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Shinobi - Der Weg der Schatten. Danny SeelЧитать онлайн книгу.

Shinobi - Der Weg der Schatten - Danny Seel


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fügte er hinzu. „Hättet Ihr noch viel zu tun?“

      Yujiro schüttelte den Kopf. „Ich werde nur noch bis zum Sonnenuntergang arbeiten. Ich habe nicht mehr viel zu erledigen.“

      „Dann erwarte ich Sie in meinem Haus. Kommt, sobald Sie mit der Feldarbeit fertig sind.“

      Kiyonori zeigte sein Einverständnis. „Dann sehen wir uns in etwa einer Stunde.“

      Sawada nickte zum Abschied und entfernte sich. In der folgenden Zeit vor dem Sonnenuntergang konnte sich Yujiro gar nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren. Sawada wollte ihn sprechen? Was hatte er vor?

      Seine Aufregung wurde größer und ging allmählich in Nervosität über. Als er mit seiner Arbeit fertig wurde, hatte er den starken Drang seiner Gewohnheit nachzugehen und ein Bad zu nehmen. Er verstaute die Sichel in seinem Obi und rieb sich den Arm, wobei sich sein Gesicht zu einer Grimasse verzog, sobald er seinen Gestank wahrnahm. Am liebsten würde er sich zuvor waschen, doch ein Befehl war ein Befehl. Schleunigst verabschiedete er sich von seinen Kameraden und machte sich Richtung Sawadas Haus auf.

      Als er dort ankam, klopfte er an die Eingangstür.

      „Entschuldigung, dürfte ich hereinkommen?“, fragte er langsam.

      „Kommt herein“, antwortete ihm jemand.

      Er schob die Tür auf und trat ins Haus. Sein Blick fiel auf einen Irori mitten im Zimmer, über dem ein Wasserkessel kochte. Sawada saß rechts von der Feuerstelle und trank Tee. Sie begrüßten sich und Yujiro kniete sich eine Armlänge von dem Chūnin entfernt hin.

      „Möchten Sie Sencha?“, fragte der Letztere und deutete auf den Grüntee.

      Kiyonori verneinte höflich, doch als Sawada darauf bestand, gab er schließlich nach und der Alte schenkte ihm den Tee aus dem Kessel in eine Tasse ein. Es folgte Schweigen, bei dem jeder seinen Sencha genoss, bis Yujiro die drückende Stille nicht mehr aushalten konnte und ein Gespräch über das Wetter anfing. Nach einigen förmlichen Konversationen über dies und jenes stellte Kiyonori indirekt die Frage, die ihn schon seit Anfang an beschäftigte.

      „Ich nehme an, dass diese Einladung nicht ausschließlich auf Ihrer Gastfreundschaft beruht …“

      „Tatsächlich nicht“, antwortete ihm der Chūnin und nahm noch einen Schluck von seinem Tee. Gelassen atmete er durch. „Ich habe einen kleinen Auftrag für Sie. Es gibt etwas, das Ihr für mich tun müsst.“

      Sawada hielt einen Moment inne. Widerwillig nahm Yujiro die Mattheit seines ehemaligen Lehrmeisters wahr. Seine Tage schienen sich ihrem Ende zu nahen; man konnte dies am Zustand des Alten deutlich erkennen.

      Der Chūnin bemerkte diese Besorgnis und räusperte sich. „Ich weiß, was Sie jetzt denken und ich muss Ihnen zugeben, dass ich glaube, dass ich diese Welt bald verlassen werde.“

      „Bitte, Sawada-san, sagt mir, dass Ihr es nicht ernst meint.“

      Der Chūnin warf seinem Schüler einen betrübten Blick zu. „Ich befürchte es.“

      Yujiro senkte den Kopf und seufzte bekümmert. Seinen Lehrmeister zu verlieren – den Mann, der ihn schon seit seiner Kindheit trainiert hatte … es wäre ein großer Verlust für ihn.

      „Kiyonori-san, ich habe Sie nicht gerufen, um über meine Gesundheit zu reden“, versuchte Sawada wieder auf das Hauptthema zurückzukommen. „Ihre Mission lautet eine Schriftrolle an meinen Vetter, der im benachbarten Dorf des Sawada-Clans lebt, zu überbringen. Er heißt Sawada Chiharu … ach ja … übrigens ist er auch ein Chūnin.“

      Yujiro hob wissbegierig eine Augenbraue. Also war sein vorheriger Lehrmeister tatsächlich aus dem Sawada-Clan gewesen. Er hatte sich immer nach dem Grund gefragt, was ihn dazu gebracht hatte, sich den Momochi anzuschließen, doch er wusste, dass es unhöflich wäre, ihn darüber zu fragen.

      „Ich möchte, dass keiner außer ihm von der Existenz dieser Schriftrolle erfährt. Deshalb müsst Ihr sie versteckt halten, ist das klar?“

      Kiyonori nickte und verbeugte sich.

      „Haltet euch bereit“, fuhr der Chūnin fort. „Morgen werde ich sie Ihnen überreichen. Treffen Sie mich, während ich die Kinder in Ninjutsu unterrichte.“

      Er sah Yujiro kurz an, um sich zu vergewissern, dass er alles verstanden hatte. Der Letztere drückte seinen Diensteifer mithilfe einer Verbeugung aus.

      „Ich werde alles tun, was Sie mir aufgetragen haben, Sawada-san.“

      Der Chūnin nickte mit einem schwachen Lächeln und die beiden standen auf; Kiyonori, um wegzugehen, und Sawada, um ihn bis zur Tür zu begleiten. Mit gemischten Gefühlen verließ Yujiro das Haus. Traurigkeit über den Zustand seines ehemaligen Lehrmeisters, Aufregung über den Auftrag und Begeisterung über das Ungewisse, das ihn am folgenden Tag begleiten würde, beschäftigten ihn sehr. Doch das stärkste Gefühl war der Kummer.

       12. Eindringlinge

      Besorgt ging Yujiro mit langsamen Schritten heim. Sawada war ihm nach all den Jahren wie ein Vater geworden. Zum zweiten Mal seinen „Vater“ zu verlieren, wäre für ihn sehr schwierig.

      In Gedanken versunken trabte er an Tanbas Haus vorbei. Die Nacht, die so schnell angebrochen war, sah genauso düster aus, wie Kiyonoris innerer Zustand. Er hatte das Gefühl in der Dunkelheit zu irren.

      Ein plötzliches Geräusch ließ ihn hochschrecken. Er lauschte genauer. Es hörte sich nach einem Kampf an … und es kam aus dem Haus des Jōnin.

      Er schnappte nach Luft. „Momochi-sama!“

      Ohne zu zögern, rannte er in die Richtung des Gebäudes und konnte das Klirren von Schwertern sowie Kampfgeschrei vernehmen. Die Eingangstür stand offen. Er schoss hindurch und blieb unvermittelt stehen. Vor ihm lag die Leiche eines Mannes, wahrscheinlich einer Wache oder eines Gastes aus einem anderen Dorf, da jeder Jōnin die Pflicht hatte, Besucher zu empfangen, die in sein Dorf kamen. Die Blutlache, die sich um dem Körper herum gebildet hatte, verschmolz mit dem Reiswein, den dieser verschüttet hatte.

      Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, riss Kiyonori die einzige Waffe, die er dabeihatte – ein Tantō – aus seinem Obi. Er rannte weiter, bis er ins Zimmer gelangte, aus dem das Geschrei kam.

      Vor sich erblickte er Tanba, der sich in einem blutbefleckten Kimono mit einem Ninjatō und einem Messer gleichzeitig gegen zwei Männer verteidigte, die Yujiro noch nie zuvor in Nabari gesehen hatte. Diese beiden hatten den Clan-Anführer von zwei Seiten umzingelt. Einer der Eindringlinge schwang sein Schwert auf den Kopf des Jōnin zu. Dieser parierte den Hieb mit einem wütenden Aufschrei und konterte.

      Doch bevor er seinen Stoß beenden konnte, stach der andere Unbekannte nach ihm von der entgegengesetzten Seite. Momochi blockierte den zweiten Angriff knapp mit seinem Tantō und trat seinem Gegner in den Bauch. Dieser taumelte von der unerwarteten Attacke rückwärts, blieb jedoch auf den Beinen.

      Plötzlich sprang Tanba in die Luft, wobei er einem Schwertstoß auswich und dem schwankenden Angreifer einen Seitwärtstritt in die Brust versetzte. Der Eindringling flog gegen die Papierwand, die wegen seines Gewichts sofort zerriss und fiel schreiend durch sie in ein Nebenzimmer hindurch. Der andere Unbekannte, nutzte diesen Moment und raste blitzschnell mit seinem Schwert auf den Jōnin zu. Schlagartig wurde es dem Letzteren bewusst, dass er nicht mehr genügend Zeit hatte, um der Attacke auszuweichen.

      Mit einem verzweifelten Versuch, nicht durchlöchert zu werden, sprang er zur Seite. Der Eindringling schnitt seinem Gegner ein Stück seines Kimono ab, als er dessen Haut mit seiner Klinge streifte. Dabei rammte er sein Schwert in den hölzernen Wandpfosten. Er versuchte die Waffe herauszuziehen, doch Momochi schlug ihm mit ganzer Kraft auf den Kopf. Besinnungslos krachte der Körper des Unglücklichen zu Boden. Mit schwerem Atem stand Tanba da und versuchte sich innerlich zu fassen.

      Plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung, zerriss die Papierwand hinter ihm und der Fremde, der kurz zuvor aus dem Zimmer befördert wurde, warf sich mit seinem Schwert auf ihn.


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