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Fürstenkinder 8 – Adelsroman. Regine KönigЧитать онлайн книгу.

Fürstenkinder 8 – Adelsroman - Regine König


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      »Wären wir auch!« erklärte der lichtblonde Chris nüchtern. »Aber was willst du machen? Er ist nun mal unser Onkel. Und Vormund heißt er jetzt!«

      Er: Onkel Justus, Herr auf Hallermünde!

      Gut, daß er nicht hörte, was die Kinder im Anblick des Raumes sprachen, der für Chris und Micky bereitstand.

      Das heißt zwei Räume: einer für Chris, einer für Micky. Aber die Räume unterschieden sich wenig voneinander. Jeder Raum enthielt ein Bett, überzogen war es aber noch nicht.

      »Ich will zu Schöpfle zurück!«

      In diesem Augenblick begann die kleine Micky laut aufzuweinen.

      »Na, vielleicht« – Chris räusperte sich – »vielleicht kriegen wir noch eine Vormundin. Weshalb eigentlich nur einen Vormund?«

      »Weil Männer besser sind!« belehrte ihn Till und warf den Kopf mit dem roten Bürstenhaar stolz in den Nacken.

      »Besser?« Micky weinte jetzt nicht mehr, sie brüllte laut.

      In diesem Augenblick erklangen Schritte auf dem langen Flur.

      »Ihr seid schon da?« Justus Graf von Hallermünde war erstaunt. »Ihr solltet doch erst…«

      »Ja, in zwei Stunden sollten wir erst kommen!« Chris betrachtete diesen Mann ziemlich kritisch, der plötzlich über ihn zu bestimmen haben sollte.

      Eigentlich gefiel er ihm mit dem kühn geschnittenen Gesicht, dem dunklen Haar und den Augen, die eine unbestimmbare Farbe zeigten. Aber irgendwie sind sie kühn – so wie bei Seeräubern.

      Chris liebte Seeräuber. Deshalb verzieh er dem Onkel auch wenige Augenblicke später den recht frostigen Empfang.

      »Ich habe bisher im früheren kleinen Jagdschloß gewohnt!« erklärte Justus von Hallermünde. »Aber dort ist nicht genug Platz für euch. Natürlich« – er machte eine umfassende Handbewegung – »werden die Räume in Ordnung gebracht. Aber das Personal… ich muß eben erst noch Personal suchen. Aber mein Diener kommt gleich herüber.«

      Mickys Stimme war ein wenig furchtsam: »Du läßt uns doch nicht ganz allein in dem großen Haus wohnen?«

      Der Mann zuckte zurück.

      Er hatte vielerlei hinter sich gebracht in den Wochen, in denen die weißen Kastanienblüten auf der Allee zu Schloß Hallermünde langsam abgefallen waren. Es gab viele Wege zu den Behörden und Ämtern. Zudem war er selber noch nicht recht warm geworden auf diesem riesigen Besitz, der stark verschuldet war. Es gab wohl einen Verwalter. Aber den hatte er gleich zum Teufel gejagt. Hat meinen Bruder betrogen wie… na, es gibt gar keinen Vergleich dafür. Aber mein Bruder…

      Man ließ sich doch nicht so betrügen! Man machte die Augen auf bei diesem Besitz. Man hinterließ kein Gutshaus, das so verwahrlost war wie dieses Hallermünde, in dem sich die Kinder allem Anschein nach nicht wohl fühlten.

      »Wir hätten Schöpfle mitbringen sollen!« behauptete Micky jetzt, während sie mit den kleinen, schmutzigen Händen über die Augen fuhr. »Schöpfle, Onkel Justus, die hat mir ein weißes Bett gedeckt und mich jeden Abend gebadet.«

      Herrgott!

      Der Mann wandte sich unwillig ab.

      Ein anderer hätte Vormund über diese Kinder werden sollen. Er war noch nicht einmal dazu gekommen, seine Sammlung von der letzten Reise einzuordnen. Und jetzt verlangte man von ihm, daß er kleine Mädchen badete und Betten bezog.

      Angela – Schöpfle!

      Das war doch dieses kleine Mädchen, das den Kopf so energisch zurückwerfen konnte!

      Ich habe sie nicht vergessen seit jenem Abend, als meine Schwester verunglückte.

      Verrückt, sich an ein solch kleines Mädchen zu erinnern! Sollte Helferin beim Papa sein. Simple kleine Person, die es vielleicht verstand, eine Spritze aufzuziehen, einen Verband zu anzulegen, aber sonst…

      »Ja, bei Angela war es nicht schlecht!« behauptete jetzt auch Chris ein wenig herausfordernd.

      Noch ehe Justus von Hallermünde aber eine passende Antwort geben konnte, tönte drunten vor dem Schloß eine schrille Autohupe.

      Schon waren Chris und Micky ans Fenster gestürzt, rissen es auf.

      »He, hallo, Jussuff, bonjour, bonjour!«

      Und dann jagten sie aus dem Haus, rissen Till und Michael mit sich, die sie aufs Schloß begleitet hatten.

      »Eh, Jussuff!«

      Justus von Hallermünde hörte nur diesen einen Namen, der wie ein Magnet zu wirken schien.

      Dann trat er selbst ans Fenster.

      Er ließ sich nicht leicht überraschen. Immerhin staunte er beim Anblick der Szene drunten auf dem Platz vor dem Schloßportal doch ein wenig.

      Der vorgefahrene Wagen erinnerte mehr an eine Art Möbelwagen, als an ein in hiesiger Gegend gewohntes Gefährt.

      Auf Safari nahmen Tierfänger solche Wagen mit! durchfuhr es den Mann am Fenster.

      Noch seltsamer aber war der kleine, magere Mann in einem weißen Tropenanzug, der einen roten Fez auf den darunter hervorquellenden schwarzen Locken trug.

      Chris und Micky schienen sehr erfreut, ihn wiederzusehen. Unaufhörlich sprachen sie auf ihn ein. In welcher Sprache, konnte der Mann am Fenster nicht herausfinden. Die Gebärdensprache schien zu überwiegen.

      Ich werde nachsehen!

      Seufzend dachte der Mann an seine Sammlung.

      Wann würde er dazu kommen, sie zu ordnen?

      Zunächst gab es ein völlig verwirtschaftetes Gut, zwei Kinder. Und plötzlich auch diesen seltsamen Mann.

      »Jussuff – das ist Jussuff!« schrie Chris schon aus der Eingangshalle ins Treppenhaus hinauf, als er den Onkel auftauchen sah.

      »Und was Jussuff alles mitgebracht hat! Papas und Mamas Tiere. Und nicht einmal Asinus hat er vergessen!«

      Dunkel erinnerte sich Justus von Hallermünde daran, daß ein Lateinlehrer ihm einmal eine schallende Ohrfeige gegeben hatte, weil er die lateinische Vokabel ›asinus‹ nicht übersetzen konnte. Niemals würde er ihre Bedeutung vergessen.

      »Asinus – Esel.

      Aber es war doch unmöglich, daß nun auch noch ein Esel seinen Einzug auf Hallermünde halten sollte!

      Doch nun schritt dieser Jussuff – ja, er schritt mit der Würde des Orientalen – auf den von Linden umgebenen Platz vor dem Schloß hinaus. Die Kinder umjagten ihn wie Hunde. Die Doktorskinder unterschieden sich dabei nicht im geringsten von Chris und Micky, wie Graf Justus feststellte. Dagegen schien er, der sich sonst jeder Situation im Leben gewachsen fühlte, irgendwie gelähmt. Das kam wohl daher, daß dieser ihm fremde Jussuff, der sich nicht einmal Zeit nahm, sich ordnungsgemäß vorzustellen, tatsächlich den seltsamen Wagen öffnete und einen schrägen Laufsteg anlegte. Ja, da erschien tatsächlich, bockig um sich schlagend und ein mörderisches Iaaa anstimmend, ein Esel, ruppig, wie diese oft mit schweren Lasten im Orient beladenen Tiere nun einmal waren. Gewiß kein Prachtexemplar.

      »Asinus!« Micky drückte ihr kleines dunkles Gesichtchen gegen des Esels weiches Maul, so daß das Geschrei für Augenblicke aufhörte.

      Dann aber…

      Jussuff war ins Innere des Wagens geklettert. Auch hierhin folgten ihm die Kinder.

      »Toll!« hörte Justus von Hallermünde die Jungen schreien, nein, brüllen, lauter und betäubender noch als dieser unselige Asinus, den Mikky jetzt vom Ende der Laufplanke

      am Schwanz wegzog. Dafür schwankte Chris mit einem ganz riesigen Käfig heraus, in dem ein Papagei saß. Und…

      Justus von Hallermünde rieb sich die Augen, schaute noch einmal hin, weil er, der sonst so nüchterne Tatsachenmensch,


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