Dass er sich wohlfühlte, wenn sie eine seiner hintergründigen Bemerkungen begriff und mit dem Zeigefinger auf ihn zeigte und ihn dabei einmal: „Du Schlingel“ nannte. Während sie das sagte, hatte sie das Weinglas in der rechten Hand gehalten und es leicht kreisen lassen.

      Die Bewegungen des Weines, ihr Lächeln, der angetrunkene Schimmer der Sorglosigkeit in ihren Augen hatten etwas Hypnotisches gehabt. Er war damals noch unerfahren gewesen. Hatte nicht gewusst, auf was für ein Spiel er sich wirklich einließ, als er sie fragte, ob sie zusammen essen gehen wollten. Das, was für ihn heute Routine war, war damals das Erforschen unbekannter Felder gewesen.

      Das war der Wendepunkt, dachte er jetzt, während weitere Gewissenssalven auf ihm niedergingen und in seinem Kopf explodierten.

      Er schluckte, als er sich auf ihr „Du Schlingel“ sagen hörte: „Ich bin schon einer.“

      „Und was für einer“, war ihre angetrunkene Zustimmung gewesen, ohne dass sie dabei den einen, alles entscheidenden Blick in seine Richtung auf Reisen schickte. Sie hatte ihm nicht deutlich gezeigt, dass sie sich auf eine gemeinsame Nacht mit ihm freuen würde. Sie hatte ihm nicht einmal Avancen gemacht, dass sie überhaupt etwas von ihm wollte. Sie war nur angetrunken gewesen und hatte es genossen, dass sie jemanden zum Reden hatte. Jemand, der ihre Ideen verstand und nachvollziehen konnte.

      Schade war, dass ihn das alles gar nicht interessierte.

      Die meiste Zeit über hatte er sich nur vorgestellt, wie sie nackt aussah. Ob ihre Brustwarzen kleine, runde Perlen waren, die man mit der Zunge liebkosen konnte, ohne sich zu ekeln, weil sie von einem viel zu großen Warzenvorhof umgeben waren.

      Denise hatte gar nichts gehabt, das ihn störte.

      Sie war von einer ihm unbekannten Faszination umgeben, sodass er für einen kurzen Moment mit dem Gedanken spielte, sie an dem Abend gar nicht zu verführen. Dass er sie noch einmal treffen wollte, nur um mit ihr zu reden.

      So schnell ihm der Gedanke gekommen war, so schnell war er mit einer zynischen Bemerkung seiner inneren Stimme wieder verschwunden. Er hatte sich innerlich ausgelacht und sich gefragt, was für eine bescheuerte Idee ihm denn da durch den Kopf gegangen war.

      Sich mit einer kleinen Maus noch einmal zu treffen, um mit ihr zu reden?

      Alter, Mann, hör dir doch einmal selbst zu. Bullshit. Zum Ficken sind sie da. Reden kannst du, wenn dein Schwanz


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