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SoKo Heidefieber. Gerhard HenschelЧитать онлайн книгу.

SoKo Heidefieber - Gerhard Henschel


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wir noch etwas lernen können. Bitte, Herr Schulz. Erzählen Sie uns was.«

      Schulz, ein athletischer Sixty-something mit John-Lennon-Brille, grauem Seemannsbart und einer eindrucksvollen, bis zum Genick reichenden Denkerstirn, gestand ein, daß er nicht völlig lampenfieberfrei sei. »Als ich das letzte Mal eine Polizeidienststelle von innen gesehen habe, war ich fünfzehn und gerade auf frischer Tat beim Ladendiebstahl ertappt worden. Aber ich glaube, das ist inzwischen verjährt. Auf jeden Fall wäre es mir natürlich eine Ehre, wenn ich irgendwas zur Ergreifung des Täters beitragen könnte. Ich fürchte allerdings, daß Ihre in mich gesetzten Hoffnungen übertrieben sind. Im Grunde bin ich ja nicht mal ein hauptberuflicher Verfasser von Regionalkrimis. Das mach ich nur so nebenher. Und ich weiß auch gar nicht genau, was Sie von mir erwarten. Es wird wohl das Beste sein, wenn Sie mir Fragen stellen. Die werd ich dann so gut wie möglich zu beantworten versuchen …«

      »Mich würde interessieren, ob die Autoren von Regionalkrimis untereinander verdrahtet sind«, sagte Riesenbusch. »Kennt man sich? Liebt man sich? Haßt man sich? Oder ignoriert man sich?«

      Schulz nahm einen Schluck Wasser und kratzte sich am Kopf. »Tja, da muß ich schon passen. Ich selbst bin nur flüchtig mit einer Autorin von Kölner Stadtkrimis bekannt. Wie’s bei den anderen aussieht, weiß ich nicht. Wahrscheinlich laufen sich manche von denen auf der Buchmesse oder auf Krimifestivals über den Weg …«

      »Wie hart ist denn der Konkurrenzkampf unter den Autoren?« fragte Kommissar Gerold.

      »Na ja«, sagte Schulz, »es ist ja kein Geheimnis, daß nur die wenigsten Schriftsteller finanziell auf Rosen gebettet sind. Aber es ist auch nicht so, daß man sich gegenseitig die Butter auf dem Brot mißgönnt. Was die Regionalkrimis angeht, sieht die Sache so aus, daß die Autoren den Markt unter sich aufgeteilt haben. So wie die Mafia. Da gibt’s dann drei oder vier Autoren, die Ostfriesland beackern, während andere sich auf Oberbayern spezialisiert haben und wieder andere aufs Weserbergland, auf Ostwestfalen oder die Sächsische Schweiz und so fort. Und manchmal findet jemand noch irgendwo eine ökologische Nische und macht sich da breit. Ich kann mir schon vorstellen, daß es da auch Futterneid gibt. Aber daß einer von denen tatsächlich Morde begeht, um Konkurrenten aus dem Weg zu räumen, halte ich für ausgeschlossen. Ich kenne zwar ein paar großmäulige Schriftsteller und auch echte Ekelpakete, aber zu Kapitalverbrechen wären selbst die nicht imstande. Das sind alles ganz harmlose Kerlchen. Mich eingeschlossen.«

      »Das sagen sie alle!« rief jemand von hinten, und die Kriminalisten lachten.

      Ein Psycholinguist vom BKA wollte wissen, auf welchen Tätertypus Schulz denn selber tippe.

      »Da fragen Sie mich zuviel«, sagte er. »Aber es liegt ja wohl auf der Hand, daß der Mörder die Romane seiner Opfer nicht sonderlich schätzt. Wenn man zynisch wäre, könnte man die These vertreten, daß wir es hier mit einer Art angewandter Literaturkritik zu tun haben. Dabei brauche ich wohl nicht zu betonen, daß mir für diese Taten jedes Verständnis fehlt. Ich kann nicht mal nachvollziehen, weshalb manche echte Literaturkritiker sich so tierisch über diese Regionalkrimis aufregen …«

      Ute Fischer hätte gern einige Worte mit Frank Schulz gewechselt, aber als sie auf ihn zuging, schob sich Erwin Zapp dazwischen und strahlte sie an.

      »Ah«, sagte sie. »Der Mann mit der Wimper.«

      »Die Freude ist ganz meinerseits«, sagte Zapp. »Ja, das Reich des Bösen wird zusammenbrechen. Not with a bang, but – falls Sie mir dieses kleine Wortspiel gestatten – with a Wimper! Meine Verehrung, Frau Kollegin. Wenn ich korrekt unterrichtet bin, untersuchen Sie den Fall in Bad Bevensen …«

      »Richtig.«

      »Aber eine Wimper haben Sie noch nicht gefunden. Am I right?«

      Die Kommissarin sandte einen hilfesuchenden Blick nach links, wo Gerold Gerold sich mit Henning Riesenbusch und einem Ballistiker vom Kieler Institut für Rechtsmedizin unterhielt.

      »Of course I’m right«, sagte Zapp. »Aber seien Sie nicht traurig. Ich lasse jeden gern an meinem Wissen teilhaben. Mein Lebensmotto lautet: Ich teile gern aus, aber ich teile auch sonst gern. Zum Beispiel meine Freizeit. Darf ich Sie zum Essen einladen? Ich kenne ein spanisches Restaurant, das Sie lieben werden …«

      »Oh, sehr freundlich, aber ich bin schon verabredet.«

      »Hätte ich mir denken können. Bei einer so charmanten Dame wie Ihnen. Darf ich mich vielleicht anschließen? Sie würden es nicht bereuen. Meine Qualitäten als Unterhalter werden allgemein gerühmt.«

      Kein Zweifel: Ute Fischer mußte dieses Spielchen schleunigst beenden. »Das ist eine reizende Idee«, sagte sie, »aber es ist ein Treffen mit meinem Verlobten in einer Liebeszelle der JVA Butzbach. Da würden Sie sich wie das fünfte Rad am Wagen fühlen. Mein Verlobter sitzt ein, weil er einen Nebenbuhler niedergestochen hat. Er ist Sizilianer, müssen Sie wissen. Ziemlich heißblütig. Un he nümmt geen Blatt vöör’t Muul. Nächsten Montag kommt er allerdings frei. Dann können wir ja vielleicht mal zu dritt um die Häuser ziehen …«

      Um diesen Input zu verarbeiten, benötigte Zapp einige Sekunden. Als er seine Fassade wieder unter Kontrolle hatte, drohte er der Kommissarin schelmisch mit dem Zeigefinger und sagte: »Böses Mädchen! Böses, böses Mädchen …«

      Weil er weder Hotelzimmer noch dienstliche Unterkünfte leiden konnte, logierte Gerold Gerold im Haus seiner Schwester Karin Gerold in Bad Soden am Taunus, und dort war auch ein Gästezimmer für Ute Fischer frei. Mit der er sich duzte, seit sie auf der Taxifahrt nach Bad Soden festgestellt hatten, daß sie beide an einer unheilbaren Erwin-Zapp-Allergie litten.

      »Heute gibt’s Bœuf Stroganoff mit Kroketten und grünen Bohnen«, sagte die Gastgeberin, die mit einer dampfenden Schüssel aus der Küche kam. »Und ab morgen müßt ihr euch selbst bekochen. Ich hab eine Woche lang geschäftlich in Montreal zu tun.«

      »Meine Schwester ist Risikomanagerin bei der Deutschen Bank«, sagte Gerold Gerold. »Jettet das ganze Jahr in der Welt herum und kommt fast nie dazu, das Leben in ihrem Traumhaus hier zu genießen. Zweihundertzwanzig Quadratmeter in Bestlage mit Fußbodenheizung und Kachelkamin und im Garten ein Schwimmteich, und das alles für eine alleinstehende Lady, die fast permanent außer Haus ist! Kannst du dir das vorstellen, Ute?«

      »Vorstellen schon. Ich hab in Uelzen ’ne Dreizimmerwohnung mit kaputtem Warmwasserboiler und vier Heizkörpern, in denen Poltergeister wohnen …«

      Karin Gerold reichte ihrem Bruder eine Flasche Sauvignon Blanc. »Mach die mal bitte auf. Und wie geht’s Fabian?«

      »Schwer zu sagen. Wenn er nicht schläft, ist er entweder in der Schule oder mit seinen Ballerspielen beschäftigt, und wenn er mal mit mir zu sprechen geruht, dann nur, um mir sein Taschengeld aus den Rippen zu leiern.«

      »Wer kümmert sich denn jetzt um ihn?«

      »Na, wer schon? Meine Ex.« Er schenkte ein und sprach einen Toast aus: »Auf meine große Schwester, die beste Köchin zwischen Kapstadt und Spitzbergen! Danke, Karin, daß du uns hier so vorzüglich beköstigst!«

      Über den Fall redeten sie erst, als auch der Nachtisch vertilgt war, ein Schokoladensoufflé, nach dessen Konsum Utes gefühltes Eigengewicht neunzig Kilo betrug.

      Gerold öffnete die zweite Flasche Wein. Er habe selten eine solche Ansammlung von Volltrotteln gesehen wie in dieser Sonderkommission, sagte er. »Allen voran Meister Zapp. Ein Ölprinz erster Güte. Als ob er sich in einem Kostümgeschäft ausstaffiert hätte, um möglichst behämmert rüberzukommen. Hat sich sogar einen Brilli ins Ohr geschossen, damit auch ja alle merken, daß er ein Blindgänger ist …«

      »Über diese Mordserie wird heute abend bei Maybrit Illner getalkt«, sagte Karin. »Wollen wir mal reinschauen?«

      Sie nahmen ihre Gläser mit und machten es sich auf der Ledercouch vor dem Fernseher gemütlich. In der Sendung, die bereits in vollem Gange war, ereiferte sich ein ehemaliger Personenschützer über das unzulängliche Gefahrenbewußtsein von Prominenten: »Die geben Autogramme in Möbelmärkten, wo jeder mit einem Revolver reinspazieren kann,


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