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Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband - Alfred Bekker


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Erholung brauche", berichtete die Fürstin. "Spielen Sie ein Instrument, Susanne?"

      "Ich hatte Klavierunterricht - allerdings ohne sagen zu können, dadurch eine Virtuosin geworden zu sein!"

      Fürstin Margarethe lächelte.

      "Nun, ob Virtuosin oder nicht - vielleicht können Sie mich bei Gelegenheit ja beim Geigenspiel begleiten..."

      "Gerne..."

      Mit den Gedanken war Susanne ganz woanders. Das, was sie soeben von dem Gespräch zwischen Johann und Nadine mitbekommen hatte, wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen.

      Wenn kein Wagen Lisa Reindorf abgeholt hatte - wie hatte sie dann verschwinden können? Etwa zu Fuß. Das war absurd.

      Und wenn sie Burg Eichenbach nie verlassen hat?, ging es Susanne schaudernd durch den Kopf. Wenn sie dort unten, in den schrecklichen Verliesen dieses Schlosses einen jämmerlichen Tod fand, so wie Christiane es behauptete?

      Susanne versuchte, diese Gedanken zu verscheuchen.

      Aber das war vergeblich.

      "Susanne, ich muss über etwas sehr ernstes mit Ihnen reden....", begann Fürstin Margarethe dann. Sie trug ein grauweißes Kleid mit einem weißen Spitzenkragen, was sie sehr vornehm erscheinen ließ. Auf ihrer Stirn hatten sich tiefe Falten gebildet. Sie schien verzweifelt nach den richtigen Worten zu suchen. "Sie wissen von Komtesse Christianes Krankheit", begann sie dann.

      "Ja", nickte Susanne.

      "Ich möchte, dass Sie etwas mehr darüber wissen, damit Sie ihre Äußerungen besser einschätzen können. Schließlich ist es Ihnen wohl nicht verborgen geblieben, dass Christiane Ihnen von Anfang an nicht gerade mit Sympathie begegnete..."

      "Das ist leider wahr, obwohl ich mich sehr darum bemüht habe, wenn schon nicht ihre Freundschaft, so doch wenigstens ihre Achtung zu gewinnen. Leider waren meine Bemühungen vergebens."

      "Ich mache Ihnen nicht den geringsten Vorwurf, Susanne. Sie können nichts dafür. Die Schuld liegt einzig und allein bei einem ungnädigen Schicksal, das aus Christiane das gemacht hat, was sie heute ist..." Fürstin Margarethe rieb die Handflächen gegeneinander und wandte sich dann einem der hohen Fenster zu. Einen kurzen, gedankenverlorenen Blick warf sie hinaus auf die imposante Parklandschaft, die Schloss Eichenbach umgab. "Christiane lebt in ihrer eigenen Welt. Sie erfindet sich das Leben so, wie es ihr passt. Und es gibt nichts, was sie von der Wahrheit überzeugen könnte. Für sie zählt nur ihre eigene Wirklichkeit. Sie glaubt an das, was sie sagt und es hat keinen Sinn, sie vom Gegenteil überzeugen zu wollen..."

      "Ich verstehe, was Sie meinen", erklärte Susanne.

      "Ich sage Ihnen das, damit Sie sich nicht von den wüsten Anschuldigungen beirren lassen, die Komtesse Christiane gegen meinen Sohn verbreitet..." Fürstin Margarethe seufzte hörbar.

      "Christiane ist eine Verwandte und da ich ihr einziger Halt bin, fühle ich mich ihr gegenüber verpflichtet. Ich kann sie nicht einfach davonschicken... Das brächte ich nicht übers Herz."

      "Und ich würde es niemals von Ihnen verlangen, Durchlaucht."

      "Ich sehe, dass Sie mich verstehen, Susanne." Fürstin Margarethe lächelte matt. "Es wird Zeit, dass wir etwas weniger förmlich miteinander umgehen", erklärte sie.

      "Und nun gehen Sie bitte endlich zum Frühstück. Wilfried wartet sicher schon sehnsüchtig auf Sie..."

      "Das will ich hoffen!", sagte Susanne.

      Fürstin Margarethe trat auf die junge Frau zu und nahm ihre Hand. Sie war eiskalt.

      "Sie müssen mir glauben, dass Wilfried niemals dazu im Stande wäre, einen Mord zu begehen."

      "Ich habe an diese Möglichkeit nicht einen einzigen Gedanken verschwendet", hörte Susanne sich selbst sagen. Es war eine glatte Lüge. In ihr herrschte in Wahrheit ein unerbittlicher Kampf, dessen Sieger noch keineswegs feststand.

      "Es freut mich, dass Sie das sagen, Susanne", hörte sie die Stimme der Fürstin. "Es freut mich vor allem auch für meinen Sohn. Er braucht in seiner Position, eine Partnerin der er absolut vertrauen kann. Eine, die zu ihm hält, auch wenn es mal ein bisschen stürmisch wird."

      "Und da halten Sie mich für die Richtige?"

      "Ich glaube schon, Susanne..."

      Susannes Lächeln wirkte ein wenig verkrampft. Die Fürstin würde unter allen Umständen zu ihrem Sohn halten, dachte sie.

      Aber war das verwunderlich? Die junge Baroness fragte sich, wie weit die Treue der Fürstin zu ihrem Sohn wohl gehen mochte...

      13

      Als Susanne den Salon erreichte, wartete Wilfried dort noch immer. Er begrüßte sie liebevoll und ohne ein Wort über ihre Verspätung zu verlieren. Sie stellte fest, dass er mit Rücksicht auf sie, noch nicht mit dem Essen begonnen hatte.

      Wilfried trug bereits einen engsitzenden Reiteranzug.

      Er musterte Susanne mit skeptischem Blick.

      "Was ist?", fragte Susanne. "Gefalle ich dir etwa nicht?"

      Ein sympathisches Lächeln umspielte seine Lippen, während er erwiderte: "Natürlich gefällst du mir... Das Kleid steht dir hervorragend, aber..."

      Susanne hob die Augenbrauen.

      "Aber was?"

      "Es scheint, als ob du mir durch die Blume zu verstehen geben wolltest, dass dir unser Reitausflug heute nicht passt!"

      "Du meinst, weil ich noch nicht entsprechen angezogen bin?"

      Susanne war perplex, wie genau er sie beobachtete. Sie musste unwillkürlich lächeln.

      Wilfried beugte sich etwas vor. Er schien überhaupt nicht ungehalten darüber zu sein. "Vergessen wir den Ausritt, Susanne. Wir können ihn jederzeit nachholen - oder auch nicht. Ganz wie du willst."

      Er nahm zärtlich ihre Hand. Das Timbre seiner Stimme hatte einen vibrierenden Klang. Wie sensibel er ist, dachte Susanne ergriffen. Und in diesem Moment erschienen ihr Christianes Verdächtigungen um so absurder.

      "Ich habe nichts gegen einen Ausritt", sagte die junge Baroness dann. "Auch wenn ich allenfalls eine mittelmäßige Reiterin bin!"

      "Ich habe nicht vor, ein Turnier zu veranstalten", lächelte Wilfried.

      "Dafür wäre ich auch sicher nicht die Richtige. Meine ältere Schwester Verena war immer diejenige bei uns, die sich für Pferde interessierte. Sie ist oft mit einem Vater ausgeritten. Da spielten Wind und Wetter keine Rolle... Aber ich denke nicht, dass ich aus dem Sattel fallen werde!"

      "Dann wäre es mir ein Vergnügen, dich aufzufangen... Wenn du keine passenden Sachen dabeihaben solltest, so haben wir hier auf Schloss Eichenbach gewiss etwas Passendes..."

      "Nein, das ist kein Problem", erwiderte Susanne. Dann sah sie Wilfried einige Augenblicke lang nachdenklich an. Ihre Lippen waren halb geöffnet, so als wollte sie noch etwas sagen. Wilfried erwiderte diesen Blick.

      "Was ist?", fragte er. "Hast du noch etwas auf dem Herzen?"

      Ich muss mehr wissen, dachte sie. Mehr über Lisa Reindorf und die Dinge, die damals geschehen sind.

      Aber Susanne zögerte, Wilfried jetzt darauf anzusprechen.

      Es ist vielleicht nicht der richtige Moment, entschied sie.

      Und so sah sie ihn nur lächelnd an.

      "Es ist nichts", behauptete sie.

      Alles hätte so schön und harmonisch sein können, ging es ihr währenddessen durch den Kopf. Warum musste dieser düstere Schatten der Ungewissheit auch gerade über ihrem Leben und ihrem Glück liegen?

      Eine Stunde später half Wilfried ihr auf den Rücken eines ruhigen Apfelschimmels, den der Stallbursche für


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