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SoKo Heidefieber. Gerhard HenschelЧитать онлайн книгу.

SoKo Heidefieber - Gerhard Henschel


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sprang heraus und nahm Kurs auf sein Ziel. Wie ein tödlicher Pfeil flog er dahin. Ein Pfeil aus Fleisch und Blut, der nur eines wollte: die Mission erfüllen. Seine Nase sagte ihm genau, wohin es ging – über die Wiese, an der Falknerei vorbei und direkt auf den jungen Mann zu, der so penetrant nach Rasierwasser roch.

      Kovač sah den Hund nicht kommen und war gänzlich überrumpelt. Die Bisse in den linken Oberschenkel, den linken Arm und die Hüfte hätten sich zur Not noch verarzten lassen, aber als Kovač umfiel, biß der Rottweiler ihm die Gurgel durch und machte dann auch kurzen Prozeß mit dem Gesicht und anderen Teilen des Weichteilgewebes.

      Die Hinterbliebenen entschieden sich für eine Feuerbestattung.

      Hätt’ ich das doch nie geschrieben! dachte Neuß. Der Unterleibsschutz, den man ihm zur Verfügung gestellt hatte, bestand aus Bayflex, einem angeblich kampfhundebißfesten und stark schockabsorbierenden Material, aber allein schon die Vorstellung, daß seine Genitalien in die Nähe der Reißzähne eines Rottweilers kommen könnten, bereitete Neuß erhebliche Kreislaufprobleme.

      »Der schwitzt ja wie ein Truthahn in der Ofenröhre«, sagte Gerold. »Und hatten wir ihm nicht eingetrichtert, daß er schlendern soll? Das ist doch kein Schlendern, was er da macht! Der stelzt durch die Gegend, als ob er erst gestern laufen gelernt hätte!«

      Ute fiel auf, daß sich der Abstand zwischen Neuß und dem Windjackenmann verringerte. »Und jetzt grabbelt dieser Typ in seiner rechten Hosentasche rum …«

      »Due cappucini«, flötete die Kellnerin und stellte zwei Kaffeetassen auf den Tisch. Im selben Moment zog der Windjackenmann irgendein längliches schwarzes Teil aus seiner Hosentasche.

      »Zugriff!« rief Gerold.

      Ein Pärchen, das eben noch selbstvergessen geturtelt hatte, stürzte sich auf den Windjackenmann und stieß ihn nieder.

      »Game over«, sagte Neuß bei der Nachbesprechung im Koblenzer Polizeipräsidium. »Ich bin raus. Diesen Nervenkitzel kann ich kein zweites Mal aushalten. Ich haue ab aus Rheinland-Pfalz. Mich werden Sie so bald nicht wiedersehen!«

      »Wir respektieren das«, erklärte Kommissar Stoltze. Mit seinen grauen Schläfen, seinem gramgebeugten Haupt und seiner zerfurchten Stirn hätte er auch als Fernsehkommissar Furore machen können. »Haben Sie vielen Dank für Ihre Mitwirkung, Herr Neuß. Sie können gehen.«

      Als Bennatz Neuß den Raum verlassen hatte, nahm Stoltze aus seinem Schreibtisch eine Flasche Rémy Martin und drei Gläser heraus, schenkte ein und sagte: »Auf den Schrecken, den wir überstanden haben! Prost!«

      »Prost.«

      »Prost.«

      Bei dem Windjackenmann handelte es sich um den Frankfurter Schnüffler Fred Jockel, der auf die gleiche Idee gekommen war wie die SoKo Heidefieber: Er hatte Neuß für den nächsten Kandidaten auf der Todesliste gehalten und ihn deshalb beschattet. Aus der Hosentasche hatte Jockel nur sein Smartphone herausgezogen.

      »Und wer hat diesen Eierkopf beauftragt?« fragte Ute Fischer.

      »Der Verein der deutschsprachigen Kriminalromanautoren«, sagte Stoltze.

      Gerolds Handy dudelte. »Verzeihung, aber da muß ich rangehen«, sagte er und kehrte zwei Minuten später mit drei Sondermeldungen zurück: »In einem Wald im Fläming haben Spaziergänger die verstümmelte Leiche eines Kriminalromanautors aus Brandenburg gefunden, und Erwin Zapp ist vom Dienst suspendiert und verhaftet worden. Die Kokswimper, die er in der Buddelflasche entdeckt hat, gehört ihm selbst! Die ist dem Esel da reingepurzelt, als er die Flasche untersucht hat. Und wir sollen jetzt nach Jever fahren und nach weiteren Spuren im Mordfall Schepker Ausschau halten. Riesenbusch meint, daß die Kollegen da oben nicht unbedingt die schärfsten Zutaten in der Suppe sind …«

      »Dann grüßen Sie mir mein Jeverland«, sagte Stoltze. »Ich stamme aus Rüstersiel!«

      Im Kiosk an der Autobahnraststätte Siegburg-Ost kaufte Gerold die Bild-Zeitung.

      »Was soll ich mit dem Dreck?« fragte die Fischerin, als er sich wieder ans Steuer gesetzt und ihr die Zeitung hingeworfen hatte.

      »Da steht was über unseren Freund Frank Schulz drin«, sagte er.

      Die Schlagzeilen lauteten:

      Skandal-Auftritt im TV

      Randale-Literat Frank Schulz verhöhnt Mordopfer

      »Die schreiben, daß Schulz die Kritik an seinen Worten als ›albern‹ und ›lächerlich‹ zurückgewiesen habe. Und hier ist ein Foto von der ›luxuriösen Suite‹, die ihm das BKA gebucht haben soll. Die sieht aber eher dürftig aus.«

      »Und weiter?«

      »Der Weiße Ring hat die Geldspende von Schulz abgelehnt. Aus Pietät gegenüber den Mordopfern. Und dann steht hier noch ein offener Brief, den der Kolumnist Franz Josef Wagner an Schulz geschrieben hat, aber dieses Geschmadder lies dir bitte selbst durch. Ich bring das nicht über die Lippen.«

      Die Lektüre der Bild-Rubrik »Post von Wagner« holte Gerold abends im jeverschen Friesenhotel nach:

      Lieber Frank Schulz,

      in Ihrem Wikipedia-Eintrag steht, daß Sie neun Literaturpreise erhalten haben. Sie sind ein Mann des Wortes. Aber haben Sie auch ein Herz? Sie spucken Gift und Galle. Erst heimlich bei der Polizei und jetzt auch noch im Fernsehen. Sie verunglimpfen Tote, die sich nicht mehr wehren können. Wann haben Sie zuletzt gebetet? Ihre Seele ist ein Armenhaus. Ich bete für Sie.

      Herzlichst

      Ihr F.J. Wagner

      »Was für ein Schleimsieder«, sagte Gerold und legte die Zeitung neben sich auf den Nachttisch.

      Ute kam aus dem Bad. Das einzige Kleidungsstück, das sie trug, war ein blaues, um den nassen Schopf geschlungenes Handtuch.

      »Laß mich raten«, sagte Gerold. »Mit diesem Statement möchtest du mir mitteilen, daß du deinen Hunger noch ein Weilchen bezähmen kannst. Hab ich recht?«

      Zwei Tage bevor sein Schädel sich im Buddelschiffmuseum Neuharlingersiel angefunden hatte, war Hobbe Hubertus Schepker zum letzten Mal lebend gesehen worden, und zwar in dem griechischen Restaurant Irodion an der Bahnhofstraße in Jever. Er hatte in der Gesellschaft einer unbekannten Dame einen Bauernsalat und Schweinefiletspitzen mit Pommes frites verspeist und zwei Jever Pilsener getrunken.

      Für dieses Restaurant entschieden sich auch Ute und Gerold. Sie wollten dort der Frage nach der Identität von Schepkers Begleiterin nachgehen, was bislang niemand ernsthaft getan hatte.

      »Idyllisch hier«, sagte Gerold, als er auf dem Hinweg den jeverschen Schloßturm erblickte. »Nettes Örtchen! Braucht sich hinter Uelzen nicht zu verstecken!«

      »Nett« sei nicht so ganz das richtige Wort, sagte Ute. »Die Nazis hatten hier schon bei den letzten Wahlen vor der Machtergreifung die absolute Mehrheit, und im sechzehnten Jahrhundert war die Stadt ein Zankapfel zwischen den ostfriesischen Häuptlingen und der Regentin Maria von Jever. Da ist in einer Tour Blut geflossen …«

      »Woher weißt du das?« fragte Gerold.

      »Ich hab halt meine Hausaufgaben gemacht. Du nicht?«

      Für dieses Tackling werde ich mich noch rächen, dachte er, aber dann irrten seine Gedanken voraus zu der Speisekarte, die er gleich aufschlagen durfte. Und er wurde nicht enttäuscht: Ein Rumpsteak mit gerösteten Zwiebeln und Kräuterbutter nebst einer Folienkartoffel mit Zaziki war genau das, was er brauchte. Ute wählte eine gegrillte Seezunge mit Gemüse und Kartoffelgratin, und sie orderten eine Flasche Weißwein. Alpha Estate. War das Leben nicht schön?

      Nachdem der Wirt die Bestellung aufgenommen hatte, fragten sie ihn nach Schepkers mysteriöser Tischdame.

      Er könne sich nur verschwommen an sie erinnern, sagte er. »Sie war groß und blond und hat Knoblauchbrot mit Tomatenwürfeln gegessen. Und eine Johannisbeerschorle und einen Ramazotti getrunken. Aber sonst? Ich hab den Polizisten hier schon


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