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Butler Parker 106 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 106 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Stimme bemerkbar und ging ihr nach. Die Frau mit dem dunkelroten Haar drehte sich um und sah ihn fragend an.

      Erst jetzt merkte Josuah Parker, daß er sich geirrt hatte. Diese Frau war nicht Kathy Porter! Sie glich ihr nur auf eine geradezu irritierende Art und Weise. Nur die Länge ihrer Beine wurde ihm jetzt nachträglich bewußt, sie fehlte bei dieser Frau.

      „Ich bitte um Entschuldigung, Madam“, bat Parker und lüftete höflich seine schwarze Melone. „Ich unterlag dem, was man gemeinhin eine Täuschung nennt.“

      „Schon gut“, erwiderte die Frau, die vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt war und ein hart geschnittenes Gesicht besaß. „Schon gut, Mann.“

      Sie hatte es augenscheinlich sehr eilig, sah zur Treppe und den Fahrstühlen hinüber, drückte die Glastür auf und klapperte dann mit ihren Absätzen schnell über den Korridor. Sie trug, was Parker nebenbei registrierte, eine kleine Schultertasche, die allerdings vollgestopft war.

      Parker bemerkte das etwas spöttische Lächeln der diensttuenden Schwester am Empfang. Die ältere Frau dachte wohl, er habe sich eine Abfuhr geholt, schaute dann aber wieder sehr bemüht auf ihr Journal mit der Liste der Patienten.

      Parker ignorierte die Schwester, begab sich zum Aufzug und fuhr hinauf in die zweite Etage, wo Kathy Porter sich aufgehalten hatte. Als er ausstieg, stieß er auf drei junge Schwestern, die sich aufgeregt miteinander unterhielten.

      „Ich möchte keineswegs aufdringlich erscheinen, meine Damen“, begann der Butler und grüßte höflich. „Ist Ihnen möglicherweise eine junge, rothaarige Dame aufgefallen?“

      „Natürlich“, erwiderte eine der drei Jungschwestern, „darüber unterhalten wir uns ja gerade.“

      „Wie anregend, dies zu hören.“

      „Sie soll angeblich die Masern gehabt haben“, sagte die zweite Jungschwester.

      „Nun sehen Sie meine bescheidene Wenigkeit leicht verblüfft.“

      „Behauptete wenigstens der Mann, der zusammen mit ihr in den Fahrstuhl ging“, fügte die dritte Jungschwester hinzu. „Besucher haben uns das eben mitgeteilt. Sie durften nicht mit hinunterfahren.“

      „Ein junger Mann also, Masern und eine rothaarige Dame“, memorierte der Butler halblaut, drehte sich um und betrat sofort wieder den Fahrstuhl. Als die Tür sich geschlossen hatte, drückte er den Knopf für das Kellergeschoß.

      Ihm war ein schrecklicher Verdacht gekommen!

      *

      Kathy Porter fühlte sich hundeelend.

      In ihrem Mund war ein widerlich-pelziger Geschmack nach süßlichem Chloroform. Sie hatte heftige Kopfschmerzen, wollte sich aufrichten und merkte erst jetzt, daß man sie auf einer Trage festgeschnallt hatte. Sie schaute sich um und brauchte einige Augenblicke, um sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden.

      Die junge Dame befand sich in einem Krankenwagen, der in normaler Fahrt durch die Straßen von London fuhr. Neben ihr saß ein Mann in weißem Arztkittel und rauchte eine Zigarette. Er hatte gemerkt, daß Kathy wach geworden war, beugte sich über sie und blies ihr den Rauch ins Gesicht.

      Kathy hustete und fühlte sich noch schlechter.

      „Was hat das zu bedeuten?“ fragte sie, einen Brechreiz nur mühsam unterdrückend.

      „Weißt du doch, Hübsche“, meinte der Mann. „Spezialoperation.“

      Er schien sein Stichwort für einen besonders gelungenen Witz zu halten und lachte ironisch.

      „Wohin bringen Sie mich?“ stellte Kathy ihre nächste Frage.

      „Weißt du auch, Hübsche.“ Der Mann lehnte sich zurück und rauchte weiter. „Nutz’ die Zeit und laß’ dir ’ne prima Ausrede einfallen!“

      Natürlich lag hier eine Verwechslung vor, daran zweifelte Kathy nicht einen Moment. Aber wie sollte sie das diesem Mann beibringen? Er würde ihr ja doch kein Wort glauben. Sie legte den Kopf zur Seite und schaute nach oben. Sie hoffte herauszubekommen, wohin man sie brachte. Die Milchglasscheiben des Krankenwagens hatten am oberen Rand Sichtschlitze.

      „Der Boß ist ziemlich sauer auf dich, Süße“, ließ der Mann im Arztkittel sich wieder vernehmen.

      „Ich bin mir keiner Schuld bewußt“, erwiderte Kathy Porter automatisch.

      „Mach’ ihm das klar, Hübsche. Hoffentlich klappt’s.“

      „Ich habe damit nichts zu tun“, stieß Kathy nach. Sie wollte möglichst viel erfahren. Ihr Interesse war verständlicherweise geweckt worden. Diese Entführung bewies, daß es sich um einen keineswegs harmlosen Fall handelte.

      „Schieb’s von mir aus auf Harry“, antwortete der Mann neben der Trage und lächelte spöttisch.

      „Warum haltet ihr euch nicht an Harry?“ fragte Kathy weiter.

      „Der kommt auch noch dran, sobald er transportfähig ist“, beruhigte der Mann sie und nickte nachdrücklich. „Bei uns kommt jeder dran, Hübsche, aber das solltest du doch wissen.“

      „Ich bin unschuldig. Ehrlich!“

      „Und warum hast du dann nicht Alarm geschlagen?“ erkundigte sich ihr Begleiter. „Zeit genug hattest du doch. Nee, Hübsche, ihr wolltet mit der Ware abhauen. Geschäft auf eigene Rechnung, wie? Und beinahe hätt’ das ja auch hingehauen, wenn der Laster nicht gewesen wäre.“

      Kathy hatte keine Ahnung, worum es ging und was sich ereignet hatte, aber sie ließ sich selbstverständlich nichts anmerken. Sie spielte ihre Rolle geschickt weiter, obwohl ihr immer noch schlecht war.

      „Harry hat mich gezwungen“, behauptete sie also und war gespannt, wie die Reaktion jetzt ausfallen würde.

      „Natürlich hat der Trottel dich gezwungen. Ausgerechnet dich!“ Der Mann im weißen Arztkittel grinste abfällig. „Wenn du auf die Tour reisen willst, seh’ ich schwarz für dich, Hübsche. Jeder weiß doch, was mit euch los ist.“

      Kathy Porter hielt es für angebracht, vorerst keine weiteren Fragen zu stellen. Sie befand sich auf sehr dünnem Eis. Jede weitere Frage konnte den vorzeitigen Einbruch bedeuten. Früher oder später würde man natürlich herausfinden, daß sie mit der erwähnten Helen nicht identisch war. Dann aber war immer noch Zeit genug, sich etwas einfallen zu lassen. Kathy Porter war kein ängstliches Mädchen. Sie wußte sich ihrer Haut zu wehren.

      Zudem setzte sie natürlich wieder mal auf Lady Agatha und Butler Parker.

      Sie konnte sich lebhaft vorstellen, daß sie bereits vermißt wurde. Hoffentlich fanden Mylady und Parker schnell eine Spur, um ihr beistehen zu können.

      Die Fahrt im Krankenwagen war plötzlich beendet.

      Nach einer scharfen Rechtskurve rollte der Wagen in eine Halle, von der Kathy nur das Glasdach sehen konnte.

      „In deiner Haut möcht’ ich jetzt nicht stecken“, sagte der Mann neben ihr und schob sich auf die Seitentür zu. „Du weißt ja, wie schnell der Boß sich aufregt.“

      Der junge Mann, der sie im Krankenhaus mit der schallgedämpften Waffe abgefangen hatte, und der Mann im weißen Arztkittel zogen die Trage aus dem Wagen und trugen Kathy Porter dann tatsächlich durch eine kleine Halle. Bei dieser Gelegenheit verrutschte die Decke, die man über Kathy gebreitet hatte.

      Erst jetzt merkte sie, daß man sie während ihrer Ohnmacht ausgezogen hatte.

      Sie war bis auf ihre spärliche Unterwäsche nackt.

      *

      Der Mann stand noch unter einem schweren Schock.

      Er war niedergeschossen worden. Das Geschoß hatte ihn an der linken Hüfte getroffen. Nachdem Parker ihm im Kellergeschoß des Spitals entdeckt hatte, wurde der Verwundete hier unten an Ort und Stelle ärztlich versorgt.

      Der Angestellte hatte nicht viel zu berichten.

      Er


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