Shinobi - Dem Untergang geweiht. Danny SeelЧитать онлайн книгу.
Gesicht geschrieben.
„Ja“, nickte der Chūnin und sein Blick schien sich auf etwas in der Ferne zu heften, als ihm Erinnerungen durch den Kopf schossen. „Vor dreizehn Jahren wurden ich und eine Kunoichi namens Inadasan von Momochisama mit einer Aufklärungsmission beauftragt. Ich habe diese Zeit ausgenutzt, um mehr über Kunoichi-Taktiken zu erfahren, vor allem, um mich besser vor ihnen schützen zu können. Wie ihr seht, bin ich über die Tätigkeiten und Methoden der Kunoichi bestens informiert.“
Kiyoshi nickte, sichtlich von der Antwort befriedigt. Yujiro sah, wie Taiki gerade mit den vier Pfeilen zurückkam, die er bereits zum dritten Mal abgeschossen hatte.
„Gut, ich glaube, das reicht für heute.“
Alle verbeugten sich voreinander, um den Schluss des Unterrichts anzudeuten, und gingen wieder aufs Dorf zu.
„Freust du dich schon auf die Zeremonie des Mündigwerdens?“, wollte der Chūnin nebenbei wissen.
Kiyoshi schmunzelte. „Und ob! Ich frage mich, wie das Leben als Erwachsener wohl ist.“
„Voller Pflichten“, meinte Yujiro lächelnd und klopfte ihm auf die Schulter, als sie plaudernd die erfrischende Kühle des Waldes hinter sich ließen und sich ihrem Heimatdorf Nabari näherten.
5. Genpuku
Kiyoshi senkte den Kopf und zog seine Kopfbedeckung aus, die er kurzzeitig für einen rituellen Zweck aufgesetzt hatte, als er den Heiligenschrein betrat. Eine kleine Menschenmenge stand bereits drinnen versammelt und wartete auf ihn. Viele seiner Verwandten sowie seine gesamte Familie waren dort anwesend. Izuya, sein Vater, ein muskulöser, breitschultriger Mann mit einem gestutzten Vollbart und einem Haarknoten, stand ganz vorne und strahlte über das ganze Gesicht, mit vor Stolz erhobenem Haupt.
Die Menge spaltete sich in zwei, um einen Mönch durchzulassen, dessen Kopf vollkommen kahl geschoren war und welcher orangefarbene Roben trug. Er stand da und wartete, bis sich Kiyoshi vor ihm hinkniete.
„Heute ist der Tag, an dem ein Junge zu einem Mann wird. Deshalb erhält er von nun an alle Rechte, die ein Mann hat, wozu die Beteiligung an religiösen Zeremonien sowie die Heirat gehören. Zusätzlich wird er alle Pflichten eines Erwachsenen übernehmen müssen. Dieser Tag, der Zwölfte Tag des Vierten Monats des Zehnten Jahres des Tenshō, wird in Erinnerung als Genpuku dieses jungen Mannes bleiben, der heute fünfzehn und somit volljährig geworden ist.“
Er verpasste Kiyoshi einen Haarschnitt, den nur Erwachsene trugen. Sobald er damit fertig war, kamen drei Männer, die sich neben Kiyoshi hinknieten und ihm Kleidung für Erwachsene überzogen, die für ihn als Geschenk gedacht war.
Der Mönch fuhr mit dem Ritual fort: „Dein Kindername war Kiyoshi gewesen. Von diesem Tag an wird sich dein Vorname ändern und du wirst das Recht erhalten einen Familiennamen zu tragen. Du sollst Kiyonori Ryuzaki heißen.“
Der Mönch stand auf und entfernte sich, wobei ein anderer, in weiß gekleideter Mann einen Saké-Behälter auf einen kleinen Altar stellte. Zwei weitere Mönche erschienen und begannen den Reiswein vorzubereiten. Währenddessen beteten sie.
Als der Saké vorbereitet war, kam einer dieser Mönche und hielt Kiyoshi, oder besser gesagt Ryuzaki, einen Becher hin. Der junge Mann nahm ihn und wartete, bis der andere Mönch ihn mit dem Reiswein füllte. Er trank alles aus und gab den Becher wieder zurück. Anschließend erhob sich Ryuzaki und folgte einem Mönch, der ihn ins innere Heiligtum führte, um dort für zukünftigen Segen zu beten.
* * *
„Du scherzt wohl!“, stieß Ryuzaki hervor, als er verwundert seinen besten Freund anblickte. Direkt nach seinem Genpuku hatten seine Eltern zwei oder drei Dutzend Freunde und Verwandte in das zweitgrößte Wirtshaus Nabaris eingeladen, wo jetzt ein kleines Fest abgehalten wurde. Mehrere Gruppen hatten sich an verschiedenen Tischen gebildet, wobei sie hauptsächlich nach Alter oder Geschlecht geordnet waren. Ryuzaki und sein Gefährte saßen sich auf zwei Bänken gegenüber, neben den meisten der anderen Männer, die engagiert ein Gespräch führten.
Ryuzakis gleichaltriger Freund Akiya, der seine Zeremonie des Mündigwerdens schon vor einem halben Jahr gehabt hatte und in Ayato umgetauft wurde, schüttelte den Kopf als Antwort. In seinen Augen brannte der Glanz der Herausforderung.
„Komm schon, Ryu, ich wette, dass du dich davor drückst, Hatasan zu einem Duell zu fordern!“, meinte er verschmitzt und deutete mit dem Kopf auf einen stämmigen Mann, der an einem anderen Tisch saß und Tee trank.
„Damit ich vor allen besiegt und gedemütigt werde? Du weißt doch, dass Hatasan kein schlechter Schwertkämpfer ist. Was für ein Freund bist du denn?“ Ungläubig schüttelte Ryuzaki den Kopf und beugte sich leicht zu seinem Kameraden vor. „Außerdem haben uns deine Wetten immer in Schwierigkeiten gebracht.“
Ayato zuckte mit den Achseln. „Ja, was kann ich dafür?“
„Du könntest damit aufhören!“, schmunzelte Ryuzaki.
„Na gut, wie du willst …“
Einen Moment lang hielt er inne, bevor er ihm scherzend eine neue Herausforderung präsentierte: „Und wie wäre es mit einem Wettkampf, wer mehr Saké vertragen kann?“
Schockiert weiteten sich Ryuzakis Augen. „Das ist doch nicht dein Ernst?“
„Doch …“, antwortete Ayato, aber sein Blick verriet, dass es nicht der Fall war. „Nein, natürlich nicht. Ich wollte nur deine Reaktion sehen. Aber ein Becher geht doch? Auf dein Glück?“
Ryuzaki lächelte. „Na gut. Eins geht noch, obwohl ich mir sicher bin, dass ich mich an diesen Geschmack nie gewöhnen werde.“
„Kanpai!“
„Kanpai!“, erwiderte der neulich gewordene Erwachsene und beide tranken ihre Becher aus.
Eine der Mägde wollte diese gerade wieder auffüllen, als Ryuzaki sie davon abhielt.
„Nein, nein, das reicht, vielen Dank!“
Das Dienstmädchen stoppte in ihrer Handlung. „Seid Ihr Euch sicher?“
„Ziemlich sicher.“
Die Magd verbeugte sich höflich und entfernte sich. Ayato fing an, über die übertriebene Reaktion seines Freundes zu lachen. Er war selbst kein Weinliebhaber, hatte jedoch den unwiderstehlichen Drang Ryuzaki zu necken.
„Guter Entschluss, mein Sohn. Wie fühlst du dich?“
Die beiden wandten ihre Köpfe Izuya zu, der sich Mühe gab, seinen Stolz darüber, dass sein Sohn erwachsen geworden war, zu verbergen.
„Guter Laune! Obwohl es manche gibt, die nicht aufhören können mich zu necken“, erwiderte Ryuzaki und warf seinem Freund einen vielsagenden Blick zu.
„Übertreibt es nicht, Imaikun“, meinte Izuya, Ayato warnend anschauend.
Der Letztere nickte bloß. „Machen Sie sich darüber keine Sorgen, Kiyonorisan. Ich spaße sowieso nur mit Ryu.“
Ryuzaki hob beide Augenbrauen. „Der vorige Wettstreit, den du vorgeschlagen hast, hat sich aber ernst angehört!“
Ayato lächelte nur wieder.
„Ich glaube, ich werde euch dann euren Späßen überlassen“, schüttelte Izuya, der am gleichen Tisch saß, leicht schmunzelnd den Kopf, bevor er sich den anderen Männern zudrehte.
„Was macht ihr so?“ Taikis neugieriges Gesicht erschien auf der anderen Seite des Tisches.
„Nichts Besonderes, eigentlich“, antwortete Ayato.
„Ich habe gerade mit Ichiro gewettet, dass ich mehr scharfe Paprika essen kann als er“, sprudelte es aus Taiki wie aus einem Wasserfall, bevor Ayato etwas Weiteres sagen konnte. „Ratet mal wer gewonnen hat? Ich!“
„Aber das ist doch nur, weil du zwischendurch etwas gegessen hast!“, protestierte Ichiro, Taikis bester Freund. Dieser verließ gerade den kleinen