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SoKo Heidefieber. Gerhard HenschelЧитать онлайн книгу.

SoKo Heidefieber - Gerhard Henschel


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Obwohl der Krimi »Reimt Crime sich auf Burg Rabenstein?« ganz gut besprochen worden war. Zumindest in der Ostpresse. »Ein Krimi der Extraklasse«, hatte die Thüringer Allgemeine geschrieben, und im Döbelner Anzeiger war Druschke sogar als »brandenburgischer Erbe von Sir Arthur Conan Doyle« gewürdigt worden.

      Der Eichenstamm kam näher. Wie viele Meter mochten es noch sein, die ihn von Druschkes Stirnbein trennten? Zehn? Fünfzehn?

      Eigenartig, dachte Druschke, daß das so lange dauert, aber dann ging es plötzlich ganz schnell, und aus seiner vom Eichenstamm zerschmetterten Schädelkalotte flog fast alles heraus, was sich vorher darin befunden hatte.

      Viel war es nicht.

      »Okay«, sagte Bennatz Neuß. »Sie setzen mich auf der Festung Ehrenbreitstein aus, der Täter hetzt mir einen Rottweiler auf den Hals, und dann verhaften Sie sowohl den Täter als auch den Rottweiler. Hab ich das soweit richtig verstanden?«

      Gerold und die Fischerin wechselten einen kurzen Blick. Sie hatten schon gemerkt, daß Neuß kein Dummkopf war, obwohl seine Wohnzimmereinrichtung auf jemanden schließen ließ, der den Verstand verloren hatte: eine mit Ornamenten verzierte Schrankwand aus dem Paläozoikum, Brokatvorhänge mit Schmetterlingsmuster, Gardinentroddeln mit golddurchwirkten Quasten, ein Hirschgeweih, ein Dutzend Zinnteller, Kunstdrucke von Marc Chagalls banalsten Geigerbildern, ein Porzellanpudel in Lebensgröße, ein häßlicher Perserteppich, ein Leuchtkörper in der Form eines Einhorns und drei Lavalampen, in denen bunter Glubber blubberte …

      Auf die Scharfschützen könne man sich hundertprozentig verlassen, sagte Gerold. »Wenn da wirklich ein Rottweiler angetanzt kommt, ist er nach zwei Sekunden tot. Wir werden mit einem Team von mehr als zwanzig Mann zugegen sein. Alles handverlesene Profis. Bei diesem Einsatz sind Sie so sicher wie in Abrahams Schoß. Und außerdem viel sicherer als jetzt. Vielleicht späht der Täter Sie ja bereits aus. Die ganze Sache dient nur Ihrem Schutz!«

      Neuß benagte seine Oberlippe und knetete sein linkes Ohrläppchen mit Zeigefinger und Daumen. Dann verschränkte er die Arme und bekaute auch seine Unterlippe, bis ihm ein Einwand einfiel: »Ich will ja kein Frosch sein, aber wieso fragen Sie eigentlich mich und nicht Waldemar König? Der ist jetzt so oft im Fernsehen zu sehen, daß er dem Mörder wie eine lebende Zielscheibe vorkommen muß!«

      Er will kein Frosch sein, aber aussehen tut er wie ein Breitmaulfrosch, dachte Ute.

      »Herr König ist bei weitem nicht so berühmt wie Sie, Herr Neuß«, sagte Gerold. »Unter den Autoren, die Regionalkrimis schreiben, sind Sie die Nummer eins! Das sieht man doch schon an den Auflagenzahlen …«

      Auch Ute legte sich ins Zeug: »Wenn sich herumspricht, daß wir den Täter mit Ihrer Hilfe gefaßt haben, werden sich diese Zahlen bestimmt noch verhundertfachen. Man wird Sie als Helden feiern. Und Sie gehen nicht das geringste Risiko ein. Sie werden eine kugelsichere Weste tragen sowie Armschutz, Beinschutz und einen Unterleibsschutz aus bruchsicherem Hartplastik.«

      Neuß rang mit sich. Für Ruhm und Reichtum war er empfänglich, aber der Gedanke an den Rottweiler machte ihn nervös.

      »Kennen Sie den Western, in dem Gary Cooper ganz allein einer Verbrecherbande entgegentritt?« fragte Gerold. »Weil alle anderen Männer in der Stadt zu feige dafür sind? Ich habe Ihren Roman gelesen, Herr Neuß, und wenn mich nicht alles täuscht, sind Sie aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Gary Cooper. Oder sollte ich mich irren?«

      Zu Utes Erstaunen verwandelte sich der Breitmaulfrosch Neuß bei diesen Worten zwar nicht gerade in einen Prinzen, aber doch in einen Mann, auf den man zählen konnte, denn er holte tief Luft und sagte: »Also gut. Aber ich verlange drei Dinge: eine Ultraschallpfeife, Pfefferspray und eine Schreckschußpistole.«

      Alle waren auf dem Posten. Kommissar Gerold saß in Zivil an einem Biertisch oben auf der Festung Ehrenbreitstein, gegenüber von Kommissarin Fischer, und stand in Funkverbindung mit dem Sondereinsatzkommando, das von Oberkommissar Ludger Stoltze aus Koblenz geleitet wurde. Im Verborgenen richteten sich fünf Gewehrläufe auf den Parkplatz an der nahegelegenen Greiffenklaustraße und fünf weitere auf das Areal, auf dem Bennatz Neuß seine Runden drehte.

      »Was macht Neuß?« fragte Stoltze, der den Parkplatz überwachte.

      »Geistert zur Brüstung und sieht sich das schöne Rheintal an«, sagte Gerold.

      Durch sein Fernglas nahm Neuß das Reiterdenkmal am Deutschen Eck in Augenschein. Kaiser Wilhelm hoch zu Pferde. Eine in Bronze gegossene Sahnetorte für die Nostalgiker, die der deutsch-französischen Erbfeindschaft nachtrauerten.

      »Siehst du den Fettsack da hinten?« fragte die Fischerin. »Den mit der blauen Windjacke? Der ist mir vorhin schon aufgefallen. Scheint Neuß hinterherzuschleichen.«

      Gerold funkte es weiter: »Verdächtige Person am Felsenweg. Blaue Windjacke. Korpulent.«

      »Darf’s bei Ihnen noch was sein?« fragte die Kellnerin.

      »Ja, zwei Cappuccinos«, sagte Gerold.

      »Nein, zwei Cappuccini«, sagte Ute.

      »Heb dir den Sprachunterricht für ein andermal auf«, sagte Gerold und behielt den Windjackenmann im Auge, der seinerseits den Blick genau auf Bennatz Neuß gerichtet hielt.

      Gerold an alle: »Könnte sein, daß wir ihn haben.«

      Stoltze an Gerold: »Freuen Sie sich nicht zu früh. Wir halten hier die Stellung.«

      Als Neuß auf dem Plateau zum Eingang des Koblenzer Landesmuseums stakste, heftete sich ihm der Windjackenmann an die Fersen. Gut zehn Meter trennten die beiden Männer. Neuß bemerkte es nicht. Er blinzelte, weil ihm Schweißperlen in die Augen liefen, und seine Pulsfrequenz hätte jeden Kardiologen aufhorchen lassen. »Schauen Sie nicht hinter sich«, hatte Kommissar Gerold gesagt. »Starren Sie niemanden an. Schlendern Sie herum und denken Sie an irgendwas Schönes. Essen Sie ein Eis, wenn Ihnen danach ist. Bleiben Sie ganz entspannt!«

      Ganz entspannt! Während man auf den Angriff eines beißwütigen Rottweilers gefaßt sein mußte! Dieser Kommissar hatte gut reden …

      Und was war, wenn der Mörder irgendeine andere Teufelei ausgeheckt hatte? Eine, mit der die Polizei nicht rechnete? Vielleicht schickte er ja eine Killerdrohne los. Oder er ließ einen Schwarm Fledermäuse frei, die Ebolaviren übertrugen. Wozu er fähig war, hatte man schließlich gesehen.

      Vor dem Landesmuseum schwenkte Neuß nach rechts ab und blickte bedrückt in den Himmel. Ein wolkenloser Sommertag. Wie geschaffen für einen Flirt mit dem Tod. Der aus jeder beliebigen Richtung kommen mochte. Zum Beispiel von dort vorn, wo irgendein Heiopei mit fünf Bällen jonglierte. Konnte nicht einer davon eine Handgranate sein? Hatten die Polizisten das einkalkuliert? Und lag tatsächlich ein Säugling in dem Kinderwagen, den der kurzbehoste und scheinbar so friedfertige Daddy da vor sich herschob? Und nicht doch ein Bündel Dynamitstangen?

      Neuß zürnte jedem einzelnen Menschen, der hier seine Freizeit verbrachte. Er wünschte sich weit weg und dachte voller Unbehagen an die Absätze, die er in seinem Roman dem Tod des serbischen Kleinkriminellen Darian Kovač gewidmet hatte:

      Purpurgoldener Sonnenschein glitzerte auf der Mosel und dem treuen Vater Rhein und ließ die altehrwürdige Festung Ehrenbreitstein in ihrer ganzen Pracht erglänzen, als Kovač aus der Seilbahnkabine stieg, um den Kurier vom Juárez-Kartell zu treffen. Als Erkennungszeichen hielt Kovač einen Wimpel des Koblenzer Karnevalsvereins Funken »Rot-Weiß« 1936 e.V. in der Linken. Wenn diese Sache klappte, würde für Kovač ein neues Leben beginnen. Mit den Daten auf dem USB-Stick in seinem Darm konnte er den Mexikanern den kompletten Škaljari-Clan auf dem Silbertablett servieren, und zum Dank würden sie einen reichen Mann aus ihm machen. Gürtelschnallen von Hermès, eine Armbanduhr von Patek Philippe, der Panamera Turbo Executive von Porsche und ein endloser Reigen von Edelnutten rückten damit in greifbare Nähe. Und das für ihn, einen Bauernsohn aus der Provinz Vojvodina, der mit einer Hasenscharte und einer Schilddrüsenunterfunktion auf die Welt gekommen war! Als dreizehntes von vierzehn Kindern!

      Während Kovač auf den Kurier wartete und von der Zukunft träumte, öffneten


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