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Fürstenkinder 8 – Adelsroman. Regine KönigЧитать онлайн книгу.

Fürstenkinder 8 – Adelsroman - Regine König


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hinab und hatte zwei Affen auf den Schultern.

      »Die Arche Noah!« flüsterte der Herr auf Hallermünde beinahe tonlos vor sich hin.

      Auf eine Erklärung brauchte er aber nicht mehr lange zu warten.

      »Gehen Sie mal aus dem Weg!« verlangte Till. »Der Korb ist verdammt schwer!«

      Und ›Vorsicht, Vorsicht‹ erklang es jetzt in gebrochenem Deutsch aus dem Wageninnern. »Laß nicht fallen der Korb. Ist Schlange drin!«

      »Nein, ich passe auf!«

      Zum Teufel noch mal!

      Der Mann begann jetzt laut zu fluchen.

      Kinder ohne Vater und Mutter.

      Arme Waisen! hatte der Bürgermeister in der kleinen Kreisstadt gesagt.

      Wieso arme Waisen? Höchst vergnügt waren diese ›Armen‹, während er selber machtlos einer Invasion gegenüberstand, die fraglos jede andere Tätigkeit von ihm blockierte.

      Meistbietend versteigern werde ich sie! dachte der Mann grimmig. Kinder müssen Vater und Mutter haben. Auf keinen Fall genügt ein Onkel.

      Ein Onkel! Was bedeutet der schon!

      Das aber schwöre ich im Angesicht dieser Arche Noah: Ich werde euch wieder zu Eltern verhelfen, so wahr ich Justus Graf von Hallermünde bin!

      In dem sonst so kühnen Gesicht des Mannes breitete sich immer stärker eine Art von Hilflosigkeit aus, die er bisher noch niemals in seinem Leben gespürt hatte.

      Nicht, daß er sich vor Affen, Papageien, Eseln, Schlangen oder was sonst noch alles dem Tierwagen entstieg, gefürchtet hätte – nein –, draußen in anderen Erdteilen, auf Jagd, auf Forschungsreisen, da hätte ihn all dies nicht irritiert. Aber in Verbindung mit einem alten Schloß, das er in den Stand eines behaglichen Heimes für Kinder setzen sollte, überwältigte ihn dieser Einzug in die Empfangshalle auf Hallermünde doch stark.

      Und jetzt, ein entsetzlicher Schrei!

      Graf Justus sah diesen Mann mit dem Fez, den Chris und Micky wie einen ihrer besten Bekannten begrüßten, wie von der Tarantel gebissen umhertanzen, von einem Fuß auf den anderen hüpfend.

      »Oh, dieses Tier, diese Coco-Papagei! Oh, haben sich weiten Weg gemacht, um les animeaux zu bringen. Graf Alexander haben gesagt…«

      Das Geschrei ging in immer schrecklicheres Gebrüll über.

      Dieser Papagei Coco zerhackt ihm wahrhaftig noch das ganze Gesicht!

      Graf Justus stand jetzt mit einem Satz neben Jussuff, auf dessen Schulter der Papagei saß, der sich aus seinem Gefängnis befreit hatte.

      Dem Vieh, das den von den Kindern so jubelnd begrüßten Jussuff entsetzlich zurichtete, würde er das Handwerk legen! Mit einem festen Griff erfaßte Graf Justus Coco und warf ihn einfach durch die noch offenstehende Eingangstür, die er dann schnell verschloß.

      »Dort draußen soll er zusehen, wen er zerhacken kann!« erklärte der Mann auf das vielstimmige Kindergeschrei. »Und jetzt werden wir einen Arzt bestellen. Silence, monsieur!« Er drückte den nur noch leise wimmernden Jussuff auf eine der wunderschön geschnitzten kostbaren Truhen, die in der Empfangshalle standen.

      Ja, einen Arzt!

      »Solange ich hier bin, habe ich noch keinen Arzt benötigt!«

      Sein Gesicht war grimmig.

      »Ruf doch Paps an. Der kommt sicher sofort!« Michaels Gesicht mit den braunen Locken schob sich in des Mannes Blickfeld.

      »Und vielleicht kommt Schöpfle mit!« fügte Chris hoffnungsvoll hinzu.

      Ja, Kilian, dieser Dr. Kilian mußte her! Darin war sich Graf Justus mit den Kindern einig. Er ging zum Telefon und drehte die Nummernscheibe so heftig, daß der Apparat vom Tisch fiel.

      »Das mußt du ganz langsam machen, Onkel Justus!« belehrte ihn Chris. Hoch, schmal und blond stand er vor dem Onkel, dessen Zornesadern an den Schläfen dick angeschwollen waren.

      Der Mann schaute zu den Kindern.

      Hol’s der Teufel, die schienen alle wie Engel auszusehen, sogar dieser sommersprossige älteste Doktorjunge.

      Das verwahrloste und verschuldete Hallermünde dünkte Graf Justus in diesem Augenblick noch wie ein Paradies. Solange er allein dort gehaust hatte.

      »576!« sagte in diesem Augenblick Till ganz nüchtern.

      Vielleicht wählte der Onkel gar eine falsche Nummer, um Paps zu erreichen.

      *

      »Ich werde Ihnen eine Salbe verschreiben!« sagte Dr. Kilian eine halbe Stunde später. »An eine Vergiftung ist nicht zu denken. Es handelt sich, obgleich die Schrammen heftig bluten, um geringfügige Verletzungen. Wenn Sie jemanden hätten, der zur Apotheke gehen könnte…«

      »Ich will es versuchen«, murmelte Graf Justus.

      In diesem Augenblick erklärte die Stimme des Mädchens, das sich bisher im Hintergrund gehalten hatte: »Paps, du wolltest doch im Leutehaus noch nach der alten Anna sehen. Inzwischen fahre ich selber in die Apotheke, um die Salbe zu holen!«

      »Oh, Schöpfle!« Die kleine Micky schmiegte sich zärtlich an Angela, die bisher kaum einer beachtet hatte. »Ja, tu das, Schöpfle. Sonst stirbt Jussuff, unser Jussuff!«

      In die schwarzen Augen Mickys traten Tränen.

      Angela begriff, daß dieser Jussuff von Chris und Micky mehr geliebt wurde als die tödlich verunglückten Eltern.

      Dr. Kilian nickte. Er selber würde den Weg zu den Leutehäusern ganz gern zu Fuß gehen. Die Luft tat ihm gut, ihm, dem vielbeschäftigten Landarzt, der in den letzten Nächten immer wieder aus dem Schlaf gerissen worden war.

      »Paps!« Angela streichelte dem Vater ganz scheu über die Hand, die schon am Griff der Eingangstür lag. »Paps, laß dir nur Zeit, wir schaffen unser Programm heute schon!«

      Angelas junges Herz pochte plötzlich schnell und ängstlich.

      Paps mußte einmal ausspannen. Er sah so müde aus und wirkte sehr alt.

      Weshalb nur gingen keine jungen Ärzte mehr aufs Land? durchfuhr es Angela. Aber denen war alles nicht gut genug auf dem Land.

      Hier war alles wenig großartig. Und wenn man die Verletzten der Verkehrsunfälle noch hinzurechnete, die schnell versorgt und in eines der Krankenhäuser der Landeshauptstadt überwiesen werden mußten… ja, dies alles war wenig erfreulich. Aber es mußte getan werden.

      Rainer würde dies alles nicht tun! dachte Schöpfle, während sie schon wieder am Steuer saß und zur Kreisstadt zurückfuhr, um in der Elefantenapotheke eine Heilsalbe zu besorgen.

      Ja, Rainer!

      Na, der ist ja auch toll!

      Angela lachte ein bißchen.

      Ein halbes Jahr hatte sie in der Landeshauptstadt bei Dr. Rainer Bernardi gearbeitet. Jung war dieser Dr. Bernardi, ehrgeizig.

      Die Laufbahn eines Universitätsdozenten schwebte ihm vor.

      Er träumte davon, einmal eine Herztransplantation machen zu können.

      »Und eine Frau brauche ich auch!« hatte er einmal gesagt. »Eine junge, schöne Frau Professor. Eine Frau mit Charme, Selbstsicherheit. Eine kluge Frau.«

      Dabei hatte er Angelas Hände ergriffen, sie an sich gezogen.

      »Kannst du dir denken, kleine

      Arzthelferin, wie diese Frau aussieht?«

      Wie sie aussieht?

      Angela schaute jetzt in den Rückspiegel, aber nicht, um die Straße zu beobachten, sondern um ihr eigenes hartes, aber sehr ausdrucksvolles Gesicht zu betrachten.

      Das Gesicht war sehr schmal und sah noch jünger aus, als Angela war. Jetzt


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