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SoKo Heidefieber. Gerhard HenschelЧитать онлайн книгу.

SoKo Heidefieber - Gerhard Henschel


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werd i Ihna heimzahla!«

      Worauf der Einbrecher erwiderte: »Von mir aus gern. Aber womit? Das letzte Hemd hat keine Taschen, Herr Weindl.«

      Waldemar König bollerte mit der Faust auf den Tisch. »Wenn das so ist, will ich Ihren Vorgesetzten sprechen!«

      »Wie Sie wünschen«, sagte Kommissar Gerold bedächtig. »Der wird Ihnen aber auch keine andere Auskunft erteilen können.«

      »Und warum nicht? Ich schwebe in Lebensgefahr!«

      »Herr König, haben Sie sich mal angesehen, was bei Wikipedia unter dem Stichwort Regionalkrimi steht? Da werden allein für Deutschland mehr als einhundert Autoren verzeichnet! Wenn wir alle diese Schreiberlinge unter Polizeischutz stellen wollten, könnten wir keinen einzigen Fall mehr bearbeiten.«

      »Sparen Sie sich Ihre Schmähungen«, versetzte König. »Ich verlange nur für mich persönlich Polizeischutz! Weil ich besonders stark gefährdet bin. Diese Mordserie hat in der Lüneburger Heide begonnen, und ich bin nun mal der prominenteste lebende Autor von Kriminalromanen, die hier in der Heide spielen!«

      Seine Bartspiralen vibrierten, und Kommissar Gerold fragte sich, ob König wohl schon mal bei einer dieser Bartweltmeisterschaften angetreten war, von denen gelegentlich im Vorabendprogramm berichtet wurde. Mit seinem kunstreich herangezüchteten Monumentalschnäuzer, dachte Gerold, hätte dieser Mann gute Chancen auf einen Vorrundenplatz, und wenn er noch drei oder vier Spiralen mehr aus dem Bart herausquälte, wäre vielleicht sogar das Achtelfinale drin. Ob es wohl Duschhauben für solche Bärte gab? Damit sie nicht ihre Form verloren, während das Haupthaar shampooniert und abgebraust wurde?

      »Hören Sie mir überhaupt zu, Herr Kommissar?«

      »Entschuldigung. Ich war mit meinen Gedanken gerade woanders. Wie gesagt, Sie können sich von meinem Vorgesetzten gern bestätigen lassen, daß Sie mit Ihrem Gesuch bei uns an der falschen Adresse sind. Wenn Sie sich bedroht fühlen, sollten Sie sich an eine private Wachschutzfirma wenden und Bodyguards anheuern. Für eine Celebrity wie Sie dürfte das ja kein Problem sein. Finanziell, meine ich.«

      König riß die Augen weit auf und beugte sich vor. »Damit wir uns recht verstehen, Herr Kommissar«, sagte er. »Ich rede hier nicht von zwei schläfrigen Schupos, die vor meiner Haustür Wache halten sollen. Ich will in Ihr verficktes Zeugenschutzprogramm! Das ist mir der deutsche Rechtsstaat schuldig! Haben Sie irgendeine Ahnung davon, was ich in den letzten fünf Jahren an Steuern gezahlt habe?«

      Den Siegeszug des Adjektivs »verfickt«, dachte Gerold, haben wir vermutlich den schlecht synchronisierten amerikanischen Spielfilmen zu verdanken, in denen alle naselang jemand »fucking« sagt. Und hier stand nun ein Irrer aus Schneverdingen und begehrte ein »verficktes Zeugenschutzprogramm« für sich, obwohl er gar nichts zu bezeugen hatte.

      »Gut«, sagte Gerold. »Ich sehe es ein. Wir nehmen Sie in unser Zeugenschutzprogramm auf. Und Sie haben die freie Wahl. Wohin möchten Sie lieber umziehen? Nach Buxtehude oder nach Rotenburg an der Wümme? Wir können Ihnen in beiden Städten eine neue Identität anbieten. In Buxtehude als Putzmann oder in Rotenburg als Model für lange Unterhosen von Hugo Boss. Wofür entscheiden Sie sich?«

      In dem Blick, den er daraufhin zugeworfen bekam, lag eine Kälte, die dazu ausgereicht hätte, den Gletscherschwund in den Alpen zu bremsen. »Sie werden noch von mir hören«, sagte König. »Ich habe Verbindungen. Bis ganz nach oben!«

      Nachdem er hinausgerauscht war, steckte Kommissarin Fischer den Kopf durch die Tür. »Im BKA bilden sie jetzt eine Sonderkommission, Gerold. Und sie wollen uns dabeihaben.«

      Wenn sich achtzig Polizeibeamte in einem Raum aufhielten, konnte man zwar nicht erwarten, daß es dort nach Veilchenblättern, Adlerholz und Rosenöl duftete, aber der Gestank, der Gerold Gerold und Ute Fischer entgegenschlug, als sie am späten Nachmittag einen Konferenzsaal im Wiesbadener Bundeskriminalamt betraten, bedurfte einer Erklärung. Das sah auch Kriminalhauptkommissar Henning Riesenbusch so, der Leiter der SoKo Heidefieber, die den Morden an Armin Breddeloh, Frieder Lindenthal, Hobbe Hubertus Schepker und Justus Weindl auf den Grund gehen sollte. Riesenbusch, ein bulliger Zweimetermann, dessen Schicksal es war, drei- bis viermal in der Woche auf seine Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Bud Spencer angesprochen zu werden, klatschte in die Hände und bat alle Teilnehmer, sich zu setzen und die Mobiltelefone auszustellen. »Willkommen«, sagte er dann. »Es wird Ihnen aufgefallen sein, daß es hier nach faulen Eiern riecht, und ich kann Ihnen auch sagen, warum. Heute vormittag habe ich mich mit drei Delegierten des Verbandes deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller unterhalten. Sie glauben, daß wir nicht genug unternehmen, um den Mörder ihrer Kollegen zu fassen. Deshalb habe ich die drei Herren in diesen Raum geführt und gesagt: ›Schon in wenigen Stunden wird hier unter meiner Leitung die Crème de la Crème der deutschen Kriminalpolizei zusammentreten und weder rasten noch ruhen, bis der Mann hinter Gittern sitzt.‹ Und da sind einem der Herren zwei Stinkbomben aus der Hosentasche gefallen. Rein zufällig. Er hat sich vielmals dafür entschuldigt und mir gesagt, daß es sonst nicht seine Art sei, solche Gegenstände in der Hosentasche aufzubewahren. Aber wie auch immer: Nehmen wir das Ganze als Ansporn, unsere Arbeit zügig zu erledigen, damit wir hier bald wieder rauskommen. Und damit nicht noch mehr Menschen sterben müssen. Einverstanden?«

      Niemand erhob Einspruch.

      »Gut«, sagte Riesenbusch. »Sie haben sich alle mit den Akten vertraut gemacht und unabhängig voneinander Ihre Schlußfolgerungen gezogen. Jetzt tauschen wir uns aus. Ich bitte Herrn Wiesling nach vorn. Er ist ein operativer Fallanalytiker vom Landeskriminalamt Hessen und hat sich eingehend mit allen vier Mordfällen befaßt.«

      Der Kontrast hätte nicht größer sein können. Nach dem Koloß Riesenbusch wirkte der Profiler Hans-Dietlof Wiesling noch schmächtiger, als er ohnehin schon war. Er eröffnete seinen Vortrag mit den Worten: »Nach meiner Einschätzung ist der Täter männlich, weiß und sozial gut angepaßt, aber beziehungsarm. Er ist zwischen dreißig und fünfundvierzig, verfügt über viel Scharfsinn und eine große körperliche Kraft. Zudem ist er skrupellos, brutal und äußerst eitel. Ich nehme an, daß er sich sehr viel auf die Perfektion seiner Vorgehensweise einbildet und sowohl sich selbst als auch uns damit beweisen will, wie clever er ist …«

      »Als ob wir darauf nicht schon selbst gekommen wären«, sagte Gerold leise, und die Fischerin raunte ihm zu, daß sie Wieslings Fistelstimme maximal noch zwei Minuten lang ertragen könne.

      »Im Unterschied zu anderen Serienmorden«, führte Wiesling weiter aus, »liegt hier bisher keine Cool-off-Periode vor, in der sich der Täter erholt. Er scheint sich sehr gut auf die gesamte Mordserie vorbereitet zu haben. Er plant nicht eine Tat nach der anderen. Er verfolgt eine übergreifende Strategie, und zweifellos ist er noch längst nicht am Ende. Es geht gerade erst los.«

      Von diesem Satz hatte Wiesling sich eine dramatische Wirkung erhofft, doch es war so wie 1997 bei seiner Abiturrede in der Aula des Peter-Härtling-Gymnasiums in Nürtingen: Die Zuhörer gähnten, und als er fertig war, rührte sich keine Hand zum Applaus.

      Auch die anderen Experten rissen niemanden vom Stuhl, denn sie hatten alle nichts Hilfreiches beizutragen. Alle außer Erwin Zapp, einem Forensiker vom Kriminaltechnischen Institut in Berlin, der wie ein Schlagerstar aus den Achtzigern aussah. Oder jedenfalls so wie jemand, der versuchen könnte, den mitteljungen David Hasselhoff zu doubeln. Was Zapp sagte, klang dann aber ganz interessant: Auf dem Boden der Buddelflasche mit dem Kopf von Hobbe Hubertus Schepker habe er eine Wimper gefunden, die womöglich dem Täter zugeordnet werden könne. »Ich möchte Sie nicht mit den Einzelheiten der Laboranalyse langweilen und Ihnen auch keinen Vortrag über Gas-Chromatographie und Massenspektrometrie halten, sondern gleich zum Ergebnis kommen. Wenn diese Wimper von unserem Täter stammt, dann ist er ein Kokser. Soviel ist sicher. Und der Rest dürfte ein Kinderspiel sein«, sagte Zapp und warf der in der zweiten Reihe sitzenden Kommissarin Fischer, mit der man ihn noch nicht bekanntgemacht hatte, ein vielsagendes Lächeln zu.

      Vor der Kaffeepause bat Riesenbusch noch einen Referenten herein, der die SoKo über das Leben der deutschen Kriminalromanschriftsteller informieren sollte: Frank Schulz, einen Autor, der bereits drei Hamburger Regionalkrimis geschrieben hatte. Riesenbusch war ein


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