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Dracula. Bram StokerЧитать онлайн книгу.

Dracula - Bram Stoker


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ein sandiger Pfad am Hang vorbeiführt, ragen Bruchstücke steinerner Grabumrandungen aus der Böschungswand. Durch den Friedhof oben verlaufen Wege mit Bänken, auf denen den ganzen Tag Spaziergänger sitzen, sich der herrlichen Aussicht erfreuen oder den leichten Seewind genießen. Ich selbst werde bestimmt auch öfter herkommen und mir Arbeit mitbringen. Tatsächlich sitze ich bereits in diesem Moment hier, das Buch auf dem Schoß, und notiere meine Eindrücke. Gerade lausche ich der Unterhaltung der drei Männer, die neben mir Platz genommen haben. Sie scheinen den ganzen Tag nichts zu tun, als hier zu sitzen und zu plaudern.

      Tief unter mir erstreckt sich der Hafen. Auf der gegenüberliegenden Seite desselben zieht sich eine Granitmauer, flankiert von einem wuchtigen Deich, weit ins Meer hinaus; an ihrem Ende macht sie eine Biegung nach außen, in deren Mitte ein Leuchtturm steht. Auf der mir nahe gelegenen Seite verläuft eine Mauer gleicher Art, allerdings nicht schnurgerade wie die erste, sondern in der Form eines einwärtsgewinkelten linken Arms; aber auch sie hat an der äußersten Spitze einen Leuchtturm. Die beiden Piers lassen für ein ankommendes Schiff nur eine schmale Zufahrt zum Hafen frei, die sich dann aber sogleich trichterförmig verbreitert.

      Bei Flut bietet der Hafen einen reizvollen Anblick, bei Ebbe jedoch nicht so sehr; wenn die Tide völlig ausläuft, sieht man nur noch nackte Sandbänke und ein paar Felsblöcke, zwischen denen sich das Rinnsal des Esk hindurchschlängelt. Rechts des Hafens – also diesseits, von mir aus betrachtet – erstreckt sich im Wasser ein großes Riff, wohl eine halbe Meile lang. Die scharf gezackte Klippenkette beginnt gleich hinter dem südlichen Leuchtturm, und an ihrem Ende ist eine Boje verankert, die eine Glocke trägt, welche bei schwerem Seegang schwingt und klagende Töne in den Wind sendet. Apropos Glocken. Es geht hierorts die Sage, dass, wenn ein Schiff draußen versinkt, Glocken aus dem Meer herauftönen. Ich sollte einmal den alten Mann darauf ansprechen. Da kommt er gerade …

      Ein kauziger alter Kerl. Er muss unheimlich betagt sein, denn das Gesicht ist knorrig und zerfurcht wie die Rinde eines Baumes. Ja, er habe bald die Hundert voll, erzählt er mir, und früher als Seemann sein Brot verdient. Vor gut siebzig Jahren, also etwa um die Zeit der Schlacht bei Waterloo, sei er mit den Grönlandfischern gefahren. Leider ist er offenbar ein großer Skeptiker, denn kaum hatte ich ihn nach den Glocken aus dem Meer und der Weißen Dame in der Abtei gefragt, erwiderte er höchst barsch: »Zerbrech ich mir nichn Kopp drüber, Miss, und Sie solltens auch nich. Alles oller Tühnkram, tausendmal wiedergekäut. Will ja nich unbedingt sagen, so was hätts nie gegebm, ich sag nur: ich habs nie erlebt. So’n Vertell is grad das Rechte für die ganzen Dumpfbacken, die bei uns mal für’n Tag oder paar Stunden reinschnein, aber nicht für nette junge Damen wie Sie. Diese Latschtouristen aus York und Leeds, die hier immer Bückling essen, Tee dazu trinken und hinter billigem Gagatschmuck her sind, denen kann man alles mögliche weismachen. Möcht bloß wissen, wer all die Flunkereien erfindet, die man denen da unterjubelt; sogar die Zeitungen sind voll mit dem Schamott.«

      Interessante Person, dachte ich mir; von dem könnte ich allerlei Wissenswertes erfahren. So bat ich ihn denn, mir ein wenig vom Walfang in früherer Zeit zu erzählen. Er wollte gerade beginnen, da schlug es sechs. Sofort, wenn auch mühsam, erhob er sich und sagte: »Jetzt muss ich aber stante pede Richtung Heimat, Miss. Meine Enkeltochter mags nich, wenn der Tee fertig is und ich komm zu spät. Bei mir dauerts schon, bis ich all die Stufen da runtergehoppelt bin, und von denen hats ja ne Menge. Und wenn die Glocke bimmelt, weckt se meinen Magen, und ich krieg augenblicklich Kohldampf.«

      Er humpelte davon, und ich sah ihn die große Treppe hinabklettern, wobei er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten alle Mühe gab, rasch zu gehen. Diese Treppe ist ein echtes Wahrzeichen des Ortes. Sie hat mehrere Hundert Stufen – wie viele es genau sind, weiß ich gar nicht – und führt in einem sanften Bogen von der Stadt empor zur Kirche. Die Steigung ist dermaßen sacht, dass man sogar zu Pferde mühelos hinauf- und hinunterkäme. Vermutlich gehörte die Treppe ursprünglich zur Abtei. So, dann will ich auch mal heim. Lucy und ihre Mutter machen heute Besuche bei Bekannten; da es sich aber nur um Anstandsvisiten handelt, habe ich sie nicht begleitet. Inzwischen dürften sie zurück sein.

      1. August. – Vor einer Stunde sind Lucy und ich heraufgekommen, und wir hatten schon ein hochinteressantes Gespräch; beteiligt waren außer uns mein neuer Bekannter, der alte Seebär, und dessen zwei Freunde, mit denen er sich immer hier oben trifft. In dem Dreiergespann ist er offensichtlich der ›Mister Orakel‹, die große Autorität, und was er so von sich gibt, lässt mich vermuten, dass er einst ein ziemlich despotischer Zeitgenosse war. Er will stets recht behalten und bügelt jeden Widerspruch nieder. Wenn er Leute nicht überzeugen kann, wird er persönlich und putzt sie herunter; das Schweigen der anderen wertet er dann als Zustimmung. Lucy sieht wirklich süß aus in ihrem weißen Batistkleid. Ihr Gesicht hat während der Wochen hier gesunde Farbe angenommen. Als wir uns hinsetzten, fiel mir direkt auf, wie die drei Betagten sich beeilten, nur ja einen Platz möglichst nahe bei Lucy zu finden. Sie behandelt alte Herren aber auch mit einer solch ausgesuchten Nettigkeit, dass diese sich wahrscheinlich von jetzt auf gleich in sie verlieben. Sogar mein alter Seebär erlag ihrem Charme und widersprach ihr nicht; dafür setzte er mir doppelt zu. Ich brachte ihn zurück zum Thema Geistersagen und Geisterlegenden. Und er legte gleich los und hielt mir eine Predigt. Ich versuche, sie nun aus dem Gedächtnis wiederzugeben.

      »Alles Schamott, von vorne bis hinten, Schamott und sonst gar nix. Diese ganzen verwunschenen Seelen und Gespenster und Wiedergänger und Erscheinungen und Buhmänner bringen vielleicht Blagen und nervenschwache Weiber aus’m Häuschen, die wimmern dann wie gewünscht, aber unsereinen doch nich. Alles Humbug. Auch die ganzen Vorzeichen und Omen und Warnsignale; alles erfunden von Leuten, die andere Leute bange machen wolln. Mit Verschreckerei kannste nämlich viele dazu kriegen zu tun, wasse sonst nicht täten. Aus Grusel und Graus lässt sich in jeder Hinsicht prächtig Profit schlagen. Wer erzählt denn hauptsächlich so übersinnliches Zeugs? Pfaffen, üble Schmieranten, Händler, die in der Eisenbahn Tipps für Pferdewetten verkaufen. Und je blöder die Leute sind, desto leichteres Spiel ham diese Rosstäuscher. Ich werd wild, wenn ich an die nur denk. Und nicht genug, dass die ihre Lügen von der Kanzel runterpredigen und in den Zeitungen drucken – nein, sie wollnse auch noch auf die Leichensteine gemeißelt sehn. Gucken Sie sich nur um. All die Steine hier möchten stolze Steine sein und mühn sich nach Kräften, gerade zu stehn – und doch kippense zur Seite. Sie neigen sich zu Boden unter der Last der Lügen, die man auf sie draufgeschrieben hat. ›Hier ruht der und der‹ heißt es da oder ›In freundlichem Gedenken an den und den‹; dabei ruht in jedem zweiten Grab überhaupt keiner, und gedacht wird der teuren Toten kaum für drei Penny, und wenn, dann nich freundlich. Gelogen, alles gelogen – mal in dem Punkt, mal in dem; gelogen besonders die ganzen Lobeshymnen auf die lieben Verstorbenen, die man hier liest. Ach Gottchen, wird das aber’n Gedränge geben am Jüngsten Tag, wenn die alle hier hochgeschwankt kommen in ihren Totenhemden und ihre Grabsteine holn, um dann im Jenseits zu beweisen, was für Prachtkerle sie hienieden warn. Und platschen wird’s auch ganz schön, wegen den vielen Ertrunkenen; die schlottern und bibbern noch wegen der Meereskälte, und ihre Hände sind schon so verfault und glitschig vom langen Rumliegen in der See, dass sie ihre Grabsteine gar nich gescheit grabschen können.«

      An dieser Stelle blickte der alte Mann selbstzufrieden in die Runde, wie um sich bei seinen Kumpanen die Bestätigung zu holen, dass er eben eine ›dicke Nummer‹ geliefert hatte. Die Geste signalisierte mir freilich auch, dass er sie für beendet hielt. Ich wollte aber, dass er weitersprach; daher wandte ich ein: »Aber Mr. Swales, das ist doch nicht Ihr Ernst. All diese Grabsteine sollen falsch sein?«

      »Würd mich nich wundern! Schön, ein paar sind wohl echt – aber wenige, jämmerlich wenige. Bei den meisten Grabinschriften jedenfalls stimmt was nich. Weil sie schönfärben. Wenn man die so liest, könnt man denken, das Meer wär’n riesiger Balsambottich, wo sich alles drin konserviert; versteh ja, dass Leute so was glauben wolln, ist schließlich auch Balsam für die eigene Seele. Nur mit der Wahrheit hat das nix zu tun. So, nu passense mal auf. Sie sind fremd hier, und Sie sehn diesen Kirchanger.« Ich nickte, weil ich es in dem Moment für klüger hielt, ihm zuzustimmen, obwohl mir sein Dialekt arge Verständnisprobleme bereitete. Was hatte er zuletzt gesagt? Irgendetwas mit Kirche, das steht fest. Als nächstes fragte er mich: »Und Sie meinen jetzt bestimmt, unter jedem Stein hier läg der verbuddelt, von dem der Name oben draufsteht?« Ich


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