7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter. Pete HackettЧитать онлайн книгу.
Lippen zuckten, seine Nasenflügel vibrierten.
Ich richtete mich auf und heftete den Blick auf Rowan. „Ihr habt es euch selber zuzuschreiben, mein Freund. Wer die Gefahr sucht, der kommt in ihr um. Ein altes Sprichwort, das einer gewissen Wahrheit wohl nicht entbehrt. Steh auf, Rowan, und geselle dich zu deinen Gefährten. Ihr habt sicher Verbandszeug bei euch. Lass dich verbinden, und dann sollen deine Komplizen verschwinden. Wir beide werden uns ein wenig unterhalten.“
Als Rowan zögerte, schnarrte Frank Hastings: „Muss ich dir Beine machen, Halunke?“
Rowan begriff, dass er mit Entgegenkommen nicht rechnen konnte. Ӓchzend und gurgelnd kämpfte er sich auf die Beine, als er stand ging sein Atem rasselnd. Er wankte zu den anderen hin, und es war deutlich, dass jeder Schritt für ihn mit tobenden Schmerzen verbunden war und ihm Überwindung kostete.
Zwanzig Minuten später marschierten seine Kumpane davon. Der Mann mit der Kugel im Rücken hatte die Besinnung verloren.
*
Ich stellte mich vor Stan Rowan hin. Mein Schatten fiel auf ihn. „Okay, Rowan“, begann ich, „du bist mit einer Horde rauer Kerle zu Frank Hastings gekommen, um hier für Furore zu sorgen. Dahingehend hast du keinen Zweifel offen gelassen. Die gesamte Familie Hastings wird vor Gericht gegen dich aussagen. Was das für dich bedeutet, muss ich dir sicher nicht sagen.“
Rowan starrte mich trotzig an.
„Du wirst für eine ganze Reihe von Jahren in den Steinbrüchen von Pinos Altos lebendig begraben sein“, sprach ich weiter. „Und weder Porter Kelly noch Dave Thompson werden einen Finger für dich rühren.“
Ich starrte den Burschen zwingend an und versuchte mit meinem Blick auf ihn Druck auszuüben.
Rowan schürzte die Lippen. „Die PCC hat Verbindungen bis …“
„O verdammt, Marshal!“, rief plötzlich Frank Hastings. „Sehen Sie nach Norden. Da steigt schwarzer Rauch zum Himmel. Sieht aus, als würde dort oben etwas brennen.“
Ich drehte das Gesicht in die beschriebene Richtung. Tatsächlich wölkte dort oben schwarzer Rauch über den Hügeln. Es war mehr Rauch, als dass man seinen Ursprung einem Koch- oder Lagerfeuer zurechnen hätte können. Ich zog die Unterlippe zwischen die Zähne und nagte an ihr. Meine Gedanken rotierten. Mir schwante Schlimmes. Ich wandte mich wieder an Rowan: „Hat Thompson eine zweite Mannschaft losgeschickt?“
Rowan zeigte nur ein spöttisches Grinsen.
Zorn kochte in mir hoch, und eine kaum zu bändigende Ungeduld überkam mich. Dazu gesellte sich Sorge. Der Rauch erhob sich über der Stelle, an der Kane Benbow seinen Planwagen abgestellt hatte, um dort sein Haus zu bauen.
„Fesseln Sie Rowan und bewachen Sie ihn, Hastings“, stieß ich hervor. „Ich kann Ihnen allerdings nicht sagen, wenn ich kommen kann, um ihn abzuholen.“
„Schon gut, Marshal“, rief der Heimstätter. „Ich werde mit Argusaugen über den Halunken wachen.“
Ich beeilte mich. Schließlich erreichte ich mein Pferd und schwang mich in den Sattel. Im gestreckten Galopp ritt ich nach Norden. Und nicht einmal zehn Minuten später sah ich die Bescherung. Der Planwagen Benbows war nur noch ein Haufen glimmender und glühender Trümmer. Die Ochsen lagen tot am Boden. Schafe und Ziegen standen weit verstreut herum, sie meckerten und blökten. Der Schrecken schien den Tieren noch immer in den Gemütern zu stecken.
Kane Benbow saß am Boden. Seine Frau und seine beiden Kinder, ungefähr acht und zehn Jahre alt, befanden sich bei ihm.
Ich ritt hin.
Kane Benbow war kaum wiederzuerkennen. Sein Gesicht war zur Unkenntlichkeit verschwollen, es wies Blutergüsse und Platzwunden auf. Als er mich ansah, war das Blick voll Entsetzen und Verzweiflung.
Ich brauchte nicht zu fragen, was geschehen war.
In meiner Mundhöhle bildete sich ein galliger Geschmack.
Dave Thompson hatte mich hereingelegt. Er hatte mit zeitlicher Verzögerung zwei Mannschaften zum Walnut Creek geschickt. Und während ich dem Quintett folgte, das zu Hastings ritt, kümmerte sich die zweite Crew um Kane Benbow. Hatte man mich beobachtet, als ich die Ranch observierte? Kaum anzunehmen. Wahrscheinlich hatte es Dave Thompson verstanden, meine Vorgehensweise einzuschätzen. Der Vormann Porter Kellys durfte eben nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
„Wohin sind die Schufte geritten?“, fragte ich und gab mir Mühe, den Aufruhr in meinem Innersten unter Kontrolle zu bekommen. Eine dumpfe Glut aus Wut wütete in meinen Eingeweiden. Die niedrige Gesinnung und die Skrupellosigkeit einiger Verantwortlicher auf Seiten der PCC waren erschreckend.
Mrs Benbow, die bleich und verweint aussah, antwortete mit zitternder Stimme: „Nach Norden.“ Ihre Stimme hob sich und noch nicht verarbeitete Panik schwang in ihr mit, als sie hervorstieß: „Großer Gott, Marshal, sie haben Kane am Lasso hinter einem Pferd hergeschleift, und dann haben sie ihn brutal zusammengeschlagen. Einer sagte, dass wir sterben werden, wenn wir übermorgen Mittag noch am Walnut Creek anzutreffen sind. Alles, was wir hatten, ist mit dem Wagen verbrannt. Sogar das Zelt haben sie in die Flammen geworfen. Die Zugtiere haben sie erschossen. Und übermorgen –„ ihre Stimme drohte zu brechen, „- töten sie vielleicht uns.“
„Sie werden euch nicht töten“, sagte ich mit Bestimmtheit im Tonfall. „Und euer Hab und Gut wird euch die Triangle-S ersetzen müssen. Begeben Sie sich zu den Hastings’. Ich muss weiter …“
Nach dem letzten Wort zerrte ich mein Pferd herum und trieb es hart an. Die Sattelwölfe der Triangle-S hatten nur wenige Minuten Vorsprung. Und wenn ich alles aus dem Grulla-Hengst herausholte, was in ihm steckte, konnte ich bei John Cassidy vielleicht noch das Ruder herumreißen und den Schuften heimleuchten.
Die Hufe wirbelten. Die Gegend schien an mir vorbeizufliegen. Die Schatten waren jetzt lang und der Tag neigte sich seinem Ende zu. Ein schwarzer Tag in der Geschichte dieses Landes. Der trommelnde Hufschlag übertönte alle anderen Geräusche. Er würde mich auf weite Entfernung ankündigen.
Die Sorge um John Cassidy und seine Familie peitschte mich vorwärts. An meine eigene Sicherheit dachte ich im Moment nicht. Ich sprengte am Creek entlang. Die untergehende Sonne färbte das Wasser rot.
Plötzlich glaubte ich trotz des Lärms, den mein Vierbeiner produzierte, peitschende Schüsse zu vernehmen. Ich stemmte mich gegen die Zügel, die bremsenden Hufe des Pferdes zogen tiefe Spuren in den Boden. Schließlich stand das Tier. Ich hatte mich nicht geirrt: Der Klang von Schüssen sickerte an mein Gehör, und aus der Heftigkeit, mit der gefeuert wurde, konnte ich schließen, dass dort, wo John Cassidy seine Farm errichten wollte, eine wilde Schießerei stattfand.
Ich ruckte im Sattel und drohte vor Anspannung und Ungeduld zu zerspringen. „Lauf!“ Der Grulla-Hengst streckte sich. Schließlich jagte ich durch eine Bodenfalte, einen nicht sehr steilen Abhang hinauf und vor meinem Blick lag die Ebene, die sich John Cassidy als Standort für seine Farm ausgesucht hatte und die beim Walnut Creek endete. Vor dem Ufergebüsch sah ich den Prärieschoner stehen. In den Corrals rannten die Nutztiere voll Erregung hin und her. John Cassidy und sein achtzehnjähriger Sohn waren es wohl, die sich verbissen verteidigten. Sie lagen unter dem Fuhrwerk im hohen Gras, und immer wieder sah ich es bei ihnen aufblitzen. Kleine Pulverdampfwolken schwebten vor dem Wagen in der klaren Abendluft.
Von Cassidys Gattin und seinen beiden jüngeren Söhnen sah ich nichts. Ich vermutete, dass sie auf dem Wagen hinter der Bordwand Schutz gesucht hatten, vielleicht hatten sie sich auch im Ufergebüsch versteckt.
Sehr schnell fand ich heraus, dass fünf Schützen von der Triangle-S dem Farmer und seinem halbwüchsigen Jungen einheizten. Und drei der Kerle konnte ich sogar sehen. Sie hatten sich hinter Felsbrocken und dichten Sträuchern verschanzt und feuerten wie auf dem Schießstand. Es knallte in schneller Folge.
Die Schufte hatten mich noch nicht bemerkt, denn sie wandten mir den Rücken zu. Das war der Augenblick, da wieder der Zorn in mir hoch kochte - jäh und wild wie eine Sturmwoge. Meine Entschlossenheit, es ihnen zu geben, war geradezu