Western Ferien Sammelban 9018 - 9 Romane um Gunfighter und Helden. Pete HackettЧитать онлайн книгу.
es mit brutalen Kerlen zu tun, die einem toten Halbindianer keine Träne nachweinen.“
„Das ist nicht so schlimm. Ich werde ihnen das Heulen schon beibringen.“ Er nickte kurz zurück. Dann begaben wir uns beide auf die Suche nach den Verbrechern.
Ich fixierte die Reisenden genau und doch möglichst unauffällig. So mancher fiel mir auf, der bestimmt kein reines Gewissen hatte. Doch diese Burschen interessierten mich nicht.
Wenigstens kannten wir einen Namen: Ben Hillary. Er war der Anführer und wahrscheinlich der Gefährlichste der Bande. Um wie viele Männer es sich handelte, konnten wir nur raten. Sicher waren es mehr als nur zwei. Wir mussten also auf der Hut sein. Wenn die Kerle erst mal witterten, dass wir hinter ihnen her waren, würden sie uns das womöglich übelnehmen.
Ich turnte von der hinteren Plattform meines Waggons in halsbrecherischer Manier auf die folgende Plattform. Da sich die beiden Ebenen tückisch gegeneinander verschoben, trat ich um ein Haar ins Leere. Ich musste noch besser achtgeben. Hier konnte leicht ein Unglück passieren. Der Zug raste in einem Höllentempo durch die hereinbrechende Nacht. Das Licht war nicht mehr besonders gut. Aufzuckende Schatten riefen Täuschungen hervor, die dazu verleiteten, einen Fehlgriff zu tun. Derartige Übergänge von einem Waggon zum nächsten standen mir noch eine ganze Reihe bevor. Normalerweise fiel es auch keinem vernünftigen Menschen ein, während der Fahrt auf diese Weise seinen Platz zu wechseln.
Im nächsten und übernächsten Waggon setzte ich meine Suche ergebnislos fort. Müde Gesichter starrten mich an. In einer Ecke kauerten ein paar schmuddlige Gestalten, die sich die Zeit mit Kartenspielen vertrieben. Ich sah sie mir genauer an. Nein, solche armseligen Figuren hatten nicht das fragwürdige Format für einen derartigen Streich. Dazu gehörten abgebrühte, eiskalte Banditen, denen der Gesetzesbruch das tägliche Brot war.
Die Leute, die wir suchten, scheuten sich nicht, ihre Gegner von hinten abzuknallen. Sie hatten es bei mir bereits versucht. Zum Glück hatte der Bursche es nicht überlebt.
Doch welche Chancen hatten wir hier im engen Zug, wenn wir unversehens den Killern gegenüberstanden?
8
Carlo Janos war es gelungen, den Campesinos neuen Mut einzuflößen. Sie hatten nun wieder eine Aufgabe, an der sie sich aufrichten konnten. Der Gedanke an eine neue Heimat, die ihnen schon bald gehören sollte, verdrängte die quälenden Schuldgefühle, mit denen sie sich herumschlugen, seit sie in Tinayas Altas das erste Kleidungsstück, das ihnen nicht gehörte, von der Wäscheleine rissen.
Jetzt am Abend ließ sich über alles besser reden als tagsüber unter der sengenden Sonne. Der Abend hatte etwas Friedliches, und sie liebten nichts so sehr wie den Frieden und die Ruhe.
Sie hatten ein Tal gefunden, das wohl nicht geeignet war, um ihnen eine neue Heimat zu bieten, in dem sie aber wenigstens ungestört die Nacht verbringen wollten. Hier in der öden Einsamkeit würde sie niemand suchen. Außerdem hatte Carlo Janos die Auffassung verbreitet, dass man ihnen schon längst gefolgt wäre, wenn sich wirklich von den Beraubten oder deren Marshals jemand mit ihnen hätte anlegen wollen.
„Sie wagen nicht, uns zu folgen“, hatte er gesagt. „Und wenn sie es doch tun, werden sie wieder Prügel beziehen.“
Natürlich waren sie entschlossen, sich gegebenenfalls mit ihren Knüppeln und den wenigen Gewehren, über die sie verfügten, zu verteidigen, aber es war ihnen doch lieber, wenn die Gringos sie in Ruhe ließen. Sie würden auch nie mehr stehlen oder sonst etwas Verbotenes tun.
Die Frauen hatten ein kleines Feuer angezündet, während die Männer in einiger Entfernung begannen, einfache Zelte aufzuschlagen. Anna, die hübsche Frau von Pablo Santos, begann sogar ein mexikanisches Volkslied zu singen. Von den wilden, zerklüfteten Bergen war darin die Rede und von den weiten Ebenen, in denen die Freiheit ihre Hütten baut. Die Frau zerdrückte verstohlen ein paar Tränen.
Maja trat zu ihr.
„Du musst nicht mehr weinen, Anna“, flüsterte sie tröstend. „Jetzt wird alles wieder gut. Carlo hat es gesagt.“
Anna sah die Jüngere bewundernd an. Woher nahm sie nur die Kraft? Sollte sie sich beschämen lassen? Hatte sie etwa mehr verloren als alle anderen?
Gemeinsam gingen sie zu den übrigen Frauen, die bei den Kindern saßen und warteten, dass das Lager für die Kleinsten fertig wurde. Die allgemeine Stimmung war zuversichtlich. Die bedürfnislosen Campesinos sahen erleichtert einer Nacht entgegen, in der sie ruhig schlafen würden, beschützt von der Santa Maria und den unwegsamen Felsen, die einen schwer zugänglichen Wall um ihr ärmliches Lager legten.
Doch sie ahnten nicht, dass gerade in diesen Felsen das Verderben lauerte. Die Berge, die sie schützen sollten, wurden zum niederträchtigen Verräter.
Die raubeinigen Männer, die sich an die kahlen Felsen drängten, bewegten sich wesentlich vorsichtiger als die harmlosen Bauern, und sie fanden noch ihren Spaß an deren Ahnungslosigkeit.
„Sie führen sich wie die Kinder auf“, stellte Fred Steel amüsiert fest. „Sie singen und haben ihr Lager weit auseinandergezogen.“
„Die Hauptsache ist, dass sie keine Wachen aufgestellt haben“, raunte Maxwell Hook. „Wie kann man nur so beschränkt sein? Die Gegend ist wild und unbekannt für sie, aber, sie benehmen sich, als säßen sie zu Hause hinter ihrem Herd.“
„Typisches Bauernvolk“, sagte Henry Carter verächtlich und schob sein kantiges Kinn vor. „Unsereins würde sich da anders verhalten, aber die fordern ja einen Überfall geradezu heraus.“
„Geht es jetzt los?“, fragte John Millis ungeduldig. Ihn interessierte nicht, ob sich die Campesinos richtig oder unvorsichtig verhielten, er wollte endlich zuschlagen. Hinter seiner niedrigen Stirn hatte nur ein Gedanke Platz, und der hieß: Gewalt.
Der Boss der Waffenschmuggler bremste ihn.
„Nicht so hitzig, John! Du kriegst schon noch deinen Spaß. Die Burschen erleichtern uns unseren Plan zwar außerordentlich. Trotzdem ist es nicht nötig, dass wir in eine ihrer Kugeln rennen, falls es doch einem einfällt, nach der Knarre zu greifen.“
„Dann füllen wir den Burschen eben mit Blei.“ John Millis war schnell fertig. Komplizierte Überlegungen und Kombinationen waren nicht sein Fall. Bei ihm musste sich was rühren, nur dann fühlte er sich so richtig wohl.
„Du hast heute nicht deinen besten Tag“, sagte Maxwell Hook unzufrieden. „Weißt du nicht mehr, was wir abgesprochen haben?“
„Klar! Wir wollen das Gesindel mit über die Grenze nehmen.“
„Stimmt! Es ist zwar völlig egal, ob dabei ein paar von ihnen draufgehen, aber vorher müssen sie noch für uns arbeiten. Sterben werden sie noch früh genug. Notfalls sorgt ihr eigener Gouverneur dafür.“ Sein grobknochiges Gesicht füllte sich mit Hohn. Der behaarte Bandit sah in den vom Schicksal gebeutelten Mexikanern nichts weiter als Spielsteine, die er für seine Zwecke benutzen und nach Belieben hin und her schieben konnte.
Al Burn strich sich gelangweilt über seinen Schnurrbart.
„Ein paar knackige Weiber haben sie dabei. Ein Jammer, dass sie diese Fetzen tragen.“
Fred Steel grinste und leckte sich die Lippen.
„Das kannst du ja ändern, Al. Aber wahrscheinlich sind sie dir zu dreckig.“
„Das kannst du laut sagen. Meinst du, ich gebe mich mit solchen mexikanischen Schlampen ab? Die schreien doch bloß gleich und fangen zu beten an. Mit denen hat man keinen Spaß.“
„Haltet jetzt euer Maul!“, fuhr Maxwell Hook seine Männer an. „Ihr schreit, dass man es bis Mexiko hinüberhört. Wollt ihr, dass sie uns bemerken? Die Kerle da unten sind noch mit ihren Zelten beschäftigt. Ich denke, jetzt ist der geeignete Moment. Al und Fred, ihr passt auf, dass die Burschen vernünftig bleiben. Wir anderen schnappen uns die Weiber. Die Dürre dort mit den Zöpfen scheint zu ihrem Anführer zu gehören.