Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018. Pete HackettЧитать онлайн книгу.
gegangen, sondern hatte sich stattdessen hinten um das Gebäude herumgeschlichen, um zu verhindern, dass dieser Blaurock sich durch einen Hinterausgang oder ein Loch in der Wand aus dem Staub machen konnte.
Aber so etwas gab es nicht.
Burnett verzog den Mund zu einer triumphierenden Maske.
Der Kerl sitzt in der Falle!, dachte er.
Der erste Schuss fiel.
Dann hörte er ein fürchterliches Getöse und das Geräusch von splitterndem, brechenden Holz.
Er stutzte.
Schwer zu sagen, was da drinnen los war. Erstickte Schreie drangen an seine Ohren. Verdammt, dieser Reilly war ein wahrer Teufel!
Burnett rannte zum Scheuneneingang. In der Hand hielt er seinen Revolver, der Hahn war gespannt.
Als er um die Ecke kam, stutzte er.
Es war Reilly, der da gerade aus der Scheune getreten kam und sich den Staub von den Kleidern klopfte.
Für wenige Augenblicke geschah gar nichts. Beide schienen wie erstarrt, ihre Blicke begegneten sich kurz.
Die Überraschung, die in Burnetts Gesicht stand, war unverkennbar.
Er schien nicht damit gerechnet zu haben, dass der Major noch unter den Lebenden weilen könnte...
Dann spannten sich bei Burnett die Muskeln und Sehnen des rechten Armes.
Er riss den Colt ein wenig hoch und feuerte.
Aber Reilly hatte das kommen sehen und sich zu Boden geworfen. Ein weiterer Schuss aus Burnetts Revolver peitschte in den Sand und verfehlte Reilly nur ganz knapp.
Der Major hatte unterdessen seine eigene Waffe herausgerissen und den Hahn gespannt.
Er rollte sich erneut herum und feuerte.
Burnett wurde in den Bauch getroffen, klappte zusammen wie ein Taschenmesser, hielt aber nach wie vor den Griff seiner Waffe fest umklammert.
Es schien, als wäre er wild entschlossen, die Waffe nicht aus den Fingern gleiten zu lassen und wenn möglich noch einen Schuss abzugeben.
Sein Gesicht verzog sich zu einer vom Tod gezeichneten Maske. Das Leben floh aus seinem Körper, aber er schien das nicht wahrhaben zu wollen.
Burnett taumelte.
Er stolperte einen Schritt vorwärts, lehnte sich dann an die Scheunenwand und fing sich wieder etwas. Er versuchte noch einmal, die Waffe zu heben, sie auf Reilly zu richten und abzudrücken.
Aber soweit kam es nicht mehr.
Es war vorher zu Ende und so rutschte Burnett mit erstarrten, unnatürlich geweiteten Augen die Bretterwand hinunter.
26
Reilly nahm sich eines der Pferde, auf denen seine Verfolger herangekommen waren und schwang sich in den Sattel.
Er hatte keine Zeit zu verlieren.
Erstens konnte man nicht wissen, wie schnell es einem von den Kerle gelingen würden, sich aus dem eingestürzten Heuspeicher herauszugraben und zweitens war da immer noch Walker.
Walker war El Tigre und seinetwegen war Reilly hier her, nach Magdalena geritten.
Wenn er Glück hatte, war Walker noch im El Dorado.
Wenn nicht, dann musste er sich etwas anderes ausdenken.
Er trieb dem Tier die Hacken unsanft in die Weichen und preschte im vollen Galopp die Straße entlang. Bis zum El Dorado waren es nur wenige Augenblicke.
Kaum hatte er es erreicht, ließ er sich aus dem Sattel gleiten, machte den Gaul mit einer flüchtigen, instinktiven Bewegung fest und stürmte dann mit gezogenem Revolver durch die Schwingtüren.
Die wenigen Zecher drehten sich verwundert zu ihm herum und runzelten zumeist etwas die Stirn.
Reillys Blick glitt durch den Raum und blieb bei Lisa Maxwell hängen, die nach wie vor ihren Platz hinter der Theke eingenommen hatte.
"Wo ist Walker?"
Es war eine kurze, knappe und unmissverständliche Frage, die da über Reillys Lippen kam. Und sie war ganz offensichtlich an alle gerichtet, die sich im Raum befanden.
"Na, los! Raus damit! Wo ist er?"
Die Zecher wichen Reillys Blick aus. Sie wandten sich ihren Gläsern zu und taten vorzugsweise so, als hätten sie ihn nicht verstanden oder nicht gehört.
Ein paar Augenblicke lang herrschte fast völlige Stille.
Dann antwortete schließlich Lisa.
"Walker ist weggeritten."
Sie hielt den Blick gesenkt und vermied es, ihn offen anzusehen.
"Wohin?"
"Was weiß ich? Zu seiner Hacienda, denke ich. Oder auch woanders hin. Ich kann es Ihnen nicht sagen."
Reilly steckte die Waffe ins Holster zurück und trat zur Theke.
"Können oder wollen Sie es nicht sagen?"
Lisa antworte mit einer Gegenfrage.
"Was haben Sie mit Walker vor, wenn Sie ihn kriegen?" Sie machte eine kurze Pause und setzte dann noch hinzu: "Wollen Sie ihn... umbringen?"
"Nein. Jedenfalls nicht, wenn es nicht sein muss und er mich dazu zwingt."
Sie zuckte mit den Schultern.
"Schade", meinte sie. "Ich hätte nichts dagegen. Und ich weiß, dass es viele in der Stadt gibt, die so denken!"
"Ich will ihn über die Grenze mitnehmen", erklärte Reilly.
"Er soll vor ein Gericht!"
Sie lachte bitter.
"Das wollen Sie wirklich?"
"Ja."
"Er würde mit Ihnen weniger Umstände machen!"
"Ich weiß. Aber ich bin nicht er."
Er bestellte einen Whisky und sie schenkte ihm ein.
Nachdenklich führte das Glas zum Mund. Unterdessen hatten sich die anwesenden Männer wieder ihren eigenen Gesprächen zugewandt, die sie in Spanisch führten. Reilly verstand nicht, was sie sagten.
Seine Gedanken waren im Übrigen auch ganz woanders.
"Wissen Sie, was ich tun würde, wenn ich Sie wäre?", meinte Lisa. "Ich würde mich auf ein Pferd setzen und sehen, dass ich soweit wie möglich von hier wegkomme! Walker ist eine Nummer zu groß für Sie!"
"Das wird sich herausstellen..."
"Sie haben Mut."
"Sie wissen, wo Walkers Hacienda liegt, nicht wahr?"
"Natürlich. Jeder weiß das hier. Sie ist die Größte in der Gegend!"
"Beschreiben Sie mir den Weg, Lisa."
Sie stockte und dann sah sie ihn prüfend an. Sie schien im ersten Moment nicht zu wissen, was sie tun sollte.