Sprachwitze. Robert SedlaczekЧитать онлайн книгу.
dir eine Kanon’ und mach dich selbständig!“ (Freud, S. 71–72)
Der Offizier hätte laut Freud sagen können: „Itzig, ich weiß, du bist ein intelligenter Geschäftsmann. Aber ich sage dir, es ist eine große Dummheit, wenn du nicht einsiehst, dass es beim Militär unmöglich so zugehen kann wie im Geschäftsleben, wo jeder auf eigene Faust und gegen den anderen arbeitet. Beim Militär heißt es sich unterordnen und zusammenwirken.“
Freud spricht in diesem Fall von einem Unsinnswitz. Es werde in der Pointe des Witzes etwas Dummes, Unsinniges vorgebracht, um zu veranschaulichen, dass das zuvor Gesagte ebenfalls dumm und unsinnig war. Freuds Definition wird durch das folgende Beispiel noch deutlicher:
Ein Mann, der verreisen muss, vertraut seine Tochter einem Freunde an mit der Bitte, während seiner Abwesenheit über ihre Tugend zu wachen. Er kommt nach Monaten zurück und findet sie geschwängert. Natürlich macht er dem Freund Vorwürfe. Der kann sich den Unglücksfall angeblich nicht erklären. „Wo hat sie denn geschlafen“, fragt endlich der Vater. „Im Zimmer mit meinem Sohn.“
„Aber wie kannst du sie im selben Zimmer mit deinem Sohn schlafen lassen, nachdem ich dich so gebeten habe, sie zu behüten?“ – „Es war doch eine spanische Wand zwischen ihnen. Da war das Bett von deiner Tochter, da das Bett von meinem Sohn und dazwischen die spanische Wand.“ – „Und wenn er um die spanische Wand herumgegangen ist?“ – „Außer das“, meint der andere nachdenklich. „So wäre es möglich.“ (Freud, S. 73; vgl. Landmann, 2010, S. 489)
Eine Reduktion des Witzes aus der Sicht des Freundes könnte so lauten: „Wie kannst du denn so dumm sein, deine Tochter in ein Haus zu geben, in dem sie in der beständigen Gesellschaft eines jungen Mannes leben muss? Als ob es einem Fremden möglich wäre, unter solchen Umständen für die Tugend eines Mädchens einzustehen!“ Die scheinbare Dummheit des Freundes ist also nur die Spiegelung der Dummheit des Vaters.
Die Mutter aller Sprachwitze – Die Klabriaspartie
Der Schriftsteller und Journalist Jacques Hannak schrieb am 1. Jänner 1931 in der Arbeiter Zeitung: „(…) So erstaunlich es nun klingt, es ist doch wahr: Als die Mutter aller jüdischen Witze von Wien bis Neutitschein und von Budapest bis Boskowitz gilt: ‚Die Klabriaspartie‘. Sie enthält im Urkeim alles, worauf dann fünfzig Jahre jüdische Theaterkomik weitergebaut hat. Was heutzutage an jüdischen Witzen erzählt wird, war irgendwie schon in der ‚Klabriaspartie‘ da, und wenn der Witzblattleser oder der Operettenbesucher die Witzefabrikation von heute mit den Worten charakterisiert: ‚Gott, wie alt!‘, so hat man fast immer recht: fünfzig Jahre alt, aus der Klabriaspartie …“ Kann man Hannaks Aussage auch so verstehen, dass Die Klabriaspartie die Mutter der Sprachwitze ist?
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