Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
sich wenigstens für Jahre Gefängnis zuordnen. Anderenfalls gehen die Tonbandaufzeichnungen an das Syndikat!“
„Das ist Erpressung!“ Clemetti und Hartley waren sich erstaunlich einig.
„Unsinn, das ist Lebensrettung“, entschied Mike Rander ironisch. „Vielleicht einigen Sie sich auf ein gemeinsames Delikt, falls Vance nicht schon ausgepackt hat!“
„Wir … wir sprechen uns noch“, drohte Clemetti.
„Wir sind auch mal wieder am Drücker“, prophezeite Hartley grimmig.
„Natürlich … nach fünf Jahren. Denken Sie daran! Aber vielleicht haben Sie Glück.“
„Glück?“ Clemetti und Hartley schöpften Hoffnung.
Rander nickte und schmunzelte.
„Vielleicht hat die Polizei schon so viel Belastungsmaterial, daß Sie sich gar nicht gegenseitig zu bezichtigen brauchen. Lassen Sie sich doch überraschen! Ich wünsche auf jeden Fall geruhsame Jahre!“
„Die Polizei, Sir!“ Parker hob lauschend den Kopf. „Wenn Sie gestatten, werde ich sie empfangen und hereinführen!“
Rander nickte, während Parker die Wohnhalle des Ranchhauses verließ. In der großen Eingangstür blieb der Butler einen kurzen Moment stehen und sah sich bedauernd um.
Er war etwas unglücklich. Die Gangsterbosse, die „Großen Drei“, hatten es ihm im Grunde doch zu leicht gemacht. So viele nette Gags hatten darauf gewartet, angewendet zu werden. Und nun war dieser Fall schon beendet.
Parker tröstete sich mit dem nächsten Fall. Er nahm sich vor, dann alles gründlich nachzuholen. Denn der nächste Fall kam bestimmt, daran war nicht zu zweifeln. Und Mr. Mike Rander würde wiederum mitmachen, auch wenn man etwas nachhelfen mußte. Parker wußte, wie man seinen jungen Herrn zu behandeln hatte.
Er rückte sich die schwarze Melone zurecht und trat hinaus ins Freie, würdevoll wie ein Haushofmeister, der liebe
Gäste ins Haus geleiten Will …
- E N D E -
Sie trug einen winzigen Bikini aus weißem Frotteestoff und lag wie hingegossen am Rand des großen Schwimmbeckens, das sich auf der Rückseite des großen, anderthalbstöckigen Landhauses befand. Eine große Sonnenbrille schützte ihre Augen vor der heißen Mittagssonne. Sie war etwa fünfundzwanzig Jahre alt, von hinreißender Schönheit und hieß Helen Manners.
Sie schien eingeschlafen zu sein. Sie reagierte nicht auf die Reklamedurchsagen, die aus dem Kofferradio kamen und jetzt die Musiksendung unterbrachen. In ihrer entspannten und geöffneten Hand lag ein aufgeschlagenes Modemagazin. Ihre vollen, weichen Lippen hatten sich leicht geöffnet und gaben den Blick frei auf die ebenmäßigen, kleinen Zähne. Sie war eine Frau, die in der Filmindustrie Aufsehen erregt hätte.
Sie merkte nicht, daß sie beobachtet wurde.
Am Sprungturm des Schwimmbeckens erschien ein nachlässig gekleideter Mann von etwa vierzig Jahren. Er sah wie ein Stromer aus, war unrasiert und hatte einen hungrigen Ausdruck in seinen dunklen Augen. Auf Zehenspitzen schlich er sich an die Schlafende heran und blieb seitlich neben ihr stehen.
Sein schmaler Mund verzog sich zu einem abschätzenden Grinsen. Stockige Zähne wurden frei. Der Stromer beugte sich etwas vor und prüfte die geschwungenen Linien ihres Körpers. Dann richtete er sich schnell wieder auf und sah prüfend zur Rückseite des Landhauses hinüber.
Fast alle Fenster des Landhauses waren zwar weit geöffnet, doch Rolljalousien hinderten daran, in die Zimmer zu sehen. Das Haus machte einen leeren, zumindest aber schläfrigen Eindruck. Die Gefahr einer jähen Entdeckung oder Überraschung schien also nicht zu bestehen.
Der Stromer griff in seine Hosentasche und zog einen Lederbeutel hervor. Er öffnete ihn vorsichtig und nahm den Kopf sofort angewidert zurück, als seien seine Geruchsnerven nachdrücklich beleidigt worden. Mit seitlich geneigtem Kopf beugte er sich dann erneut vor. Gleichzeitig entnahm er dem Lederbeutel einen Wattebausch. Er hatte offensichtlich die Absicht, diesen Wattebausch auf das Gesicht der liegenden Schönheit zu drücken.
Helen Manners schien instinktiv gefühlt zu haben, daß ihr Gefahr drohte. Sie fuhr plötzlich hoch, stutzte und stieß einen unterdrückten Schrei aus.
Der Stromer, gleichfalls überrascht, zuckte zurück. Er war etwas unsicher geworden.
„Mein Gott, haben Sie mich erschreckt“, sagte Helen Manners fast vorwurfsvoll.
„Halt den Mund, Süße!“ warnte der Stromer mit gepreßter Stimme.
„Was erlauben Sie sich?“ fauchte Helen Manners, „kommen Sie mir bloß nicht zu nahe!“ Dann, ohne jeden Übergang und ohne jede Vorwarnung, stieß sie einen schrillen Schrei aus.
„Halt den Mund!“ schrie der Stromer mit unterdrückter, wütender Stimme. Dann ließ er sich förmlich auf Helen Manners fallen und drückte ihr den Wattebausch auf Gesicht und Mund. Es roch penetrant nach Chloroform.
Helen Manners blieb für Bruchteile von Sekunden völlig überrascht liegen. Dann aber bäumte sie sich auf. Und sie entwickelte eine kraftvolle Geschmeidigkeit, mit der der Stromer nicht gerechnet hatte.
Sie zog die Knie an und stemmte sie unter den Leib des Mannes. Dann drückte sie den aufheulenden Mann kraftvoll und ruckartig von sich. Er wurde zurückgeschleudert, verlor das Gleichgewicht und taumelte haltlos an den Rand des Schwimmbeckens.
Wie ein Pantherweibchen glitt Helen Manners hoch. Sie setzte dem zurücktaumelnden Mann nach und trat kraftvoll gegen sein linkes Knie. Der Mann brüllte jetzt, verlor endgültig das Gleichgewicht und … fiel in das aufspritzende Wasser.
Helen Manners blieb auflachend am Rand des Schwimmbeckens stehen und wartete, bis der Stromer wieder auftauchte. Dann erinnerte sie der penetrante Chloroformgeruch, an den Wattebausch. Sie hob ihn auf, schnüffelte vorsichtig an ihm und warf ihn neben den Liegestuhl.
„Hauen Sie ab!“ sagte sie dann leise zu dem Stromer, der Wasser spuckte, „los verschwinden Sie!“ Plötzlich, wiederum ohne jeden inneren Zusammenhang, schrie Helen Manners wie um ihr Leben.
Der Stromer schwamm schnell auf die andere Seite des Beckens, stemmte sich hoch und ergriff die Flucht. Dabei stieß er fast mit einem untersetzten, korpulenten Mann zusammen, der mit einem jüngeren Begleiter aus dem Haus gerannt kam. Der Stromer schlug einen Haken, nahm die Beine in die Hand und verschwand zwischen den dichten Sträuchern seitlich neben dem Haus.
Helen Manners war inzwischen in Ohnmacht gefallen. Ausgesprochen dekorativ lag sie neben dem Liegestuhl und rührte sich nicht mehr …
*
Stocksteif, als habe er einen Ladestock verschluckt, saß ein in Schwarz gekleideter Hotelgast auf der Kante eines tiefen Sessels in der großen Halle. Seine Hände, die in schwarzen Handschuhen staken, lagen kreuzweise auf dem Bambusgriff eines altväterlich gebundenen Regenschirms. Auf der rechten Sessellehne thronte eine Melone, die ebenfalls tiefschwarz war.
Dieser Mann, dessen glattes Pokergesicht keinen Ausdruck zeigte, musterte aus grauen Augen das Leben und Treiben in der großen Hotelhalle. Diesen Mann kümmerte nicht, daß er immer wieder amüsiert betrachtet und gemustert wurde. Er paßte einfach nicht in diese mondän ungezwungene Umgebung. Er schien ein Relikt aus einer alten, längst vergangenen Zeit zu sein.
Josuah Parker, wie dieser Mann hieß, kümmerte das alles nicht. Er wartete auf seinen jungen Herrn, mit dem er sich hier unten in der Hotelhalle treffen wollte. Zudem war sein Interesse geweckt worden. Er betrachtete einen stämmigen, muskulösen Mann von etwa fünfundvierzig Jahren, der sich wie ein Pascha gab. Um ihn herum schwänzelten zwei ebenfalls stämmige Männer. Sie wirkten wie peinlich überdressierte Hunde, die ihren Herrn nicht aus den Augen lassen. Dieser Mann kam gerade aus der angrenzenden Hotelbar und fand in der