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Die Zuckermeister (2). Die verlorene Rezeptur. tanja VoosenЧитать онлайн книгу.

Die Zuckermeister (2). Die verlorene Rezeptur - tanja Voosen


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runzelte die Stirn. »Du bildest Süßigkeitenwerker aus?«

      »Nicht direkt«, sagte Herr Schnotter vage.

      »Lass mich raten: Auch das ist eine lange Geschichte?«

      Herr Schnotter trat näher zu Mortimer. »Wir brauchen deine Hilfe.«

      Die Stimmung war kurz so angespannt, dass Elina nicht daran glaubte, dass Mortimer ihnen weiter zuhören würde, doch dann lächelte er.

      »Du hast dich kein Stück verändert! Hattest schon immer deine Geheimnisse, warst lieber für dich und hast niemanden an dich herangelassen. Bis auf Maggie natürlich. Aber nach all den Jahren hier unangekündigt aufzutauchen und ohne Erklärung um meine Hilfe zu bitten, ist schon etwas … überwältigend.«

      Elina beobachtete, wie Herrn Schnotters Finger sich so fest um seinen Gehstock schlossen, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Er war eindeutig angespannt und Elina wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte.

      Doch dann tat Herr Schnotter etwas wirklich Un-Schnotterhaftes. Er streckte einen Arm aus, klopfte Mortimer freundschaftlich auf die Schulter und lächelte ihn fröhlich an. »Du hast dich auch nicht verändert, Mortimer. Regst dich über jede Kleinigkeit auf und bist lieber unter Apparaten als Menschen.«

      Mortimers Miene wurde weicher. »Es ist wirklich schön, dich zu sehen, Emil.«

      »Es ist auch schön, dich zu sehen«, erwiderte Herr Schnotter. »Ich wünschte, es wäre unter anderen Umständen, aber nun bin ich hier und brauche deine Hilfe.«

      »Das sagtest du bereits. Worum geht es?«

      Herr Schnotter drehte sich zu ihnen um. Er winkte Robin heran. »Das Pon des Jungen ist kaputt. Kannst du es dir ansehen und reparieren?«, fragte er Mortimer.

      »Na, dann lass mich mal einen Blick darauf werfen.«

      Alle standen um den Tresen herum. Mortimer hatte eine seltsame Brille aufgesetzt, die mit ihren zig Gläsern anscheinend Dinge vergrößern konnte. Er begutachtete Robins Pon schon seit einigen Minuten, drehte es hin und her und gab dabei öfter ein langes »Hm« von sich, als würde er eine besonders schwierige Diagnose aufstellen.

      Robin machte das so nervös, dass er kaum stillstehen konnte.

      Elina beugte sich über den Tresen, als sie es nicht länger aushielt. »Kriegen Sie das wieder hin?«

      Mortimer stoppte seine Untersuchung und sah sie eindringlich an. »Du bist eine von der neugierigen Sorte, was? Wie heißt du?«

      In ihrem Kopf schrillten Alarmglocken. Einem Fremden ihren Namen zu nennen, war nicht klug. Vor allem nicht an einem Ort wie diesem. Sie hatte Herrn Schnotters Warnung nicht vergessen.

      »Kannst du es reparieren?«, ging Herr Schnotter dazwischen.

      Mortimer ließ Elina jedoch nicht aus den Augen. während er antwortete: »Natürlich kann ich es reparieren, was für eine Frage. Ich bin der beste Erfinder des Emporiums.«

      »Sehr gut«, sagte Herr Schnotter. »Wie lange wird es dauern?«

      Mortimer legte Robins Pon auf dem Tresen ab. »Ein paar Stunden. Komm kurz mit nach oben, dann besprechen wir die Details.«

      »Ihr bleibt hier. Und rührt nichts an«, sagte Herr Schnotter ernst.

      Dann folgte er Mortimer die Stufen hinauf. Elina wartete, bis die Schritte der beiden und das Geräusch des Gehstocks ganz leise waren, ehe sie sich ihren Freunden zuwandte. Robin schien erleichtert, aber Charlie wirkte skeptisch.

      »Der komische Kauz hat dich echt lange angestarrt«, meinte sie.

      »Ein bisschen unheimlich war das schon«, sagte Robin.

      Elina zog die Nase kraus. »Immerhin kann er uns helfen. Ich fand dieses Wiedersehen von ihm und Herrn Schnotter viel schräger«, murmelte sie, woraufhin ihre Freunde ein zustimmendes Murmeln von sich gaben. Schräg war echt kein Ausdruck dafür!

      »Was glaubt ihr, worüber die reden?«, fragte Charlie.

      »Mortimer will sicher irgendeine Gegenleistung«, meinte Elina.

      »Herr Schnotter bezahlt ihn bloß und lässt uns die Summe hinterher in seinem Haus abarbeiten«, sagte Robin. »Ich werde bestimmt bis an mein Lebensende wie ein Hauself versklavt, weil so eine Reparatur sicher teuer ist.«

      »Vielleicht kannst du dich dann ja selbst befreien, wenn du den Stinkesocken-Tee nur lang genug trinkst«, sagte Charlie und musste über ihren eigenen Witz lachen.

      Elina grinste, dann deutete sie auf die Orgelmaschine. »Was ist das eigentlich?«

      »Gute Frage«, meinte Robin. »Hier gibt’s echt eine Menge Krams.«

      Die drei begannen, sich ein wenig umzusehen. Elina entdeckte rechts von der Orgelmaschine eine Tür, deren goldener Knauf wieder aussah wie ein Schraubenschlüssel. Irgendetwas dahinter rumpelte leise, als würde etwas umfallen.

      Ehe sie nachsehen konnte, erregten Stimmen ihre Aufmerksamkeit.

      Sie kamen von der oberen Etage, wo Herr Schnotter und Mortimer verschwunden waren. Sofort zog es Elina und die anderen zur Treppe. Elina sah besorgt hinauf.

      »Klingt, als würden die streiten«, bemerkte Charlie.

      »Sollen wir nachsehen?«, fragte Elina unsicher.

      »Ich denke, wir sollten uns lieber nicht einmischen«, meinte Robin.

      Im nächsten Moment hörten sie Schritte und huschten rasch zurück an den Platz, wo Herr Schnotter sie zurückgelassen hatte. Da kam dieser auch schon die Stufen hinunter. Mortimer war dicht hinter ihm. Zufrieden wirkte keiner der beiden.

      »Wir gehen«, sagte Herr Schnotter energisch. »Bis später, Mortimer.«

      Der Erfinder rief ihnen nach: »Später will ich Antworten, Emil!«

      Draußen stampfte Herr Schnotter einfach weiter, als wolle er so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Mortimer bringen. Elina hatte es ja geahnt. Er hatte sich verstellt, damit Mortimer ihm verzieh und Robins Pon reparierte!

      »Warten Sie!«, rief Elina. »Was war da zwischen Ihnen und Mortimer los?«

      Es war nicht schwer, zu Herrn Schnotter aufzuschließen, denn mit seinem Gehstock war er nicht allzu schnell. Robin und Charlie waren direkt hinter ihr.

      »Was mussten Sie Mortimer für die Reparatur geben?«, fragte Robin.

      »Und was für Antworten meint er?«, fragte Charlie.

      »Lasst das alles mal meine Sorge sein.«

      »Wir machen uns aber Sorgen um Sie«, sagte Elina.

      Herr Schnotter machte eine wegwerfende Handbewegung. »Gebt nichts auf das Gerede von zwei alten Männern. Wir holen Robins Pon in ein paar Stunden ab und bis dahin können wir etwas die Bittersüße Allee erkunden und Spaß haben.«

      »Wissen Sie überhaupt, wie man Spaß buchstabiert?«, fragte Charlie.

      Herrn Schnotters Mundwinkel zuckten. »Finden wir es heraus.«

      »Okay. Wohin gehen wir zuerst?«, wollte Robin wissen.

      Herr Schnotter nickte in Elinas Richtung. »Entscheide du, Elina.«

      Ha! Dachte er, sie würde ihm auf den Leim gehen? Das Ganze war doch nur ein Ablenkungsmanöver, damit sie keine weiteren Fragen stellte! Elina zögerte. Ihr Blick wanderte die Bittersüße Allee hinauf. Die quietschbunten Läden, die süßen Verlockungen und die vielen interessanten Schilder … ach, Mist! Es funktionierte.

      »Dahin!«, sagte sie.

      Das Geschäft nannte sich Pralinen-Planetarium und sah von außen tatsächlich ein wenig wie eine der großen Kuppeln aus, die es bei manchen Sternenwarten gab.


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