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Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte. Pete HackettЧитать онлайн книгу.

Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte - Pete Hackett


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Raubkatze zu verwandeln. Das Feuer der Auflehnung, der Selbsterhaltungstrieb und der Gedanke an die eigene Unschuld ließ Harrison alle Bedenken über Bord werfen. Er stieß sich ab, hechtete in das Gestrüpp, Dornen zerkratzen sein Gesicht und seine Hände, ein Schuss krachte, ein zweiter ...

      „Aufhören!“, brüllte einer erschreckt. „Um ein Haar hätte mich die Kugel getroffen! Verdammt, hört auf, blindlings herumzuballern!“

      Harrison robbte durch die Büsche, als säße ihm der Leibhaftige im Nacken. Er achtete nicht darauf, dass er sich Hände, Knie und Gesicht blutig riss, dass zurückschnellende Zweige verrieten, wo er sich befand. Sein ganzes Bestreben war nur darauf ausgerichtet, den Fluss zu erreichen. Nur im Fluss konnte er ihnen entkommen.

      Um ihn herum war die Nacht voll von den typischen Geräuschen, die ein halbes Dutzend Männer verursachen, die durch dichtes Zweiggespinst eine Hetzjagd veranstalteten. Trockene Äste zerbrachen unter harten Stiefelsohlen, Sporen klirrten, Blattwerk raschelte.

      Der Fluss lag vor Harrison. Ein Stück weiter oben brach in diesem Moment einer seiner Häscher aus dem Gebüsch. Geduckt stand er da, in seine, Harrisons, Richtung starrend. Harrison visierte ihn kurz an und drückte ab. Das rechte Bein wurde dem Burschen vom Boden weggerissen, er stürzte und brüllte Schmerz und Schreck hinaus.

      Harrison schnellte hoch, überwand mit einem Satz den schmalen Ufersaum und stürzte sich kopfüber ins Wasser. Es schlug über ihm zusammen. Die Stiefel rutschten von seiner Schulter und versanken. Alle Geräusche, die ihn bisher umgaben, waren wie abgeschnitten. In seinen Ohren war nur noch das Brausen der Fluten. Harrison glitt unter der Wasseroberfläche dahin. Er war ein ziemlich guter Schwimmer. Die Strömung ergriff ihn, und er wusste, dass er sich in der Flussmitte befand.

      Er musste auftauchen. Wie der Überdruck aus einem Dampfkessel entwich die verbrauchte Luft seinen strapazierten Lungen. Der Druck, der sich in seinem Kopf zu bilden begonnen hatte, ließ nach. Nach wie vor hielt er das Gewehr in der Hand. Sein suchender Blick glitt über das Ufer. Wie eine schwarze, undurchdringliche Wand mutete das Ufergebüsch an. Die Handvoll Gestalten waren vor dieser Kulisse kaum auszumachen. Dennoch entgingen sie Harrison nicht. Er ahnte, dass sie sich nach ihm die Augen ausschauten.

      Er legte sich auf den Rücken und ließ sich treiben. Doch einer der Kerle am Flussufer schien über den scharfen Blick einer Eule zu verfügen. Er brüllte: „Dort ist er! In der Flussmitte! Er lässt sich von der Strömung flussabwärts tragen.“

      Sie eröffneten das Feuer. Glühender Schmerz durchzuckte Harrison, als eine Kugel seinen Oberschenkel durchschlug. Sekundenlang war er wie betäubt, und in diesem Moment erfasste ihn ein Strudel, wirbelte ihn herum, zog ihn unter Wasser und ließ ihn nicht mehr los. Die Luft wurde ihm knapp. Seine Lungen begannen zu schmerzen, der Kopf drohte ihm zu zerplatzen. Er kämpfte verbissen gegen die unwiderstehliche Kraft an, die ihn unter Wasser drückte, verlor das Gewehr, ruderte verzweifelt mit den Armen, und spürte endlich Untergrund unter den Füßen. Kraftvoll stieß er sich ab. Und aufs Neue durchbrach sein Kopf die Wasseroberfläche. Mit schwindelerregender Vehemenz füllten sich seine Lungen mit frischem Sauerstoff.

      Am Ufer rannten die B.R.-Schießer entlang. Flint Dexter brüllte mit sich über­schlagender Stimme:

      „Schießt, Leute, haltet drauf! Schießt ihn in Stücke!“

      Das Wasser spritzte unter den Einschlägen. Harrison pumpte seine Lungen voll Sauerstoff und ließ sich wieder wegsacken. Die Erkenntnis, dass er ihnen zunächst entkommen war, beflügelte ihn. Weit holten seine Arme aus, die kraftvollen Schwimmstöße und die Strömung brachten ihn schnell flussabwärts.

      Irgendwo, weitab, trieb ihn die Strömung ans flache Ufer. Erschöpft blieb er liegen. Die Finsternis hüllte ihn ein wie ein Mantel. Und seine Ein­samkeit wurde ihm bewusst. Verlo­renheit senkte sich in sein Gemüt, und dazu gesellte sich die Verzweiflung, die dem Wissen entsprang, dass inner­halb weniger Stunden sein bisheriges Leben zerstört worden war. Er folgte dem Fluss nach Südwesten. Zerschun­den, blutend und triefend vor Nässe setzte er mechanisch einen Fuß vor den anderen, die Schusswunde mit beiden Händen umklammernd, den Schmerz verbeißend.

      Bald überfiel Harrison bleierne Er­schöpfung. Sein eingefallenes, von Blutverlusten und Schmerz gezeich­netes Gesicht verzerrte sich. Aber un­ermüdlich kämpfte er sich vorwärts. Die Schübe der Benommenheit ka­men schneller, die Abstände zwi­schen ihnen wurden immer kürzer.

      Wie ein Betrunkener wankte er da­hin. Sie werden nicht ruhen, bis sie dich haben!, durchpeitschte eine un­barmherzige Stimme sein Gehirn. Sie jagen dich, bis sie dich Big John tot vor die Füße legen können. Du bist allein, unbewaffnet, am Ende...

      Er ächzte. Immer wieder knickte das zerschossene Bein unter ihm weg. Die Blutung kam nicht zum Stillstand. Er nahm sein Halstuch ab und schlang es um das Bein. Die Angst, dass er es nicht schaffen könnte, durchrann ihn wie ein Fieberschauer. Seine Kehle war wie ausgedörrt. Er fror erbärmlich. Seine Zähne schlu­gen wie im Schüttelfrost aufeinander.

      Der Fluss gurgelte und rauschte. Harrison lag im Ufersand. Wasser um­spülte seine Beine. Er brauchte Hilfe. Und Hilfe konnte er nur auf der Walker-Ranch erhalten. Anderthalb, vielleicht sogar noch zwei Meilen! Es war aussichtslos. In sei­nem Zustand konnte er diese Entfer­nung nicht mehr bewältigen. Er würde irgendwo umfallen, und wenn er nicht verblutete, würden ihn Big Johns Sattelfalken finden.

      Harrison starrte auf den Fluss. Und dann fasste er einen Ent­schluss: Schwimmen! Nun, wenn er infolge seines Blutverlustes die Besin­nung verlor, dann ertrank er eben. Ein jämmerlicher Tod, aber immer noch gnädiger, als von ihnen abgeknallt zu werden wie ein räudiger Hund oder am Ende eines Lassos elend zugrunde zu gehen.

      In jähem Entschluss erhob er sich. Er watete ins Wasser, verlor den Bo­den unter den Füßen. Die Strömung packte ihn. Er legte sich auf den Rüc­ken, sah weit über sich den Nachthim­mel, ließ sich dahintragen. Neue Hoff­nungen beflügelten seine Gedanken.

      Die dunklen, drohend anmutenden Buschgruppen am Ufer schienen vor­beizuhuschen. Hin und wieder war­fen ihn unvermutete Stromschnellen herum, zerrten tückische Wirbel an ihm, aber mit wenigen kräftigen Ru­derbewegungen der Arme befreite er sich. Der Fluss wurde breiter und ruhi­ger. Harrison schwamm zum Ufer, kroch auf allen vieren die Uferböschung hinauf und ruhte kurze Zeit zwischen den dichten Büschen aus. Dann schlug er sich hindurch. Verschwommen zeichneten sich die Gebäude der Walker-Ranch durch die Dunkelheit ab. Es gab neben dem flachen Wohnhaus einen Pferdestall, einige Schuppen, zwei Stangencor­rals und einen hohen Turm mit einem Windrad beim Brunnen. Das Windrad dreht sich knarrend im Nachtwind.

      Ruhig lagen die Gebäude vor Harrison im silbrigen Mondlicht. Nirgends brannte Licht. Walker und seine Familie schienen zu schlafen. Harrison konnte sich nicht entschließen. Die Ruhe hier kam ihm unecht und trügerisch vor. Schwer hing die Kleidung an ihm. Der Schmerz, den er im Wasser kaum wahrgenommen hatte, kam mit Macht zurück.

      Hatten der Sheriff und der Rest des Aufgebots die Ranch bereits wieder verlassen?

      Er fand keine Antwort auf diese bohrende Frage. Sie konnten ihre Pferde im Stall untergebracht und sich auf der Ranch verschanzt haben. Weit im Norden glaubte Harrison das Pochen von Hufen zu hören. Er war sich nicht sicher. Vielleicht spielten ihm auch die überreizten Sinne einen Streich. Wahrscheinlicher aber war, dass Flint Dexter und seine Revolvercowboys dort oben durch die Nacht ritten, auf der Suche nach ihm, den Entschluss in den Gemütern, ihm ein weiteres Mal keine Chance mehr zu lassen.

      Da schlug Walkers Hund an. Sein wütendes Bellen erfüllte die Nacht. Die Kette, die ihn hielt, rasselte. Harrison staute den Atem. Da erklang auch schon Ben Walkers Stimme: „Bist du da draußen, McQuinn?“

      Harrison schwieg.

      Der Hund gebärdete sich wie verrückt. Mit scharfem Tonfall gebot ihm Walker, still zu sein. Das wütende Gekläffe endete. Drängend rief Walker: „Der Sheriff war hier, Harrison. Wir wissen, was sich zugetragen hat. Wenn du da draußen bist, dann zeig dich. Komm ins Haus.“

      Schwer trug Harrison an seiner Unschlüssigkeit. Unrast ließ sein Herz schneller schlagen. Er war am Ende. Schließlich überwand er sich. „Seid


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